Meiner Meinung nach gehört eine Behandlung einer nicht dringlichen Erkrankung an einem Samstag nicht zur Daseinsführsorge. Dafür sollten die Sprechzeiten unter der Woche ausreichend sein. Und, wenn ich als eben nicht ganz freier Unternehmer samstags zusätzlich etwas verdienen möchte, empfinde ich das als nicht verwerflich, so lange die verpflichtenden Stunden für die GKV unter der Woche auch geleistet werden. Klar ist doch ebenso, dass ich für die zusätzliche Arbeit mir dann nicht die Patienten aussuche, die nur mit der 40 Euro Quartals-Flatrate abgerechnet werden können.
Das ist für mich grundsätzlich in Ordnung beim aktuellen System. Machen andere Branchen auch so.
Aus meiner persönlichen Sicht gehört die Finanzierung und das Versicherungssystem grundlegend reformiert und damit auch das System der ärztlichen Grundversorgung für die Bevölkerung. Gerade auf dem Land wird es nämlich immer schwieriger.
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Ja, die BG-Versicherung könnte man tatsächlich als außenstehende Versicherung, die einfach fast alles bezahlt, ansehen, die sowohl die GKV als auch die PKV deutlich an Leistungen übertrifft. Allerdings ist der Versichertenkreis auch sehr klein und eine Anerkennung als berufsbedingte Erkrankung mitunter sehr, sehr schwierig. Außerdem gilt bei ihr das Verursacher-Prinzip, was ich als richtig empfinde, dass derjenige, der einen Schaden verursacht, auch vollumfänglich für dessen Behandlung/ Beseitigung und Ausgleich aufkommen soll.
Man sollte aber auch betrachten, warum die BG nach Arbeitsunfällen so viel bezahlt. Verkürzt: Das ist eine knallharte betriebswirtschaftliche Berechnung, dass diese Kosten teilweise sehr sehr deutlich niedriger sind als mögliche Rentenzahlungen.
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Hier wurden jetzt in Folge x Fälle geschildert, bei denen GKV-Patienten sehr lange auf Behandlungstermine warten mussten. Diese Einschränkung im Vergleich zu denen der PKV habe ich doch schon zu Beginn ausdrücklich eingeräumt. Deswegen weiß ich nicht, warum weiter solche Fälle aufgezählt werden. Wichtig wäre eher zu wissen, wie viele von denen mit langer Wartezeit keinen Termin über die Vermittlungsstelle innerhalb von 4 Wochen erhalten haben. Das wäre dann nämlich nicht zulässig.
Vermittlungsstelle:
1. Muss man überhaupt wissen, dass es die gibt. Sehr viele Versicherte kennen diese Stelle nicht. Allein dort fallen viele Menschen durchs Raster, was es überhaupt ermöglicht, dass die Vermittlungsstellen Termine vergeben können. Würde es jeder machen, würde - nach meiner Einschätzung - auch dieses System kollabieren.
2. Zaubern kann die Vermittlungsstelle auch nicht. Man bekommt zwar relativ zeitnah (meistens in der vierten Woche) einen Termin, aber dann auch gerne sehr viele km weg vom Wohnort. Als älterer Mensch ein Kraftakt, als Elternteil oder Arbeitnehmer darf man sich mal wieder Urlaub bei AG nehmen und auf sein Verständnis hoffen. Und zum Beispiel mit starken Rückenschmerzen statt 10 km 100km durch die Gegen zu fahren ist kein Vergnügen.
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Und nochmals, weil ich das viel zu wenig gewürdigt sehe: In Deutschland bekommt jeder Versicherte, egal ob in der GKV oder PKV, die selbe Chemotherapie für 200.000 Euro wie auch eine ähnlich teure Intensivbehandlung. Das selbe gilt für medikamentöse Therapien oder Untersuchungen. Auch wird jeder Patient in einem Krankenhaus mindestens von einem Fach- oder Oberarzt supervidiert (alles andere wäre überhaupt nicht erlaubt) und mitbehandelt. Selbstverständlich erfährt normalerweise auch der Chefarzt von jedem Patienten auf seiner Station. Dass das jetzt einen Klassen-Unterschied machen soll, dass der Chefarzt jeden Tag einmal kurz guten Morgen sagt, naja.
Ich kann den Vorwurf einer Zwei-Klassen-Medizin weiter nicht teilen.
Ich stimme dir zu, dass wir in Deutschland bisher in einem sehr privilegierten Land leben und wir sehr hohe Standards haben. Oft auch mit Jammern auf einem hohen Niveau.
Mehrere Klassen-Medizin:
Es fängt doch schon damit an, wo ich überhaupt einen Arzttermin vereinbaren kann und welche Ausstattung dieser Arzt dann zur Verfügung hat, mit direkter Auswirkung auch auf die Diagnose.
Und ja, es macht einen erheblichen Unterschied, ob ich zur Haus- oder Facharztpraxis um die Ecke gehe (ein Grundpfeiler unserer ärztlichen Versorgung), dort auf Grund der nicht vorhandenen Ausstattung oder Fachwissen nicht die notwendige Untersuchung durchgeführt wird / werden kann und ich die nächsten 4 Wochen (oder noch viel länger) auf die nächste Facharztpraxis warten muss oder ich direkt in die Privatpraxis gehe, wo sich Fachärzte in Leitungsfunktion eines großen Krankenhauses ein gutes Zubrot verdienen, die neuste Hightech-Ausstattung mit KI-Vernetzung zur Analyse der Messergebnisse steht und die Person immer auf den neusten Stand von Forschung und Wissenschaft ist.
Und ja, ich kenne beides persönlich und ja, es macht einen enormen Unterschied, ob man beim Facharzt ist, der seit 25 Jahren seine Praxis hat, sehr hart und engagiert arbeitet, die Verantwortung für mehrere Mitarbeiter hat, aber deshalb gerade so auf seine Fortbildungspunkte kommt oder man in eine Privatpraxis darf, weil der Facharzt um die Ecke nicht entscheiden kann und in der Privatpraxis der gleichen Fachrichtung 3 Chefärzte aus Unikliniken sitzen und man sich bei der ganzen Technik fragt, ob man in einem Science-Fiction-Film gelandet ist. Und wenn der Herr Prof. Dr. Dr. dir dann sinngemäß sagt: "Kann der Fachkollege mit seiner Technik nicht sehen, aber mit der Ausstattung dieser Praxis ist das problemlos möglich und in der Uniklinik sehe ich das jährlich hundertfach, das ist normal in dem Alter und ungefährlich ..."