Katastrophenschutzübung in Berlin abgebrochen

  • Das kann man natürlich so machen. *Ich* komme dann halt beim dritten Mal nicht mehr, wenn ich zweimal für Nichts von der Arbeit oder von einem Restaurantbesuch weggerrannt bin.

    Es kommt vielleicht auch darauf an wie oft so etwas vorkommt. Bei der Feuerwehr ist es glaube ich einmal alle 2-4 Jahre.

    ...

    Solche unagekündigten Übungen sind übrigens bei der Feuerwehr gar nicht so selten, wenn es darum geht, bspw. die Anfahrtzeiten eines zweiten Rettungsweges (Drehleiter) zu prüfen. Das hat hier bspw. auch dazu geführt, dass eine Gemeinde eine zweite Drehleiter anschaffen müsste. ...

    Ich bezog mich hier rein auf die Feuerwehr. Eine zweite Drehleiter ist hier (aus dem Grund) gar nicht selten.

  • Um noch einmal auf die aktuelle Übung zurückzukommen.

    Von außen habe ich den Eindruck, dass dem Übungsorganisator die im Thread genannten Limitationen und Bedürfnisse ehrenamtlicher Einheiten sehr bewusst sind.

    Folglich vermute ich, dass das Problem nicht auf Seiten der ausrichtenden Behörde liegt.

    Der Kollege ist vermutlich einer der wenigen in Deutschland, der im Sinne des Bevölkerungsschutzes "eine Menge Gold aus Sch.... bzw. wenig Ressourcen" macht.

    Das kann ich nur bestätigen. Der Amts-Kollege ist mehrmals durch innovative Projekte im Bevölkerungsschutz aufgefallen. Auch hatte ich bereits schon mehrmals Kontakt mit ihm.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Dieses Bild wurde auf Twitter in den Kommentaren geteilt. Demnach hätte die Behörde keine Lohnfortzahlung bestätigen / zahlen wollen.

    Faszinierend finde ich, dass man offenbar - sobald man von einer bevorstehenden Alarmierung Wind bekam - bereits versucht hat, die Helfer vorzualarmieren (was den Wert einer Realalarmierung nicht steigert).

  • Dieses Bild wurde auf Twitter in den Kommentaren geteilt. Demnach hätte die Behörde keine Lohnfortzahlung bestätigen / zahlen wollen.

    Irgendwie ist das ein ganz schönes Kuddelmuddel da gewesen. Wie werden die SEG/KatS-Einheiten in Berlin alarmiert? Macht das nicht die Feuerwehrleitstelle? Theoretisch hätte das Problem der Lohnfortzahlung dann erst nach der Übung auffallen müssen (oder anders: wer bestellt, der bezahlt). Man bekommt den Eindruck, dass sich Feuerwehr und HiOrgs (sowie die mehreren KatS-Behörden, Berliner Besonderheit) nicht ganz grün sind.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Faszinierend finde ich, dass man offenbar - sobald man von einer bevorstehenden Alarmierung Wind bekam - bereits versucht hat, die Helfer vorzualarmieren (was den Wert einer Realalarmierung nicht steigert).

    Ist mir aber auch passiert. Als in München mal was war, hat mich mein Teileinheitsführer in Nordbayern auch angerufen und gefragt, ob ich könnte und dass ich mal Sachen packen sollte. Ein Alarm kam da nie.


    Ist glaube ich auch mehr oder weniger der Regelfall, zumindest hier aufm Land. Jede Gruppe hat einen, der auch in der FFW, dem Roten Kreuz oder THW ist und wenn man dann erfährt, dass es einen großen Brandeinsatz gibt, hört die Betreuung schon mal davon usw.

  • Ich habe mal ein Screen aus einer FB-Gruppe angehängt. Derjenige ist Mitglied im Berliner DRK und kennt sich da gut aus.

    Wir wissen irgendwie recht wenig, so wie es aussieht. Ich würde auch davon ausgehen, dass bei der ABC-Lage Feuerwehr und Rettungsdienst vor Ort sind, wenn KatS-Einheiten (irgendwann) dazu kommen. Sonst wäre es unrealistisch.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich merke es auch, wenn ich in HH fahre. Der Rettungsdienst wird dort primär unter der BF gesehen, weil die dort lange Zeit das Monopol hatten.

    Aber SEGs uä sieht man dort so gut wie nie bei Einsätzen. Außerhalb gibt es mal FR, aber das wars auch.

  • Solche unagekündigten Übungen sind übrigens bei der Feuerwehr gar nicht so selten, wenn es darum geht, bspw. die Anfahrtzeiten eines zweiten Rettungsweges (Drehleiter) zu prüfen. Das hat hier bspw. auch dazu geführt, dass eine Gemeinde eine zweite Drehleiter anschaffen musste. Auch ich habe schon einige Übungen, auch unangekündigte Übungen, bei der Feuerwehr absolviert (Einsatzplanprüfung). Dort habe ich nie ein entsprechendes ablehnendes Verhalten wie hier - schwerpunktmässig wohl von HiOrg Helfern - erlebt.

    Eine These von mir dazu: Wenn die Feuerwehr zu spät kommt oder zu lange braucht, muss eine Gemeinde/Kommune eine zweite Drehleiter kaufen - Kostenfrage klar geregelt. Wenn eine KatS-Einheit zu langsam ausrückt, passiert was? Also wer muss das Problem dann wie lösen? Ich kenne den Weg nicht und kann verstehen, dass man hier erstmal "Angst" hat, dass man den schwarzen Peter als HiOrg bekommt. Daher scheint mir das Verhalten nachvollziehbar.

  • Eine These von mir dazu: Wenn die Feuerwehr zu spät kommt oder zu lange braucht, muss eine Gemeinde/Kommune eine zweite Drehleiter kaufen - Kostenfrage klar geregelt. Wenn eine KatS-Einheit zu langsam ausrückt, passiert was? Also wer muss das Problem dann wie lösen? Ich kenne den Weg nicht und kann verstehen, dass man hier erstmal "Angst" hat, dass man den schwarzen Peter als HiOrg bekommt. Daher scheint mir das Verhalten nachvollziehbar.

    Meine Vermutung: Zu 99,99% wird gar nichts passieren. Meine Erfahrung mit Katastrophenschutz- / Einsatzübungen ist, dass diese "immer super" verlaufen. In den seltensten Fällen wird eine erst gemeinte Evaluation durchgeführt, die in ein Konzept nachträglich zur Verbesserung einfließt. Meistens geht es einfach um die Pflichterfüllung.


    Welche konkreten Maßnahmen könnten die Folge sein, wenn eine Einheit zu langsam, gar nicht, oder zu schwach ausrückt?


    1) Die AAO muss dann angepasst werden. Es wird dann mehr alarmiert, um das erforderliche Gerät und Personal zu bekommen, was benötigt wird. Das kann grundsätzlich oder zur Tagesalarmsicherheit erforderlich werden.


    2) Konzepte müssen effektiver werden; also Konzepte, die viele Helfer mit alten Zelten vorsehen, könnten beispielweise durch moderne, schnell aufbaubare Zelte mit weniger Personal getrimmt werden (mit weniger mehr schaffen). Es braucht neben Ausbildung eben auch modernes Gerät und moderne Fahrzeugkonzepte. Hier ist noch deutlich Luft nach oben.


    3) Einheiten müssen geschlossen werden, zusammengelegt werden, usw. Das ist bei den Feuerwehren keine Seltenheit mehr. Warum nicht bei den HiOrg-Einheiten auch, wenn Sollstärken nicht gehalten werden können bzw. die Einsatzbereitschaft nicht gewährleistet ist?


    4) Neue Ideen müssen her (oder auch: Die Wiedergeburt alter Ideen): In jeder Stadt/Gemeinde oder Kreis schlummern Kapazitäten, die im Krisen- oder Katastrophenfall nicht oder kaum genutzt werden. Bester Spruch: Hatten Sie schon eine Krise? Ja. Wurde ihr Alltagsbetrieb während der Krise unterbrochen? Nein. Dann war es keine Krise! Anders: Überall schlummern Hilfskräfte, die von ihren Aufgaben abgezogen werden könnten, weil diese keine Priorität haben. Mitarbeiter aus der Grünflächenpflege, einem Kulturbereich, usw. können auch für den Betrieb einer Notunterkunft herangezogen werden. Gesundheitsamt, Ordnungsamt, Jugendamt, usw. nicht, da diese Bereich zwingend weiterlaufen müssen. Also: Regieeinheiten! Ebenfalls sind Konzepte zur Einbindung ungebundener Helfer denkbar (Spontanhelfer). Also Konzepte zur Einbindung entwickeln.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

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  • Deinen ersten Abschnitt kann ich komplett unterschreiben.

    Und Wehe, man schreibt mal ein paar kritische Beobachtungen in den Verlaufsbogen einer Übung, man wird nie wieder gefragt, ob man Beobachter sein möchte.

  • Naja, nicht ganz. Ich habe es sehr real miterleben dürfen, wie Einheiten dann die Bundes- und Landesfahrzeuge weggenommen bekamen und damit auch einen Großteil der finanziellen Unterstützung. Und das kann einen Orts-oder gar Kreisverein dann doch sehr empfindlich treffen bzw. quasi das Niedergehen bedeuten.

    Zugegeben, das passiert nicht oft (und mMn viel zu selten), aber möglich ist es.

  • Zum Thema Übungen: nach einer (angekündigten) AMOK Vollübung mit Leitstellen, Pol, FW, RD, Hiorg incl. PSNV war das Zusammenwirken insbesondere der Leitstellun und Einsatzleitungen so desaströs, dass bei uns jetzt ein Konzept für LEBEL Lagen erstellt wurde welches aktuell beim Landrat auf die Unterschrift wartet.

    Insgesamt werden aber nicht nur Übungen sondern insbesondere auch Einsätze nicht hinreichend kritisch hinterfragt. Dabei erlebe ich Bremser in Haupt- und Ehrenamt. Gilt übrigens auch für Dinge die wenig oder kein Geld kosten.


    Zum Thema "Einheiten zusammenlegen": Bis 2017 hatten wir hier in Niedersachsen unsere Variante der DRK Einsatzeinheit und ggf. 1-2 zusätzliche RTW. Jetzt versucht jeder Verband einen Einsatzzug, eine Gruppe Logistik und Technik, eine Verpflegungsgruppe, eine Patiententransportstaffel, eine MANV- Patientenablage und ein MANV-Transportmodul aufzustellen. Und so werden aus 30 ca. 90 Funktionen.

  • Zum Thema "Einheiten zusammenlegen": Bis 2017 hatten wir hier in Niedersachsen unsere Variante der DRK Einsatzeinheit und ggf. 1-2 zusätzliche RTW. Jetzt versucht jeder Verband einen Einsatzzug, eine Gruppe Logistik und Technik, eine Verpflegungsgruppe, eine Patiententransportstaffel, eine MANV- Patientenablage und ein MANV-Transportmodul aufzustellen. Und so werden aus 30 ca. 90 Funktionen.

    Vielleicht hat man im Personal-Lotto gewonnen? :)

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Naja, nicht ganz. Ich habe es sehr real miterleben dürfen, wie Einheiten dann die Bundes- und Landesfahrzeuge weggenommen bekamen und damit auch einen Großteil der finanziellen Unterstützung. Und das kann einen Orts-oder gar Kreisverein dann doch sehr empfindlich treffen bzw. quasi das Niedergehen bedeuten.

    Zugegeben, das passiert nicht oft (und mMn viel zu selten), aber möglich ist es.

    Ja, wird heute aber auch nicht mehr so schnell passieren. Denn dann kommt die Frage: Wer übernimmt diese? Immer mehr HiOrg geben gerade Einheiten ab., Diese werden dann z.T. nicht mehr besetzt, da keiner diese übernehmen will. Und ich müsste mal in der FiBu nachfragen, aber ich denke für 8.000€/p.a. wird heute kein Verband mehr pleite gehen.

    Die Folgeprobleme sind aber immens, aus meiner Sicht. Keine Autos, keine Identifikation mit der Aufgabe. Abwanderung der Mitglieder, Verband geht im aktiven Bereich unter.
    Es gab vor 5-8 Jahren in NRW bereits die Diskussion auf Landesebene die 2fach Besetzung der Einsatzeinheiten NRW (66 Personalstellen) auf 1,5 oder gar 1fach zu reduzieren um diesem Trend etwas entgegenzuwirken.

  • Ja, wird heute aber auch nicht mehr so schnell passieren. Denn dann kommt die Frage: Wer übernimmt diese? Immer mehr HiOrg geben gerade Einheiten ab., Diese werden dann z.T. nicht mehr besetzt, da keiner diese übernehmen will. Und ich müsste mal in der FiBu nachfragen, aber ich denke für 8.000€/p.a. wird heute kein Verband mehr pleite gehen.

    Die Folgeprobleme sind aber immens, aus meiner Sicht. Keine Autos, keine Identifikation mit der Aufgabe. Abwanderung der Mitglieder, Verband geht im aktiven Bereich unter.
    Es gab vor 5-8 Jahren in NRW bereits die Diskussion auf Landesebene die 2fach Besetzung der Einsatzeinheiten NRW (66 Personalstellen) auf 1,5 oder gar 1fach zu reduzieren um diesem Trend etwas entgegenzuwirken.

    Wenn ich mich nicht Täusche hat das DRK in Gelsenkirchen erst vor kurzum die 2. Einsatzeinheit abgegeben. Mein Stand hier ist, dass es keinen Nachfolger für die Besetzung gibt.
    Weiter wichtig zu wissen ist, dass in NRW im Haushalt für 2025 die K-Dotationen eingefroren wurden, also in Kaufkraft gemeßen wieder gekürzt wurden. Außerdem wurden die Anforderungen bzw. die Prüfung davon in den letzten Jahren deutlich strenger.
    Eine Reduktion der Besetzungen ist nach meinem Kentnisstand nicht geplant.

  • Wir haben auch neue / zusätzliche KatS-Einheiten des Landes dankend abgelehnt, da wir schon übervoll mit Aufgaben sind. Wenn wir Pech haben, werden die Einheiten vom Land einfach zugewiesen, wenn diese niemand (die Kreise) haben will. Vom Bund (MTF) sind dabei immer noch nicht alle Fahrzeuge geliefert worden (und nun überlegen wir mal, seit wievielen Jahren das Konzept schon steht).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die Folgen sind mittlerweile übrigens bundesweit spürbar:


    Wir standen als Unternehmen gerade in der Endverhandlung für zwei (1x unangekündigte) Übungen auf Kreisebene.

    VIEL harmlosere Szenarien, es ging v.a. darum eine reale Stärkeabfrage zu ungünstigen Zeiten hinzukriegen,viel geringerer Helferansatz als hier.


    Beide Kunden haben heute mit Verweis auf Berlin das Projekt eingefroren. Da die Budgets damit nicht mehr in den Haushalt 2025 kommen werden,ist auch nicht mit einer schnellen Ersatz zu rechnen, tlw. bis 2027 nicht.

    Begründung einstimmig: "Das ist dem Landrat zu heiß."


    Für uns ist das richtig scheiße,so ehrlich will ich sein,bei sowas fließen leider auch schon vor Beauftragung große Stundenbudgets (dreistellig) in die Machbarkeitsprüfung und Angebotserstellung.X(

  • Ich persönlich hätte ja eher die "jetzt erst recht" & "es scheint dringend nötig zu sein" Konsequenz gezoge.. aber ich bin ja nicht ohne Grund nicht in de Behörde gegangen...

    Für dich/deine Firma tut es mir leid.

    Für die Resilienz Deutschlands auch..!

  • Ich war mehrere Jahre in einer klassischen KatS-Einheit tätig. Ich habe alles abgegeben, nachdem die Bestellwege für Ersatzmaterialien so langwierig und aufwändig waren, dass die Bundesfahrzeuge der Einheit eigentlich durchgehend nicht einsatzbereit waren. Ich habe daraufhin für mich entschieden, dass ich dieses Risiko nicht tragen und im Worst-Case so etwas nicht erklären müssen will. Einige Kollegen mit RD-Hintergrund haben die gleiche Entscheidung getroffen, was die Personallage nicht gerade entspannt hat.


    Die Personalproblematik ist allgemein in den meisten KatS-Einheiten, die ich kennengelernt habe, sehr bedenklich. Oft werden Helferlisten mit Helfern gefüllt, die einen RTW wahrscheinlich das letzte mal gefahren haben, als ich noch in die Grundschule ging...


    Das alles wäre kein Problem, wenn wir ein Schützenverein, ein Spielmannzug oder ähnliches wären. Da wäre der "Niedergang" zwar sehr bedauerlich und für den Ort und die Traditionspflege sicher betrüblich, aber wir nehmen eine Aufgabe in der kritischen Infrastruktur für uns ein, auf die es im Bedarfsfall ankommt. Und das macht mir zunehmend Sorgen. Die Ausmaße in meinem kleinen Kosmos sind so groß, das ich mir das im Gesamtbild auf Landes- oder Bundesebene nicht vorstellen möchte.