Prüfbericht: Erhebung von Rettungsdienstentgelten durch die Feuerwehr Kiel (Mai 2025)

  • Heute in den Kieler Nachrichten:


    Bericht des Rechnungsprüfungsamts

    Fehlende Abrechnungen in Kiel: Millionen landeten über Jahre nicht in der Stadtkasse


    Weil die Feuerwehr in Kiel über Jahre Einsätze des Rettungsdienstes nicht abgerechnet hatte, ist ein zweistelliger Millionenbetrag zunächst nicht in der Stadtkasse gelandet. Mittlerweile ist der Rückstand fast abgebaut. Ein finanzieller Schaden sei dennoch bereits entstanden, schreiben die Rechnungsprüfer der Stadt.


    Quelle: https://www.kn-online.de/lokal…HOGRD35AKTT6TLSW77P4.html


    Der Prüfbericht aus dem Ratsinformationssystem Drs. 0562/2025


    Quelle: https://www.kiel.de/de/politik…DNR=1004073&refresh=false

  • Man mag es kaum glauben, aber wenn eine Abrechnungsabteilung über lange Zeit nicht einmal die Hälfte der Personalstärke hat, die für die Abarbeitung erforderlich ist, bleiben Rechnungen liegen und Geld geht verloren. Irre, hätte man nie drauf kommen können!


    Aber die Maßnahmen lesen sich ja wenigstens im Wesentlichen halbwegs sinnvoll.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Mir ist völlig unklar, warum 2025 für diesen Abrechnungsprozess überhaupt eine Person beteiligt sein muss.

    "Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sind, sofern (not-)ärztliche Hilfe nicht zeitnah zu erlangen ist und die Voraussetzungen des § 2a Nr. 2 NotSanG vorliegen, eigenverantwortlich handelnder, heilkundlicher Teil der Rettungskette."

    VGH München, Beschluss v. 21.04.2021 – 12 CS 21.702

  • Mir ist völlig unklar, warum 2025 für diesen Abrechnungsprozess überhaupt eine Person beteiligt sein muss.


    Weil aus dem Bauch geschätzt etwa 15-20% der Abrechnungsdatensätze fehlerhaft sind und eben diese Personen dies dann bearbeiten müssen.


    Da die RD-Faktura Tür an Tür zu meinem Büro ist, kann ich da ein Lied von singen.


    Dies hat sich übrigens seit der Einführung digitaler Erfassung (Nida 2010-2021, seit 2021 Pulsation) nur gering geändert.


    Und jedesmal wenn man meint, die Prozesse so verbessert zu haben, dass es weniger Aufwand erfordert, lässt ich irgendjemand einen neuen Bürokratiewahnsinn einfallen. Ganz vorne mit dabei die DAK oder auch die verschiedenen Behörden, die für Bürgergeldempfänger oder Asylleistungen zuständig sein sollten....

  • Unvollständige oder fehlerhafte Daten, Nachforschungen Versicherungsrückläufer wegen Dokumentationsproblemen, Widersprüche etc. pp. Aber tatsächlich erweckt der Bericht den Anschein, als könnte noch einiges digitalisiert werden.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich habe mich direkt nach meiner Leitstellenzeit (als ich ausgebrannt war) ein halbes Jahr mit Problemfällen in der RD-Abrechnung beschäftigt. Problemfälle, die aufgrund fehlender Daten der analogen Dokumentation zu verjähren drohten (und dabei ging es nicht um wenig Geld). Auf der einen Seite war der T-Schein das Problem, wenn dieser irgendwo hin verschwand durch ständig wechselnde Unternehmen (auch private, nicht-öffentliche KTW-Unternehmen). Und dann war da noch die schlechte Dokumentation von RTW-Besatzungen (oder auch der Aufwand, Protokolle zu besorgen) und der "Werksport" der Krankenkassen (erst mal alles in Zweifel ziehen). Die Mädels in der Abrechnung brauchen schon ein dickes Fell und oft ein Gespür wie ein Kriminalpolizist.


    Ein Problem ist eben die schlechte Eingruppierung der Verwaltungsmitarbeiter in der RD-Abrechnung (die abhauen, sobald bessere Stellen in der Verwaltung frei werden), der ständigen Einarbeitung neuer Mitarbeiter (wenn unbesetzte Stellen denn wieder nachbesetzt werden konnten), sowie der (damals) noch reine analoge Dokumentation im Rettungsdienst. Diese Probleme kenne ich aus zwei Abrechnungsstellen des Rettungsdienstes bei Trägerverwaltungen. Mich wundert der Bericht aus Kiel daher nicht.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Mich wundert der Bericht aus Kiel daher nicht.

    Kiel scheint nicht allein zu sein:


    […] Die Zuschussbedarfe der Fachbereiche sinken dagegen gegenüber der Planung um rd. 29 Mio. €. Maßgeblich hierfür sind Mehrerträge beim Rettungsdienst durch Abarbeitung des aufgelaufenen Abrechnungsstaus i.H.v. 18,5 Mio. €[…]


    Quelle: https://www.luebeck.de/de/rath…OLFDNR=1016192#searchword

  • Weil aus dem Bauch geschätzt etwa 15-20% der Abrechnungsdatensätze fehlerhaft sind und eben diese Personen dies dann bearbeiten müssen.

    Also ginge 80% automatisch. ;)


    Und von den 20% soll doch die KI direkt feststellen was fehlt, und möglichst zuarbeiten. Wir haben absoluten Fachkräftemangel, und wir beschäftigen uns mit so vielen Dingen, die alle deutlich weniger menschliche Aufmerksamkeit benötigen würden.

    "Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sind, sofern (not-)ärztliche Hilfe nicht zeitnah zu erlangen ist und die Voraussetzungen des § 2a Nr. 2 NotSanG vorliegen, eigenverantwortlich handelnder, heilkundlicher Teil der Rettungskette."

    VGH München, Beschluss v. 21.04.2021 – 12 CS 21.702

  • Stimmt. Und jetzt stellt euch vor man würde gar diese dusseligen Transportscheine abschaffen. Was das die Bürokratie entlasten würde...

  • Stimmt. Und jetzt stellt euch vor man würde gar diese dusseligen Transportscheine abschaffen. Was das die Bürokratie entlasten würde...

    Wie in HH? Ich bin da mal für nen Dienst gewesen. In der Klinik gab es eine Abfuhr. "Transportscheine? Kennen wir nicht. Die gibt es lange nicht mehr"...


    Ist das da noch immer so? Wenn ja, scheint es ja ohne zu gehen, irgendwie.

  • Wie in HH? Ich bin da mal für nen Dienst gewesen. In der Klinik gab es eine Abfuhr. "Transportscheine? Kennen wir nicht. Die gibt es lange nicht mehr"...


    Ist das da noch immer so? Wenn ja, scheint es ja ohne zu gehen, irgendwie.

    Kann für Hamburg nun nicht sprechen; aber: Sprichst Du nun von der Notwendigkeit eines T-Schein für einen Krankentransport oder in der Notfallrettung? Letzteres, in der Notfallrettung, haben wir hier (Stadt und Region Hannover) auch noch nie Transportscheine benötigt (seit 1994 mindestens). Ich wäre auch ziemlich angepisst, wenn ich nach jedem Einsatz ständig einem Klinikarzt hinterher rennen muss. Nee, kein Bock drauf. T-Scheine werden hier nur für Krankentransporte benötigt.


    Edit: In einem Nachbarlandkreis, Landkreis Schaumburg, habe ich dieses 1998 aber kennenlernen müssen. Für jeden Einsatz einem T-Schein hinterher laufen. Naja, gut. Der ganze Landkreis tickte damals auch nicht ganz richtig ...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

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  • Jupp, für jeden einzelnen Einsatz den man gerne abrechnen möchte. Egal ob KTW, RTW oder NEF.

    Ich meine immer wir könnten mit aller Gewalt nicht soviel Schaden durch Abrechnungsbetrug verursachen wie dieser Wahnsinn an Kosten produziert.

  • Außerhalb Niedersachsens aber eben immer noch Gang und Gäbe. Aus Gründen.

    Gibt auch in BW Gegenden ohne...

  • Also im südlichen Brandenburg gibts auch keine Transportscheine für die Notfallrettung, lediglich Verlegungen und KTW haben noch Transportscheine.


    Soll der Typ von der AOK mal seine Kollegen bei der AOK Nordost befragen...

  • Oder die AOK Niedersachsen. Klappt hier seit Jahrzehnten in der Notfallrettung ja auch ohne T-Schein.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Hier können sich die RTW und NEF sich die Trapos über das Nida Pad selbst erstellen. Die werden dann natürlich trotzdem ausgedruckt und per Post verschickt :beaming_face_with_smiling_eyes: