Beiträge von 98-83-1

    Ich möchte die Frage auch mal gerne umdrehen: Ihr wollt also kein EKG auf N-KTW, RTW-B oder wie auch immer die Karre dann heißt? Was soll denn dann da so drauf, wo ist dann der Unterschied zum normalen KTW, technisch und auch personell?


    Ich glaube wir brauchen keine NKTW/ NTW. Wir brauchen KTWs zum Transport, auch ohne Transportschein (was in Berlin quasi die B RTW sind).

    Wobei die B RTW in Berlin eine Ausstattung wie ein RTW haben und die Ausstattung auch zur Diagnostik nutzen (können).

    Beide Berufe profitieren, wenn vernünftig ausgebildet, enorm voneinander. Zudem kann ein Beamter nicht streiken und nach Bedarf eingeteilt werden.

    Rein nach dem Tarifvertrag betrachtet muss der Beamte auch 41h statt 39h die Woche arbeiten und können - mit gewissen Einschränkungen - munter durch die Gegend versetzt werden.

    Platt formuliert kann der Lebzeitbeamte aber auch deutlich länger "krank machen" und bekommt trotzdem das Gehalt pünktlich überwiesen. Den Vorteil haben die Angestellten nicht.

    Beides hat seine Vor- und Nachteile. Für den Arbeitgeber hätte es momentan den Vorteil, dass die Flucht des Mitarbeiters deutlich erschwert wird, wenn man es als einziges Bundesland machen würde.

    Mehrzwecksystem lieber nicht.

    Aber Tele-NA für alle als Rückfallebene finde ich schon eine Lösung für die Zukunft.

    Zum Beispiel um das eigene schlechte Bauchgefühl, ob RTW und NEF zu meinem KTW-Einsatz kommen müssen, zu verifizieren, aber auch um den Patienten ein ärztliches Votum zu geben, ob man mit 3 Wochen Sodbrennen jetzt Nachts um 3 ins Krankenhaus muss.


    Wenn der RD insgesamt professioneller und besser werden soll, dann gehört dazu auch eine entsprechende Ausstattung auf dem N-KTW.

    Denn die aktuelle Landesregierung trägt sicherlich nicht die Schuld für die Lage, die ja über Jahre so gewachsen ist, wie du selber schön dargestellt hast. Die aktuelle Landesregierung hat deutliches Gegenlenken ermöglicht darauf wollte ich hinaus.


    Aber wenn wir schon dabei sind: ich glaube schon, dass der Behörde auch mal echte Innovation gut tun würde. Ich erlebe da schon viel Verwaltungsgedanke, und wenig Flexibilität. Das mag üblich sein bei einer größeren Behörde, aber das bringt die Behörde leider nicht weiter.

    Jetzt muss man sich nur die Frage stellen, welche Partei(en) seit sehr vielen Jahren in Berlin das Sagen hat und wer die Sparwelle (die die ganze Berliner Verwaltung ruiniert hat) zu verantworten hat.


    Was verstehst du unter echter Innovation?

    Die Grundidee vom RTW-B in Berlin finde ich gar nicht so schlecht. Davon bräuchte man eher mehr als RTW-C mit NotSan.

    Trennung von KTP und Notfallrettung ist auch so ein Knackpunkt. Ich vermute, dass ein Teil der Einsätze in Richtung KTP abgeschoben werden könnte, wenn man Zugriff auf entsprechende Fahrzeuge hätte.

    Hier sind früher auch die RTW jeden Blödsinn gefahren und Nachts auch alle KTP. Seid man mehr in Richtung KTW abgibt bzw. auch Nachts einen KTW hat, hat sich die Situation wieder etwas gebessert.

    Ansonsten Angebot der Verbeamtung der Angestellten wäre noch was.

    Das die Arbeit des Notfallsanitäters immer anspruchsvoller wird stellt denke ich niemand in Abrede.

    Das Feuerwehr wirklich komplexer geworden ist? Ja, aber was die Technik betrifft ist es selbst gewähltes Schicksal. Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung muss trainiert werden, keine Frage. Wobei in dem Bereich deutlich mehr mit Erfahrung erreicht werden kann.

    Die Feuerwehrgrundausbildung bei der BF (von dem ganzen Beamtengedöns, Wachpraktikum, Hospitation und Prüfungsvorbereitung entschlackt) dauert im Endeffekt auch nur 6 Monate, die auf 18 Monate aufgeblasen werden.

    Vorteil der Berufsfeuerwehren ist, dass regelmäßig im Bereich RD, Brandbekämpfung und Technische Hilfeleistung geübt wird. Zumindest bei den mir bekannten Berufsfeuerwehren in NRW wird in jeder Schicht trainiert und Wachunterricht gemacht. Kann ich aus dem Bereich reiner RD so leider nicht bestätigen. Selbst von Rettungswachen wo es problemlos möglich wäre. Da liegt man lieber schon nach dem Schichtwechsel und Fahrzeugcheck auf dem Sofa.


    Gerade du gehörst sicherlich - auch wenn wir uns nicht persönlich kennen - eher zu den "High-Performern, wie viele andere hier im Forum. Die Realität ist da aber deutlich diverser.

    Für den Bereich - den ich überblicken kann - lasse ich mich in vielen Fällen lieber vom Feuerwehr-RTW retten. Nicht, weil ich die Feuerwehr mag, sondern weil viele guten, engagierten Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, wegen den Arbeitsbedingungen/Bezahlung, zur Feuerwehr/kommunalen RD abgewandert sind. Das die Behandlungsqualität bei einem reinen RD-Mitarbeiter in der breiten Masse wirklich signifikant besser ist kann ich subjektiv nicht bestätigen.

    Meiner Kenntnis nach ist es sogar legitim nach neuesten Erkenntnissen zu beschaffen.

    Es gibt da seitens DGVU und dem SGB Aussagen zu.

    Das ist mir bewusst, es ging hier um die Aussage, dass man beim Kofferwechsel nichts für den Arbeitsschutz machen kann/muss. Geraden den Krankenkassen sollte Arbeits-und Gesundheitsschutz besonders wichtig sein. Spart am Ende des Tages im Zweifel sehr viel Geld.

    Bin ich bei Dir! Wusstest Du eigentlich, dass ein Leitstellenplatz mit 6 oder sogar 8 Bildschirmen kein Bildschirmarbeitsplatz ist? ;)

    Nein, ist mir neu. In der Industrie ist es ein Bildschirmarbeitsplatz aus Sicht der BG.

    Die Begründung, warum es kein Bildschirmarbeitsplatz ist, würde mich daher durchaus interessieren.


    Ich rate mal:

    Entweder: Das sind Beamte, für die gilt das Arbeitsschutzgesetz in der Form eh nicht.

    Oder: Man hat Angst vor den Konsequenzen, was Einrichtung, Ergonomie, Lärm und im Zweifel auch Pausenzeiten durch die psychische Belastung betrifft.

    So wird es erzählt, durch Führungskräfte/Geschäftsführung. Auch würden die bösen Kostenträger keine Raupentragestühle bzw. Arbeitsschutzmaßnahmen bezahlen, usw. Mimimi...

    Ich weiß, Wunschtraum; ab und an wäre es aber schön, wenn die Unfallkasse bzw. Berufsgenossenschaft auch bei RD so agieren würde wie in der Industrie.

    Da würde man die Diskussion nicht führen. Nachrüsten, Nachkontrolle und im Zweifel Stilllegung.

    Muss man da jetzt Lachen oder Weinen?

    Was haben steigende Baukosten und die Verschuldung des Landkreises mit dem Rettungsdienst zu tun? Zahlen doch die Krankenkassen und sicherlich nicht der Kreis oder die Hilfsorganisationen.


    Gute Lobbyarbeit der Geschäftsführer der Hilfsorganisationen; die Mitarbeiter werden sich bei der nächsten Ausschreibung - wenn es wieder nur um den Preis geht - bedanken. Wird dann lustig, wenn die Hilfsorganisationen auf ihren Wachen ohne Zuschlag sitzen.

    Nur, wenn man genug Personal hat.

    Den Ausfall eines Löschfahrzeuges bekomme ich durch die "Verwaltung" oder Freiwillige Feuerwehr deutlich einfacher kompensiert als den Ausfall von RTW.

    Am Beispiel HH: Ein HLF raus macht drei RTW die ich zusätzlich besetzen kann. Das HLF muss dann in der Not mit Personal aus dem gD und hD besetzt werden. Büroarbeit kann man auch auf der Feuerwache mit dem Laptop machen oder bleibt dann halt mal liegen.

    So würde ich es als Chef machen.

    Berlin - Feuerwehr erhält zusätzliche Rettungswagen nebst Personal


    Quelle: https://www.morgenpost.de/berl…wagen-nebst-Personal.html


    Quelle 2: https://www.bz-berlin.de/berli…splan-fuer-berlins-retter

    Na dann ist das Problem ja zum Glück in ca. 3 bis 10 Jahren gelöst, wenn dann endlich die Notfallsanitäter fertig ausgebildet sind.

    Lustig finde ich auch den Ansatz Hilfsorganisationen. Bekommen jetzt schon nicht die Fahrzeuge besetzt und sollen dann zusätzliche Fahrzeuge besetzen.


    Einführung N-KTW oder neue Fahrzeugführer RTW-B zur Entlastung der RTW-C von den Einsätzen mit niedrigerer Priorität (wie es in anderen Bundesländern läuft) ist wahrscheinlich zu innovativ.

    Ganz zu schweigen von einer Verbeamtung der Angestellten im Rettungsdienst, am Ende können die mit der Verbeamtung nicht mehr den Arbeitgeber verlassen, wenn woanders bessere Arbeitsbedingungen geboten werden.

    Also wenn man sich den Jahresbericht 2021 der Berliner Feuerwehr anschaut, dann relativiert sich da schon einiges.

    Die Berliner Feuerwehr wurde über Jahrzehnte von der Politik gnadenlos kaputt gespart.

    Man hat knapp 3400 Kräfte im Einsatzdienst (Mittlerer Dienst + Tarifbeschäftigte). Im Jahr ist man bei knapp 492.000 Einsätze insgesamt, der größte Teil im Rettungsdienst. Verglichen mit dem Jahr 2008 (13 Jahre) sind das rund 200.000 Einsätze mehr im Jahr! Mit einem Personalstand (wie die Berliner immer erzählen), der nicht wirklich viel höher ist als zu Wendezeiten in West-Berlin.

    Und wenn man sich dann das Durchschnittsalter von RTW, NEF und Löschfahrzeugen anschaut ... die meisten Freiwilligen Feuerwehren im Berliner Speckgürtel dürften in Relation besser ausgestattet sein.


    Ja, die Berliner Feuerwehr bekommt gerade sehr viel Personal, aber es geht auch sehr viel Personal in den nächsten Jahren in Pension. Nur bei den Beamten ist es knapp ein Drittel des Personal innerhalb der nächsten 10 Jahre, wobei es allein über 500 in den nächsten 4 Jahren sind.

    Da ist die normale Fluktuation noch nicht mal eingerechnet.


    Wenn man dann noch bedenkt, dass in Berlin die Planstellen für die DLK-Besatzung wegen Personalmangel weggefallen sind. Jede Großstadtfeuerwehr hat eine feste Besatzung für dieses Fahrzeug, weil es Hilfsfristrelevant ist. von den 35 Wachen in Berlin hat nicht jede eine DLK. Nehmen wir an es sind 25, dann sind es schon 50 Planstellen multipliziert mit einem Personalfaktor von 4, dann sind wir schon bei 250 fehlenden Mitarbeitern (real eher mehr, weil der Personalfaktor von 4 zu niedrig ist und es vermutlich mehr als 25 Wachen mit DLK sind) nur um den Status Quo wieder zu erreichen.

    Wenn man sich dann noch die Einsatzzahlen der Freiwilligen Feuerwehren und einzelner Löschfahrzeuge und RTW anschaut hat man dann noch nicht über die zusätzliche Indienststellung von Fahrzeugen gesprochen.


    Fazit: Ja, die Berliner Feuerwehr hat viele Stellen bekommen, wobei ein großer Teil nur die Einsparungen der letzten Jahrzehnte kaschiert. Zu behaupten das Problem liegt bei der Feuerwehr, weil sie die Stellen nicht besetzt bekommt greift da deutlich zu kurz.

    Wobei man bei Kofferumsetzen auch den Tragetisch austauschen und auf den neusten Stand bringen kann, wenn man es möchte.


    Kofferumsetzen ist gut, wenn man mit dem Fahrzeug mehr "Laufleistung als Einsätze" produziert. Im Bereich der Stadtrettung kann man es machen, merkt man aber auch an höheren Ausfallzeiten bei den beanspruchten Bauteilen. Der Koffer an sich von Fahrtec oder GSF schafft auch längere Zeiten. Limitierender Faktor ist da eher der Wandel der Ausstattung und damit verbunden Änderungen in der Raumanordnung im Koffer.