Beiträge von Michael Neupert

    Was mich persönlich in entsprechenden Diskussionen immer wieder irritiert: Warum haben manche (auch durchaus sehr qualifizierte und engagierte) Juristen so ein großes Problem damit, sich für eine zielführende, den tatsächlichen Realitäten entsprechende und vor allem zukunftsfähige Lösung einzusetzen?

    Ich weiß nicht genau, wen Du meinst, aber falls Du mich ansprechen möchtest: Das tue ich seit Jahren. Im letzten Jahr mit einem ganz erheblichen Zeitaufwand nebenher, ehrenamtlich. Auswirkung auf die Diskussion: Null. Stattdessen ist - no pun intended - aus dem einen Lager stets zu hören, man könne nicht "richtig" arbeiten, und "ärztliche Skeptiker" wären das Problem. Das ist nun zum einen beides nicht wahr (und insbesondere hinsichtlich der Ärzte habe ich da einen ganz guten Einblick) und zum andere nicht sachlich. Also provokante Gegenfragen: Was ist denn Deine Erwartungshaltung, und an welcher Stelle genau siehst Du die durch die (teils seit Jahren bekannten) Vorschläge nicht erfüllt?



    ch halte es nicht nur für unwahrscheinlich sondern für völlig ausgeschlossen dass alle diese Fälle von SOP erfasst werden können

    Konkrete Rückfrage: An welchen SOP hast Du das gespiegelt? Mein Informationsstand ist, dass es in allen Bundesländern SOP gebe.



    Was aber, wenn eine SOP vorliegt, die inhaltlich nicht weiterhilft? Ich kenne da zwei große Rettungsdienstbereiche in unserer Region, in welchen genau das häufiger der Fall ist (nur ein Beispiel von vielen: In einer Analgesie-SOP wird über viele Jahre ein de facto unwirksames Präparat gelistet, anschließend wird über einen langen Zeitraum zusätzlich ein Präparat genannt, welches auf dem deutschen Markt weder zugelassen noch erhältlich - und wahrscheinlich in vielen Fällen auch nicht sonderlich geeignet - ist).

    Würdest Du mir das per PN schicken, bitte? Dann müssen wir die hier nicht nennen.


    Auch der hier und da zu hörende, durchaus etwas spöttische Kommentar "Wir sind auf dem Rückweg in die 80er" scheint nicht ganz unberechtigt - in meinen rettungsdienstlichen Anfangsjahren (Mitte der 90er) war es in der Tat nicht unüblich, sich invasive Maßnahmen telefonisch durch den Aufnahmearzt "absegnen" zu lassen. Weniger aufgrund eines Bedarfes an ärztlicher Expertise, sondern einfach um sinnbefreiten Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Freunden der Telemedizin sei übrigens der Eintrag "Biophone" in der englischsprachigen Wikipedia ans Herz gelegt. Nach Lektüre dieses Beitrages ist klar, dass Herr Spahn uns vermutlich weniger in die 80er des vergangenen Jahrhunderts befördern würde...sondern eher in dessen 70er.

    Wie verhält sich Deine Kritik dazu, dass ein "Absegnen" nur dann erforderlich ist, wenn Notfallsanitäter ohne vorliegende SOP handeln wollen, also im - aus Sicht des Gesetzgebers - Normalfall auf Grundlage einer SOP handeln dürfen?


    Ausübung der Heilkunde (und nicht nur "heilkundlicher Maßnahmen")

    Worin liegt aus Deiner Sicht der Unterschied?



    Früher oder später wird (nicht nur) der Notfallsanitäter ganz offiziell die Heilkunde ausüben

    Das macht er ja schon, und das ganz legal. Kann man in einer seit letztem Jahr öffentlich verfügbaren Stellungnahme mit ausführlicher Begründung lesen. Und damit schließt sich der Kreis dann wieder zum Einstieg: Wieviel juristisches Engagement soll es denn (noch) sein?

    Ein weiterer Punkt: was sind heilkundliche Maßnahmen? Da hierzu lediglich das Heilpraktikergesetz eine Aussage macht, ist ja bereits das Messen des Blutdrucks eine heilkundliche Maßnahme (siehe auch hier). Nach strenger Auslegung des Referentenentwurfes dürfte also auch diese Maßnahme nur nach vorheriger Rücksprache oder nach Delegation durch einen Arzt durchgeführt werden, so es sich denn nicht um eine akute Notsituation handelt. Absurd, ja, aber dennoch zutreffend. Oder?

    Sei mir nicht böse: Genau solche Äußerungen sind einer der Gründe, weshalb ich die Lust daran verloren habe, das Thema mit Rettungsfachpersonal zu diskutieren. Es ist seit mehreren Jahrzehnten juristisch geklärt, dass der Heilkundebegriff einschränkend zu lesen ist, man kann das an verschiedenen Stellen nachlesen, und ich kenne im Grunde keinen halbwegs sachkundigen Fachkollegen, der anderes behauptet. Statt sich mit der Ist-Situation auseinanderzusetzen, werden Postkarten verschickt und nachweislich falsche Aussagen in die Welt gesetzt ("Notfallsanitäter dürfen keine Leben retten" ist schlicht und ergreifend unwahr).


    Ich möchte nicht über die Motive spekulieren, aber mich da einzubringen, liegt auch nicht mehr besonders nahe. Völlig heraushalten kann ich mich nach meinem Verständnis von gesellschaftlicher Verantwortung nicht, nachdem ich einer von vielleicht einer Handvoll Personen in diesem schönen Land bin, die das juristische Thema seit deutlich über zehn Jahren gründlich bearbeiten. Ich bringe mich aber dort ein, wo ich auf Menschen treffe, die mir den Eindruck vermitteln, an einer sachlichen Diskussion überhaupt interessiert zu sein. Denn da ich damit kein Geld verdiene, muss es - als Ehrenamt - dann wenigstens Spaß machen.


    Und um keine Missverständnisse zu provozieren: Das ist ausdrücklich kein Vorwurf an Dich persönlich. Ich versuche nur, zu erklären.


    Damit wären meines Erachtens alle Probleme gelöst.

    Nein, wären sie nicht, weil die 1c-Maßnahmen nicht das rechtliche Problem sind. Nach meiner Erinnerung findet sich das in der sehr umfangreichen Stellungnahme, die ich im letzten Jahr mitverfasst habe.


    Hat jemand schon das direkte Gespräch mit Mitgliedern des Vorstands gesucht oder als Mitglied die hier immer wieder angebrachte Kritik während einer Mitgliederversammlung vorgetragen?

    Ich bin kein Mitglied, hätte allerdings zwei- oder dreimal die Gelegenheit gehabt, eines Eurer Vorstandsmitglieder auf Vortragsveranstaltungen anzusprechen, bei denen wir beide gesprochen haben. Da mein Eindruck aber war, dass man einfach Thesen wiederholt anstatt sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, habe ich persönlich darauf verzichtet.


    Das alles nur am Sonntagmorgen, weil mir dieses Forum ja auch irgendwie noch am Herzen liegt. Also no pun intended. Ich geh jetzt erstmal Brötchen holen.

    Ich würde das nicht studieren. Ich saß erst neulich wieder in einer Auswahlkommission für Bachelor und Masterstudenten. Ein Bewerber kam von einer Fresenius Hochschule und wollt nun einen Master machen. Auf die Frage, was seine liebste wissenschaftliche Theorie ist kam nur schweigen und die Nachfrage wie es gemeint war. Auch nach Beispielen könnte keine Theorie benannt werden. Auf die Frage wie man die Masterarbeit geschrieben hat, war die Antwort "in die Bib., Literatur lesen, meine Frage damit beantworten". Wenn das dass Niveau dieser privaten Hochschulen in Ihrem "Studium" ist, dass sie de facto Sachbearbeiter ausbilden, dann würde ich keinen Euro dafür ausgeben.

    Je nach Laune würde ich die beiden Fragen genauso beantworten, ehrlich gesagt. Die sagen mindestens genauso viel über den Fragesteller wie über den Gefragten, imho.

    Ist die Frage, warum alle schriftlichen Prüfungen Multiple Choice sind, wenn die Uni am Ende gar nicht so sehr Wissensvermittlung betreiben will.

    Ich habe nicht gesagt, dass man "nicht so sehr Wissensvermittlung betreiben" will. Darauf beschränkt sich aber das Ausbildungsziel nicht. Wissen ist die Voraussetzung von Verständnis.


    MC ist übrigens nicht automatisch das Abprüfen ausschließlich von Wissen. Man kann auch Verständnis in einem MC-Verfahren prüfen.

    Die Frage ist halt: wie oft ist es präklinisch wirklich notwendig? wie oft hilft es dem Patienten in der Präklinik tatsächlich und würde nicht auch erst im KH reichen? Wieviel Fachwissen können und wollen wir uns in der aktuellen Situation im Gesundheitswesen leisten?

    Das sind sicher richtige Fragen. Der Punkt ist halt: So wird die Diskussion derzeit ja nicht geführt. Stattdessen kommt das etwas platte Argument "drei Jahre NotSan-Ausbildung sind besser als das bisschen in der Arztausbildung". Das unterschätzt nicht nur, was tatsächlich gelehrt wird, sondern m. E. auch den Effekt, der sich am Ende einer akademischen Ausbildung einstellt: Man hat ein sehr viel tieferes Verständnis von der Materie und ein Strukturwissen, welches einem erlaubt, Ableitungen für unbekannte Situationen zu ziehen. An der Uni geht es letzten Endes am wenigsten um Wissensvermittlung, auch wenn das in den ersten Semestern vielleicht so aussieht.

    Und egal wie diese Entscheidung ausfiele, derjenige kann dennoch immer noch auf die Solidarität der Gemeinschaft bauen.

    Das war zum Beispiel einer der Punkte, an dem ich bei der Diskussion ins Grüben geriet: Unser gesamtes heutiges Datenschutzrecht beruht auf der Überlegung, dass eine staatliche Datenerhebung, deren Grenzen der Betroffene nicht abschätzen kann, zu einem unausgesprochenen Anpassungsdruck führt. Wenn ein staatliches Register existiert, in dem nachgehalten wird, ob ich mich für oder gegen die Organspende entschieden habe, kann das zu der Befürchtung führen, dass im Fall meiner Bedürftigkeit in dieses Register geschaut wird und dass meine dort eingetragene Entscheidung schlimmstenfalls meine Therapie bestimmt. Das muss nicht einmal bewusst geschehen.

    Das längere Schweigen in diesem Faden ist einerseits ein paar Planungen und andererseits einer ziemlich hohen Arbeitsbelastung geschuldet. Wir können jetzt aber zum nächsten Schritt schreiten!


    Denkbare Termine im Raum Mannheim / Heidelberg sind der 07. und der 21.09.2019. Uns schwebt eine Veranstaltung über einen halben bis Dreivierteltag vor. Da es - auch - um offenen Austausch gehen soll, behalten wir uns je nach Interesse vor, die Teilnehmerzahl etwas einzuschränken, aber wir schauen erst einmal, welches Interesse besteht.


    Honorar für die Referenten fällt nicht an, wir werden allerdings Reisekosten auf die Teilnehmer umlegen. Selbiges gilt für die Kosten für Schulungsraum und ggf. Verpflegung, falls wir letztere "zentral" organisieren. Über entsprechende Angebote freuen wir uns.


    Wer teilnehmen möchte, nennt bitte in diesem Thread seinen Wunschtermin plus die Angabe, ob der jeweils andere auch möglich wäre.

    Die von uns konzeptionierte und gehaltene Fortbildung zu
    den 30 Stunden zu zählen, erscheint mir geradezu absurd.


    Das finde ich nicht absurd, weil man sich als Dozent normalerweise erheblich mehr in die Materie vertieft als die Teilnehmer und weil man als Dozent durch Fragen der Teilnehmer typoischerweise auch immer noch dazulernt. So aus meinem Bereich: Wenn ich eine Stunde vortrage, habe ich in der Regel das fünf- bis zehnfache an Vorbereitungszeit, alles in allem.


    Die Antwort auf Dein Problem ergibt sich aber aus dem § 9 Abs. 4 ziemlich klar, finde ich. Die Fortbildung muss sich ausdrücklich auf die "jeweils aktuellen
    medizinischen und technischen Anforderungen " erstrecken. Es darf also nicht jedes Jahr aufs Neue HLW wiederholt werden. Wer "aktuelle" Anforderungen unterrichten soll, muss diese notwendigerweise kennen. Dafür gibt es bestimmt verschiedene Möglichkeiten, aber eine davon dürfte sein, selbst mal eine Fortbildung zu besuchen.

    Ich hab kein Problem mit der punitiven Verfolgung. Aber klar ist doch, dass dann Information gestaltet wird.


    Nicht, wenn man vernünftig beraten ist, ehrlich gesagt. Denn was passiert hier?


    • Es entsteht ein erheblicher Imageschaden für das Krankenhaus.
    • Der Verdacht von Urkundenfälschung und Falschaussage, ggf. Prozessbetrugs (bzw. all das in Anstiftung und / oder als Versuch) wird geweckt.
    • Beides erhöht das Risiko für weitere Interventionen von Staatsanwaltschaft und / oder Aufsichtsbehörde.
    • Das Risiko harter Konsequenzen für die Hauptbeschuldigten steigt unter dem Gesichtspunkt "keine Einsicht" deutlich an.


    Das alles, ohne dass ich - zugegeben: von außen - einen klaren Benefit erkennen kann, einmal davon abgesehen, dass jedenfalls illegale Verteidigungsstrategien ohnehin ausscheiden sollten. Denn zu verteidigen sind die hauptsächlich beteiligten Ärzte dadurch vermutlich nicht effektiv.

    Es bleibt aber in diesem Artikel und im schlechtesten Fall nach der juristischen Aufarbeitung offen, ob es ein einmaliger Vorfall war, der direkt in einer Katastrophe geendet ist, oder ob das Verhalten systemisch war.


    Man findet jedenfalls nach der Lektüre des Artikels eine Reihe von Ansatzpunkte, die auf systemische Fehler schließen lassen. Wenn der Artikel nicht bedeutsame Fakten unterschlägt, kann eine - ordentliche - juristische Aufarbeitung eigentlich nicht anders, als dafür zumindest deutliche Hinweise zu finden. Das wird freilich nicht im Fokus stehen, weil die Marschrichtung im Wesentlichen zu den unmittelbar verantwortlichen Ärzten führen wird: Das ist in erster Linie der Anästhesist und in zweiter der Operateur, der mit der möglicherweise fehlerhaften gestellten dringlichen OP-Indikation die Ursache für das erhöhte Narkoserisiko gelegt hat.


    Für das Krankenhaus als Ganzes schädlich werden eher die möglicherweise festzustellenden späteren Vertuschungsversuche, und diese sprechen ggf. auch für systemischen Verbesserungsbedarf. An erster Stelle wäre hier das Fehlen klarer Weisungen zur Überwachung von Patienten zu nennen (bzw. deren Fehlerhaftigkeit - ich gehe davon aus, dass es anästhesiologisch unter keinen Umständen fachlich zu rechtfertigen ist, einen nicht nüchternen Patienten ohne Monitoring zu lassen; ggf. kommt noch eine unzureichende Überprüfung der fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten des konkret mit der Anästhesie beauftragten Arztes hinzu, der eine Notfallsituation nicht erkannt hat).


    Ich teile Deine Meinung, dass der Arbeitgeber bei unklaren Sachverhalten den Beschäftigten den Rücken stärken soll. Allerdings sehe ich auch mit einem großen Fragezeichen im Gesicht den Umstand, dass ein Kind bei einem Routineeingriff erstickt und, so die herbeigerufene Oberärztin, nicht einmal dann adäquat versorgt wird. Mir fehlt ein wenig die Phantasie, das als Pech einzuordnen. Und man darf nicht vergessen: Die berühmten Käsescheiben fallen nicht alle schicksalhaft um. Oft genug rempelt auch jemand dagegen. Die Frage ist dann, wieso es keine zweite und dritte gab.

    Wenn ich einmal vorläufig durchzähle hätten wir


    - drei Interessenbekundungen für Gütersloh
    - sechs Interessenbekundungen für Heidelberg
    - fünf allgemeine Interessenbekundungen (wobei ich bei den dreien, die als Wohnort BW angegeben haben, auch eher HD als Gütersloh als präferierten Ort annehmen würde)


    Aktueller Stand:


    13 x HD, 8 x allgemeines Interesse, 5 x Gütersloh.


    Gibt es logistische Ressourcen in der Heidelberger Gegend? Also: Brauchbarer Unterrichtsraum mit unproblematischer Verpflegung / Unterkunft für Anreisende.