Durch verzögerte Alarmierung von Rettungskräften kam Hilfe zu spät

  • Veröffentlicht am 10.10.2024


    Durch verzögerte Alarmierung von Rettungskräften kam Hilfe zu spät

    Bürgermeister und Leiter der Feuerwehr zutiefst betroffen über den Todesfall

    Am Mittwoch, 9. Oktober 2024, um 13.37 Uhr erfasste die Leitstelle der Lübecker Feuerwehr einen Notruf aus dem Stadtteil Schlutup. Trotz Zusage und Erfassung im System der Leitstelle der Feuerwehr Lübeck erfolgte aus bisher ungeklärten Gründen keine unverzügliche Alarmierung des Rettungswagens und des Notarztes. Aufgrund der Verzögerung kam leider jede Hilfe zu spät. Stadt und Polizei haben die Ermittlungen aufgenommen, um die Ursache zweifelsfrei zu klären.

    „Wir sind zutiefst betroffen, unser Mitgefühl gehört in dieser schweren Stunde der Familie“, bedauern Bürgermeister Jan Lindenau und Thomas Köstler, Leiter der Feuerwehr Lübeck, den tragischen Vorfall. „Wir arbeiten eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen, um schnellstmöglich die Ursache zu finden, vor allem um derartige Fehler in der Zukunft zu vermeiden.“

    Der Notruf wurde seitens der Leitstelle ordnungsgemäß erfasst und eine Hilfezusage durch den Mitarbeitenden der Leitstelle ausgesprochen. Um die Notrufbearbeitung in Zukunft noch sicherer zu machen, wurde bereits heute technisch nachgebessert und eine zusätzliche Sicherheitsabfrage im Meldesystem hinterlegt. Weitere Maßnahmen werden nach Abschluss der laufenden Ermittlungen ggf. erfolgen.

    „Wir tun alles, um jeden Tag rund um die Uhr schnellstmöglich die jeweils notwendige Hilfe zu gewährleisten und somit im Notfall für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen. Umso mehr ist es für uns von größtem Interesse, mögliche Fehlerquellen zu finden und unsere Abläufe weiterhin zu optimieren“, betont Thomas Köstler.

    Den betroffenen Angehörigen der verstorbenen Person wurde eine psychosoziale Notfallversorgung angeboten. Auch den betroffenen Mitarbeitenden wurde entsprechende Hilfe zur Bewältigung dieses Erlebnisses angeboten.

    Die Hansestadt Lübeck bittet bis zur vollumfänglichen Aufklärung des Vorganges von Spekulationen abzusehen und die Privatsphäre der Betroffenen zu wahren. Sobald neue Erkenntnis vorliegen wird erneut transparent kommuniziert.

    +++


    Quelle: https://www.luebeck.de/de/presse/pressemeldungen/view/141069

  • Ich habe noch nicht verstanden, was das Problem war. War es ein technischer Ausfall, oder eine menschliche Fehlleistung?

    Ich bin nur für das verantwortlich, was ich schreibe...
    ...nicht für das, was Du verstehst!!!

  • Das kommt auch ein wenig auf die Arbeitsweise der Leitstelle an. Mir selbst ist dieses in ähnlicherweise mal passiert. Nach einem langen 14 Stunden-Nachtdienst musste ich die letzten 30 Minuten den Platz wechseln. Dabei habe ich mich versehentlich im Schulungssystem angemeldet und einen Notruf abgefragt. Der RTW fuhr jedoch niemals los, was nach 30 Minuten erst aufgefallen war. Problem: Die App-Icons auf dem Desktop sehen nahezu gleich aus. Das Schulungssystem wurde nur an einer kleinen Stelle auf vier Bildschirmen kenntlich gemacht. Schwups, so passieren Fehler. Einsätze die nicht gespeichert wurden, kein Stichwort bekommen haben (und der zuständige Disponent diese daher nicht sieht), NEF-Nachforderungen zu falschen RTW entsendet, Notrufe versehentlich ins stumme Halten anstatt in die Weiterleitung gelegt (Knöpfe liegen direkt nebeneinander), usw. Alles schon erlebt. Genau so wie im Rettungsdienst sind gerade auch in der Leitstelle die Merkmale von High-Responsibility-Teams erfüllt. Gelebt wird die Sicherheitskultur, etwa wie im Vergleich zu den Fluglotsen, jedoch nicht. Da werden weiter 24 Stunden Dienste in der Leitstelle gekloppt, Minimal-Aus- & Fortbildung betrieben, keine bis minimal QM, die Verknüpfungen von komplizierter Technik und Anwender in der Organisationsstruktur, usw. nicht gelebt. Leitstellen sind vielerorts noch richtig große Baustellen. Von den 1-Mann-Mini-Leitstellen mag ich dabei lieber gar nicht reden ...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

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  • Ich habe noch nicht verstanden, was das Problem war. War es ein technischer Ausfall, oder eine menschliche Fehlleistung?

    Naja, wenn man Calltaker und Disponent trennt und der eine den Einsatz falsch ablegt oder der andere ihn übersieht, merkt halt keiner, dass da nix passiert; es sei denn, das System merkt das.


    Wird aber vermutlich alles gut ausgehen, es sei denn, es kam wirklich "aufgrund der Verzögerung" jede Hilfe zu spät. Das scheint mir aber eher so dahergesagt.

  • Zitat

    Durch verzögerte Alarmierung von Rettungskräften kam Hilfe zu spät

    [...]

    Aufgrund der Verzögerung kam leider jede Hilfe zu spät. [...]

    Obiges stammt aus der Pressemeldung der Stadt Lübeck unter https://www.luebeck.de/de/presse/pressemeldungen/view/141069


    Persönlich finde ich die offene Kommunikation eines Fehlers sehr positiv. Der zweite Gedanke, thh riss das schon an: Man wird mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht sagen können, ob die Verzögerung wirklich kausal für den Tod war. Das schaffen schon Rechtsmediziner äußerst selten mit der notwendigen Sicherheit.


    Wieso macht es dann ein Leitstellen-Träger an diesem offenbar sehr frühen Zeitpunkt? Ich fürchte, weil man a) strafrechtliche Kausalitäts-Erwägungen nicht angestellt hat, b) die Auswirkungen auf Mitarbeiter und Bürger nicht bedacht wurden, c) man auch zivilrechtliche Erwägungen nicht angestellt hat.


    Man kann Profis für Kommunikation in solchen Lagen übrigens (entgeltlich) konsultieren.

  • Wieso macht es dann ein Leitstellen-Träger an diesem offenbar sehr frühen Zeitpunkt? Ich fürchte, weil man a) strafrechtliche Kausalitäts-Erwägungen nicht angestellt hat, b) die Auswirkungen auf Mitarbeiter und Bürger nicht bedacht wurden, c) man auch zivilrechtliche Erwägungen nicht angestellt hat.


    Man kann Profis für Kommunikation in solchen Lagen übrigens (entgeltlich) konsultieren.

    Eine Großstadt, gerade mit Berufsfeuerwehr, sollte mindestens an zwei Stellen in der Verwaltung Personal sitzen haben, welches Krisenkommunikation kann. Das sollte die Pressestelle der Stadtverwaltung sein, i.d.R. sehr nah am Oberbürgermeister angesiedelt (Stabsstelle), sowie die Feuerwehr selbst, die sicher Einsatzpressesprecher im Alarmdienst vorhält. Ansonsten sollte man in der Tat jemanden fragen, der sich damit auskennt. Über genau diese Aussage habe ich mich auch gewundert.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Sollte....sollte.


    Nachdem ich letztes Jahr einiges an Krisenkommunikation auf kommunaler Ebene(nicht nur RD bezogen) mitgekriegt hab,halte ich das mittlerweile für,naja, unwahrscheinlich.

    De facto ist das auch nicht wirklich gut rein lokal zu leisten - dafür gibt es zu Recht spezialisierte Agenturen.

  • Sollte....sollte.


    Nachdem ich letztes Jahr einiges an Krisenkommunikation auf kommunaler Ebene(nicht nur RD bezogen) mitgekriegt hab,halte ich das mittlerweile für,naja, unwahrscheinlich.

    De facto ist das auch nicht wirklich gut rein lokal zu leisten - dafür gibt es zu Recht spezialisierte Agenturen.

    Wenn Stadtverwaltungen mit tausenden Mitarbeitern es nicht hin bekommt entsprechende Spezialspezialisten im Presseamt und bei den Einsatzpressesprechern vorzuhalten (zu suchen, zu finden, einzustellen und zu halten) und aus-, fort- und weiterzubilden, dann stimmt was nicht. Das kleine Städte und Gemeinden das nicht schaffen, verstehe ich. Aber Landkreise und (kreisfreie) Großstädte sollten die Mittel dafür haben.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wenn der Gemeinderat meint, das braucht oder will man nicht, dann gibt's dafür auch keine Mittel.

    Sag ich ja: Dann stimmt was nicht.

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