Respekt geht anders

  • Aber was zum Fick hat die Polizei mit Respekt zu tun? Ja, die Polizei, die in Baden-Württemberg im Jahr 2025 allein schon sieben Menschen erschossen hat. Sieben. Bundesweit sind es zur Jahreshalbzeit 15 Tote. Im Jahr 2024 waren es 22, 2023 zehn, 2022 elf. Eine tödliche Kurve steil nach oben.


    …im direkten Kontext mit…


    Wär' ich Sanitäterin, Busfahrerin oder bei der Feuerwehr in Stuttgart, wär' ich brutal angepisst, dass ich und mein Beruf für Werbung zur Unterwerfung unter Polizeigewalt missbraucht werden.


    …finde ich persönlich ganz schön dümmlich. Oder halt berechnend, weil absichtlich verkürzt und undifferenziert. Dann werde ich als Leser für dumm verkauft. Auch nicht besser.

  • Das halte ich für elementar. Es kann doch nicht sein, dass wir als Berufsangehörige meinen, alle mit einem Blaulicht auf dem Dacht seien eine Familie. Die Aufgaben gehen nunmal auseinander. Das ist auch richtig so, denn jeden Teil der Blaulichtsparte benötigen wir in der Gesellschaft. Aber was Rettungsdienst und Feuerwehr doch auszeichnet, ist das (Vor)Urteilsfreie, (größtenteils) straffreie, vertrauliche Helfen aus der Not. Das sollte auch der Fokus von Kampagnen sein, welche den Mehrwert dieser Systeme der Bevölkerung darstellen möchte. Es ist ja vielen Patienten und Angehörigen grade nicht egal, ob der Rettungsdienst vor der Tür steht, oder die Polizei.


    Vorsorglich weise ich darauf hin, dass es nicht nötig ist mir jetzt Worte im Mund umzudrehen. Ich habe keine einzige negative Aussage zur Polizei getroffen. Ich stelle hier lediglich fest, das die Rollen in der Gesellschaft unterschiedlich sind, und wir als RD darum klug beraten wären, unsere Rolle herauszustellen, statt uns mit vielen anderen Rollen zusammen fassen zulassen.

    Volle Zustimmung.

    Auch wenn sich die Aufgaben von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst in Teilen überschneiden, gibt es grundlegende Unterschiede. Für den Rettungsdienst sollte m. E. der Wille des Patienten oberstes Gesetz sein. Die Polizei muss - auftragsgemäß - auch ggfs. gegen den Willen der Beteiligten Recht und Gesetz - nötigenfalls mit (Waffen-)Gewalt - Geltung verschaffen. Ich glaube daher auch, dass der RD gut beraten wäre, seine Aufgaben herauszustellen und das eigene Profil zu schärfen.

  • „Aber was zum Fick hat die Polizei mit Respekt zu tun? Ja, die Polizei, die in Baden-Württemberg im Jahr 2025 allein schon sieben Menschen erschossen hat. Sieben. Bundesweit sind es zur Jahreshalbzeit 15 Tote. Im Jahr 2024 waren es 22, 2023 zehn, 2022 elf. Eine tödliche Kurve steil nach oben.“

    Was diese Bürgerinnen und Bürger sich vorstellen, frage ich mich. Sind nicht gerade auch wieder Polizeibeamte im Dienst getötet und schwer verletzt worden? Das klingt in der Tat dümmlich, als ob die Polizei durch die Gegend fährt um wahlos (grundlos) Menschen zu erschießen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Weder teilen wir uns die gleiche Aufgabe, noch spielen wir das gleiche Spiel wie die Polizei.

    Dann solltest du vllt mal dein Auftreten und arbeiten überdenken oder war es das Mundset? Ich muss und darf im Notarztdienst oft genug mit der Polizei zusammenarbeiten und hänge diesen möglicherweise heute etwas tradierten Vorstellungen mit der großen Blaulichtfamilie an. Und ich finde diese Idee nur weil heutzutage der ein oder andere möglicherweise andere Vorstellungen hat nicht weniger schlecht. Macht das Zusammenarbeiten sehr angenehm.

  • Was diese Bürgerinnen und Bürger sich vorstellen, frage ich mich. Sind nicht gerade auch wieder Polizeibeamte im Dienst getötet und schwer verletzt worden?

    Dass Polizisten im Dienst getötet oder schwer verletzt werden ist schlimm. Rechtfertigt das Deines Erachtens Gewalt seitens der Polizei gegenüber dem Bürger? Klingt für mich wie Whataboutism.

    Das klingt in der Tat dümmlich, als ob die Polizei durch die Gegend fährt um wahlos (grundlos) Menschen zu erschießen.

    Das glauben hoffentlich nur Wenige, ich glaube, auch die Autorin nicht. Dass Polizeigewalt ein Problem ist, glauben m. E. durchaus einige Bürger. Und nicht nur "extrem Linke".

    Unrechtmäßige Polizeigewalt kommt in Deutschland deutlich häufiger vor als bisher bekannt. Das ergeben Forschungen an der Universität Bochum, über die das ARD-Politikmagazin “Kontraste” und “Der Spiegel” gemeinsam berichten.

  • Gleichwohl hat dieser Artikel eine sehr interessante und für mich erkenntnisreiche Diskussion hier entfacht.

    Es gibt aber auch unterschiedlich intelligente Polemik. Was am oberen Ende der Skala scharfe Rhetorik sein mag, ist am unteren Ende der Skala halt oft nur dummes Geschwätz.

  • Dann solltest du vllt mal dein Auftreten und arbeiten überdenken oder war es das Mundset?

    Warum ad hominem?

    Ich muss und darf im Notarztdienst oft genug mit der Polizei zusammenarbeiten und hänge diesen möglicherweise heute etwas tradierten Vorstellungen mit der großen Blaulichtfamilie an. Und ich finde diese Idee nur weil heutzutage der ein oder andere möglicherweise andere Vorstellungen hat nicht weniger schlecht. Macht das Zusammenarbeiten sehr angenehm.

    Hattest Du nie eine Einsatzsituation, bei der Deine Aufgaben mit denen der Polizei in Widerspruch standen?

    Ich plädiere für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller am Einsatz beteiligten Dienste. D. h. aber nicht, dass es keine relevanten Unterschiede gibt. Und diese Unterschiede erkennbar darzustellen, halte ich für legitim. Ähnlich beim Bild "Familie": In jeder Familie gibt es unterschiedliche Aufgaben der einzelnen Familienmitglieder. Diese klar herauszuarbeiten halte ich auch im familiären Umfeld für sinnvoll.

  • Hattest Du nie eine Einsatzsituation, bei der Deine Aufgaben mit denen der Polizei in Widerspruch standen?

    Was schon beim Drogenintox beginnt:
    Die Aufgabe des Rettungsdienstes ist es zu helfen und gesundheitliche Schäden abzuwenden.
    Die der Polizei derzeit die Strafverfolgung. Und Furcht vor Repression ist sicher nicht hilfreich dabei sich Hilfe zu suchen.

    Deshalb haben wir ja die Schweigepflicht.

  • Dass Polizisten im Dienst getötet oder schwer verletzt werden ist schlimm. Rechtfertigt das Deines Erachtens Gewalt seitens der Polizei gegenüber dem Bürger?

    Irgendwie vermisse ich hier gerade den "Daumen runter"-Button. Aber gut: Ja, wenn Gewalt notwendig ist, um Sicherheit, Ordnung und Recht durchzusetzen, dann ist Gewalt zur Durchsetzung gerechtfertigt. Diese Gewalt muss der Situation angemessen sein (das reicht vom Platzverweis bis zum Einsatz von schweren Waffen, um (ebenfalls) bewaffnete Amok- oder Terror-Täter aufhalten zu können). Haben wir ein Problem mit ungerechtfertigter Polizeigewalt? Ich denke nein. Meine Erfahrung (hauptsächlich dienstlich) war die letzten gut 30 Jahre eine andere, wenn ich dabei war. Ich habe noch keine übermäßige bzw. überflüssige Gewalt durch Polizeibeamte erleben müssen. Gibt es diese trotzdem: Ja, sicher. Allerdings glaube ich nicht, dass wir Verhältnisse wie in Russland, China oder sonstigen dritte Weltländern haben. Ich habe Vertrauen in die Polizei und glaube, dass diese ihren Job so gut wie möglich machen (oder man sie läßt). Und schwarze Schafe gibt es natürlich auch bei der Polizei. Und im Rettungsdienst. Und in der Feuerwehr. In den Schulen. In jedem Bereich der Gesellschaft eben.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    2 Mal editiert, zuletzt von Harris NRÜ ()

  • Haben wir ein Problem mit ungerechtfertigter Polizeigewalt?

    Es ist wohl so, dass Polizeigewalt verboten ist, und deshalb nicht vorkomme, wenn ich diverse Politiker richtig verstanden habe.

    "Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sind, sofern (not-)ärztliche Hilfe nicht zeitnah zu erlangen ist und die Voraussetzungen des § 2a Nr. 2 NotSanG vorliegen, eigenverantwortlich handelnder, heilkundlicher Teil der Rettungskette."

    VGH München, Beschluss v. 21.04.2021 – 12 CS 21.702

  • Aber was zum Fick hat die Polizei mit Respekt zu tun? Ja, die Polizei, die in Baden-Württemberg im Jahr 2025 allein schon sieben Menschen erschossen hat. Sieben. Bundesweit sind es zur Jahreshalbzeit 15 Tote. Im Jahr 2024 waren es 22, 2023 zehn, 2022 elf. Eine tödliche Kurve steil nach oben.

    Sorry, allein der Absatz reicht mir um den kompletten Artikel in die Tonne zu hauen. Eine Unterstellung, dass Polizisten Menschen wahllos töten würden. Kein Hinterfragen warum die Zahl an tödlichen Schusswaffengebrauch zugenommen hat. Da interessiert mich ehrlich gesagt nicht, ob die Verfasserin eine Diskussion anstoßen will.

  • Es ist wohl so, dass Polizeigewalt verboten ist, und deshalb nicht vorkomme, wenn ich diverse Politiker richtig verstanden habe.

    Nun ja, es sind viele Dinge verboten (auch aus gutem Grund). Das hält aber nicht jede Bürgerin oder jeden Bürger davon ab, trotzdem das Gesetz zu brechen. Wären Menschen alles nette, soziale und rücksichtsvolle Wesen, dann bräuchten wir keine Polizei (und auch keine Armeen). Leider sind Menschen aber nicht alle nett. Und ja, ich glaube auch, dass es ungerechtfertigte Polizeigewalt gibt. Aber ich denke auch, dass das kein Massenphänomen ist. Ich hätte in die Polizei bestimmter Länder deutlich weniger Vertrauen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Irgendwie vermisse ich hier gerade den "Daumen runter"-Button.

    Warum? Dein Nichteinverständnis mit meiner Meinung kannst Du doch sehr gut auch ohne einen solchen bekunden. Ich finde es gut, dass es einen solchen nicht gibt. Mich interessieren andere Meinungen. Abwertende Symbole bringen mir keinen Erkenntnisgewinn.

    Aber gut: Ja, wenn Gewalt notwendig ist, um Sicherheit, Ordnung und Recht durchzusetzen, dann ist Gewalt zur Durchsetzung gerechtfertigt. Diese Gewalt muss der Situation angemessen sein (das reicht vom Platzverweis bis zum Einsatz von schweren Waffen, um (ebenfalls) bewaffnete Amok- oder Terror-Täter aufhalten zu können).

    Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte ungerechtfertigte Gewalt. Dass die Ausübung von Gewalt manchmal notwendig und auch richtig ist, wollte ich nicht grundsätzlich in Frage stellen.

    Meine Erfahrung (hauptsächlich dienstlich) war die letzten gut 30 Jahre eine andere, wenn ich dabei war. Ich habe noch keine übermäßige bzw. überflüssige Gewalt durch Polizeibeamte erleben müssen.

    Ich leider schon (dienstlich).

    Allerdings glaube ich nicht, dass wir Verhältnisse wie in Russland, China oder sonstigen dritte Weltländern haben.

    M. E. sind China und Russland nicht mit "sonstigen dritte Weltländern" gleich zu setzen. Und dass alle Entwicklungsländer Probleme mit Polizeigewalt hätten, klingt geradezu postkolonial für mich. Und nur weil es anderswo schlechter ist, macht es bei uns nicht besser.

    Ich habe Vertrauen in die Polizei und glaube, dass diese ihren Job so gut wie möglich machen (oder man sie läßt).

    Ich habe das gleiche Vertrauen in "die Polizei" wie in "den Rettungsdienst". Es geht nicht um eine abstrakte gedachte Gesamtheit, sondern um einzelne Akteure dieser Gruppen. Und eine Kritik an diesen Einzelnen ist m. E. keine Herabwürdigung der Gesamtheit.

    Und schwarze Schafe gibt es natürlich auch bei der Polizei. Und im Rettungsdienst. Und in der Feuerwehr. In den Schulen. In jedem Bereich der Gesellschaft eben.

    Was aber keine Rechtfertigung dafür ist, sich mit den schwarzen Schafen nicht zu beschäftigen und deren Anzahl zu verringern. Und vielleicht findet man ja dann ggfs. auch systemische Ursachen die man ändern kann.

  • Sorry, allein der Absatz reicht mir um den kompletten Artikel in die Tonne zu hauen.

    Dafür reicht auch schon die Publikation, in der er erscheint.

    Dass Polizisten im Dienst getötet oder schwer verletzt werden ist schlimm. Rechtfertigt das Deines Erachtens Gewalt seitens der Polizei gegenüber dem Bürger?

    Nein, die polizeliche Gewaltanwendung "rechtfertigt" das Polizeigesetz.

  • M. E. sind China und Russland nicht mit "sonstigen dritte Weltländern" gleich zu setzen.

    Da stand noch ein oder dabei.

    Ich habe das gleiche Vertrauen in "die Polizei" wie in "den Rettungsdienst". Es geht nicht um eine abstrakte gedachte Gesamtheit, sondern um einzelne Akteure dieser Gruppen. Und eine Kritik an diesen Einzelnen ist m. E. keine Herabwürdigung der Gesamtheit.

    Kritik an Einzelnen ist okay. Mir kommt diese Kritik jedoch sehr pauschal vor, wenn man Deine letzten Beiträge sich anschaut.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wie ich bereits schrieb, habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte die ungerechtfertigte polizeiliche Gewaltanwendung. Und die rechtfertigt auch das PolG nicht.

    Und der einleitende „Artikel“ suggeriert, dass jeder polizeiliche Schusswaffengebrauch erstmal ungerechtfertigt ist. Zumindest erfolgt keine Einordnung, sondern es werden damit Emotionen befeuert. Ich finde das in der genutzten Pauschalität ähnlich problematisch wie wenn man pauschal so tut, als gäbe es keine Polizeigewalt. Das ist (beides) entweder arg naiv oder eben bösartig, jedenfalls gefährlich, weil manipulativ. In einer ohnehin politisch zerrissenen Gesellschaft sollte man sich das sparen, erst recht als Journalist*in, falls man als solche(r) ernst genommen werden möchte. Ich frage mich dann immer, wem oder welchem Ziel das nutzen soll. Desinformation ist nicht nur zu verurteilen, wenn sie von Bots verbreitet wird.

  • Und der einleitende „Artikel“ suggeriert, dass jeder polizeiliche Schusswaffengebrauch erstmal ungerechtfertigt ist. Zumindest erfolgt keine Einordnung, sondern es werden damit Emotionen befeuert. Ich finde das in der genutzten Pauschalität ähnlich problematisch wie wenn man pauschal so tut, als gäbe es keine Polizeigewalt. Das ist (beides) entweder arg naiv oder eben bösartig, jedenfalls gefährlich, weil manipulativ. In einer ohnehin politisch zerrissenen Gesellschaft sollte man sich das sparen, erst recht als Journalist*in, falls man als solche(r) ernst genommen werden möchte. Ich frage mich dann immer, wem oder welchem Ziel das nutzen soll. Desinformation ist nicht nur zu verurteilen, wenn sie von Bots verbreitet wird.

    Jetzt kann ich Deine Sichtweise nachvollziehen und stimme dieser auch teilweise zu. Danke für den Erkenntnisgewinn.