Beiträge von 98-83-1

    Jetzt mal mit etwas Unschärfe, leichtem hinken und umgemünzt auf den Rettungsdienst.


    Man ist Rettungsassistent und möchte Notfallsanitäter werden, damit man aufsteigt. Ein berechtigtes Anliegen.

    Der Arbeitgeber ist doof und bietet keine Möglichkeiten zum Aufstieg --> ich mache berufsbegleitend die Ausbildung zum Paramedic. Das ist zwar kein Notfallsanitäter, wird mir aber als gleichwertige Ausbildung anerkannt und dadurch Notfallsanitäter.

    Nach harter Arbeit, viel Mühe und Geld bin ich endlich Paramedic. Es kommt zum Wechsel des Arbeitgebers.

    Der neue Arbeitgeber ist nicht mehr ganz so doof und möchte möglichst viele Notfallsanitäter haben. Dafür bietet er Rettungsassistenten Ergänzungsprüfungen zum Notfallsanitäter an. Ich bin zwar sogar schon Paramedic/Notfallsanitäter, aber hochmotiviert und mag Fortbildungen und will mein Wissen erweitern. Voller Begeisterung bewerbe ich mich für das Auswahlverfahren, schaffe alle Tests mit Bestleistung und es kommt zum Auswahlgespräch, wo der böse Weiterbildungsbeauftragte fragt, warum ich jetzt noch die Ergänzungsprüfung zum Notfallsanitäter machen möchte, wo ich doch schon Paramedic/Notfallsanitäter bin. Ich werde nicht für die Ergänzungsprüfung genommen.

    Der Weiterbildungsbeauftragte ist doof!


    Dabei ist der Fortbildungskatalog für Kommunen in Niedersachsen prall gefüllt und auch über das kommunale Bildungswerk kann man vieles machen. Darauf sollte man sich konzentrieren.


    Etwas Polemik: Über das Märchen wenig Arbeitszeit, viel Geld, tolle Fortbildungen = Motivation wurde hier im Forum schon öfter berichtet.

    Auf die Gefahr hin mich richtig unbeliebt zu machen. Ich kann den Weiterbildungsbeauftragten verstehen.


    Ich gehe davon aus, dass Harris als Sachbearbeiter bereits als Angestellter in der Laufbahn des ehemaligen gehobenen Dienstes ist, weil er studiert hat.


    Ziel Angestelltenlehrgang 2: Befähigung als Angestellter vom ehemals mittleren Dienst in den ehemals gehobenen Dienst aufzusteigen.


    Bewerber hat ein Studium --> Voraussetzung für die Arbeit als Angestellter im gD ist damit bereits erfüllt --> nicht die Zielgruppe, die gesucht wird und damit kein Mehrwert für beide Seiten. Als Arbeitgeber müsste ich aber eine hohe 4-stellige, wenn nicht sogar 5-stellige Summe investieren.


    Spätestens als Führungskraft wird das Thema Fortbildung deutlich vielschichtiger als nur ja oder nein.

    Irgendwie klingt das ein wenig massiv übertrieben. Natürlich müssen die Anforderungen irgendwie passen. Jedoch warum sollte ein reiner Verwaltungsmitarbeiter mit Angestelltenlehrgang II besser für eine Sachbearbeiterstelle in der Rettungsdienstverwaltung (Bedarfsplanung, Einsatzplanung, Vorbereitung von Ausschreibungen, usw.) geeignet sein wie ein Notfallsanitäter mit einem Rettungsingenieurstudium? Mir ist auch ein Geologe mit Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr bekannt, der das macht. Ist logisch, oder?

    Wenn du glaubst, das wäre massiv übertrieben; so sieht inzwischen in vielen (großen) Unternehmen - die ich persönlich kenne oder der Verwandten- und Freundeskreis arbeitet - die Realität aus. Die Ausbildungs- und Studiengänge waren willkürlich als Beispiel gewählt, aber die Aussage, dass das Studium nicht die benötigten Anforderungen entspricht ist richtig.


    Öffentlicher Dienst ist nochmal eine andere Geschichte. Da geht es nach Laufbahn und Gruppen. Hat man für den Arbeitsplatz die richtige Laufbahn, dann kann man prinzipiell dort eingesetzt werden. Ob es sinnvoll ist will ich hier nicht bewerten.

    Ansonsten ist man im öffentlichen Dienst im Zweifel recht stumpf und prüft. Was ist ausgeschrieben, was sagt das jeweilige Gesetz / die Verordnung dazu, was hat der Bewerber zu bieten. Und wenn dann dort Punkte steht wie (Fach)Hochschulreife, akkreditieres Studium mit min. x Creditpoints usw. und nur ein Punkt wird nicht erfüllt, dann ist man raus.

    Gerne bei den privaten Universitäten mit Monatsbeiträgen von über 200 Euro und Zugangsvoraussetzung 3-jährige Berufsausbildung und x Jahre Berufserfahrung der Fall. Angestellter geht meistens noch, aber Verbeamtung ist damit in vielen Bundesländern so ohne weiteres nicht möglich wurde mir berichtet.

    Es schließt sich wieder ein Kreis. Es hat einen nicht unerheblichen Einfluss, was man wo studiert.

    Vielleicht empfindest Du das auch nur so? Ich kann die Mitarbeiter jedoch ein Stück verstehen, denn sie wollen (irgendwann) auch die Früchte ihrer Bemühungen tragen. Natürlich ist es nicht richtig, dass diese es Dir (Deinem Arbeitgeber) zum Vorwurf machen. Das diese jedoch danach streben, kann man ihnen nicht verübeln. Irgendwann sind diese Mitarbeiter dann eben weg, wenn diese eine Stelle finden.

    Jeder kann studieren was er/sie möchte. Man muss sich aber bewusst sein, dass es eine Frage von Angebot und Nachfrage ist. Wenn ich etwas Anbiete (Studium), dann war ich hoffentlich im Vorfeld so pfiffig und habe die Nachfrage geprüft.

    Wenn nicht, dann muss ich damit rechnen, dass ich entweder mir einen neuen Arbeitgeber suchen muss, wo Nachfrage nach meinem Angebot besteht oder viel Geduld mitbringen bzw. mich damit abfinden, dass ich vielleicht doch nicht die schlauste Entscheidung war.

    Und an der schlauen Entscheidung (Auswahl des Studiums) hakt es mit zunehmender Anzahl von (privaten) Hochschulen und Studiengängen zunehmend. Es werden immer mehr Studiengänge angeboten, für die es effektiv keinen bis kaum Bedarf gibt. Ausdrücklich auch an staatlichen Hochschulen.

    In Sachen Arroganz und Überheblichkeit scheint die "jüngere Generation" Dir bzw. Deiner Organisation in nichts nachzustehen.

    Arroganz?

    Mal aus der Blase des Rettungsdienstes heraus. Es gibt in Deutschland einige Anbieter zur beruflichen Qualifizierung mit diversen Standorten, die gerade im Bereich Bachelor- und Masterabschluss einen höchst zweifelhaften Ruf haben. Münzeinwurf für Abschluss ohne vergleichbare Ausbildung oder wissenschaftliche Lehre wie z.B. an staatlichen Hochschulen.

    Das Arbeitsergebnis bzw. das Abschneiden in Assessment Center dieser Bewerber ist nicht nur bei meinem Arbeitgeber im Durchschnitt erheblich schlechter.


    Darüber könnte man noch hinwegsehen und großzügig Mitarbeiterbonuspunkte im Auswahlverfahren vergeben, wenn das Studium wenigstens geeignet wäre.

    Münzen wir mal zwei Beispiele meines Arbeitgebers auf den Rettungsdienst um. Die genannten Berufe sind absichtlich verfremdet. Es werden Notfallsanitäter gesucht, mehrere Rettungssanitäter haben auf eigene Kosten eine Fortbildung gemacht und sich beruflich weiterqualifiziert; zur Goldschmiedin, zum Floristen oder zum Zoowärter. Keiner ist Notfallsanitäter, aber alle drei Personen erwarten von dir, dass du sie jetzt als Notfallsanitäter bezahlst, du es aber effektiv nicht machen kannst, selbst wenn du wollen würdest.


    Du suchst Ärzte. Mehrere deiner Notfallsanitäter haben berufsbegleitend studiert. Kunstgeschichte, Innovationsmanagement oder Sales Management.

    Alle erwarten jetzt, dass du sie auf eine Notarztstelle setzt und sie damit ein Gehalt bekommen, womit sie zu den oberen 10% der Einkommensgruppen gehören. Schließlich haben sie neben der Arbeit studiert und dafür eine 5-stellige Summe bezahlt. Nur leider brauchst du in absehbarer Zeit keine Kunstgeschichte, Innovationsmanagement oder Sales Management sondern Ärzte. Kunstgeschichte brauchst du nie, mit dem Studium Innovationsmanagement kannst du selbst nach mehrfacher Erklärung, Studium des Curriculums nicht verstehen, was der Mitarbeiter jetzt kann und im Assessment Center liefert die Person auch nur schwache Ergebnisse bzw. es zeigt sich, dass im Bereich wissenschaftliches Arbeiten erhebliche Lücken bestehen. Im Sales Bereich sind alle Stellen besetzt.


    Und jetzt zu den Rahmenbedingungen:

    Mein Arbeitgeber bildet in den Bereichen - in denen Bedarf besteht - selber aus.

    Wo Bedarf besteht werden duale Studiengänge angeboten.

    An Fortbildungen kann man fast alles besuchen was der Markt hergibt und realistisch finanzierbar ist.

    Sollte man einen Master berufsbegleitend studieren wollen, kann man mit Gleitzeitregelung und großzügigstem entgegenkommen der Vorgesetzten die Zeit einteilen wie man will und auch phasenweise deutlich weniger arbeiten. Allerdings wird immer gesagt, dass ein Studium nicht bedeutet, dass man automatisch mehr Geld verdient oder eine höhere Position im Unternehmen erhält. Trotzdem haben alle im Anschluss die Erwartungshaltung, dass es jetzt sofort mehr Geld gibt und haben verdrängt, was Jahre vorher gesagt wurde.


    Und jetzt dein Lösungsvorschlag.

    Es gibt sehr viele Faktoren, die die Attraktivität der Arbeit ausmachen. Aber ein Faktor sind wir eben auch selbst und wie wir neuen Leuten den Beruf präsentieren und den Alltag vorleben. Provokativ gesagt: Vielleicht sind einige Kollegen auch selbst dafür verantwortlich, dass der Nachwuchs nicht mehr bleiben möchte.

    Das ist eine Seite, die andere Seite ist, dass die jüngeren Generationen in einer Zeit aufgewachsen sind, wo wir im Überfluss gelebt haben.

    Der erste harte Aufschlag war Corona, jetzt der Krieg in der Ukraine.

    Wenn ich höre und sehe mit welcher Anspruchshaltung nach einer Fortbildung oder einem nebenberuflichen Studium zum Arbeitgeber zurückkommen, dann weiß ich regelmäßig nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

    Nur weil man auf eigene Kosten für viel Geld an der privaten Hochschule "TeuerGeldWenigQualität" studiert hat, möchte man jetzt auch eine entsprechende Position im Unternehmen.

    Da fehlt völlig die Eigenreflexion.

    1. Stellen werden ausgeschrieben, wenn Bedarf besteht.

    2. Regelmäßig passt das superdupper Privatstudium so überhaupt nicht zu den Bedarfen des Unternehmens.

    3. In nicht wenigen Fällen sind die Personen für die weiterführende Position (zum jetzigen Zeitpunkt) schlicht und ergreifend ungeeignet.


    Da kommt dann plötzlich das böse Erwachen und der Arbeitgeber ist doof.

    Ich bin grundsätzlich für Aus- und Fortbildung, aber man muss sich im Vorfeld auch mal etwas Gedanken machen.

    Eins hast du noch vergessen.. Wir verdienen kein Geld (in der Fläche), wir kosten nur Geld. "Verdient " wird an und mit anderen Stellschrauben und das Personal wirkt für den Zahlenschubser erstmal beliebig austauschbar (bis auf Ausnahmen).

    Das ist aber in allen Berufen so.


    Die Industrie arbeitet im Kontext des Fachkräftemangels auch immer stärker an dem Problem. Unter dem Stichwort Industrie 4.0 und der Nutzung von KI stehen wir aus meiner persönlichen Sicht vor einem sehr großen und radikalen Umbruch.

    ChatGTP ist nur der Anfang. Man sieht schon erste Anzeichen in einzelnen Branchen, dass KI die Arbeit übernimmt. Das wird auch in der Medizin nicht halt machen und das könnte am Ende gerade für Ärzte einen massiven Stellenabbau bedeuten. Stichwort "Da Vinci" oder Bewertung von Untersuchungsergebnissen ist vieles denkbar und wird in den nächsten 2 Dekaden auch so kommen.

    Aber auch in der Verwaltung, Produktion etc wird es zu massiven Einsparungen kommen.

    In anderen Branchen ist man einfach nur deutlich flexibler was die Personalanwerbung betrifft, weil man mit der Ausbildung nicht so reglementiert ist.


    Personal halten ist heute ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn die Leute persönlich unzufrieden sind, dann gehen sie. Mehr Geld ist kein Motivationsfaktor. Das hilft maximal kurzfristig. Ist eine Frage der inneren Einstellung jedes einzelnen.


    Gesundheitssystem:

    Nehmen wir mal nur den Rettungsdienst

    Hauptschulabschluss --> keine 18 Jahre bei Schulabschluss, anschließend bis 18 warten --> Ein Leben lang Rettungssanitäter. Alternative du musst einen Realschulabschluss machen oder du musst eine andere zweijährige Ausbildung machen --> Anschließend 3 Jahre Notfallsanitäterausbildung. Ist schon mal ein Teil des möglichen Personalpools weg.


    Realschulabschluss --> keine 18 Jahre bei Schulabschluss, ich mache eine Ausbildung in einem anderen Beruf --> der nächste Teil des möglichen Personalpools weg


    Abitus --> Mit 18 ist es da ggf schon knapp bei Abitur nach 12 Jahren Schule, aber Ziel ist ja auch eher zu studieren. Also ggf. 3 Jahre Ausbildung und dann doch mit dem Studium beginnen oder gleich Studium --> nächster Teil des möglichen Personalpools weg.


    Man grenzt den verfügabren Personalpool massiv ein.


    Warum nimmt man nicht die Haupt- und Realschüler und überbrückt die Zeit bis sie 18 Jahre alt sind mit einer geeigneten (schulischen) Ausbildung? Machen Berufsfeuerwehren inzwischen auch.


    Die Lücke zwischen 3 Monate RS und 3 Jahre NotSan ist zu groß. Es fehlt aus meiner Sicht eindeutig der RettAss mit seinen 2 Jahren.


    Quereinsteiger mit Training on the Job - wie es in der Industrie gemacht wird - fehlt komplett.

    Durchlässigkeit bzw. Anerkennnung von Ausbildungen im gesamten Gesundheitssektor --> Fehlt komplett.


    Man müsste das gesamte System Ausbildung im Gesundheitssektor überdenken, aber das wird man mit dem Lobbyismus der dort herrscht niemals schaffen. Da besteht auch seitens der Mitarbeiter wenig Interesse.

    Woran liegt es eigentlich, dass Kliniken und Rettungsdienste so gerne Leih-Personal einstellen? Können die das irgendwie anders abschreiben oder steuerlich geltend machen oder gibt es dafür Sondertöpfe oder Ähnliches? Die können ja nicht wirklich alle so blöd sein.

    Ich kann jetzt nur für den Bereich außerhalb des RD sprechen.

    Leihpersonal stellt niemand gerne ein. Es dient eigentlich nur dazu Belastungsspitzen abzufedern, zeitlich befristete Projekte zu unterstützen oder bestimmtes Fachwissen zu erhalten, bis das eigene Personal das Fachwissen hat (Stichwort: Übernahme von neuen Aufgaben).


    Externe Berater, ANÜ etc. wird in den mir bekannten Firmen aus anderen Kostenstellen finanziert. Günstig ist es ausdrücklich nicht. Als Unternehmen kann man es aber - wenn man geschickt ist - steuerlich als "Verluste/Ausgabe" angeben.


    Ansonsten würde ich der Aussage aus Beitrag #4 widersprechen.

    Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass es gerade goldene Zeiten für Leiharbeitnehmer wären und die guten Mitarbeiter in diesen Bereich gehen.

    Bis auf wenige Ausnahmen waren andere Führungskräfte und ich von den Leistungen der Externen immer enttäuscht. Fachwissen so la la, nach wenigen Monaten sind die internen Leistungsträger deutlich besser. Vom Menschlichen her regelmäßig schwierige Personen, so dass es nicht verwundert, dass die Person in der letzten "Festanstellung" gekündigt wurde. Work-Life-Balance ist deutlich schlechter als bei allen regulären Angestellten.

    Und für alle, die als Selbstständige und damit Sub-Auftragnehmer beim eigentlichen Auftragnehmer arbeiten bleibt am Ende nicht mehr viel übrig. Kritisch ist da auch immer zu betrachten, wenn man über den Auftragnehmer nicht sozialversichert ist, nur teilweise im Jahr arbeitet und nicht selber für die Rente vorsorgt. Machen sich viele von diesen Leuten keine Gedanken und das böse Erwachen kommt dann kurz vor Schluss. Im Monat 4000 Euro netto und mehr gehabt, jetzt Altersarmut.

    Ich habe einige Familienangehörige, die bei Volkswagen arbeiten. Daher habe ich da etwas Einblick. Was die Notfallsanitäter oder Pflegekräfte betrifft: In der Endstufe kommt man da schon auf 2.300 netto, richtig. Aber es dauert, bis man dort angekommen ist (ca. 15 Jahre). Und da geht man die ersten Jahre erst einmal mit 1.800 netto nach Hause. Alles ohne Schichtzulagen natürlich; die zählt man nicht zum Grundgehalt dazu.

    TVÖD P8 für den Notfallsanitäter sind in der niedrigsten Stufe ohne Zulagen über 2.000 Euro netto. Unverheiratet, keine Kinder, Steuerklasse 1.

    Mit Zulagen und Schichtzuschlägen dann bei ca. 2.200 bis 2.300 Euro netto. In der höchsten Stufe geht es - immer noch unverheiratet, keine Kinder, Steuerklasse 1- eher in Richtung 2.500 bis 2.700 Euro.

    Bei den HiOrgs im ähnlichen Rahmen.

    Ich habe gerade extra noch mal gefragt.

    So lange ein Hauptschüler mit Schlosserlehre, ohne irgendwelche Weiterbildungen oder großartigen Verantwortung (Autos zusammen schrauben) gut 1.000 Euro netto mehr Entgelt pro Monat bekommt, ohne hohe psychische und physische Belastungen, jedes Wochenende frei und 8.000 Euro Gewinnbeteiligung pro Jahr, während die Bedingungen (Arbeitsbedingungen UND Entgelt) in der Pflege, bei den Hebammen oder in der Rettung so bleiben wie diese sind, so lange wird das mit dem Personal nicht besser werden.

    Den angestellten Schlosser oder KFZ-Mechantroniker möchte ich sehen, der Netto(!) deutlich über 3000 € verdient. Ausnahmen mag es geben, aber die breite Masse bekommt - zumindest hier - ungefähr das gleiche Gehalt wie ein NotSan.

    Annahme ist ein Notfallsanitäter nach der Ausbildung, unverheiratet und ohne Kinder. Ich habe mir sagen lassen, dass man da schon bei 2.200 bis 2.30 Euro netto ist. Ich kenne genügend Ingenieure, die als Berufsanfänger auch nicht so viel mehr haben.


    Zurück zum Schlosser: Hier ist Arbeitszeit auch wirklich Arbeitszeit, die physische Belastung ist min. vergleichbar mit der Pflege, wenn nicht sogar höher, Samstagsarbeit ist inzwischen üblich und wer in einer Markenvertragswerkstatt arbeitet und den passenden Führerschein hat (Klasse B) darf Nachts noch Bereitschaft für die Mobilitätsgarantie machen und trotzdem am nächsten Tag in der Werkstatt arbeiten.


    Das gegenseitige Aufwiegen von Berufen bringt - außer viel Polemik - überhaupt nichts.

    Und bei den Tarifverhandlungen von Bund und Kommunen wird es nicht zu einer Nullrunde kommen.

    Leider nicht dauerhaft, nur kurzfristig.

    Wenn überhaupt. In Unternehmen die ich kenne (nicht nur Rettungsdienst) spielt das Gehalt nie eine Rolle, wenn man mit den Mitarbeitern ein Gespräch führt nach der Kündigung. Das sind immer andere Gründe und höhere Gehaltsangebote führen nie zum Verbleib (und wenn doch will man die Mitarbeiter eigentlich doch nicht haben, weil sich an der grundsätzlichen Unzufriedenheit nichts geändert hat).

    Der ein oder andere Rettungsdienstbetreiber hat oder plant die Einführung von einer Pauschale pro abgerechnetem Einsatz. Ein Beispiel ist Berlin.

    Ich höre aus Berlin drei Stimmen bei der Feuerwehr.

    1. Beamter, RS, der im 4er-Block 0 bis maximal 2 mal RTW fahren muss. "Super Idee, mehr davon!"

    2. Beamter, NotSan, der im 4er-Block 4 mal RTW fahren muss. "Was soll das? Geld bringt mir nicht, ich brauche Entlastung."

    3. Alle Angestellten: "Voll unfair, dass bekommen ja nur die Beamten!"


    Geld ist keine Motivationsquelle. Ich stimme da securo zu und die Fachliteratur ist da auch unserer Meinung.

    Mal davon ab, dass Brutto mehr Geld nicht zwangsläufig Netto mehr ist.

    Mehr Brutto führt schnell zu anderem (höherem) Steuersatz, höheren Sozialabgaben, ggf. sogar wieder Solidaritätszuschlag, höhere Krankenkassenbeiträge und vieles mehr. Wirklich was vom Netto bleibt da nicht übrig.

    Meine persönliche Beobachtung geht eher in die Richtung, dass die Personen Stunden reduzieren, dadurch nicht wirklich viel weniger Netto haben, aber deutlich mehr Freizeit.

    was würdest Du denn vorschlagen, um das System zu „retten“? Ausser „Geld in die Hand zu nehmen“ (Löhne, Ausbildung und eben die ambulanten Strukturen deutlich auszubauen und zu vernetzen) würde mir akut tatsächlich nichts einfallen…

    Vorschlag 1 und 2 sind nur ein Teufelskreis, der in der Abwärtsspirale - in meinen Augen - nichts bringen wird. Ambulante Strukturen sind sicherlich ein Punkt. Viele wichtiger ist aber die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung wieder zu stärken.

    Ich bin jetzt noch nicht so alt, nur ein Beispiel von vielen. Als Kind habe ich bei hohem Fieber (deutlich im Bereich 39°C) immer Wadenwickel, viel Tee, Zwieback und Co bekommen. Jetzt steht bei 38,0 °C schon der RTW auf der Matte.

    Nur ein Beispiel von vielen.

    Sicherlich ist es heute für Eltern schwieriger geworden (Arbeitsverdichtung etc.), aber vieles könnte man schon eigenständig ohne Arzt oder Rettungsdienst regeln.

    In der Tat ist das unterschiedlich (besser oder schlimmer). Eine große Klinik hat zwei ärztliche Stabsstellen dafür eingerichtet. Das wird bei kleineren Häusern nicht möglich sein (eben weil das Geld fehlt). Die Erfahrungen ziehen sich aber nicht nur auf die Kliniken, sondern auch auf Pflegeheime und auch auf Pflegedienste (und andere Kollegen von mir auch auf KRITIS-Einrichtungen/Unternehmen, die andere KRITIS-Sektoren betreffen). Die Vorgaben des Gesetzgebers sind oft recht allgemein gehalten. Recht neu (Juni 2022) ist der §113 im SGB XI, welche Pflegeeinrichtungen dazu verpflichtet Krisenkonzepte vorzulegen und inhaltlich konkreter darauf eingeht, auf was genau man sich vorbereiten soll (Konzepte für verschiedene Krisen; Stromversorgung, Kommunikation, Trinkwasser, usw.). Das ist erfreulich.

    Neben mehreren hundert Fehlalarmen durch BMA und Kleinbrände (Toaster, Mikrowelle, Zigarette) habe ich schon 5 "qualifizierte" Brände in Krankenhäuser / Pflegeheime erleben dürfen.

    2x Brandstiftung auf der psychiatrischen Station

    1x Brandstiftung außerhalb des Gebäudes

    2x technischer Defekt


    1. Es war immer Glück und Zufall, dass es keine Toten gab. (Gerade Schichtwechsel in der Einrichtung oder durch Zufall mehr Feuerwehr vor Ort als im Regelfall alarmiert).

    2. In den großen Einrichtungen hat es deutlich schlechter funktioniert, als im kleinen Laden.

    3. In Altenheimen läuft es durch das wenige Personal (besonders in der Nacht und dem Zustand der Bewohner) immer hochdramatisch ab.


    Was ich auch faszinierend finde. Wenn es ein Fehlalarm der BMA ist, wird immer angerufen, dass die Feuerwehr nicht kommen muss. Wenn es wirklich brennt wird nicht angerufen. Und gerade da wäre es besonders wichtig, damit frühzeitig mehr Hilfskräfte alarmiert werden können.

    35 Notärzte für 1,7 Millionen Einwohner. Alter Schwede...

    Auf einer Fläche vergleichbar mit der Größe von Rheinland-Pfalz (doppelte Einwohnerzahl) oder etwas kleiner als Hessen (dreifache Einwohnerzahl). 35 Notärzte ist nicht die Welt.


    Einsatzstatistik RD Rheinland-Pfalz 2018

    Zählt man in der Einsatzstatistik 2018 stumpf durch und zählt NEF mit mehr als 500 Einsätzen, dann ist man schon bei über 60. Ist eher eine mögliche Korrelation zwischen Einwohnerzahl und Anzahl der NEF.

    Auch das hatte ich ganz am Anfang geschrieben, dass man in der PKV schneller an neuere Therapien oder wie von dir angesprochen auch Diagnostikmöglichkeiten heran kommt. Diese werden aber sehr schnell auch als Leistung in der GKV anerkannt, wenn sich durch sie ein deutlicher Benefit zu den bisher bekannten Therapien ergibt. Ob der PKV-Patient Zugriff auf Ressourcen hat, die der GKV-Patient nicht hat, ist völlig irrelevant, so lange dem GKV-Patient alle Möglichkeiten nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Alle anderen zusätzlichen Leistungen bedingen daher nicht eine bessere Versorgung und damit auch keine Klassen-Medizin.

    Ein Übermaß an (neuer) Diagnostik bedingt nicht unbedingt eine bessere Versorgung, sondern kann schlicht auch eine Übertherapie zur Folge haben und neue Therapien noch bis dahin unbekannte UAW hervorbringen oder schlicht einfach mehr Kosten ohne besseren Nutzen.

    Der fett markierte Satz ist eigentlich schon das Eingeständnis, dass es doch so ist. Höre ich in der Industrie auch ständig in abgewandelter Form, wenn der Vertriebler rechtfertigen muss, warum der Mitbewerber mit der Maschine das gleiche Standardprogramm kann, aber zusätzlich mit einer höheren Genauigkeit oder schneller oder oder oder (schneller und Genauigkeit ist jetzt nicht auf die Medizin bezogen).

    Ich nehme jetzt einfach mal nur ein Beispiel aus vielen mir bekannten Beispielen.

    Dermatologie: Hautkrebs-Screening

    Stark vereinfachte Darstellung

    "Normaler" Dermatologe: Mit Lupe und Schablone werden auffällige Leberflecken untersucht und handschriftlich in der Akte vermerkt.

    Im nächsten Jahr das gleiche Vorgehen und dann muss in der Akte geschaut werden. Ob sich der Leberfleck verändert hat oder alle Leberflecken wirklich erfasst werden???

    Privatpraxis: Automatischer Ganzkörperscan, auffällige Stellen werden durch das System fotografiert, mittels KI analysiert und das Bild vermessen.

    im nächsten Jahr gleiches Prozedere, die KI vergleicht die aktuellen Daten mit den Daten aus dem Vorjahr und gibt Warnsignal, wenn sich der Leberfleck verändert hat. Im Bekanntenkreis 2 Fälle, wo erst so Hautkrebsverdachtsfälle festgestellt wurden.

    Spontan fallen mir noch Beispiele im Bereich Inneres, Kardiologie, MKG, Zahnarzt ein.

    Und ich glaube momentan nicht, dass z.B. das Thema KI zeitnah bei der GKV Einzug halten wird.

    Zitat

    Mir ist in meinem Gebiet keine Praxis bekannt, wo ein leitender Arzt nebenbei noch eine Praxis betreibt. Von daher würde ich das als Phänomen einzelner Standorte ansehen, von denen nur sehr wenige Patienten profitieren. Die Frage ist auch , wie viele Patienten man in so einem Modell überhaupt in einer Praxis betreuen kann, wenn man noch eine leitende Position in einer großen Klinik inne hat.

    Ob man sich in einer Klinik besser aus- und fortbilden kann, möchte ich ebenso bezweifeln. Meine 5 Fortbildungstage im Jahr kann ich mal nehmen und auch mal nicht. Die meiste Fortbildung findet auch bei mir eher in der Freizeit statt.

    Auch ist das Spektrum der Behandlungen in einer Klinik ein vollkommen anderes, als das in einer Praxis.

    Also mir fallen gleich in mehreren Regionen solche Konstellationen ein. Nicht immer zwangsläufig als Privatpraxis.

    auf dem Land gerne unter dem Begriff MVZ, auch unter Beteiligung des Krankenhauses. Mein persönliches Highlight ist ein Chefarzt, der im gleichen Krankenhaus noch zusätzlich Belegbetten hat und im Erdgeschoss seine eigene Arztpraxis mit angestellten Ärzten.


    Im Bereich der Privatpraxis dann eher in der Konstellation 2 Tage Ober- / Chefarzt in der Klinik, 3 Tage Privatpraxis (auch mit anderer zeitlicher Aufteilung).

    Aus- und Fortbildung :

    Die mir bekannten Ärzte mit Privatpraxis haben oft noch einen Lehrauftrag. Damit auch feste Zeiten für Aus- und Fortbildung. Es macht auch einen erheblichen Unterschied, ob ich 1x pro Tag als Hausarzt mein Sono nutze (das 20 Jahre alt ist und ich vor 30 Jahre meine Ausbildung gemacht habe) oder ich als Oberärztin mehrfach mit dem Sono arbeite(n lasse), dabei nicht nur die 08/15- Standardfälle habe, sondern regelmäßig auch besondere Anwendungen und auch neue Technik nutzen darf.


    Ich will hier in keinem Fall die Arbeit von Ärzten schlecht machen. Wir leben in einem Land mit einer sehr guten medizinischen Versorgung, aber ich bleibe dabei. Es gibt ganz objektiv eine Mehr-Klassen-Medizin.

    Unter den aktuellen Bedingungen ist das auch völlig in Ordnung. Ich habe auch überhaupt keinen Neid, wenn Ärzte für gute Arbeit gutes Geld verdienen und das wirtschaftliche Risiko einer Selbstständigkeit tragen. Dass gute Geld dann in gewisser Weise nur über Privatpatienten geht ist halt ein Fehler im System.

    Würde man den ganzen Verwaltungswasserkopf durch gefühlt 5000 GKV und PKV abbauen, könnte bei gleichen Finanzumfang auch das Geld an geeigneterer Stelle ausgegeben werden.