Die Blaulichtnomaden - Personalnot im Rettungsdienst

  • Der Deutschen Krankenhausgesellschaft ist nun ähnlich Gutes eingefallen, wie man die Abwanderung in die Leiharbeit verhindern kann: Den Beschäftigten soll deutlich mehr Gehalt gezahlt werden, die Ausstattung an Personal soll an die Quoten in den skandinavischen Ländern angepasst werden, Dienstpläne sind verbindlich und die Dienstzeiten weitestgehend an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer angepasst, es gibt bei Ausfällen eine ausreichende Reserve, beim Einspringen wird das doppelte Gehalt bezahlt, Kita-Plätze werden ab sofort selbstverständlich von 06:00 bis 22:00 gestellt, das berufliche Weiterkommen wird aktiv gefördert, weitere Kleinigkeiten wie kostenloses Kantinen-Essen und Diensträder müssen nicht extra erwähnt werden.


    Oh, sorry, ich sehe gerade, dass ich da verrutscht bin. Das waren die Wünsche der Arbeitnehmer, um langfristig in der Klinik zu bleiben.


    Die DKG schlägt lösungsorientiert vor: Drastische Beschränkung der Leiharbeit!


    Also, wenn das nicht zur sofortigen Rückkehr von motivierten Beschäftigten in die Krankenhäuser führt und alle Verbliebenen dauerhaft dort gerne bleiben möchten, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

  • Ich dachte schon für einen Moment, dass heute der 1. April wäre.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Sehe ich als völlig unproblematisch.. sofern man OP- und Bettenkapazitäten halbieren möchte...


    Aber nicht, dass noch mal einer weint, weil der arme Tumorpatient erst 4-10 Wochen später operiert werden kann...


    Vllt könnte man in den stillgelegten Stationen dann Flüchtlinge unterbringen?

  • Warum? Die Kommunen suchen in der Tat händeringend nach Notunterkünften. Stillgelegte Stationen haben alles was man braucht. Zimmer, Toiletten, Duschen, Teeküche, usw.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Auch in meiner Gegend gibt es entsprechende Unterkünfte in ehemaligen Krankenhäusern, wie z.B. hier nachzulesen ist. Eine Planung die im übrigen nicht neu ist, bereits um 2015 versuchte man eine ehemalige Klinik in unserer Region für einen entsprechenden Zweck zu reaktivieren.

    Und auch wenn es von VK-Retter sarkastisch / ironisch gemeint war, mich würde es nicht wundern, wenn mancher Klinikchef tatsächlich auf eine entsprechende Idee käme. Warum nicht leere Betten die nicht bedient werden können bzw. die in alten Gebäuden vorhanden sind neu nutzen und zusätzliches Geld verdienen? Mancher könnte hierin tatsächlich ein lukrative zusätzliche Einnahmemöglichkeit bzw. Möglichkeit zur personellen Optimierung sehen.

  • Auch in meiner Gegend gibt es entsprechende Unterkünfte in ehemaligen Krankenhäusern, wie z.B. hier nachzulesen ist. Eine Planung die im übrigen nicht neu ist, bereits um 2015 versuchte man eine ehemalige Klinik in unserer Region für einen entsprechenden Zweck zu reaktivieren.

    Und auch wenn es von VK-Retter sarkastisch / ironisch gemeint war, mich würde es nicht wundern, wenn mancher Klinikchef tatsächlich auf eine entsprechende Idee käme. Warum nicht leere Betten die nicht bedient werden können bzw. die in alten Gebäuden vorhanden sind neu nutzen und zusätzliches Geld verdienen? Mancher könnte hierin tatsächlich ein lukrative zusätzliche Einnahmemöglichkeit bzw. Möglichkeit zur personellen Optimierung sehen.

    Es war tatsächlich nur zu 50% sarkastisch gemeint. Denn es fehlt ja tatsächlich an Unterkünften, diese sind meist in desolaten Zustand und ein kleines KH in der Gegend, dessen Ende jüngst beschlossen wird, wird ziemlich sicher (zumindest erstmal) eine Flüchtlingsunterkunft.


    Aber vllt ist es ja auch eine Chance?!

    Die Flüchtlinge können dann direkt mit anpacken, haben eine Aufgabe und langweilen sich nicht zu Tode und lernen on the Job Sprache und Nützliches...

    Wer weiß, vllt endet ja sogar der ein oder andere in Pflege oder Arztkittel?!

  • Netter Gedankenansatz, dafür braucht es aber erst mal ein entsprechendes Sprachlevel und ein eindeutigen und verständlichen Nachweis über eine entsprechende Vorbildung. Der Passierschein A38 wäre sicherlich auch nicht verkehrt.

    Ohne Spaß viele Einwanderer würden sicherlich gerne und schnell eine Arbeit aufnehmen, aber dafür haben wir 1. zu viele rechtliche Hürden um auch nur einfache Arbeiten machen zu dürfen und 2. bekommen wir es immer noch nicht hin den Leute schnell und zeitgemäß einen entsprechenden Sprachkurs zukommen zu lassen. Um nur mal zwei Probleme zu nennen und da ist das Thema mit ausländischen Berufsabschlüssen und deren Anerkennung noch nicht angekratzt. Was man bei diesem Themenbereich der Zuwanderung mitbekommt ist tlw. mehr als nur zum Haare raufen. Vor allem finde ich es fragwürdig, wenn man betrachtet, dass die Zuwanderung unser Fachkräfteproblem lösen soll.

    Und zum Thema altes Krankenhaus als Flüchtlingsunterkunft, auch hier stehen wir uns tlw. sehr gerne und schnell bürokratisch im Weg. Was bis gestern noch für Patienten gut war kann der sehr schnell nicht gut genug für Flüchtlinge o.ä. sein, ein trauriges Schauspiel.

  • Irgendwie erinnert mich das einige Jahre zurück als ich mal einen EH Kurs für einen Pflegedienst gab. Da war jemand aus Russland dabei und es stellte sich heraus das er eigentlich Arzt ist, aber wegen fehlender Anerkennung in Deutschland jetzt bei einem ambulanten Pflegedienst arbeitet.

  • Ich hab schon postsowjetische Ärzte erlebt, bei denen ich mir gewünscht hätte, sie würden lieber bei einem Pflegedienst arbeiten. Als Hausmeister oder so.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • bekommen wir es immer noch nicht hin den Leute schnell und zeitgemäß einen entsprechenden Sprachkurs zukommen zu lassen.

    Man könnte natürlich mal nach Schweden schauen, die anscheinend sehr effektive Sprachkurse anbieten.

  • Ich hab schon postsowjetische Ärzte erlebt, bei denen ich mir gewünscht hätte, sie würden lieber bei einem Pflegedienst arbeiten. Als Hausmeister oder so.

    Diesen Gedanken hatte ich auch gerade. Es wird sich oft beschwert, dass die Integration von Fachkräften aus dem Ausland in Deutschland zu kompliziert ist. Ich kann mir auch vorstellen, dass da was dran ist. Das ist hier und da für das anwerben von Arbeitskräften sicher nicht optimal und kontraproduktiv. Allerdings kommt der zweite Gedanke dann in mir durch, dass es auch als eine Art Qualitätssicherung zu verstehen sein sollte. Vielleicht ist die Qualität der Ausbildung einer Krankenschwester aus Somalia oder eines Arztes aus Afghanistan nicht sicher feststellbar (oder die Echtheit der Dokumente). Denn die Gesellschaft muss auch vor Betrügern und vor allem auch vor schlechter Qualität geschützt werden. Bitte nicht falsch verstehen - ich habe kein Problem damit, dass ein Arzt oder eine Pflegekraft dunkelhäutig ist bzw. aus Afrika kommt, Muslim, Jude oder sonst was ist. Allerdings hätte ich ein Problem damit, wenn eine Person einen Freifahrtschein bekommt, die die notwendige Qualität nicht erbringen kann. Ich habe da schon so meine Zweifel, ob die Ausbildung von Ärzten in Eritrea oder Aserbaidschan genau so hochwertig erbracht werden kann wie diese der Ärzte in Deutschland, England, Schweden, usw. Nun ist die Frage, was man da tun kann? Bürokratisch muss in Deutschland sicher noch was getan werden. Keine Frage. Der größte Problempunkt sind sicher die Sprachkenntnisse/-defizite. Da muss (noch) viel getan werden. Aber die Vergleichbarkeit der Ausbildungen und Abschlüsse müssen ebenfalls vereinfacht werden! Das wird jedoch eine Sisyphusarbeit werden und vermutlich nicht umsetzbar sein (außerhalb von Europa). Die wichtigste Botschaft sollte aber sein, dass die Fachkräftezuwanderung von außen nicht das Allheilmittel für den Fachkräftemangel in Deutschland sein kann. Für die deutsche Wirtschaft wäre sie nur die billigste Lösung (und für die Länder, die die eigenen Fachkräfte verlieren, die teuerste bzw. katastrophalste "Lösung").

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die Lösung ist hier ganz einfach und besteht in anderen Ländern schon seit Jahrzehnten:

    Man erstellt eine Qualifikationsmatrix. Aber nicht auf lokaler/regionaler Ebene (wie es derzeit ja läuft) sondern auf Bundesebene.

    In anderen Ländern ist das vollkommen normal, dass man die Botschaften überprüfen lässt, wie die Ausbildung von Schlüsselberufen in bestimmten Unis aussieht und diese ggf. zertifiziert. Das muss auch in Deutschland möglich sein.


    Das beseitigt auch den derzeit vorhandenen Wildwuchs bei den Anforderungen zur Nostrifzierung (im Bekanntenkreis erlebt: Komplett andere Anforderungen zwischen Bayern, Hamburg und Berlin - die betreffende Fachkraft hat dann aufgegeben und ist nach Dänemark gegangen. M.sc nursing, angefangener PhD...) die tlw. nach Einstellung des Ministerpräsidenten oder auch nur des Sachbearbeiters zu gehen scheinen.


    Damit ist es dann einfach ein schnelles System mit zwei verschiedenen "Ästen" zu kriegen: Direkte unkomplizierte Nostrifizierung für Absolventen der zertifizierten Ausbildungsstätten (nur noch Echtheitprüfung der Zertifikate nach Maßgabe der Botschaft vor Ort)& Nachweis Sprachniveau deutsch, evtl. noch gewisse begleitete Praxisphase in DE.

    Und eben ein bundesweit standardisiertes Nachweisverfahren mit bundesweit einheitlicher Prüfung+Praxiseinsatz für den Rest.


    Aber das Thema muss endlich weg von den lokalen/regionalen Behörden. Da ist es einfach falsch.


    Was die Sprachkurse angeht:

    Das ist ein Thema mit zwei Seiten. Einerseits müssen hier imho durchaus gewisse Basisforderungen erfüllt werden durch die Bewerber. Andererseits muss auch in den deutschen Krankenhäusern umgedacht werden - Es muss gerade am Anfang Personal bereit stehen, dass zu mindestens auf Englisch auch einmal Dinge erklären kann und die Leute begleitet in ihren ersten Wochen Praxiseinsatz. Ebenso muss die Bevölkerung hier mitgehen und den Kräften entgegen kommen.

    Denn hier habe ich auch eine Menge Mist erlebt. Die indische Pflegekraft die zwar "nach Kurs" deutsch gelernt hat, dann aber auf eine Station kommt in der absolut niemand nur ein Wort englisch spricht auf Pflegeseite und sie daher auch nie hinreichend außerhalb der neuen Fremdsprache nachfragen kann ob sie das jetzt falsch/richtig verstanden hat.

    Oder der koreanische Arzt bei dem gewisse Patienten die sonst hochdeutsch mit "Einschlag" mit den Pflegekräften und anderen ÄrztInnen sprechen auf einmal in das tiefste schwäbisch verfallen.

  • Allerdings hätte ich ein Problem damit, wenn eine Person einen Freifahrtschein bekommt, die die notwendige Qualität nicht erbringen kann.

    Es spricht ja auch keiner, bzw. korrekt: spreche ich nicht, davon den Leuten einen Freifahrtsschein auszustellen oder keine Qualitätssicherung zu betreiben. Es geht aber darum, dass es nicht sein kann, das ein Einwanderer oder noch viel schlimmer ein Flüchtling gefühlt ein Hänger an Unterlagen auf bestem deutsch bei bringen muss um dann in einem Monate bzw. Jahre lange Verfahren geprüft zu bekommen was man ihm denn jetzt anerkennen kann. Dieses Verfahren ist einfach altmodisch, behindert beide Seiten und macht uns unattraktiv - zu gut deutsch: Das Verfahren ist reif für die Tonne.

    Was es braucht sind moderne Anerkennungsverfahren, wo Dokumente auch in ihrer Ursprungssprache eingereicht werden können, wo über diplomatische Beziehungen allgemein und im Vorfeld Bildungs-/Ausbildungsverfahren abgefragt werden, wo Dokumente einfach auf Legitimität geprüft werden können und wo die Anerkennung einheitlich und klar geregelt ist. Alle anderen Verfahren bzw. Vorgehensweisen sind einfach nur veraltet und hinderlich für die Betroffenen.

    dann aber auf eine Station kommt in der absolut niemand nur ein Wort englisch spricht auf Pflegeseite und sie daher auch nie hinreichend außerhalb der neuen Fremdsprache nachfragen kann ob sie das jetzt falsch/richtig verstanden hat.

    Ich lehne mich hier mal etwas aus dem Fenster, die Frage ist ob Englisch alleine da ausreichend ist? Um auf englisch etwas abklären zu können braucht es auf beiden Seiten ein gewisses Sprachniveau bzw. eine entsprechende Sprachgewandtheit, auf beiden Seiten.
    Wo ich zustimme ist bei dem Punkt, dass Pflegekräfte bzw. das komplette medizinische Personal auch halbwegs vernünftig Englisch sprechen sollte. Da geht es weniger um den Kollegen der eingewandert ist, als viel mehr um die vielen Menschen die in unserem Land Urlaub machen oder hier zeitweise Arbeiten. Um dieses gewünschte Sprachlevel bzw. diese Selbstverständlichkeit zu gewehrleisten braucht es aber einen generellen Wandel, denn 1. muss das Vermitteln der Sprachen in den Schulen moderner und attraktiver werden (gerade auf Haupt- und Realschulen) und 2. muss es in den beruflichen Ausbildungen und auch im beruflichen Alltag entsprechende Förderungen geben. Sicher, eine Fremdsprache zu lernen ist vor allem eine private Sache, aber gerade wenn der Arbeitgeber ausländische Kräfte anwirbt/anstellt und oder sich "Divers & Modern" präsentieren will ist es auch in seinem Interesse.

  • Die Lösung ist hier ganz einfach und besteht in anderen Ländern schon seit Jahrzehnten:

    Man erstellt eine Qualifikationsmatrix. Aber nicht auf lokaler/regionaler Ebene (wie es derzeit ja läuft) sondern auf Bundesebene.

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    Das beseitigt auch den derzeit vorhandenen Wildwuchs bei den Anforderungen zur Nostrifzierung (im Bekanntenkreis erlebt: Komplett andere Anforderungen zwischen Bayern, Hamburg und Berlin - die betreffende Fachkraft hat dann aufgegeben und ist nach Dänemark gegangen. M.sc nursing, angefangener PhD...) die tlw. nach Einstellung des Ministerpräsidenten oder auch nur des Sachbearbeiters zu gehen scheinen.

    [...]

    Aber das Thema muss endlich weg von den lokalen/regionalen Behörden. Da ist es einfach falsch.

    ich bin ganz bei dir... Aber solange es noch möglich ist, dass ein RA in verschiedenen BL einfach durch Wohnortwechsel seine Ergänzung ablegen kann, obwohl er bereits mehrfach durchgefallen ist, ist dies alles Wunschdenken. Der Föderalismus steht hier einfach im Wege...

  • Aber solange es noch möglich ist, dass ein RA in verschiedenen BL einfach durch Wohnortwechsel seine Ergänzung ablegen kann, obwohl er bereits mehrfach durchgefallen ist, ist dies alles Wunschdenken.

    Da dürfte er sich aber auch nicht erwischen lassen. Oder?

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!