In diese Selbstüberschätzung lässt man sich gerne treiben, wenn man bei zahlreichen Einsätzen dabei war, aber dabei nie die wirkliche die Verantwortung getragen hat.
Dann erlebt man ja (hoffentlich), dass Einsätze laufen, dass Entscheidungen getroffen werden und dass man den Patienten gut in die Klinik bringt. Maßnahmen werden durchgeführt, gerne auch mal vom RS und wenn das nicht klappt, dann halt vom NotSan. Alles easy.
Das ist aber tatsächlich eine völlig andere Nummer, wenn man derjenige ist, der in der Verantwortung steht. Wenn man also die Entscheidung treffen und schlussendlich verantworten MUSS. Oder wenn die Maßnahme klappen MUSS, weil der Patient das jetzt wirklich braucht.
Nur kann man dieses Gefühl des „in der Verantwortung einsam sein“ nicht wirklich vermitteln, sondern nur erleben. Jeder, der diese Verantwortung bereits getragen hat und erlebt hat, dass der Einsatz gerade nicht läuft, wird mir recht geben, dass sich das sch…. anfühlt und an einem kratzt. Zumindest dann, wenn man ein verantwortungsbewusster Mensch ist.
Ich erlebe immer wieder, dass solche Selbstüberschätzungen voller Überzeugung und leider auch voller Ahnungslosigkeit geäußert werden, habe es aber aufgegeben, dagegen zu argumentieren. Der einzig mögliche Weg Erkenntnis zu schaffen, ist die Leute in die Situation zu bringen, dass sie selbst erleben, dass es nicht so einfach ist, wie es aussieht. Das ist auch der Grund, warum ich wichtig finde, dass RS nicht nur als Fahrer auf dem RTW eingesetzt werden, sondern auch der Verantwortliche auf dem KTW sind. Da erleben sie dann auch mal, dass sie an der Einsatzstelle mehr machen müssen, weil die Einschätzung der Leitstelle doch zu optimistisch war und der Patient jetzt doch etwas mehr Hilfe braucht. Und wenn sie dann die Zeit bis zum Eintreffen des RTW überbrücken müssen, dann zeigt sich auch, wer sein Handwerk kann und wer der Verantwortung gewachsen ist. Und auch, wer sich der eventuell kritischen Einschätzung des nachrückenden Fachpersonals stellt.
Übrigens gilt das nicht nur für RS, die „locker den NotSan in die Tasche stecken“. Sondern gerne auch mal für NotSan, die „ganz easy ohne Notarzt auskommen würden“. Der Einsatz kommt, an dem man froh ist, wenn man jemand hinzuziehen kann, der die Verantwortung übernimmt oder mindestens teilt.
Eddy