Beiträge von Hauke

    Then let's agree to disagree. Für mich persönlich ist die Unterscheidung i.d.R. nicht relevant und kein Ausdruck von schlechtem Journalismus.


    Gleichwohl stimme ich dir aber zu, dass sich der Job allgemein durch Klickbaiting, soziale Medien und Konsumverhalten signifikant verändert hat. Ich verneine die Existenz des Problems also nicht, sondern finde es in gewissen Artikeln für irrelevant.


    thh

    Ich bin da eher bei der "Zeit". Wenn auch keine Wochenzeitung habe ich durch meine Frau auch die NYT und die Irish Times zu schätzen gelernt. Die berichten nur selten über den deutschen Sani ;-)

    Ich kenne keine Journalisten (mehr), die auch nur den Hauch einer Ahnung von dem Thema haben, über das sie schreiben.

    Deine herablassende Ansicht zu Journalisten lässt du ja bei jeder Gelegenheit raushängen. Aber nur, weil du sie nicht kennst, heißt es ja nicht, dass es sie nicht gibt.


    Ich habe mich schon vor vielen Jahren aus den sozialen Medien verabschiedet. Und Nachrichten konsumiere ich i.d.R. über Wochenzeitschriften, die sich noch die Zeit nehmen, um zu recherchieren. Du wärest überrascht, wie viele gut recherchierte Artikel es da so gibt.

    Dann sind wir in dieser Hinsicht unterschiedlicher Meinung. Recherche und eine präzise Sprache sind der Kern des journalistischen Handwerks. Das nicht zu verlangen wäre so, als wäre es für einen Notfallsanitäter egal, ob er den Unterschied zwischen ASS und Heparin kennt.

    Der Vergleich hinkt doch sehr. Ein falsches Medikament in einem Patienten und eine falsche Berufsbezeichnung in einem Artikel zB über einen Rettungsdienst-Einsatz sind schon zwei unterschiedliche Paar Schuhe.


    Wenn ich mir natürlich eine Rettungsdienst Dokumentation anschaue und dann die Qualifikation durcheinander geraten, bin ich bei dir. Dann fragt man sich, was die da eigentlich den ganzen Tag gemacht haben. Aber sonst fehlt da einfach die Relevanz.

    Wobei das mit den Bezeichnungen auch wirklich nicht ganz einfach ist. Rettungssanitäter, Rettungsassistent, der aber höher qualifiziert ist, als der Sani und nun noch der Notfallsanitäter, der ja irgendwie so ähnlich heißt, wie der RS. Da erwarte ich tatsächlich nicht, dass man das vorher detailliert recherchiert, gerade, wenn es für den Leser schlicht irrelevant ist. ("Die Rettungssanitäter kämpften um das Leben des Patienten"). Das würde ich auch keinem Journalisten vorwerfen oder ihn deswegen nicht mehr ernst nehmen.

    Ich halte das auch einfach für inhaltlichen Unsinn, was er schreibt. Die genannten Einsätze mal eben ohne Notarzt zu absolvieren, stattdessen einen "erweiterten" NfS mit all den Berechtigungen auszustatten, halte ich nicht für rechtlich so einfach umsetzbar.


    Zumal doch zu erwarten wäre, dass bei solchen Dingen die Diskussion in der "Szene", aber auch von entsprechenden (ärztlichen) Interessengruppen zurecht viel lauter und intensiver geführt worden wäre.

    Einsatzorte, die abseits der öffentlichen Wege liegen, machen immer Probleme. Daher sind diese, hier zu mindestens, von der Hilfsfrist ausgenommen. Aber welche Hilfsfrist gilt in BaWü denn für die Innenstadt von Mannheim und im kleinen Dorf im Schwarzwald (was vergleichbarer wäre, wie das Wattenmeer)? Hier in Niedersachsen gilt diese für das Dorf im Kreis Diepholz (am Arsch der Welt) genauso wie für die Oettinger Wiese am ZOB hinter dem hannoverschen Hauptbahnhof. Es sind immer 15 Minuten. Was hat sich der Gesetzgeber dabei gedacht? Die Verfassungsklage der Björn-Steiger-Stiftung beruht doch auch auf solche Ungleichheiten ("grundrechtliche Schutzpflicht", "Die Überlebenschancen der Bürgerinnen und Bürger sind ortsabhängig", usw.), oder nicht?


    Aber das ist doch nur ein Teil der ganzen Betrachtung. Denn die Hilfsfrist gilt ja nicht für 100% der Fälle, sondern 95? 90? Kenne den Wert nicht genau. Es ist also richtigerweise eingepreist, dass es nicht immer klappt. Und während man dann zB in Leeste, Bassum oder Diepholz Stadt wohl eher nahe an den 100% Fristerfüllung ist, ist man in den Strukturschwachen regionen teils drunter. Nur, dass man in Gesamtpaket eben über die gesetzliche Vorgabe kommt. Dort hat man aufgrund der wenigen Einwohner ja auch deutlich seltener Einsätze.


    Und ich glaube, darauf wollte Jörg hinaus: Lebe ich in der hinterletzten Ecke, muss ich damit rechnen das mich im statistischen Toleranzbereich der nicht-Erfüllung der Hilfsfristen befinde.

    Ich habe mal für eine kurze Zeit bei einem sehr ländlichen Rettungsdienst gearbeitet. Einsatzzeiten von 2-3 Stunden waren eher die Regel als die Ausnahme, gerade, wenn wir dann noch in Bremer Kliniken transportiert haben. Wenn man dann sowas kurz vor Feierabend hatte, war klar, dass man deutlich zu spät Feierabend haben wird, vor allen Dingen, wenn man eigentlich 12 Stunden später wieder im Dienst zu sein hat.


    Hier wäre ein solches Konzept durchaus von Vorteil, wenn ich entweder noch am Einsatzort oder unterwegs per Rendez-Vous abgelöst werde und die Folgeschicht den Einsatz übernimmt. Selbstveständlich ist das dann Arbeitszeit und natürlich müssen auch Hygienevorschriften eingehalten werden. Nicht, dass der Zubringer-PKW eine einzige Infektionsschleuder ist.

    Kommt drauf an, wovon ich „getroffen“ werden könnte und welche Konsequenz die Warnung für mich hat. Gewitter? Starkregen? Sturm? Also Sammelbegriff „Wetter“? Hohe Pegelstände der nahen Flüsse mit Einstellung des Schiffsverkehrs?
    Oder eher Extremereignisse wie Fächenbrände oder Hochwasser, die die Wohnbebauung bedrohen?

    Für den ersten Teil brauche ich persönlich keine Warnung per Katastophen(!)-App.


    Ich habe nochmal nachgefragt bei meinem Kumpel. Der gibt ja als Teil seines Berufs solche Warnung raus.


    Wir haben da länger drüber gesprochen und er sieht das Problem grundsätzlich auch.


    Zunächst ist es so, dass grundsätzlich nicht mehr gewarnt wird, als früher. Durch die verschiedenen Medien prasseln diese aber häufiger auf uns ein. Social Media, normale Medien, Apps (meist auch noch mehrere), natürlich in unserem Fall auch eine höhere Sensibilität für solche Szenarien. Früher halt zur vollen Stunden im Radio oder Abends in der Tagesschau auf die "Unwetterwarnung des Wetterdienstes" hingewiesen.


    Die Bewohner kennen, damals wie heute, ihre Region am besten und können diese Warnungen auch einordnen. Wenn ich aber 1-3 Warnapps auf meinem Handy habe und der DWD z.B. stündlich Pegelstände und somit Warnungen aktualisiert, dann läuft das immer wieder bei mir auf. Die Warnungsermüdung kann ich zwar verstehen, ich sehe das Problem aber weniger bei den Apps oder der warnenden Behörde, sondern beim Nutzer der oder zahlreicher Warnapps. Inwieweit ich diesen Apps auch Warnungen filtern kann bis zu einer bestimmten Schwelle, weiß ich nicht.


    Wenn Harris NRÜ schreibt, dass er Interessenbedingt seine Region auch noch weiter eingestellt hat als seinen Wohnwort, dann liegt das Problem wirklich nicht bei den Apps.

    Ja klar, das ist die Motivation: Immer und jederzeit sagen zu können, dass ja gewarnt wurde. Es geht also nicht um echte Gefahrenwarnungen, sondern darum, sich gegen Vorwürfe abzusichern.


    Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Wir haben bei der Flugsicherung einen guten Draht zum DWD, von dem die Warnungen als Behörde ja ausgehen. Einer meiner besten Freunde ist dort zudem Flugwetterberater. Und zur gesamten Geschichte gehört eben auch, dass sich regional Wetter extrem schwer präzise vorhersagen lässt. Das gilt ganz besonders für Großwetterlagen. Ich rede da oft mit ihm drüber, weil wir ja teils Flugverkehr einschränken lassen, weil ein bestimmtes Wetter vorhergesagt wurde. Und dann zieht es doch "knapp vorbei".


    Die Stadt, in der ich wohne, ist so gut wie nie von Unwettern betroffen. Man sieht sie kommen, dann fällt es kurz vorher zusammen und das wars. Die Nachbarorte - da reden wir von weniger als 10km Luftlinie - werden aber ständig voll getroffen. Warum das so ist, kann keiner sagen. Aber selbstverständlich wird auch für unsere Region gewarnt.


    Es ist aber zu kurz gedacht, dass mit einer "Arsch an die Wand" Mentalität abzutun.


    Ganz ehrlich: Wenn du nicht 100%ig sagen kannst, ob Stadt A oder Sadt B getroffen wird, dann würdest du doch auch lieber beiden Städten Bescheid sagen, oder?

    Selbstverständlich muss es grundsätzlich eine (gesetzliche) Hilfsfrist geben. Wenn es diese bundesweit einheitlich geben sollte, sehe ich das Problem, welchen Wert man da nimmt. Denn auf dem Land wird das eben schwierig, die Zeiten aus der Stadt dauerhaft und flächendeckend zu erreichen.


    Nur kann daraus eben die Anspruchshaltung entstehen, eine notfall(medizinische) Versorgung, wie in der Stadt für sich zu beanspruchen, auch wenn ich in der hinterletzten Ecke wohne. Dann ist es auch egal, ob ich da schon immer gewohnt habe oder hingezogen bin.

    Möglicherweise wird dann auch mal ge- und verständlich erklärt, warum die gemeinen Stadtbewohner in der Regel eine kürzere Rettungsfrist zum Überleben haben als das gemeine Landvolk. Warum kann überhaupt auf Länder- oder sogar Kreis- und Stadtebene (NRW) definiert werden, wie schnell es denn gehen darf?


    Ich finde die umgekehrte Anspruchshaltung aber auch nicht richtig: Ich will ins weite Land ziehen, aber Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst haben gefälligst in 15 Minuten in gesamter Stärke vor meiner Haustür zu stehen und das ganze soll bitte Gesetz sein, damit ich klagen kann.

    Diese Denkweise halte ich für gefährlich.
    Naloxon hilft weder, wenn ich durch zu forsche Fentanylgabe den Blutdruck bis zur Reanimationspflichtigkeit in den Keller gespritzt habe noch wenn der Patient nach opiatbedingter Asphyxie aufgrund Hyperkapnie in der CO2-Narkose ist noch wenn er erbrochen und aspiriert hat.

    Außerdem habe ich nach Antagnoisierung wieder das Ausgangsproblem: Einen schmerzgeplagten Patienten, der zudem nun nicht mehr gut auf Opiate anspricht.

    Nota bene: Ich habe alles schon erlebt - allerdings bei Notärzten. Insofern ist mein Einwurf keinesfalls als Argument gegen Opiatgaben bei NotSan zu werten. Sondern lediglich als Reminder, dass Komplikationen trotz Naloxon antizipiert und beherrscht werden müssen.


    Ich denke, du interpretierst da zu viel John-Wayne Mentalität in mein Gedankenprotokoll des Gesprächs rein ;-) Natürlich wird der Umgang mit dem Medikament, aber auch mit den Nebenwirkung vorher ausreichend geschult, sowie bei den bisherigen Medikamenten ja auch.

    Ich habe an meiner ehemaligen Wache mal nachgefragt. Grundsätzlich begrüßt man das Gesetz. Derzeit dürfen die NFS ohne anwesenden Notarzt eigenständig Esketamin (in Kombination mit Midazolam) geben, jedoch wird das gerade bei älteren Patienten mit entsprechenden Vorerkrankungen kritisch gesehen. Hier stellt z.B. Fentanyl eine deutlich bessere Alternative dar, zumal es bei Problemen schnell mittels Naloxon "unschädlich" gemacht werden kann.


    Auch wenn Esketamin ohne Notarzt gegeben werden darf, so muss in jedem Fall ein Notarztruf erfolgen. Nur in wenigen Ausnahmen (zu lange Wartezeit auf externen Notarzt) darf es auch ohne alarmierten Notarzt gegeben bzw. transportiert werden. Man geht davon aus, dass das bei der Gabe von Opiaten auch so sein wird, hofft aber, nach einer (sicherlich Jahre dauernden) Bewährung die NA Alarmierung irgendwann wegfällt.


    So hätte nicht nur der Patient den Vorteil einer schnelleren Analgesie, sondern die Notarztalarmierung würden zurück gehen.