Beiträge von Johannes D.

    Die Mindestqualifikation fällt unter die Selbstverwaltung, und die wirst du nicht wegen solchen Kleinigkeiten gekippt bekommen. Keine Partei würde sich dafür mit den Ärztekammern anlegen. Die Mindestqualifikation der ärztlichen Approbation ist durchaus auch ausreichend, damit da keine zusätzliche Arbeit auf die Strafverfolgung zukommt. Auf die Notaufnahme schon deutlich eher.


    Ich bin gespannt, wie es ausgeht. Ich glaube, dass man eine zweite Ausnahme trifft. Es ist mit eigenem Auto und eigenem Material ohne jede externe Vorgabe ja auch deutlich eher selbstständig, als der Notarztdienst.

    Es ist schon verwunderlich:

    Im Notarztdienst hat man Lösungen gefunden, für Honorarärzte in Kliniken hat man Lösungen gefunden, aber im KV Dienst ist muss nun die Versorgung reduziert werden?

    Die Urteile sind doch eindeutig: Sozialabgaben sind zu leisten.

    Ist die Lösung im Notarztdienst nicht eine neu-geschaffene, gesetzliche Ausnahme geworden? Ich halte es für nachvollziehbar, dass die kv dasselbe durchsetzen will, das Problem ist identisch.

    Ich habe aber nicht behauptet, dass es überall solche guten Vereinheitlichungen gibt, nur dass es diese teilweise gibt - und sie ein Verdienst des jetzigen Systems gibt. Du hast deren Existenz insgesamt abgestritten und mich somit der Lüge bezichtigt. Nun habe ich ein (!) Beispiel angebracht und du hast das gar nicht so gemeint, aber dennoch Recht.


    Verzeih mir die Polemik, aber hast du kürzlich einen Rhetorikkurs bei Herrn König, der Bild oder der AfD gemacht? Kommt einem irgendwie so vor, ich hoffe wenigstens auf die erste der drei Alternativen.

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    Die von Johannes angesprochenen "einheitlichen" SOP mit "kleinen lokalen Änderungen" sind in der Praxis einfach verschiedene SOP mit einheitlichem Design und Layout. Für die Anwenden ist das aber wenig Hilfe, wenn der Kollege von LK A zum LK C wechselt, haben sie die Kriterien wann Salbutamol vernebelt werden soll trotzdem verändert. Das ist dann nicht einheitlich, nur weil das in einer PDF Sammlung gedruckt wird.


    [...]

    Das ist schlichtweg sachlich falsch, was du da schreibst. Leg doch mal die Schleswig-Holstein-Algorithmen neben die der einzelnen Landkreise. Die Unterschiede sind minimal, aber das Layout unterscheidet sich schon ein bisschen. Nur, weil es nicht zu deinem Narrativ und Weltbild passt, musst du mir nicht gleich eine Lüge unterstellen. Aber, wir sind ja Fakten-orientiert, also, dann zeig mir doch gern mal die deiner Meinung nach erheblichen Unterschiede der SOPs zwischen den Städten und Landkreisen der RKiSH, der Kreise Plön, Steinburg, Ostholstein und der Stadt Kiel auf. Du kannst die Schleswig-Holsteinischen RD-Bereich gern variieren, das gilt für alle außer den Kreis NF. Denn einzig der Kreis Nordfriesland tanzt immer mal wieder etwas aus der Reihe, weil er mehr und strenger regulierte Freigaben möchte. Das heißt hier kannst du im ganzen Bundesland ziemlich beliebig wechseln, und von der turnusmäßigen Anpassung abgesehen, gibt es zwischen den Kreisen und den SOPs während der schulischen Ausbildung kaum Unterschiede. Was auch Sinn ergibt, es so zu gestalten. Und warum ist es so? Weil sich die ÄLRD zusammensetzen und diese SOPs gemeinsam entwickeln, es ging auch aus der Initiative der ÄLRD hervor.

    Ich bin hier zu 100% bei Hilope, Standesdünkel zu betreiben und dabei stets Standesdünkel zu rufen, ist am Ende nur humoristisch wertvoll und sonst Unfug.


    Und das System ÄLRD für gescheitert zu erklären ist einfach nicht begründbar. Natürlich mag man an der ein oder anderen Stelle Entscheidungen kritisieren können, aber insgesamt hat sich doch in den letzten Jahren viel geändert und das durchaus auch mit und durch die Arbeit der ÄLRD. Uns es ist auch nicht in jedem Kreis großartig unterschiedlich. Es gibt ja jetzt durchaus auch Bereiche, in denen man sich auch landeseinheitliche Grundalgorithmen geeinigt hat und diese lokal allenfalls geringfügig an die Gegebenheiten anpasst, was in höchsten Maße sinnvoll sein kann.

    Das ist letztlich ein Problem der Gleichbehandlung und des berühmten "Wo fang ich an, wo hör ich auf?". Letztlich sind alle der genannten Disziplinen approbierte Ärzte und kein niedergelassener Arzt im Notdienst kann alle Fachbereiche abdecken, die anfallen können. Es ist offenkundig, dass manche ärztliche Disziplinen, wie beispielsweise Allgemeinmedizin, Innere Medizin und Allgemein- & Viszeralchirurgie sicherlich leichter ein großes Spektrum abdecken, da sie ohnehin sehr breit sind und häufig Erkrankungen aus anderen Bereich mitbehandeln. Aber am Ende wird im Notdienst ja nur eine Grundversorgung angeboten, die einen bis zum nächsten Werktag überbrückt (entgegen der Erwartungshaltung). Und dafür soll die Zulassung als Arzt ausreichen. Es führt natürlich vermehrt dazu, dass Probleme, bei denen Unsicherheiten bestehen, klinisch eingewiesen werden. Aber es ist auch nur ein Notdienst und lässt sich letztlich nicht anders zu lösen. Zwingt man es zurück auf die wenigen Disziplinen, die viel abdecken, macht man diese noch unattraktiver und verhätschelt die ambulant ohnehin Übervorteilten (insbes. Radiologie und Labormedizin), das kann nicht die Lösung sein. Die müssen sich langfristig weiter davon "freikaufen" auch wenn es nun teurer wird. Oder es eben hinbekommen.


    Letztendlich kann ich schon ein wenig nachvollziehen, warum man den Steuer-/ Sozialversicherungsunterschied zwischen ärztlichem Notdienst und Notarztdienst nicht so recht sehen will und die gleich Ausnahme erzwingen möchte. Ob dies sinnvoll ist, bin ich sicherlich befangen, aber man muss schon bedenken, dass man in der Regel soviel zahlt, dass man sie gerade so vernünftig besetzt bekommt, und auch ein gewisses Interesse besteht, die Kosten des Systems so niedrig wie möglich zu halten, auch gesamtgesellschaftlich. Und mir ist schon bewusst, dass für KV Notdienste in aller Regel ein Vielfaches von einem Notarztdienst gezahlt wird, bei meist niedrigerer erforderlicher Qualifikation, aber die Dienste sind auch recht unangenehm und niemand macht die, weil er sie gern möchte. Obendrein benötigt man in aller Regel sein komplettes Arbeitsmaterial selbst etc. pp.

    Ich mag den falschen Eindruck haben, aber die Mehrheit der (Rettungsdienst-)Kollegen, die ich kenne, die in der Zeit- oder Leiharbeit tätig sind, tun dies in Vollzeit und haben eben ihre ursprünglichen Festanstellungen bei konventionellen Rettungsdiensten aufgegeben. Warum? Bessere Arbeitsbedingungen bei mehr Lohn. Ähnlich wie in der Pflege erfolgen die Einsätze in Betrieben meist über mittlere Zeiträume und oft auch wiederholt, nur sehr selten für einzelne Schichten. Die Fehlanreize, sehr viel Geld für Leiharbeit auszugeben und dabei die eigenen Arbeitsbedingungen immer mehr zu verschlechtern, haben sich die Rettungsdienste eins zu eins bei den Kliniken v abgeschaut. Sehr schade, nicht nur eigentlich.


    Ich halte es für falsch, die Politik nun anzuflehen, es zu verbieten. Das wird mehr schaden als nützen. Die Leute sind den Bedingungen trotz des eigentlichen schlechten Rufes der Zeitarbeit entflohen. Die kommen nicht zurück in die alten Umstände, dann werden sie mehrheitlich ganz gehen. Und das macht es nur noch schlimmer.


    Zum Ruf Ärzte vs. RFP in Zeitarbeit: der Ruf ist für beide Seiten schlecht (gewesen) und die Argumente waren ziemlich die selben. Denkt mal 10-15 Jahre zurück, was über die Börsenärzte geredet wurde, auch hier. Inzwischen ist es normal. Letztlich ist es nur eine Sonderform der "Abstimmung mit den Füßen", die wir alle so oft gefordert haben.

    Versteh ich das richtig!? ein erwachsener, zurechnungsfähiger Mann (zumindest stand da nichts gegenteiliges) verlässt eigenständig („auf eigenen Wunsch“) eine Klinik und wird jetzt „zur Fahndung ausgeschrieben“!?
    Das kommt tagtäglich doch hunderte Male vor. Wo lag hier das Problem?

    Tatsächlich kommt auch die Fahndung ab und an mal vor. Wenn sich ein Patient ohne vorherige Ankündigung und ohne eindeutige Hinweise des Willens, sich endgültig ärztlicher Behandlung zu entziehen, nicht mehr finden lässt, lässt man ihn suchen.


    Wenn theoretisch beispielsweise ein älterer Herr mit einem Infarkt nach der Herzkatheteruntersuchung mit anliegendem Druckverband (und Bettruhe in Rückenlage) ohne vorherige Ankündigung entfernt, ohne dem Zimmernachbarn etwas zu sagen und seine Sachen noch da lässt, muss man davon ausgehen, dass er beispielsweise kurz zum Kiosk wollte, und sich jetzt durch eine vitalbedrohliche Blutung in einer hilflosen Lage ist. Und wenn eine gründliche Suche auf dem Gelände nichts bringt, muss man zügig die Polizei hinzuziehen.


    Auch wenn dies ein fiktives Beispiel ist, solche Dinge kommen vor. Und nicht einmal sooo selten. Gelegentlich kommen dabei sogar Menschen zu Tode und es beschäftigen die Gerichte. Ich meine gelesen zu haben, dass kürzlich ein Gericht geurteilt hat, dass Ärzte keine grundsätzliche Aufklärungspflicht haben, dass ein unerwartetes, absprachewidriges Verlassen der Klinik schwere Schäden und den Tod nach sich ziehen können und somit aus der Unterlassung dieser Aufklärung keine Haltbarkeit resultiert. Natürlich nur mein laienhaftes Verständnis eines überflogenen Artikels.

    Starke Worte. Allerdings ist Notfallmedizin elementarer Bestandteil der Medizin in den meisten Bereichen und unterscheidet sich klinisch und präklinisch im wesentlichen in den Ressourcen. Und Notfallmedizin ist nicht neu und auch die Wandlung durch Fortschritte ist kein Alleinstellungsmerkmal.


    Also meiner Meinung nach läuft deine Argumentation ziemlich ins Leere...

    Ich glaube auch nicht an das Freiwerden einer relevanten Anzahl an Ärzten. Warum? Ein erheblicher Teil der NA Funktionen wird derzeit von Ärzten aus der Klinik besetzt, die während ihrer NA Tätigkeit in der Klinik eine weitere Aufgabe hätten, die ohnehin besetzt sein muss, und ein weiterer sehr großer Anteil sind von vorneherein Honorarkräfte. Da machen es doch recht viele eher für den Spaß als dass sie auf das Geld angewiesen wären.


    Bei denen, die dann noch übrig bleiben, könnte ich mir schon vorstellen, dass viele dann auch mal seinen reduzieren, wenn der Ausgleich wegfällt. Meine jetzige Klinik ist da ein ganz gutes Beispiel, die Vordergrunddienstgruppe (AssÄ und FÄ jeweils mit Diensttauglichkeit) besteht aus 12 Kollegen, von und sind zwei in Vollzeit. Und auch mit größeren finanziellen Verpflichtungen kann man sich das schon leisten, wenn man möchte. Wäre ich jetzt nicht aufgrund des späten Studiums recht alt und würde mal mittelfristig Facharzt werden wollen, wäre ich wohl inzwischen auch in Teilzeit.


    Ich würde weder kurz noch mittelfristig noch langfristig mit einer merklichen Veränderung rechnen.


    Und die Kostenrechnung steht der Motivation auch sehr entgegen, qualifiziert man zu wenige weiter, fällt die Motivation der nicht oder nur B.Sc. studierten NotSan vermutlich stärker, als gegenwärtig, qualifiziert man zu viele, fällt das Performancelevel ab und die Kosten steigen enorm, weil ständig zwei Master-NFS eine maßnahmenlose Entlassfahrt machen dürfen.

    Eine Notamputation sollte jeder Arzt beherrschen, dh wissen wie es geht. Nicht weil es so oft vorkommt (da hat Hilope vollkommen recht), sondern weil es so simpel und alternativlos ist. Meine Meinung.. aber ich bin auch der Meinung, dass 50-70% der Notärzte nicht benötigt werden, bzw eigentlich nicht fürchten Job geeignet sind..

    Dem würde ich widersprechen. Es ist offenbar derart selten (geworden?), dass das notwendige Equipment aus der DIN geflogen ist. Denn Mitte der 2010er Jahre habe ich eine große Diskussion miterlebt, ob die Knochensäge wirklich in den neuen Beladeplan des NEF übernommen werden sollte. Damals war tatsächlich die Din gewälzt worden und sie musste mit. Wenn das inzwischen nicht mehr der Fall ist, ist es ein starkes Statement, dass eben nicht jeder (Not-) Arzt dies zwingend beherrschen können muss.


    Generell stimme ich deinem Omnipotenz-Anspruch, den du hier im Verlauf noch äußerst, nicht zu. Weder auf alle Kollegen, noch auf sich persönlich, bezogen. Es ist meiner Meinung nach schlicht unmöglich, dass eine einzelne Person das gesamte Spektrum der Notfallmedizin vollständig abbilden kann. Dazu ist der Umfang viel zu groß. Wenn man dies nun aber erwartet, führt das (mMn) zu der sehr gefährlichen Situation, dass Leute in die Position gedrängt werden, eigene Grenzen nicht zuzugeben oder gar zu verkennen. Diese zu kennen, zu kommunizieren und entsprechende Lösungen zu finden ist elementar für die Patientensicherheit. ich glaubte auch, dass das Mantra, jeder Arzt müsse alles können, weitgehend überwunden wäre.