Das hatte ich in einer anderen Diskussion geschrieben, dass es nur schwerlich einen Facharzt für Notfallmedizin geben kann, da nie alle Facharztstandards der anderen Fächer erreicht werden könne, alleine was die Weiterbildungszeit angeht. Auch wenn ich Facharzt für Anästhesie bin, werde ich kaum den Standard eines Kardiologen, Unfallchirurgen oder Gynäkologen erreichen.
Ab wann man sich als Spezialist oder Experte bezeichnen darf, ist meines Erachtens völlig unklar und abhängig vom Bereich oder aber auch von der jeweiligen Person selbst. Von daher würde ich einer pauschalen Aussage hinsichtlich der Zeit nicht zustimmen.
Es ist ja jetzt nicht so, dass nicht wenige Kurse selbst belegt habe, weil ich sie als sinnvoll erachte. Ob ich jetzt aber DER Spezialist in der Notfallmedizin bin, nur weil ich einige davon besucht habe, lässt sich doch so nicht sagen. Ich habe sicher mehr Wissen oder Kompetenzen als zuvor, das bedeutet aber nicht, dass ich nicht zuvor auch schon Spezialist gewesen war.
Die meisten Kurse gab es vor 20 Jahren nicht, von daher müsste man sagen, dass zuvor keine Spezialisten unterwegs waren. Das gilt aber auch für alle Bereich der Medizin, die bekanntlich ständig Neuerungen unterworfen sind bzw. ganz allgemein für alle Tätigkeiten.
Von daher nochmals: Es müssten Kriterien festgelegt werden, ab wann man als Spezialist in einem Bereich bzw. in der Notfallmedizin gilt und welche Neuerungen zukünftig erworben werden müssten, um weiterhin als ein solcher zu gelten. Solange es diese nicht verbindlich gibt (von wem festzulegen?), kann ich mich als Notarzt, mit der formal höchsten medizinischen Qualifikation, durchaus als Spezialist in der Notfallmedizin bezeichnen, auch ohne einen oder mehrere dieser Kurse besucht zu haben.
Natürlich sind diese Kompetenzen unstrittig sinnvoll, ob aber ein Spezialist genau diese benötigt, um als Spezialist zu gelten, schon. Die Frage ist nämlich, warum gerade diese, und eben nicht auch andere. Nur weil diese gerade en vogue, "auf dem Markt" oder schlicht leicht vermittelbar sind? Wohl kaum.
Wenn du meinst...
Meine Beispiele sind kein whataboutism, sondern eine gezielte Nachfrage, wieso deine (unvollständige) Liste relevant ist, um als Spezialist zu gelten, meine Beispiele aber offensichtlich nicht. Eine "regelhafte" Clamshell-Thorakotomie bei einer Trauma-CPR, die Reboa oder der i.o.-Zugang sind hier im Forum vor gar nicht so langer Zeit noch sehr kritisch diskutiert worden.
Von daher ist es doch gar nicht so abwegig, dass man nicht nur die Brust, sondern auch den Bauch in verzweifelten Situationen öffnet. Die Not-Sectio bei einer mütterlichen CPR wird übrigens durchaus empfohlen. Und warum die komplizierte Geburt, bei der es um die Rettung von gleich 2 Patienten geht, nicht zum Können eines Spezialisten gehören soll, aber der ACLS einer 90-jährigen im Seniorenheim, kann ich nicht nachvollziehen. Für eine Standard-CPR benötige ich sicher keinen "Spezialisten".Die