Ganz allgemein eine sehr geschickte Mitteilung. Dafür, dass sich in der Praxis nicht wahnsinnig viel ändern wird, wurde in 7 Absätzen betont wie begrenzt die Heilkunde ist, dass ein Notarzt kommen muss (was so nicht akkurat ist), und in den meisten Absätzen wurde betont, wie wahnsinnig viel Fortbildung die NotSan eigentlich machen müssen, sich holen müssen, bekommen sollten, es geht um Menschenleben!
Wer meine Beiträge im Forum schon ne weile erträgt weis, dass ich voll der Fan bin von viel Fortbildung. Das ausgerechnet Ober-Anti-NotSan-Mann Gräsner eine Gesetzesänderung des NotSanG zum Anlass nimmt zu betonen wie wichtig Fortbildung ist, empfinde ich als deplaziert und leider als reine Berufspolitik.
Wenn du mit offenen Augen durch den Berufsalltag gehst, wirst du feststellen, wie viele unglaublich schlechte Kolleginnen es im Rettungsdienst gibt. Schlecht ausgebildet (Sani ehrenamtlich 1987, RettSan 1991, RettAss Anerkennung 1997, NotSan Ergänzungsprüfung 2019), schlecht fortgebildet, keine Motivation und maximal Dienst nach Vorschrift. Und das ist eben laut diverser sozialwissenschaftlicher Studien normal. Allerdings kann ich keinem ärztlichen Berufsverband verdenken, auf mehr Aus- und Fortbildung zu bestehen, wenn man regelmäßigen Kontakt zu durchschnittlichen oder schlechten Rettungsdienstlern hat - und den hat man, wenn man regelmäßig im Rettungsdienst oder der Notaufnahme tätig ist. Das ist auch bewusst keine Nestbeschmutzung, das ist der Alltag und die Realität. Man darf nicht zu festgefahren in seiner Blase bleiben oder die Wahrheit verkennen. Der Durchschnitt im RD wird besser, je mehr gelernte NotSan es gibt und je länger die sich trotz des häufig wenig fordernden Alltags fit halten. Und wenn man viele seiner Kolleginnen ebenfalls dazu bringt, dass Fortbildungen gut sind, wenn man Fortbildungen tatsächlich auch gut macht und dann noch irgendwann die Trennung hinbekommt, dass kleine Sanis mit kleinen Autos Transporte fahren und große Sanis mit großen Autos Notfälle bedienen, dann geht es aufwärts.
„Meine“ Berufsvertretung empfinde ich übrigens nicht als förderlich, deshalb war ich da auch nur mal kurz Mitglied. Die bedienen nämlich den Stereotyp des krakeelenden Retters mit der Hoffnung auf Medikamente ohne entsprechende Übung und Überprüfung weiterhin ganz gut. Und wenn das nicht der Wahrheit entspricht, verkaufen sie es bzw. sich so schlecht, dass ich es nur wahrnehme, wie im im ersten Satz dazu geschrieben.