Beiträge von Thomas83

    Posts-2-768x768.jpgWenn auch keine Fortbildungsveranstaltung im engeren Sinne, trotzdem vielleicht interessant für den einen oder die andere. Der DGRe Hochschultag ist die Studienmesse für Retter*innen. Bisher haben sich 15 Hochschulen angemeldet, die über 50 Studiengänge mit Rettungsdienstbezug vorstellen werden. Den Teilnehmenden entstehen keine Kosten, eine Anmeldung ist allerdings notwendig.

    Weitere Informationen findet ihr >>HIER<<

    Würde ich so unterschreiben. Da ein Krampf aber sehr unspezifisch ist und auch schwerwiegende Erkrankungen dahinterstecken könnten, wäre ich da einfach zurückhaltender.

    Ich habe lange überlegt, ob ich mich inhaltlich so tief in die Diskussion einbringen will, aber ich mache das mal, ausnahmsweise. Weil mir das Thema wirklich am Herzen liegt.


    Keine Frage kann ein Krampfanfall Symptom(beginn) einer schwerwiegenden Erkrankung und/oder Verletzung sein. Und es mag (vielleicht) auch so sein, dass ich nicht alle dieser Erkrankungen kenne und erkennen kann. ABER ist das im rettungsdienstlichen Kontext überhaupt notwendig? Aus meiner persönlichen Sicht wird das Differenzialdiagnostizieren im deutschen Rettungsdienst häufig übertrieben (auch weil es keine echten ZNAs mit einem FA für Notfallmedizin gibt). Aber bei allen potentiellen Ursachen für den Krampfanfall gilt es lediglich zwei als Tracerdiagnosen sicher zu erkennen, weil diese meine Zuweisungsstrategie beeinflussen: den CVA in die Stroke Unit und das SHT in den Schockraum. Darüber hinaus der typisch ablaufenden Anfall im Rahmen eines bekannten Krampfleidens, weil ich diesen regelhaft überhaupt nicht dem Krankenhaus zuführe.

    Alle darüber hinausgehende Diagnostik darf gerne im Krankenhaus vorgenommen werden und ist für mich in der Versorgung und Beförderung unerheblich.


    Edit: Rechtschreibung

    Gibt es in diesem Bereich SOP?


    Was für Patienten waren das? Wie war die Quote vorher? Wieso wurden sie zuvor in ein Krankenhaus gebracht?


    Würde ich mir für meinen Standort auch so wünschen, mit der Einschränkung des Krampfanfalls.

    Hallo,


    hier die kurzen Antworten:


    1) Ja, es gibt Algorithmen, in Hessen EVM (Erweiterte Versorgungsmaßnahmen) genannt.

    2) Da kann ich leider nichts dazu sagen, die Aussage beruht auf der Auswertung von Leitstellendaten aus diesem Jahr. Mir geht es bei den Zahl darum, dass NotSan (oder RettAss) bei rund jedem siebten Patienten eigenverantwortlich die Entscheidung treffen, dass eine Hospitalisierung nicht nötig ist. Mutmaßlich eine der komplexesten Entscheidungen im Rettungsdienst.

    3) Auch beim Krampfanfall ist regelhaft kaum eine Intervention nötig. Und auch die, die durchgeführt werden müssen (z.B. eine Durchbrechung) ist meist mit einfachen Mitteln möglich.


    Viele Grüße

    Interessant wäre dabei dann noch, wie hoch der Prozentsatz der Einsätze ist, die überhaupt die Kriterien für einen Einsatz der Notfallrettung (Patienten, "die sich in Lebensgefahr befinden oder bei denen schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten sind, wenn sie nicht umgehend medizinische Hilfe erhalten") erfüllen - denn nach allem, was man so liest und hört, ist der Anteil der Einsätze, die sich - strenggenommen - als Fehleinsätze jedenfalls für die Notfallrettung darstellen, nicht gering. Wenn jetzt ohnehin nur 70%, 50% oder im Extremfall nur 30% der Einsätze überhaupt Einsätze der Notfallrettung sind, wäre die Quote der notarztbegleiteten Einsätze ja entsprechend höher.

    Das ist für mich eine andere Diskussion. In der hier geführten Diskussion geht es um die Eigenständigkeit der Tätigkeit. Und im Falle Darmstadts werden 92 aller RTW-Einsätze (mit und ohne Sonderrechte) nur NotSan (und gelegentlich noch RettAss) alleine durchgeführt. Übrigens landeten 2019 14 % von den so versorgten Patient*innen nicht mehr im Krankenhaus.

    Dennoch ein paar Fakten: In DA gilbt es für 165.000 Einwohner ein NEF. Meldebilder wie Atemnot, Krampfanfall oder unkomplizierter Brustschmerz werden regelhaft ohne primäre Notarztalarmierung angefahren. Von anderen progressiven Systemen hört man ähnliches.


    Der Vergleich mit NFS hinkt etwas. NFS ist kein freier Beruf. Ein NFS kann zwar Notfallpatienten ohne Arzt behandeln, aber nur in einem sehr engen Rahmen. Der Entscheidungsspielraum ist doch deutlich eingeschränkt. Man kann sich aber als NFS nicht selbständig machen (also ich meine jetzt nicht als Anbieter von Fortbildungen oder speziellen Dienstleistungen, sondern in seiner ureigensten Eigenschaft als Retter)
    Das ist vor allem ein rechtlicher Unterschied.

    Ich hatte ja eigentlich nicht vor, mich in die inhaltliche Diskussion einzubringen, hier möchte ich mich aber kurz mal einschalten.


    Auch wenn es im engeren Sinne keine freiberuflichen (heisst niedergelassenen) NotSans gibt ist der Beruf selbstverständlich absolut eigenständig, da [...] zur eigenverantwortlichen Durchführung und teamorientierten Mitwirkung insbesondere bei der notfallmedizinischen Versorgung und dem Transport von Patientinnen und Patienten [...] ausgebildet (s. NotSanG §4 (1)). Vielmehr hat der NotSan eine herausgehobene Stellung gegenüber den anderen Heil- oder Gesundheitsberufen dahingehend, dass er zumindest eine eingeschränkte Heilkundeerlaubnis hat (§ 2 a NotSanG), darf in Folge dessen als eigenständiger Teil der Rettungskette interpretiert werden (vgl. Beschluss des BayVGH) . In der Praxis ist es ohnehin schon seit Jahrzehnten üblich, dass Rettungsdienstfachpersonal über das Hinzuziehen eines Arztes selbständig entscheidet (übrigens auch im NotSanG § 4, (2) 1 b entsprechend geregelt). Auch kann der Anteil der eigenständigen Tätigkeit kaum als klein bezeichnet werden. In Darmstadt (mein letztes Wirkungsgebiet) lag die Beteiligung von Notärzten an RTW-Einsätzen im Jahr 2019 bei 8 %, in Deutschland liegt der Schnitt bei knapp 30 % (Die Publikation dazu befindet sich gerade im Review, beispielhafte Daten zu SH gibt es hier). Es ist also mitnichten so, dass der NotSan in einem engen Rahmen oder in einer kleinen Anzahl eigenständig tätig wird, vielmehr versorgt er in weit überwiegenden Teil der Einsätze die Patienten völlig selbständig.


    Die NotSans haben also bereits heute im Vergleich zu den anderen nichtärztlichen Heilberufen eine herausragende eigenverantwortliche Rolle. Dabei verändert sich auch das Einsatzgeschehen weg von dringlichen, eher einfach gehaltenen Notfällen, hin zu eher weniger dringlichen, dafür deutlich komplexeren subakuten Situation. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, kann ein Hochschulstudium nur hilfreich sein.

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    Guten Abend,


    Ich möchte an dieser Stelle auf eine weitere DGRe-Veranstaltung aufmerksam machen. Das Minisymposium anlässlich des World Evidence Based Health Care Days findet am 21.10.2021 in virtueller Form statt. Insgesamt werden drei Vorträge rund um das Thema Evidenz im Rettungsdienst angeboten, wobei der dritte Vortrag inhaltlich ähnlich der Paneldiskussion gelagert ist.


    Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung allerdings notwendig.


    Weitere Informationen findet ihr >>HIER<<.


    Bei Rückfragen einfach melden.

    Viele Grüße

    Thomas Hofmann

    ist geplant dass die dgre eine Arbeit / Standpunktepapier zu dem NotsanG2a formuliert?

    Hallo Novaxain,


    danke für deine Nachfrage. Aktuell ist eine weitere konkrete Beschäftigung mit diesem Thema nicht geplant. An der Stelle möchte ich auch klar aussagen, dass wir kein Berufsverband oder anderweitig berufspolitische Organisation sind. Auch wenn wir uns - offensichtlich - nicht von berufspolitischen Motiven freisprechen können, steht bei uns die Wissenschaftlichkeit klar im Vordergrund. Das heisst wir sammeln Daten, werten diese im Sinne eines Erkenntnisgewinns aus und veröffentlichen diese für die Fachöffentlichkeit. Mir persönlich sind allerdings mehrere Forschungsprojekte von Retter*innen bekannt, die sich konkret mit Forschungsfragen rund um den § 2a befassen.


    Ich bin persönlich und mit der DGRe an einem Projekt beteiligt, bei welchem wir über mehrere Gebietskörperschaften hinweg die Sicherheit und die Effektivität von notfallsanitätslichen Analgesien/Analgosedierungen erheben und auswerten wollen. Dieses Projekt steht zwar noch ganz am Anfang steht aber als Beispiel für die Möglichkeit sich wissenschaftlich mit den Fragen "rund um den § 2a" zu befassen. Aus dieser Perspektive ist es mittelfristig denkbar, dass wir als Fachgesellschaft herausarbeiten, welche Maßnahmen regelhaft sicher durch NotSan beherrscht (im besten Sinne des Wortes) werden. Lange Rede, kurzer Sinn: Berufspolitische Aktionen werden von uns keine kommen, wissenschaftliche "Aktionen" sehr wohl. Diese dauern zwar länger sind aber (hoffentlich) auch nachhaltiger.

    BTW:
    Eine Veröffentlichung der Diskussion über unseren YouTube-Kanal wird es sicher geben. Der Zeitpunkt ist allerdings noch nicht so genau abzusehen. Wenn ihr uns in den gängigen Sozialen Medien folgt, werdet ihr die Veröffentlichung mitbekommen. (YouTube - Instagram - Facebook - LinkedIn)


    Viele Grüße

    Thomas Hofmann

    Guten Tag,


    eine spannende und faire Diskussion die hier stattfindet. Als DGRe-Vorstand freut mich der konstruktive Austausch über das Thema der Akademisierung, an welchem ich mich auch gar nicht großartig beteiligen will.


    Als erster Vorsitzender der DGRe möchte ich an dieser Stelle nur kurz erklären, dass wirklich Jede*r bei uns Mitglied werden kann. Die Mitgliedsarten sind etwas unglücklich bezeichnet, in der Praxis kann eine Person ohne Hochschulabschluss an allen Projekten, Treffen, Forschungsvorhaben teilnehmen, ja sie sogar leiten. Und natürlich hat jedes Mitglied das Recht zu wählen. Lediglich die Wahl in den Vorstand ist ohne abgeschlossenes Studium nicht möglich.


    Warum hat sich damals die Gründungsversammlung in einem demokratischen Prozess für diese Limitierung entschieden hat ist recht einfach und hoffentlich auch einleuchtend. Als Vorstand sind wir in regelhaftem Austausch mit Hochschulen und Hochschullehrer*innen. In den letzten zwei Wochen gab es beispielsweise Videocalls zu Paramedic-Professoren aus Canada und Australien. Hierbei ging es allgemein um Akademisierung und Forschung im Rettungsdienst sowie internationale Kooperationen in dem Bereich. Als Vorsitzender der DGRe bin ich beispielsweise aktuell involviert in einem Forschungsprojekt der Monash University (AUS) zum Thema "Defining Paramedicine". Hierzu ist ein fundiertes Verständnis für Wissenschaft erforderlich, welches regelhaft durch das absolvieren eines Studiengangs erworben wird. Gleichzeitig sind wir aber auch alle Retter*innen. Ich selbst bin beispielsweise als Vollzeit-NotSan auf dem RTW unterwegs. Weil wir die zwei Welten aus Rettungsdienst und Wissenschaft zusammenbringen wollen, wollen wir auch Vertreter*innen aus beiden Welten im Vorstand sitzen haben.

    Wichtig ist mir noch zu betonen, dass Rettungswissenschaften und Notfallmedizin nicht deckungsgleich sind. Sicher gibt es Berührungspunkte und auch Schnittmengen. Das noch nicht abschließend definierte Profil der Rettungswissenschaften (aka Paramedicine oder Paramedic Science) umfasst aber deutlich mehr als "nur" medizinische Aspekte.


    Wenn auch nicht mehr ganz frisch und an einzelnen Punkten wohl mittlerweile auch etwas überholt möchte ich auf einen Podcast verweisen, in welchem ich 11/2020 zu Gast war und meine bzw. die Gesellschaftsposition zu den hier diskutierten Aspekten vorstellte.

    Podcast: https://rettungsdienstfm.de/gzfwr-who/


    Mitgliedschaft in der DGRe nochmal erklärt: https://www.dgre.org/mitgliedschaft/


    Für konkrete Rückfragen stehe ich gerne - auch per E-Mail - zur Verfügung.

    Viele Grüße

    Thomas Hofmann


    Edits: Rechtschreibung und Copy-Paste-Fehler verbessert.

    Eine kleine Ergänzung meinerseits:


    Ich weiss, dass dies hier ein Forum ist, und es in der Natur der Sache liegt, dass sich hier schriftlich ausgetauscht wird. Dennoch möchte ich die Option anbieten die Diskussion über Sinn und Unsinn sowie Definitionen der Rettungswissenschaften in einem Zoom-Call fortzusetzen. Ich denke, dass in einem konstruktiven (virtuell-) persönlichen Austausch viele Unklarheiten beseitigt werden können. Darüber hinaus lerne auch ich gerne neue Perspektiven und Argumente kennen.


    Falls hieran Interesse besteht, bitte ich um entsprechende Rückmeldungen.

    Viele Grüße und gute Nacht!
    Thomas Hofmann

    So richtig viel kann ich mir darunter auch nach Googlen des Begriffes auf mehreren Seiten nicht vorstellen. Die Zeit, den Podcast zu hören habe ich nicht, von daher wäre eine stichpunktartige Aufzählung des Profils sehr nett.

    Guten Tag,


    das kann ich versuchen, wird aber vermutlich nur eingeschränkt gelingen. Wie am Beispiel des angesprochenen Forschungsprojektes zu erkennen, ist der Begriff bzw. das Fach auch in Ländern dieser Welt die Paramedicine Fakultäten und/oder Lehrstühle haben noch nicht abschließend und umfassend definiert. Auch innerhalb der DGRe gibt es viele Diskussionen um das Profil dieser neuen Disziplin, das ist aber auch in vielen anderen Fächern der Fall. Fragen Sie mal einen Soziologen was Gesellschaft ist oder einen Bildungswissenschaftler was Bildung bedeutet.

    Ich persönlich verstehe die Rettungswissenschaft als Berufswissenschaft für die Tätigkeit von Notfallsanitäter*innen. Sie ist eine Symbiose aus (Notfall- bzw. extraklinischer) Medizin, Gesundheitswissenschaften und öffentlicher Sicherheit. Sie beinhaltet aber auch rettungsdienstspezifische Erkenntnisse aus anderen Fachgebieten wie beispielsweise Psychologie, Soziologie, Technik, Einsatztaktik, Erwachsenenbildung, Kommunikation oder Versorgungsforschung. Weiterhin sind die Retter*innen nicht nur Subjekt sondern auch Objekt der Rettungswissenschaften.


    Als ein mögliches Beispiel einer rettungswissenschaftlichen Forschung verweise ich hier auf eine frische Publikation welche die Aspekte Notfallmedizin, Handlungskompetenz (im Sinne der Bildungswissenschaften) und Versorgungsforschung kombiniert:


    • Naklicka, P., Möckel, L., Hofmann, T. (2021). Success Rates in Vein Cannulation of German Paramedics A Single-Center Study. International Paramedic Practice, 11(2). DOI: 10.12968/ippr.2021.11.2.35


    Weitere rettungswissenschaftliche (Grundlagen-)Forschung - nicht aus Deutschland - mit klarer Leseempfehlung für Interessierte gibt es hier:


    • Long, D. N., Lea, J., & Devenish, S. (2018). The conundrum of defining paramedicine: more than just what paramedics “do.” Australasian Journal of Paramedicine, 15(1). https://doi.org/10.33151/ajp.15.1.629
    • Bigham, B., & Welsford, M. (2015). Applying hospital evidence to paramedicine: Issues of indirectness, validity and knowledge translation. Canadian Journal of Emergency Medicine, 17(3), 281–285. https://doi.org/10.1017/cem.2015.65
    • Olaussen, A., Beovich, B., & Williams, B. (2021). Top 100 cited paramedicine papers: A bibliometric study. Emergency Medicine Australasia, (March), 1742-6723.13774. https://doi.org/10.1111/1742-6723.13774
    • Maguire, B., O’Meara, P., & Newton, A. (2016). Toward an international paramedic research agenda. Irish Journal of Paramedicine, 1(2), 1–3. https://doi.org/10.32378/ijp.v1i2.38
    • Reed, B., Cowin, L., O’meara, P., & Wilson, I. (2019). Professionalism and professionalisation in the discipline of paramedicine. Australasian Journal of Paramedicine, 16. https://doi.org/10.33151/ajp.16.715
    • Bowles, R. R., Van Beek, C., & Anderson, G. S. (2017). Four dimensions of paramedic practice in Canada: Defining and describing the profession. Australasian Journal of Paramedicine, 14(3). https://doi.org/10.33151/ajp.14.3.539
    • Carter, H., & Thompson, J. (2015). Defining the paramedic process. Australian Journal of Primary Health, 21(1), 22. https://doi.org/10.1071/PY13059
    • Eaton, G., Mahtani, K., & Catterall, M. (2018). The evolving role of paramedics – A NICE problem to have? Journal of Health Services Research and Policy, 23(3), 193–195. https://doi.org/10.1177/1355819618768357

    Dennoch bleibt der Begriff Rettungswissenschaften (und eben auch Paramedicine und Paramedic Science) noch etwas diffus, aber wir arbeiten daran.

    Viele Grüße
    Thomas Hofmann






    Guten Tag,


    eine spannende und faire Diskussion die hier stattfindet. Als DGRe-Vorstand freut mich der konstruktive Austausch über das Thema der Akademisierung, an welchem ich mich auch gar nicht großartig beteiligen will.


    Als erster Vorsitzender der DGRe möchte ich an dieser Stelle nur kurz erklären, dass wirklich Jede*r bei uns Mitglied werden kann. Die Mitgliedsarten sind etwas unglücklich bezeichnet, in der Praxis kann eine Person ohne Hochschulabschluss an allen Projekten, Treffen, Forschungsvorhaben teilnehmen, ja sie sogar leiten. Und natürlich hat jedes Mitglied das Recht zu wählen. Lediglich die Wahl in den Vorstand ist ohne abgeschlossenes Studium nicht möglich.


    Warum hat sich damals die Gründungsversammlung in einem demokratischen Prozess für diese Limitierung entschieden hat ist recht einfach und hoffentlich auch einleuchtend. Als Vorstand sind wir in regelhaftem Austausch mit Hochschulen und Hochschullehrer*innen. In den letzten zwei Wochen gab es beispielsweise Videocalls zu Paramedic-Professoren aus Canada und Australien. Hierbei ging es allgemein um Akademisierung und Forschung im Rettungsdienst sowie internationale Kooperationen in dem Bereich. Als Vorsitzender der DGRe bin ich beispielsweise aktuell involviert in einem Forschungsprojekt der Monash University (AUS) zum Thema "Defining Paramedicine". Hierzu ist ein fundiertes Verständnis für Wissenschaft erforderlich, welches regelhaft durch das absolvieren eines Studiengangs erworben wird. Gleichzeitig sind wir aber auch alle Retter*innen. Ich selbst bin beispielsweise als Vollzeit-NotSan auf dem RTW unterwegs. Weil wir die zwei Welten aus Rettungsdienst und Wissenschaft zusammenbringen wollen, wollen wir auch Vertreter*innen aus beiden Welten im Vorstand sitzen haben.

    Wichtig ist mir noch zu betonen, dass Rettungswissenschaften und Notfallmedizin nicht deckungsgleich sind. Sicher gibt es Berührungspunkte und auch Schnittmengen. Das noch nicht abschließend definierte Profil der Rettungswissenschaften (aka Paramedicine oder Paramedic Science) umfasst aber deutlich mehr als "nur" medizinische Aspekte.


    Wenn auch nicht mehr ganz frisch und an einzelnen Punkten wohl mittlerweile auch etwas überholt möchte ich auf einen Podcast verweisen, in welchem ich 11/2020 zu Gast war und meine bzw. die Gesellschaftsposition zu den hier diskutierten Aspekten vorstellte.

    Podcast: https://rettungsdienstfm.de/gzfwr-who/


    Mitgliedschaft in der DGRe nochmal erklärt: https://www.dgre.org/mitgliedschaft/


    Für konkrete Rückfragen stehe ich gerne - auch per E-Mail - zur Verfügung.

    Viele Grüße
    Thomas Hofmann


    Edits: Rechtschreibung und Copy-Paste-Fehler verbessert.

    Hallo,


    Im übrigen steht nirgends vermerkt, dass weniger eingreifende Maßnahmen nicht (erfolglos) versucht wurden. Ohne die genauen Umstände zu kennen setze ich als Vorgesetzter verschiedene Eskalationsstufen fest. Beim Beschreiten einer solchen Eskalationstreppe muss man dann auch irgendwann drastische Maßnahmen ergreifen.


    Auch ich gehöre zur Gruppe derer die das Problem nicht sehen. Es gab vor einer Zeit (finde den Artikel nicht mehr) den Fall, dass ein FF-Mann im Dienst oberkörberfrei gearbeitet hat. Dabei sind Tattoos aufgefallen, welche verbotene Zeichen darstellten. Als die Lokalpresse über das daraus folgenden Ermittlungsverfahren berichtete kam es zu einem sozialmedialen Aufschrei, immerhin sei er ja ein Lebensretter. Ich bin froh darüber, aus einem Land zu kommen in welchem die Strafverfolgung wirklich weitestgehend beeinflussungsfrei funktioniert, und Feuerwehrleute (wie fast alle anderen) keine Immunität besitzen. Jeder haftet für den Mist den er anstellt, und dass die Weitergabe von Daten aus dem Funkverkehr verboten ist dürfte auch dem letzten FF-Mann in Hinterunterdupfing bekannt sein.


    Weiterhin hat jemand mit einer so geringen Frusttoleranz (Melder abgeben wegen einer Durchsuchung) meiner Meinung nach im aktiven Einsatzdienst nichts verloren.


    Viele Grüße,
    Thomas