Beiträge von Sebastian Kraatz

    Ganz allgemein eine sehr geschickte Mitteilung. Dafür, dass sich in der Praxis nicht wahnsinnig viel ändern wird, wurde in 7 Absätzen betont wie begrenzt die Heilkunde ist, dass ein Notarzt kommen muss (was so nicht akkurat ist), und in den meisten Absätzen wurde betont, wie wahnsinnig viel Fortbildung die NotSan eigentlich machen müssen, sich holen müssen, bekommen sollten, es geht um Menschenleben!


    Wer meine Beiträge im Forum schon ne weile erträgt weis, dass ich voll der Fan bin von viel Fortbildung. Das ausgerechnet Ober-Anti-NotSan-Mann Gräsner eine Gesetzesänderung des NotSanG zum Anlass nimmt zu betonen wie wichtig Fortbildung ist, empfinde ich als deplaziert und leider als reine Berufspolitik.

    Wenn du mit offenen Augen durch den Berufsalltag gehst, wirst du feststellen, wie viele unglaublich schlechte Kolleginnen es im Rettungsdienst gibt. Schlecht ausgebildet (Sani ehrenamtlich 1987, RettSan 1991, RettAss Anerkennung 1997, NotSan Ergänzungsprüfung 2019), schlecht fortgebildet, keine Motivation und maximal Dienst nach Vorschrift. Und das ist eben laut diverser sozialwissenschaftlicher Studien normal. Allerdings kann ich keinem ärztlichen Berufsverband verdenken, auf mehr Aus- und Fortbildung zu bestehen, wenn man regelmäßigen Kontakt zu durchschnittlichen oder schlechten Rettungsdienstlern hat - und den hat man, wenn man regelmäßig im Rettungsdienst oder der Notaufnahme tätig ist. Das ist auch bewusst keine Nestbeschmutzung, das ist der Alltag und die Realität. Man darf nicht zu festgefahren in seiner Blase bleiben oder die Wahrheit verkennen. Der Durchschnitt im RD wird besser, je mehr gelernte NotSan es gibt und je länger die sich trotz des häufig wenig fordernden Alltags fit halten. Und wenn man viele seiner Kolleginnen ebenfalls dazu bringt, dass Fortbildungen gut sind, wenn man Fortbildungen tatsächlich auch gut macht und dann noch irgendwann die Trennung hinbekommt, dass kleine Sanis mit kleinen Autos Transporte fahren und große Sanis mit großen Autos Notfälle bedienen, dann geht es aufwärts.


    „Meine“ Berufsvertretung empfinde ich übrigens nicht als förderlich, deshalb war ich da auch nur mal kurz Mitglied. Die bedienen nämlich den Stereotyp des krakeelenden Retters mit der Hoffnung auf Medikamente ohne entsprechende Übung und Überprüfung weiterhin ganz gut. Und wenn das nicht der Wahrheit entspricht, verkaufen sie es bzw. sich so schlecht, dass ich es nur wahrnehme, wie im im ersten Satz dazu geschrieben.

    Und weil ich es schon geschrieben habe, hier meine Antwort dazu:


    Mit neuen Rechten gehen neue Pflichten einher - so könnte man die geschaffene Gesetzeslage für Notfallsanitäterinnen zusammenfassen. Der Berufsverband Deutscher Anästhesisten kommentiert entsprechend richtig, es gibt „Nachbesserungsbedarf, um die Notfallsanitäter auf die wachsende Verantwortung besser vorzubereiten. Er appelliert an die Notfallsanitäter, die Aus- und Fortbildung „sehr ernst“ zu nehmen und „möglichst viel Wissen und Training zu sammeln“, um für die Arbeit draußen fit zu sein.“
    Das kann mit entsprechender Sichtweise negativ ausgelegt werden. Im letzten Jahr wurden aber zahlreiche Aus- und Fortbildungen ausgesetzt, leider waren einige Kolleginnen darüber so erfreut, dass auch entsprechende Alternativangebote für Seminare am Computer nicht wahrgenommen wurden, Präsenzfortbildungen auch nicht in Kleingruppen zugelassen wurden und viele im Rettungsdienst Tätige dennoch der Auffassung sind, dass so ein Jährchen ohne Fortbildungen doch gar nicht so schlimm sein kann. Und wir haben je nach Bundesland nur 30 bis 40 Pflichtfortbildungsstunden, das ist eine Woche im Jahr, in der wegen häufig mangelnder Routine der Umgang mit Medikamenten, Defibrillation und der strukturierte Ablauf eines Notfalleinsatzes geübt werden muss. Drei Jahre Ausbildung stehen jährlich also 30 Stunden Fortbildung gegenüber. 30 Stunden, in denen eine Stunde für die obligatorische Vorstellungsrunde, eine Stunde für verlängerte Pausen und eine Stunde für Kaffeeholen verplempert wird.
    „„Die Notfallsanitäter müssen sich ihrer neuen Verantwortungen bewusst sein! Und ihre Arbeitgeber müssen sie dabei unterstützen! Sie müssen Leistung zeigen, aber auch bei Defiziten die Konsequenzen tragen. Schließlich geht es um Menschenleben!“ Auch müsse man betrachten und auswerten, wie gut Patienten durch Notfallsanitäter versorgt werden.“ Auch das Qualitätsmanagement wird häufig als böswillige Kontrolle angesehen - das geht bei den Leitstellen los, die ungern die wahren vor Ort diagnostizierten Erkrankungsbilder wissen mögen, da das Ratespiel am Telefon schon ein Höllenjob ist, die Kolleginnen vor Ort mögen es nicht, wenn ihre Protokolle überprüft, ausgewertet und qualifiziert nachbesprochen werden sollen, die Notärzte mögen ebenfalls nicht überwacht werden. Das ist eine vorherrschende Fehlerkultur, die es zu ändern gilt. Eine Fehlerkultur, bei der ein Fehler genutzt wird, dass er in dieser Form nicht wieder passiert und nicht, um eine Mitarbeiterin zu disqualifizieren.
    Richtig, was hier geschrieben wird! Wir alle zusammen müssen noch hart daran arbeiten, unser Berufsbild so darzustellen, dass die Akzeptanz auch gegenüber der Ärzteverbände steigt - denn das sind nicht unsere natürlichen Feinde, wenn es auch liebend gerne so dargestellt wird.

    Aus Facebook kopiert:


    PRESSEMITTEILUNG Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V.

    „Notfallsanitäter bekommen mehr Sicherheit und Verantwortung‘“ - Notfallmediziner unter Anästhesisten erleichtert über neue klare Regeln - Notfallsanitäter werden aber auch in die Pflicht genommen

    Nürnberg. Die Neuregelung der Kompetenzen von Notfallsanitätern sorgt für Erleichterung: Der Bundestag hat vor wenige Tagen beschlossen, dass die Notfallsanitäter in bestimmten Einsatzsituationen bald auch begrenzt heilkundliche Maßnahmen ausführen dürfen. Professor Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des „Arbeitskreises Notfallmedizin“ der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI) und Direktor des „Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin“ am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, spricht von „klareren Regeln“, nach denen nun alle Beteiligten ihr Handeln ausrichten könnten. Die DGAI vertritt in Deutschland weit über 10.000 Notärzte.
    Jahrelang über Maßnahmen in Eigenregie gerungen

    Vor allem wegen der wachsenden Zahl an Einsätzen in vielen Regionen ist das neuartige Berufsbild „Notfallsanitäter“ entstanden. Jahrelang war gerungen worden, welche Maßnahmen Notfallsanitäter bei Akut-Erkrankten und Schwerverletzten in Eigenregie ausführen dürfen. In ihrer Ausbildung werden sie zum Beispiel theoretisch mit der Gabe schmerzstillender Medikamente oder mit der Verabreichung von Elektroschocks bei Herzrasen vertraut gemacht. Ihre Kenntnisse müssen sie zum Ende der Ausbildung vor einer staatlichen Prüfungskommission unter Beweis stellen.

    „Jetzt haben wir eine Bestätigung, dass die Notfallsanitäter bestimmte Kompetenzen haben und einen Gesetzestext, der die Anwendung dieser Fähigkeiten eindeutiger regelt als bisher“, sagt Professor Gräsner. Gleichzeitig nimmt der erfahrene Notfallmediziner die Beteiligten aber zu mehreren Punkten in die Pflicht.
    Sich auf wachsende Verantwortung vorbereiten

    Stichwort „Ausbildung der Notfallsanitäter“: Hier sieht Gräsner Nachbesserungsbedarf, um die Notfallsanitäter auf die wachsende Verantwortung besser vorzubereiten. Er appelliert an die Notfallsanitäter, die Aus- und Fortbildung „sehr ernst“ zu nehmen und „möglichst viel Wissen und Training zu sammeln“, um für die Arbeit draußen fit zu sein. Anzustreben sei auch ein bundeseinheitliches Kompendium mit den Vorgaben zur Reaktion bei Unfällen und Notfällen.
    Ein weiterer Punkt: Die Ausbildung der Notfallsanitäter in den Kliniken: „Für die ausbildenden Kliniken ist die Schulung der angehenden Notfallsanitäter eine zusätzliche Beanspruchung“, erläutert Professor Gräsner: „Hier muss, klar und realistisch, gemeinsam mit Kliniken, Rettungsdienstschulen und den Rettungsdiensten definiert werden, was an Kompetenzen vermittelt werden kann und was nicht. Wunschvorstellungen helfen hier nicht weiter, wenn in Wirklichkeit kein Kompetenzerwerb möglich ist!“

    „Lernen im Einsatz ist schlechteste Lösung“

    Und schließlich das „Sich-fit-halten“, die ständige Auseinandersetzung mit Medikamenten, Krankheitsbildern, Abläufe und Techniken: Hier sieht Gräsner eine „Hol-Schuld“ der Notfallsanitäter: „Lernen im Einsatz ist die schlechteste Lösung.“ Er fordert, neue Leitlinien für die Fortbildung: „Für die 30 Stunden Pflichtfortbildungen pro Jahr keine inhaltlichen Vorgaben zu haben, ist nicht nachvollziehbar“. Noch weniger sei zu akzeptieren, dass vorgeschriebene Fortbildungen ausgesetzt werden: Hier hätten die Arbeitgeber eine „Bring-Schuld“!

    DGAI-Notfallmedizin-Experte Gräsner macht deutlich: „Notfallsanitäter sind Teil des professionellen Rettungsdienstes, der gemeinsam mit Notärzten die Versorgung der lebensbedrohlich erkrankten oder verletzten Patienten verantwortet! Sie haben jetzt die Erlaubnis, in engen Grenzen heilkundliche Maßnahmen umzusetzen, bis ein Notarzt zur Verfügung steht.“ Gräsner wünscht sich sowohl von den Notärzten, als auch von den Notfallsanitätern, die neuen Rahmenbedingungen verständnisvoll und verantwortungsbewusst anzuwenden: „Die Notfallsanitäter müssen sich ihrer neuen Verantwortungen bewusst sein! Und ihre Arbeitgeber müssen sie dabei unterstützen! Sie müssen Leistung zeigen, aber auch bei Defiziten die Konsequenzen tragen. Schließlich geht es um Menschenleben!“ Auch müsse man betrachten und auswerten, wie gut Patienten durch Notfallsanitäter versorgt werden. Diese Auswertungen existierten bisher meist nur für die Einsätze von Notärzten.

    Liebe Gemeinschaft,


    da viele Gottesdienste dieses Jahr ausfallen müssen, wollte ich euch zumindest einmal die Ansprache ähnlich anbieten.


    Zu diesem Jahr muss nichts mehr gesagt werden, deshalb einfach mal kurz und knackig: wir vom Team wünschen euch entspannte Feiertage, einen guten Rutsch ins (bestimmt spannende) neue Jahr und viel Gesundheit.


    Wir sind froh, dass dieses Forum noch immer so gut genutzt wird, einen wertvollen Austausch bietet und die meisten Fragen auch fachlich fundierte Antworten finden.


    Wir lesen uns!

    In der Machbarkeitsstudie zu dem Projekt, die wir hier (ADAC Luftrettung prüft Einsatz von bemannten Multikoptern im Rettungsdienst) auch bereits diskutieren ist das beantwortet: die Multicopter sollen als NA-Zubringer fungieren und dementsprechend eher NEF ersetzen.



    Sebastian Kraatz  Maverick83

    Vielleicht können die beiden Threads zusammengeführt werden?

    Aber klar doch.

    Der User „Rettungs_Rambo“ und „Sani_for_Life“ ist nicht nur durch die Qualität seiner Beiträge aufgefallen, sondern war so geschickt, mit der selben Adresse direkt zwei Accounts zu erstellen. Daher gesperrt.

    Jeder Politiker, egal welcher Ebene, freut sich sehr über Mails/ Schreiben in Großbuchstaben. Das hebt nicht nur die Stimmung, sondern verdeutlicht auch die Professionalität des Verfassers und die Wichtigkeit des Inhaltes. Tipps für echte Profis: nutzt mehr Satzzeichen...!!

    Was aber nicht bedacht wird, ist der Umstand mit Corona. Um einer Kontaminationsverschleppung vorzubeugen, gab es einige Veränderungen. Strikte Trennung zwischen Schwarz/Weiß. Umziehen kostet natürlich Zeit. Zudem beginnt die Rechnung aber Eröffnung eines Einsatzes. Durch das disponieren kommt es da auch zu Zeitverzögerungen.

    Für welchen Zeitraum im Jahr 2019 ist das die passende Ausrede? :/

    Die Erreichungsgrade in Hamburg sind katastrophal, die geplante Verbesserung scheint nicht stattgefunden zu haben. Wie aus der Drucksache 22/722

    (22. Wahlperiode) vom 10.07.20 aufgrund einer schriftlichen sog. Kleinen Anfrage des Abgeordneten Dennis Gladiator (CDU) vom 03.07.20

    und entsprechender Antwort des Senats hervorgeht, ist weder beim Rettungsdienst, noch beim Brandschutz Land in Sicht. Überschrift des Schriftstücks:

    „Betr.: Weil jede Minute zählt – wie schnell kommt die Feuerwehr?“


    Für den Brandschutz sind die Erreichungsgrade von Juli 2019 (65%) sogar noch weiter gesunken, für März 2020 sind es nur noch 59%.

    Im Rettungsdienst sank die Erreichung vom 3. Quartal 2019 mit 57% bis zum 2. Quartal 2020 auf sagenhafte 52%, für das NEF sieht es im Schnitt besser aus, da stehen aktuell immerhin 88% (nach maximal 15 Minuten vor Ort) in der Statistik. In ganzen Zahlen ausgedrückt kam ein RTW in Hamburg im 2. Quartal 2020 in über 5.000 Fällen auf über 12 Minuten bis zum Erreichen des Einsatzortes.

    Da Hamburg sich gegen eine festgeschriebene Hilfsfrist entschieden hat, sind diese Zahlen ein deutliches Signal, dass ein „Weiter so!“ nicht funktionieren kann.


    Das Schriftstück liegt mir vor, zum Verlinken habe ich keine Quelle gefunden.

    Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass ein guter Ausbilder/Dozent/Lehrer eine gesunde Mischung aus profundem Fachwissen und einer Portion praktischer Erfahrung, garniert mit einem Klecks didaktischer Fähigkeit mitbringen sollte.

    Und davon abgesehen sollte eine vernünftige Bildungseinrichtung zu Beginn und dann in unregelmäßigen Abständen immer wieder den Dozenten im Unterricht begleiten, beobachten, entsprechende Gespräche führen und die Feedbacks (ob mündlich oder schriftlich) ordentlich auswerten, einordnen und mit den Dozenten durchsprechen. Wenn alle Teilnehmer zufrieden sind, geht das schnell und kann bei einem Tee auch angenehm sein. Häufig fallen Geschichtenerzähler, ganz egal wie alt oder erfahren, doch schnell auf, wenn darauf geachtet wird.