Beiträge von Eddy

    Nein, dass wird in Zukunft nicht mehr möglich sein, weil Krankenhäuser im Zuge der aktuellen Reform überhaupt keine Patienten, die nicht einer akuten Intervention bedürfen, mehr behandeln dürfen bzw. vergütet bekommen.

    Das dürfte zu spannenden Konflikten zwischen Krankenhaus und Rettungsdienst führen, wenn man unterschiedliche Meinungen über die Behandlungsbedürftigkeit des Patienten hat. Es wird dann ja nur eine Frage derzeit sein, bis die erste Krankenkasse die Erstattung der Transportkosten verweigert.

    Aber ohne alle anderen Parameter zu kennen relativ aussagelos.


    Landrettungswache fährt pro Tag 3 Einsätze: Es werden 833€ pro Einsatz benötigt um die Kosten zu decken.

    Stadtrettungswache fährt pro Tag 8 Einsätze: Es werden 312€ pro Einsatz benötigt um die Kosten zu decken.

    Wenn der Rettungsdienstbereich nicht nur das eine oder das andere an Wachen hat, sollte sich das ja ausgleichen.


    Aber dennoch würde es mich einfach mal interessieren, wie die Spanne ist. Das muss ja auch nicht immer wissenschaftlich sein, das wäre einfach nur für die Neugierde.

    Aus dem selben Grund rufe ich einmal die Woche einen Rettungswagen. Man muss immer auf Nummer sicher gehen.

    Erinnert mich an meine letzte Schicht, als uns ein 30-jähriger Patient „bestellt“ hat, damit wir ihm sagen, wie lange er noch zu Leben hat. Gut, wenn in so einer Situation der Kollege Sozialarbeit studiert hat. Der hat da irgendwie Hornhaut auf den Trommelfellen und dem Geduldsorgan, ich könnte mir das Gerede nicht mit einer solchen Arschesruhe anhören und mit dem Patienten so lange reden, bis der einfach aufsteht und davon läuft.

    Grundsätzlich passt das leider in die Wahrnehmung, die man aktuell bei jeder Diskussion von der KV hat:


    „Wir könnten das ja machen, aber halt nur, wenn wir (viel) mehr Geld dafür bekommen. Da man uns das aber nicht geben will, reduzieren wir halt das Angebot auf Kosten anderer.“


    Natürlich ist die Vergütung ein wichtiger Punkt, aber in der Wahrnehmung der Bevölkerung ist es m. M. n. ziemlich der einzige, mit der die KV alles zu begründen und auch zu lösen versucht. Und aus dieser Situation müsste auch die KV endlich mal rauskommen.


    Hier im Landkreis sind wir auch von der Interims-Schließung einer Notfallpraxis betroffen, ich bin mal gespannt, welche Auswirkungen auf den Rettungsdienst und die Klinik das hat. Meine Befürchtung ist, dass die KV nach wenigen Monaten feststellen wird, dass es ja auch ohne die Praxis gegangen ist und sie dann gar nicht mehr öffnet. Dass dies zusätzliche Aufwände bei den anderen Playern generiert, kann der KV ja egal sein. War es ihr bei der Schließung der letzten Notfallpraxen auch schon.

    Gerade dazu hat der VGH Baden-Württemberg ja festgestellt, dass das eigentlich nicht geht. Hilfsfristen, die sich an medizinischen Standards orientieren, haben für jeden Menschen gleichermaßen zu gelten, abgeleitet aus seinen Grundrechten. Egal, ob er 90 Jahre oder 90 Tage alt ist, ob er in Berlin oder in Bayern wohnt, ob in der Stadt oder auf dem Land und eben auch unabhängig davon, ob er der erste oder der fünfte Patient bei einem Verkehrsunfall ist. Ob die Länder ihre Hausaufgaben jetzt machen bzw. ob sie überhaupt eine Handlungsnotwendigkeit daraus ableiten, bleibt spannend.

    Ausgerechnet Baden-Württemberg als direkt vom Urteil betroffenes Länd sitzt das ja gerade erstmal aus...

    Mein Wissensstand von meinem lokalen Abgeordneten ist, dass man bis Ende des Jahres mit einem neuen RDG das Problem lösen will.

    Jetzt nochmal für mich als juristischer Laie: das Gericht hat doch nicht beurteilt, ob 10, 12 oder 15 Minuten medizinisch sinnvoll sind.


    Es wurde doch beanstandet, dass im Gesetz 10 Minuten im Regelfall stehen (auch für den NA) und dass das IM per Plan ohne das Parlament daraus 12 Minuten für RTW und unendlich für den NA gemacht hat. Damit hat das IM halt seine Kompetenz überschritten.


    Das wurde doch beanstandet und nicht explizit definiert, welche Minutenzahl medizinisch sinnvoll ist.

    Besteht eine realistische Möglichkeit, dass nun die rettungsdienstliche Selbstverwaltung ein Ende findet?

    Die beklagten Umstände im Rettungsdienstplan wurden doch nicht von der Selbstverwaltung, sondern von der Politik vorgegeben. Wenn der Gesetzgeber klar sagt, dass die 10 Minuten einzuhalten sind, dann kann die Selbstverwaltung daran nicht vorbei. Man muss halt seine Aufsichtspflicht im Innenministerium und den Landratsämtern ernsthaft wahrnehmen und nicht nur immer auf andere verweisen.


    So wie ich das interpretiere gibt es jetzt zwei Optionen, wie die Politik reagieren kann. Entweder man verpflichtet die Selbstverwaltung das 10-Minuten-Ziel konsequent umzusetzen, oder man ändert das Rettungsdienstgesetz so, dass die 12-Minuten-Frist für RTW und keine Frist für Notarzt dort festgeschrieben sind.


    Ich bin gespannt, für welche Option man sich im Angesicht des Personalmangels entscheiden wird.

    Ohne zu wissen woher sie kommen soll: viel wichtiger als ein alleinfahrender und triagierender Gemeinde-Notfallsanitäter fände ich eine mind. 16 Stunden erreichbarer Fahrdienst einer Gemeinde-Pflegekraft/Arzthelferin (darf auch ein Mann sein), der die Aufgabe übernimmt.


    Zusätzlich bräuchte es einer zwingenden Pflicht des ärztlichen KV-Dienstes auch wirklich zu den Patienten zu fahren, die die Kompetenzen der oben genannten Kraft übersteigen.


    Weiterhin bräuchten wir eine soziale Struktur, die ältere Menschen kurzfristig (quasi notfallmäßig) unterstützen kann, bis der ganze Verwaltungsaufwand für Pflege… befriedigt ist und der Pflegedienst leisten kann.


    An den Krankenhäuser braucht es Portalpraxen, um die ZNA zu entlasten und davor geschaltet eine Triagestelle, die den Patienten zur richtigen Ambulanz schickt, ohne dass jeder erstmal in der ZNA steht und dort Arbeit erzeugt.


    Und für alle oben genannten fahrende Dienste inkl. Rettungsdienst und genügend KTW braucht es eine gemeinsame Leitstelle, gerne mit Beratungsarzt, der die korrekte Zuweisung des richtigen Fahrzeuges macht. Und zwar ohne Dienste-Ping-Pong.


    Aber das werde ich wohl eher nicht mehr erleben.


    Eddy

    Ich war auch schon bei 3 Bränden in Pflegeheimen, einmal gab es einen, einmal 3 Tote und immer eine größere Anzahl Verletzter / Betroffener. Kurz nach solchen Ereignissen sind dann immer alle sehr betroffen, aber nach kurzer Zeit versinken halt alle wieder in ihrem stressiger Pflege-Alltag. Insofern kann ich schon nachvollziehen, dass die Pflegekräfte da nicht die treibenden Kräfte sein können.


    Was ich ganz schlimm finde sind die baulichen Rahmenbedingungen von Pflegeeinrichtungen. Viele sind in einem so engen örtlichen Umfeld, dass der Platz um das Gebäude schon nicht für die Feuerwehr ausreicht. Von Stellfläche für Rettungsdienst oder gar Schnelleinsatzgruppen kann man da nur träumen.


    Bei zwei meine Einsätze war es ein riesiges Problem später eintreffende Löschfahrzeuge oder gar Drehleitern an die richtige Stelle zu bringen. Und da muss ich ehrlicherweise zugeben, da hat der Rettungsdienst oft auch einen Anteil daran, dass das so ist. Gerne stehen da mal 2 - 3 RTW vorne drin und kommen über Stunden nicht mehr raus.


    Eddy