Respekt geht anders

  • Die Stadt Stuttgart will mit ihrer "Respekt"-Kampagne mehr Sympathien für Einsatzkräfte wecken. Was wie ein humanistischer Appell zu mehr Rücksicht und Höflichkeit aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als PR-Kampagne und Schutzschild für eine Polizei, die 2025 so oft zur Schusswaffe greift wie nie zuvor.

    In Teilen erfrischend polemisch.

  • Ein Text von ganz weit links. Was er der Kampagne vorwirft, reproduziert er gleich einmal selbst: Es werden Polizisten, die das eigene Leben oder das anderer Bürger mit der Waffe verteidigen mussten, mit demjenigen in einen Topf geworfen, der einen Fliehenden von hinten erschossen hat (Wobei ich davon nichts gehört habe. War das so?). Außerdem kann man der Polizei schwerlich einen steigenden Schusswaffengebrauch vorhalten, wenn sie damit auf eine steigende Gewaltkriminalität reagiert. Das ist ein bisschen so, als würde man mir vorwerfen, dass ich dieses Jahr schon acht Polytraumatisierte versorgt habe. Und was das Schwarzfahren betrifft: Man kommt nicht für eine Station in der U-Bahn in den Knast, nehme ich an. Wenn es tatsächlich zu Strafverfahren kommt, dürften sich schon ein paar Schwarzfahrten angehäuft haben. Und die Ersatz-Freiheitsstraße ist ein Politikum, mit dem die Polizei nichts zu tun hat.


    Der Appell dieses in Teilen linksextremen Textes ist aber einer Überprüfung wert. Tatsächlich finde auch ich es nicht unproblematisch, wenn sich der Rettungsdienst im Rahmen einer Respekt-Kampagne in das selbe Team stellt wie die Polizei, die gerade tatsächlich das eine oder andere Glaubwürdigkeitsproblem hat. In Baden-Württemberg sind zuletzt in enger zeitlicher Folge zwei Streifen-Besatzungen dabei erwischt worden, wie sie illegitime Gewalt ausgeübt und dies im Anschluss durch Falschaussagen gerechtfertigt haben. Und dass in den Reihen der Polizei zuletzt des Öfteren rechtsradikale Chatgruppen aufgedeckt wurden, ist ja eine Tatsache.


    Vielleicht wäre es geschickter, bei dieser Kampagne die helfenden von den exekutiven Berufsgruppen zu trennen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich es zumindest für denkbar halte, dass die Kampagne dazu führt, dass wir als Rettungsdienstler noch mehr mit der Polizei in einen Topf geworfen werden, was eine steigende Gewaltbereitschaft zu unserem Nachteil zur Folge haben könnte.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

  • der einen Fliehenden von hinten erschossen hat (Wobei ich davon nichts gehört habe. War das so?).

    Ich glaube das war der Vorfall in der Oldenburger Ecke. Ich habe da zwei Dinge noch in Erinnerung: Angriff mit Messer auf Polizei und das der Täter (oder Opfer) von hinten erschossen worden sein soll. Man hört seit Monaten aber nichts mehr davon.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • "Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sind, sofern (not-)ärztliche Hilfe nicht zeitnah zu erlangen ist und die Voraussetzungen des § 2a Nr. 2 NotSanG vorliegen, eigenverantwortlich handelnder, heilkundlicher Teil der Rettungskette."

    VGH München, Beschluss v. 21.04.2021 – 12 CS 21.702

  • Vielleicht wäre es geschickter, bei dieser Kampagne die helfenden von den exekutiven Berufsgruppen zu trennen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich es zumindest für denkbar halte, dass die Kampagne dazu führt, dass wir als Rettungsdienstler noch mehr mit der Polizei in einen Topf geworfen werden, was eine steigende Gewaltbereitschaft zu unserem Nachteil zur Folge haben könnte.

    Damit hätten die Verfasser des Textes "von ganz weit links" das erreicht, was sie wollten.

  • ...

    Und dass in den Reihen der Polizei zuletzt des Öfteren rechtsradikale Chatgruppen aufgedeckt wurden, ist ja eine Tatsache.

    ...

    Ich kenne diese Berichte nur aus der Presse und habe keine realen Inhalte irgendwo gelesen, frage mich aber doch ob das hier nicht einfach auch zuweilen (!) eine vulgäre Ausdrucksweise in einem vermeintlich geschlossenen Bereich ist.

    Ich bezweifle irgendwie, dass es solche Art der Kommunikation in Chatgruppen von Lehrern, Anwälten, Straßenwärtern, Erziehern, Rettungsdienstlern oder sprich in eigentlich allen anderen Teilen der Gesellschaft so nicht gibt.

    Trotzdem muss man natürlich so etwas nachgehen und natürlich auch entsprechend ahnden, keine Frage. Und es ist natürlich auch an uns als Teil der Gesellschaft hier entsprechend zu reagieren wenn wir das mitbekommen und Teil einer solchen Chatgruppe sind.

    Ich stehe gerne mit der Polizei in einem Team.

    Jein.

    Ich habe bis jetzt in all den Jahren noch nie ein wirkliches Fehlverhalten seitens der Polizei miterlebt - eher im Gegenteil. Die Zusammenarbeit bei uns läuft gut und wird immer besser.

    Trotzdem gibt es natürlich einen klaren Unterschied: wie sind neutral und müssen das auch bleiben (auch wenn es schwer fällt), die Polizei kann das oft genug gar nicht. Alleine schon deshalb finde ich eine Trennung der Kampagnen schon richtig, wie vom Captain Joy vorgeschlagen.

    Noch besser ist man schaltet sie gleich ganz ab.

  • Ich stehe gerne mit der Polizei in einem Team.

    Ich auch. Hier geht es aber nicht um den Einsatz. Hier geht es um PR

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

  • Damit hätten die Verfasser des Textes "von ganz weit links" das erreicht, was sie wollten.

    Es ist per se nicht schlimm, wenn Leute das erreichen, was sie wollen. Die Kampagnen zu trennen würde ja offensichtlich nicht zu irgendjemandes Nachteil führen.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

  • Es ist per se nicht schlimm, wenn Leute das erreichen, was sie wollen. Die Kampagnen zu trennen würde ja offensichtlich nicht zu irgendjemandes Nachteil führen.

    für die Polizei wäre es ein Nachteil. So kann sie als Teil wahrgenommen werden der der Bevölkerung auch hilft. Leider hat sich in unserer Gesellschaft eine Respekt- und Empathielosigkeit etabliert, die nicht nur die Blaulichtorganisationen trifft, sondern auch Busfahrer, Zugpersonal, Müllwerker, Erzieher, Einzelhandelskaufleute. Im Endeffekt alle, die im Dienstleistungsbereich tätig sind. So gesehen könnte man sich auch überlegen, keine spezielle Kampagne für eine bestimmte Berufsgruppe zu machen, sondern grundsätzlich über den Umgang miteinander zu sprechen.

  • So gesehen könnte man sich auch überlegen, keine spezielle Kampagne für eine bestimmte Berufsgruppe zu machen, sondern grundsätzlich über den Umgang miteinander zu sprechen.

    Das sehe ich genau wie Du. Die Gesellschaft bewegt sich meiner Meinung nach immer mehr auf einen respektlosen Umgang zu. Das im Allgemeinen zu ändern wäre sehr von Vorteil. Ob diese Kampagnen effektiv sind, steht auf einem anderen Blatt.


    Ich bin auch sehr dafür, dass Polizisten mehr Respekt für ihre Arbeit und vor der Person bekommen. Die Polizei hat da aber schon länger eigene Kampagnen laufen.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

  • Ich bin auch sehr dafür, dass Polizisten mehr Respekt für ihre Arbeit und vor der Person bekommen. Die Polizei hat da aber schon länger eigene Kampagnen laufen.

    Eine Kampagne, nicht von „der Polizei“, sondern von Polizisten ist betterpolice.de

    Und wenn man mache Äusserungen seitens Polizeigewerkschaften hört, steigert das nicht unbedingt das Vertrauen.

  • Ich kenne diese Berichte nur aus der Presse und habe keine realen Inhalte irgendwo gelesen,

    Dass du des Googlens unwillig scheinst, ist eher dein Problem: https://itiotentreff.chat/chat/


    oder sprich in eigentlich allen anderen Teilen der Gesellschaft so nicht gibt.

    Und dass macht es nochmal genau wo besser?
    Eigentlich ist es sogar dann noch schlimmer wenn solcher Hass und Hetze so verbreitet ist sogar bei Menschen, die sich dem Dienst an der Gesellschaft (und zwar der ganzen Gesellschaft) verschrieben haben (sollten).

  • für die Polizei wäre es ein Nachteil. So kann sie als Teil wahrgenommen werden der der Bevölkerung auch hilft. Leider hat sich in unserer Gesellschaft eine Respekt- und Empathielosigkeit etabliert, die nicht nur die Blaulichtorganisationen trifft, sondern auch Busfahrer, Zugpersonal, Müllwerker, Erzieher, Einzelhandelskaufleute. Im Endeffekt alle, die im Dienstleistungsbereich tätig sind. So gesehen könnte man sich auch überlegen, keine spezielle Kampagne für eine bestimmte Berufsgruppe zu machen, sondern grundsätzlich über den Umgang miteinander zu sprechen.

    Der Unterschied ist, dass all diese Berufsgruppen nicht zur Gewaltausübung berechtigt sind.

  • Ich stehe gerne mit der Polizei in einem Team.

    Zitat von Googlesuche Definition eines Teams

    Team

    /tiːm/

    Substantiv, Neutrum [das]

    1. 1. Gruppe von Personen, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten "ein Team von Fachleuten, von Ärztinnen"
    2. 2. (im Sport) Mannschaft

    Weder teilen wir uns die gleiche Aufgabe, noch spielen wir das gleiche Spiel wie die Polizei.

  • Und deshalb ist der Text gar nicht so dümmlich. Er setzt auf Emotionen, nicht auf Fakten, und gibt der Zielgruppe dadurch das, was sie will und braucht, um stabil zu bleiben. Er liefert einfache Botschaften in leichter Sprache. Die anderen Texte der Autorin bedienen die gleichen, einfachen Inhalte. Gustave Le Bon wäre zweifelsohne zufrieden damit.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

  • Vielleicht wäre es geschickter, bei dieser Kampagne die helfenden von den exekutiven Berufsgruppen zu trennen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich es zumindest für denkbar halte, dass die Kampagne dazu führt, dass wir als Rettungsdienstler noch mehr mit der Polizei in einen Topf geworfen werden, was eine steigende Gewaltbereitschaft zu unserem Nachteil zur Folge haben könnte.

    Das halte ich für elementar. Es kann doch nicht sein, dass wir als Berufsangehörige meinen, alle mit einem Blaulicht auf dem Dacht seien eine Familie. Die Aufgaben gehen nunmal auseinander. Das ist auch richtig so, denn jeden Teil der Blaulichtsparte benötigen wir in der Gesellschaft. Aber was Rettungsdienst und Feuerwehr doch auszeichnet, ist das (Vor)Urteilsfreie, (größtenteils) straffreie, vertrauliche Helfen aus der Not. Das sollte auch der Fokus von Kampagnen sein, welche den Mehrwert dieser Systeme der Bevölkerung darstellen möchte. Es ist ja vielen Patienten und Angehörigen grade nicht egal, ob der Rettungsdienst vor der Tür steht, oder die Polizei.


    Vorsorglich weise ich darauf hin, dass es nicht nötig ist mir jetzt Worte im Mund umzudrehen. Ich habe keine einzige negative Aussage zur Polizei getroffen. Ich stelle hier lediglich fest, das die Rollen in der Gesellschaft unterschiedlich sind, und wir als RD darum klug beraten wären, unsere Rolle herauszustellen, statt uns mit vielen anderen Rollen zusammen fassen zulassen.

    "Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sind, sofern (not-)ärztliche Hilfe nicht zeitnah zu erlangen ist und die Voraussetzungen des § 2a Nr. 2 NotSanG vorliegen, eigenverantwortlich handelnder, heilkundlicher Teil der Rettungskette."

    VGH München, Beschluss v. 21.04.2021 – 12 CS 21.702