Zitat von Sweetwater
Naja, es ist doch die klassische Diskusion um die Herausforderungen und die Versäumnisse der letzten Jahre, letzendlich in der ganzen Rebublik.
Das Problem existiert Deutschlandweit sicherlich in vers. Ausprägungen, aber grade die Berliner Politik hat der Berliner Feuerwehr deutlich mehr Stellen und Geld für neue Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Die Behörde kommt jetzt mit dem Besetzen der Stellen nicht mehr hinterher. Solange das nicht geschehen ist, kann man wohl kaum der Politik in Berlin vorwerfen, sie täten nichts.
Ganz grundsätzlich verstehe ich nicht, was man eigentlich möchte.
Mehr Gehalt, Verantwortung und Entscheidungsfreiheit? Dann steigt eben auch das Risiko. Wer LKW fahren möchte ohne Risiko, der muss das im Simulator tun. Wer Notfall- oder Rettungsmedizin machen möchte, diejenigen tragen eben auch eine Verantwortung, haben ein Risiko. Wenn das einfach niemand mehr tragen möchte, oder wahrhaben möchte, dann schlage ich einfach vor, dass jeder wöchentlich in eine Notaufnahme zum Sicherheitscheckup geht.
Ich lese immer nur, alle wollen dass andere das Risiko tragen. So wird das nichts.
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Also wenn man sich den Jahresbericht 2021 der Berliner Feuerwehr anschaut, dann relativiert sich da schon einiges.
Die Berliner Feuerwehr wurde über Jahrzehnte von der Politik gnadenlos kaputt gespart.
Man hat knapp 3400 Kräfte im Einsatzdienst (Mittlerer Dienst + Tarifbeschäftigte). Im Jahr ist man bei knapp 492.000 Einsätze insgesamt, der größte Teil im Rettungsdienst. Verglichen mit dem Jahr 2008 (13 Jahre) sind das rund 200.000 Einsätze mehr im Jahr! Mit einem Personalstand (wie die Berliner immer erzählen), der nicht wirklich viel höher ist als zu Wendezeiten in West-Berlin.
Und wenn man sich dann das Durchschnittsalter von RTW, NEF und Löschfahrzeugen anschaut ... die meisten Freiwilligen Feuerwehren im Berliner Speckgürtel dürften in Relation besser ausgestattet sein.
Ja, die Berliner Feuerwehr bekommt gerade sehr viel Personal, aber es geht auch sehr viel Personal in den nächsten Jahren in Pension. Nur bei den Beamten ist es knapp ein Drittel des Personal innerhalb der nächsten 10 Jahre, wobei es allein über 500 in den nächsten 4 Jahren sind.
Da ist die normale Fluktuation noch nicht mal eingerechnet.
Wenn man dann noch bedenkt, dass in Berlin die Planstellen für die DLK-Besatzung wegen Personalmangel weggefallen sind. Jede Großstadtfeuerwehr hat eine feste Besatzung für dieses Fahrzeug, weil es Hilfsfristrelevant ist. von den 35 Wachen in Berlin hat nicht jede eine DLK. Nehmen wir an es sind 25, dann sind es schon 50 Planstellen multipliziert mit einem Personalfaktor von 4, dann sind wir schon bei 250 fehlenden Mitarbeitern (real eher mehr, weil der Personalfaktor von 4 zu niedrig ist und es vermutlich mehr als 25 Wachen mit DLK sind) nur um den Status Quo wieder zu erreichen.
Wenn man sich dann noch die Einsatzzahlen der Freiwilligen Feuerwehren und einzelner Löschfahrzeuge und RTW anschaut hat man dann noch nicht über die zusätzliche Indienststellung von Fahrzeugen gesprochen.
Fazit: Ja, die Berliner Feuerwehr hat viele Stellen bekommen, wobei ein großer Teil nur die Einsparungen der letzten Jahrzehnte kaschiert. Zu behaupten das Problem liegt bei der Feuerwehr, weil sie die Stellen nicht besetzt bekommt greift da deutlich zu kurz.