Die Blaulichtnomaden - Personalnot im Rettungsdienst

  • Lustig, ich habe auch mehrfach im kommunalen Bereich stellen, u.a. als Disponent (ist lange her), aber auch normalem "Kommunalbedarf" wegen meines Studiums bekommen, selbst als ich nur nebenher im ersten Semester Fernstudium studierte. Immerhin waren sie so ehrlich und haben mir das noch vor Ort erklärt. Die einzige Behörde bei der ich mich damals (ist nun auch 15 Jahre her) bewarb und die darin etwas positives sah, war übrigens der Zoll.


    Die selbe kommunale Verwaltung sucht jetzt verzweifelt Leitungspersonal mit entsprechendem fachlichen Hintergrund und hat sogar Headhunter beauftragt.

  • Allerdings habe ich 2021 noch mal versucht gehabt einen A2 Lehrgang zu machen, habe das schriftliche und mündliche Auswahlverfahren auch bestanden gehabt, bin dann aber am zuständigen Weiterbildungsbeauftragten gescheitert, der 10 Minuten lang drauf rum geritten hat, warum jemand mit drei Berufsurkunden und einem Studium noch einmal eine Ausbildung machen möchte. Ganz einfach: Weil ich Bock auf Weiterbildung habe. Mir war da jedoch schon klar, dass das nichts wird. So kam dann auch die Absage. Das lustige ist, dass in regelmäßigen Abständen die Aufrufe der Stadtverwaltung kommen, weil man Mitarbeiter zum A2 nachqualifizieren möchte, weil die überall fehlen. Schön blöd.

    Das ist natürlich besc******, wenn's an so einem Deppen dann scheitert.

  • Auf die Gefahr hin mich richtig unbeliebt zu machen. Ich kann den Weiterbildungsbeauftragten verstehen.


    Ich gehe davon aus, dass Harris als Sachbearbeiter bereits als Angestellter in der Laufbahn des ehemaligen gehobenen Dienstes ist, weil er studiert hat.


    Ziel Angestelltenlehrgang 2: Befähigung als Angestellter vom ehemals mittleren Dienst in den ehemals gehobenen Dienst aufzusteigen.


    Bewerber hat ein Studium --> Voraussetzung für die Arbeit als Angestellter im gD ist damit bereits erfüllt --> nicht die Zielgruppe, die gesucht wird und damit kein Mehrwert für beide Seiten. Als Arbeitgeber müsste ich aber eine hohe 4-stellige, wenn nicht sogar 5-stellige Summe investieren.


    Spätestens als Führungskraft wird das Thema Fortbildung deutlich vielschichtiger als nur ja oder nein.

  • Gerade erst vor einigen Minuten in einer Dienstbesprechung wurde sich über ein ähnliches Thema unterhalten (Dienstplan: Personalkosten vs. Mitarbeiterzufriedenheit). Vielleicht ist genau das einer der Fehler in der deutschen Arbeitswelt, dass (immer noch) zu sehr an die Kosten gedacht wird, die Personal verursacht, jedoch weniger an den Gewinn, das durch motiviertes und zufriedenes Personal erzeugt wird. Mir würden dazu einige Gründe einfallen, warum es ggf. doch eine gute Idee sein könnte, Zeit und Geld in sein Personal zu investieren (auch wenn es ggf. gar nicht mehr notwendig wäre, weil das (gesetzliche) Soll bereits erfüllt ist).


    So, und nun schaue ich mal in die Messenger Gruppe rein und lese mir die zwei Dutzend Nachrichten zum Stand des aktuellen Personalausfalls auf den Rettungswachen durch, die in den letzten zwei Stunden mein Handy erreicht haben...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Möchte man nicht gerade wegen Lehrer-Mangel deren Arbeitszeiten verlängern und die Klassen vergrößern? Ich stelle mir das als richtigen Motivations-Booster für die noch verbliebenen Lehrer vor :D Und wenn das nicht ein Knaller Argument ist, ein Lehramt-Studium aufzunehmen, weiß ich auch nicht...

  • Die Idee der Arbeitszeitverlängerung wegen Fachkräftemangel kam von Hubertus letztes Jahr auch allgemein schon mal. Die Krankenschwestern freuen sich schon...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Jetzt mal mit etwas Unschärfe, leichtem hinken und umgemünzt auf den Rettungsdienst.


    Man ist Rettungsassistent und möchte Notfallsanitäter werden, damit man aufsteigt. Ein berechtigtes Anliegen.

    Der Arbeitgeber ist doof und bietet keine Möglichkeiten zum Aufstieg --> ich mache berufsbegleitend die Ausbildung zum Paramedic. Das ist zwar kein Notfallsanitäter, wird mir aber als gleichwertige Ausbildung anerkannt und dadurch Notfallsanitäter.

    Nach harter Arbeit, viel Mühe und Geld bin ich endlich Paramedic. Es kommt zum Wechsel des Arbeitgebers.

    Der neue Arbeitgeber ist nicht mehr ganz so doof und möchte möglichst viele Notfallsanitäter haben. Dafür bietet er Rettungsassistenten Ergänzungsprüfungen zum Notfallsanitäter an. Ich bin zwar sogar schon Paramedic/Notfallsanitäter, aber hochmotiviert und mag Fortbildungen und will mein Wissen erweitern. Voller Begeisterung bewerbe ich mich für das Auswahlverfahren, schaffe alle Tests mit Bestleistung und es kommt zum Auswahlgespräch, wo der böse Weiterbildungsbeauftragte fragt, warum ich jetzt noch die Ergänzungsprüfung zum Notfallsanitäter machen möchte, wo ich doch schon Paramedic/Notfallsanitäter bin. Ich werde nicht für die Ergänzungsprüfung genommen.

    Der Weiterbildungsbeauftragte ist doof!


    Dabei ist der Fortbildungskatalog für Kommunen in Niedersachsen prall gefüllt und auch über das kommunale Bildungswerk kann man vieles machen. Darauf sollte man sich konzentrieren.


    Etwas Polemik: Über das Märchen wenig Arbeitszeit, viel Geld, tolle Fortbildungen = Motivation wurde hier im Forum schon öfter berichtet.

  • Möchte man nicht gerade wegen Lehrer-Mangel deren Arbeitszeiten verlängern und die Klassen vergrößern? Ich stelle mir das als richtigen Motivations-Booster für die noch verbliebenen Lehrer vor :D Und wenn das nicht ein Knaller Argument ist, ein Lehramt-Studium aufzunehmen, weiß ich auch nicht...

    Die erste Grundschule in NDS plant eine 4-Tage Woche Schule, aufgrund Lehrermangel.

    "Frauen, die geboren haben und Hebammen, die Geburten begleiten, sind diejenigen, die uns am meisten über Geburt zu sagen haben.
    Gleichzeitig sind sie aber auch diejenigen, die am wenigsten gehört werden."
    Oja Ploil, Soziologin (1991)
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  • Die erste Grundschule in NDS plant eine 4-Tage Woche Schule, aufgrund Lehrermangel.

    Das wird sich bestimmt schlagartig bessern, wenn man die jungen Mütter, die wegen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Lehrerin geworden sind, dazu zwingt, von Teilzeit in Vollzeit zu wechseln.


    Wenn ich mich in einer Fünf-Minuten-Pause in der Schule mit drei Kollegen hingesetzt und eine Liste mit Ideen gegen den Lehrkräftemangel zusammengekritzelt hätte, wäre vermutlich mehr rausgekommen als dieses kreative Feuerwerk der sogenannten Expertenkommission: Pensionäre aus dem Ruhestand zurückholen, Vollzeit statt Teilzeit und weitere Arbeitsverdichtung. Fantastisch! Darauf muss man erstmal kommen, die können echt stolz auf sich sein!

  • Verstehe ich nicht.. ist er jetzt NotSan oder nicht?

  • Jetzt mal mit etwas Unschärfe, leichtem hinken und umgemünzt auf den Rettungsdienst.

    Dein Beispiel hinkt in der Tat, wenn es um den Vergleich meines Vorfalls geht. Korrekt ist, dass ich für die Laufbahn gD meine Qualifikation erreicht hatte (habe). Ein Irrtum ist jedoch, dass der Arbeitgeber davon nicht profitiert hätte. Mal abgesehen von den weichen Faktoren wie Motivation, so wären auch weitere harte Faktoren (Kompetenzen) gereift worden. Es sollte inhaltlich nicht das absolut gleiche erlernt werden.



    Etwas Polemik: Über das Märchen wenig Arbeitszeit, viel Geld, tolle Fortbildungen = Motivation wurde hier im Forum schon öfter berichtet.

    Stimmt, glückliches und motiviertes Personal ist was schreckliches. Die Mitarbeiter könnten sonst noch gerne zur Arbeit kommen. Das wollen wir natürlich nicht!

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die erste Grundschule in NDS plant eine 4-Tage Woche Schule, aufgrund Lehrermangel.

    Fand das Ministerium auch nicht so witzig und hat das ganze Vorhaben gekippt.

    Do your job right – Treat people right – Give all out effort – Have an all in attitude.

    ~ Mark vonAppen

  • Die Eltern sicher auch nicht. Die müssten zur Kinderbetreuung dann ggf. auch in die 4-Tage-Woche wechseln (bzw. die Wochenarbeitszeit reduzieren).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das wird sich bestimmt schlagartig bessern, wenn man die jungen Mütter, die wegen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Lehrerin geworden sind, dazu zwingt, von Teilzeit in Vollzeit zu wechseln.

    Die ja hoffentlich nicht. Aber wer keine Kinder hat, sieht alt aus. Meine Schwägerin will seit Jahren reduzieren, wird abgelehnt. Meine Frau ist bis 2030 unterhälftig in TZ, redet aber quasi täglich von möglichen Exitstrategien, wie sie aus dem Schulsystem raus kann oder zumindest nicht mehr davon abhängig ist.

  • Die ja hoffentlich nicht. Aber wer keine Kinder hat, sieht alt aus. Meine Schwägerin will seit Jahren reduzieren, wird abgelehnt. Meine Frau ist bis 2030 unterhälftig in TZ, redet aber quasi täglich von möglichen Exitstrategien, wie sie aus dem Schulsystem raus kann oder zumindest nicht mehr davon abhängig ist.

    Ausweg privater Bildungsträger?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?



  • Motiviertes Personal ist sehr teuer, unmotiviertes Personal doppelt so teuer!

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Die Frage ist, wie man als AG die Motivation hält. Leider gewöhnt man sich als AN schnell an Dinge.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Die Frage ist, wie man als AG die Motivation hält. Leider gewöhnt man sich als AN schnell an Dinge.

    Meine Motivation wäre höher, wenn mein AG mir eine Fortbildung bezahlen würde, zumal man damit dann auch durchaus „Werbung“ machen könnte.

    "Frauen, die geboren haben und Hebammen, die Geburten begleiten, sind diejenigen, die uns am meisten über Geburt zu sagen haben.
    Gleichzeitig sind sie aber auch diejenigen, die am wenigsten gehört werden."
    Oja Ploil, Soziologin (1991)
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