Die Blaulichtnomaden - Personalnot im Rettungsdienst

  • Ich kenne den Tenor des Artikel nicht, aber ich wette: Ersetze Notfallsanitäter mit Notarzt, es würde keinen Menschen wundern.


    Wenn jemand mir eine PN senden möchte, um den Artikel zu verstehen: ich wäre dankbar :-)

  • Zitat

    (…)Peter Sefrin, langjähriger Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes, sieht die neuen Wanderarbeiter kritisch. Zwar habe er Verständnis für die Rettungsdienste, Honorarkräfte seien »mittlerweile nicht mehr wegzudenken«. Aber für Patienten sei das nicht immer ein gutes Modell. Sefrin, der als Mitentwickler des modernen Rettungsdienstes in Deutschland gilt, kritisiert, dass Honorarkräfte »die speziellen lokalen Verhältnisse« in einem Gebiet »nicht oder nur ungenügend« kennen würden. Zudem gebe es je nach Region »erhebliche Variationen der praktischen Versorgung von Patienten«, die der Notfallsanitäter nicht unbedingt kenne. In einem Gebiet etwa dürfe der Notfallsanitäter mehr ohne einen Notarzt machen, in einem anderen würden seine Kompetenzen eingeschränkt.

    Auch die gesetzlichen Krankenkassen können dem Einsatz von Wolf und seinen Kollegen nur wenig abgewinnen. »Das System der Leiharbeit im Rettungsdienst, das sowohl Notärzt*innen als auch das Rettungsdienstpersonal umfasst, ist kaum transparent«, heißt es bei der AOK Baden-Württemberg. Der Einsatz von Honorarkräften schaffe »keine zusätzlichen Personalressourcen«, sondern führe »lediglich zu einer Umverteilung der insgesamt nur begrenzt zur Verfügung stehenden Fachkräfte.« Ein nachhaltiger Personalaufbau sei das jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil. Es erscheine »mehr als fraglich, ob Leiharbeit die angespannte Personalsituation in den Rettungsdiensteinrichtungen eher entlastet oder möglicherweise sogar noch weiter verschärft«, heißt es von der größten Krankenkasse Baden-Württembergs. (…)

    😊

  • Interessant finde ich ja, wie sich die Temporärarbeit die letzten Jahrzehnte gewandelt hat.
    Früher hat man in den Zeitarbeitsfirmen oft das Personal wiedergefunden, das sonst niemand mehr wollte und die Bezahlung war auch entsprechend niedrig.
    Heute geht das qualifizierte Personal in die Temporärarbeit, weil es dort besser verdient und auch bessere Arbeitsbedingungen vorfindet (und dafür stellt man o.g. Personal fix ein, weil man nichts anderes mehr findet…).

    Wahrscheinlich etwas pauschal ausgedrückt, aber die Entwicklung ist spannend und ich kann jeden verstehen, der den Schritt Richtung temporäre Anstellung geht (v.a. für CH gesprochen, scheint aber in D ja mittlerweile in dieselbe Richtung zu gehen).

    PS: und am tollsten finde ich die Betriebe, die jammern, dass Temporärpersonal doch so teuer ist und man sich das nicht leisten kann. Die Frage muss doch sein: „warum brauche ich überhaupt so viel Temporärpersonal?“!

  • Mal eben durchgelesen, für mich kurz zusammengefasst:
    Der Zeitarbeiter betont die goldenen Zeiten und wie gut es ihm geht, sehr kurz der DBRD den Fachkräftemangel und die Ärzte betonen wie "ungut" Zeitarbeiter für den Rettungsdienst sind. - Unter dem Strich will mich da nichts wundern.

    Positiv fällt mir auf, dass es tatsächlich mal um Notfallsanitäter geht und nicht wie üblich um Notärzte. Negativ sind die Sterotypen die Bedient werden (1. Der Retter der nichts schafft vs. 2. der Arzt der den Retter mal wieder als Gefahr für den Patienten sieht bzw. wie schlecht dieser sich darstellt), das tut weder den befragten gut, noch ist es gut für das Problem. Was aus meiner Sich bleibt ist ein gut gemeinter Bericht, der nicht unbedingt hätte vom Spiegel sein müssen. Schade!


    Interessant finde ich, dass "Leiharbeit" im Rettungsdienst noch immer ein gewisses Tabuthema ist und wie schlecht trotz dieses immer größer werdenden Bereich noch immer die Bedingungen für Zusatzdienste und Co ist. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass wir noch immer auf sehr hohem Niveau jammern, da ich bei zu wenigen Arbeitgebern echte Bewegungen erkennen kann.

  • Ich habe, nachdem ich mehr als ein Jahrzehnt für einen Arbeitgeber gearbeitet habe, kurzzeitig in der Zeitarbeit angeheuert.

    Was soll ich sagen: 35h/Woche, Vollarbeitszeit ohne Bereitschaftszeit, Unterkunft frei und alles andere wie man es von guten Arbeitgebern aus der Industrie und Montagearbeit so kennt. Der Lohn besser als in leitender Position. Das ist nun 3 Jahre her. Heute würde ich sagen geht deutlich mehr.


    Warum habe ich aufgehört? Das dauerhafte Reisen muss mal wirklich wollen, die Dispo war nicht immer sehr clever. Ich fahre in den Süden, Kollegen aus dem Süden in "meinen" Westen. Es gab aber einen Kollegen, der richtig clever war.

    Keine eigene Wohnung mehr, 3 Monate am Stück bei einem Kunden geplant - hier gibt es meistens Wohnungen in Schwesternwohnheimen. Von dort aus dann direkt zum Flughafen und den günstigsten All-Incl. Urlaub gebucht für ein paar Wochen den es gibt. Kurz bei den Eltern vorbei und wieder zum Kunden.


    Er beschreibt es als sehr angenehm. Seine Freunde sieht er alle 2-3 Monate, dann bleibt er da über Nacht und spart sich Miete ohne Ende (zumal tlw. der Urlaub auch günstiger ist, als sich eine Wohnung zu mieten.) Seine Sachen sind eingelagert. Alles Wichtige an Unterlagen etc. bei den Eltern. Kein Auto.


    Ich tendiere im Moment auch zur Honorartätigkeit. Allerdings in der Lehre. Dort ist ebenso das Personal knapp wie im RD selbst.

  • Naja die Honorartätigkeit schwinden ja immer mehr zu Anstellungen in Arbeitnehmerüberlassung, welche auch als Aushilfstätigkeit sehr attraktiv ist, aber auch eine Überwachung der Fortbildung, Höchstarbeitszeiten, etc. mitbring.

    Zudem kommt, dass viele reguläre AG sich konsequent weigern auch nur annähernd was für ihre Attraktivtivität zu tun.


    Beispiel meinerseits:

    Ich bewerbe mich bei Arbeitgeber X um eine Anstellung als Aushilfe als Notfallsanitäter, bekomme 15€/h brutto (inkl. aller Zulagen) geboten, da O-Ton brutto = netto und ich sonst mehr netto hätte als andere Kollegen, die noch Abgaben abführen müssen.

    Also stattdessen bei ner ANÜ-Firma angeheuert und *trommelwirbel* für Firma X von oben gebucht worden, für den doppelten Stundenlohn (und das ist nicht der Preis den die ANÜ-Firma abrechnet).


    Und statt die regionalen Gegebenheiten hervorzuheben, für die man übrigens vor dem Einsatz bei einem neuen Kunden gebrieft, könnte man auch einen einheitlich Mindeststandart der Patientversorgung festlegen.

  • Tja, wieder das alte Thema. Die Player im Gesundheitswesen müssen sich halt irgendwann langsam damit anfreunden, dass es das Personal nicht mehr am "Abreissblock" gibt und entsprechend überlegen, was man den zukünftigen Mitarbeitenden denn so bieten kann.

    Aber so lange eine Hilfsorganisation aus dem Süden als einzige Besonderheit neben Selbstverständlichkeiten wie "tarifgerechter Bezahlung, innerbetriebliche Fortbildungen etc." zusätzlich noch "Königsschlösser" anbietet muss man sich halt nicht wundern... :see_no_evil_monkey:

  • Ich finde lustig, dass Seferin und moderner Rettungsdienst immer noch in einem Satz verwendet wird..

    Ich werde demnächst 65 und Sefrin in Bezug mit "moderner RD" stammt aus den 70-er-Jahren,

    Eine historisch sicher richtige Aussage - 2023 so als ob Karl-Heinz-Köpcke die 20:00 Ausgabe der Tagesschau in schwarz-weiss präsentiert.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Aber so lange eine Hilfsorganisation aus dem Süden als einzige Besonderheit neben Selbstverständlichkeiten wie "tarifgerechter Bezahlung, innerbetriebliche Fortbildungen etc." zusätzlich noch "Königsschlösser" anbietet muss man sich halt nicht wundern... :see_no_evil_monkey:

    Ich bekomme als AN ein Schloß? Wenn es inklusive Nebenkosten gestellt wird, können wir über einen Vertrag sprechen. Dann gerne auch nach Tarif. :-)

  • Ich werde demnächst 65 und Sefrin in Bezug mit "moderner RD" stammt aus den 70-er-Jahren,

    Eine historisch sicher richtige Aussage

    Das ist zweifellos richtig, in Westeuropa gab es kaum etwas so fortschrittliches. Man hat wirklich Dinge ausprobiert, wie qualifizierte Ausbildung, NAW/NEF, SAFE-Mobil oder Luftrettung. Aber das waren die 70er.

  • Danke Jörg, ich war mir nicht mehr sicher.

    Aber wir sollten an dieser Stelle den Benefit für Notfallpatienten durch Nutzung privater NEF von Porsche, erprobt durch Dr. S., würdigen.

  • Ich bekomme als AN ein Schloß? Wenn es inklusive Nebenkosten gestellt wird, können wir über einen Vertrag sprechen. Dann gerne auch nach Tarif. :-)

    🤣 v.a. klingt das so, als ob die HiOrg das Schloss extra für Ihre MA hingestellt hätte 🙈 ich würde ja nix dagegen sagen, wenn das ein „augenzwinkernder“ Punkt in einer ganzen Liste von echt innovativen Ideen wäre… aber so ist das in meinen Augen fast schon frech 🤷🏻‍♂️

  • Für die "jungen Hüpfer" hier:


    SAVE = Schnelle Ambulante Vorklinische Erstversorgung


    Das Konzept sah u.a. absetzbare Behandlungscontainer vor (wurde nicht umgesetzt)

    Ziel: 1. Austausch des Trägerfzg. bei Ausfall bei weiterer Nutzung der Behandlungskabine

    2. Nutzung mehrerer Behandlungskabinen bei einem MANV usw.


    Bzgl. der inneren Sicherheit haben wir seit ca. 15 Jahren die Umsetzung damaliger Ideen:

    (Steh)Stühle für das Team mit Gurten

    abgerundete Ecken/Kanten

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Woran liegt es eigentlich, dass Kliniken und Rettungsdienste so gerne Leih-Personal einstellen? Können die das irgendwie anders abschreiben oder steuerlich geltend machen oder gibt es dafür Sondertöpfe oder Ähnliches? Die können ja nicht wirklich alle so blöd sein.

  • Woran liegt es eigentlich, dass Kliniken und Rettungsdienste so gerne Leih-Personal einstellen? Können die das irgendwie anders abschreiben oder steuerlich geltend machen oder gibt es dafür Sondertöpfe oder Ähnliches? Die können ja nicht wirklich alle so blöd sein.

    Danke, ich wollte tatsächlich die gleiche Frage aufwerfen. Ich würde allerdings nice sagen, dass sie es gerne tun.. definitiv aber lieber als gute Arbeitsbedingungen (inkl. adäquater Bezahlung) für das Stammpersonal zu schaffen...

    Wahrscheinlich unter dem Strich immer noch billiger..

  • Das Personal kann kurzfristig gebucht werden, man geht keine langfristige Bindung ein und im Gegensatz zu langfristig beschäftigten Personal kein dauerhafter Kostenpunkt. Die BWLer mögen junge und unerfahrene Mitarbeiter. Denn in Erfahrungsstufe 1 sind sie billig und belastbar, in Endstufe kostet es Geld man ist nicht mehr zu leistungsfähig - Statistiken und so...


    Außerdem ist das alles nicht so schlimm, überlegt euch Mal die Welle ist in 2 Jahren vorbei und man hat das ganze Personal außertariflich angestellt. ;-)