Dann anbei ein Paar Fälle
Sturz im Pflegeheim
intracranielle Blutung
Wer jemanden nach einem Sturz mit signifikanter Krafteinwirkung auf den Kopf nicht hospitalisiert - und sei es nur um das Merkblatt für Kopfverletzungen abzuholen - ist für den Job bedingt bis gar nicht geeignet und/oder doof.
Inhaltlich bin ich ganz bei ihnen, nur ist die Rechtslage halt eine andere. Als Nichtarzt ist der Algorithmus sacrosanct und als Arzt braucht es auch sehr driftige Gründe den Algorithmus nicht anzuwenden und da haben wir leider den gesunden Menschenverstand vergessen, da ich nicht mein Kopf zum Schafott tragen möchte wegen rechtlicher Unsicherheit, wenn sie dies mögen bitte.
Ich persönlich bin in erster Linie dem Patienten und meinem Gewissen verpflichtet. Das mag altruistisch sein, aber ich arbeite in einem Beruf, in dem es ganz platt zunächst um den Arsch der mir Anvertrauten geht. Und wenn der Algorithmus nicht geeignet ist dem Patienten zu helfen, mir aber Möglichkeiten dazu zur Verfügung stehen, dann muss und werde ich abweichen. Das kann Medikamentenauswahl und -dosierung genauso betreffen wie Taktiken. Den aus seinem Rollstuhl auf seinen Hintern gerutschten Heimbewohner dem Stress zweier Fahrten durch die Nacht inkl. des Aufenthaltes in einer Notaufnahme auszusetzen halte ich nach meinen persönlichen Maßstäben weder moralisch, ethisch, betriebswirtschaftlich noch einsatztaktisch für vetretbar. Und solange ich mein Abweichen von Dienstanweisungen oder Algorithmen sinnvoll begründen kann mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Ich habe auch einmal einen frisch reanimationspflichtigen Patienten nur unter Herzdruckmassage ohne Notarzt in eine Klinik gefahren. Warum? Weil es in dem Setting Sinn ergab. Dienstanweisungen oder Algorithmen können aber nicht alle Aspekte der Realität da draußen abbilden.