Was mich persönlich in entsprechenden Diskussionen immer wieder irritiert: Warum haben manche (auch durchaus sehr qualifizierte und engagierte) Juristen so ein großes Problem damit, sich für eine zielführende, den tatsächlichen Realitäten entsprechende und vor allem zukunftsfähige Lösung einzusetzen?
Ich weiß nicht genau, wen Du meinst, aber falls Du mich ansprechen möchtest: Das tue ich seit Jahren. Im letzten Jahr mit einem ganz erheblichen Zeitaufwand nebenher, ehrenamtlich. Auswirkung auf die Diskussion: Null. Stattdessen ist - no pun intended - aus dem einen Lager stets zu hören, man könne nicht "richtig" arbeiten, und "ärztliche Skeptiker" wären das Problem. Das ist nun zum einen beides nicht wahr (und insbesondere hinsichtlich der Ärzte habe ich da einen ganz guten Einblick) und zum andere nicht sachlich. Also provokante Gegenfragen: Was ist denn Deine Erwartungshaltung, und an welcher Stelle genau siehst Du die durch die (teils seit Jahren bekannten) Vorschläge nicht erfüllt?
ch halte es nicht nur für unwahrscheinlich sondern für völlig ausgeschlossen dass alle diese Fälle von SOP erfasst werden können
Konkrete Rückfrage: An welchen SOP hast Du das gespiegelt? Mein Informationsstand ist, dass es in allen Bundesländern SOP gebe.
Was aber, wenn eine SOP vorliegt, die inhaltlich nicht weiterhilft? Ich kenne da zwei große Rettungsdienstbereiche in unserer Region, in welchen genau das häufiger der Fall ist (nur ein Beispiel von vielen: In einer Analgesie-SOP wird über viele Jahre ein de facto unwirksames Präparat gelistet, anschließend wird über einen langen Zeitraum zusätzlich ein Präparat genannt, welches auf dem deutschen Markt weder zugelassen noch erhältlich - und wahrscheinlich in vielen Fällen auch nicht sonderlich geeignet - ist).
Würdest Du mir das per PN schicken, bitte? Dann müssen wir die hier nicht nennen.
Auch der hier und da zu hörende, durchaus etwas spöttische Kommentar "Wir sind auf dem Rückweg in die 80er" scheint nicht ganz unberechtigt - in meinen rettungsdienstlichen Anfangsjahren (Mitte der 90er) war es in der Tat nicht unüblich, sich invasive Maßnahmen telefonisch durch den Aufnahmearzt "absegnen" zu lassen. Weniger aufgrund eines Bedarfes an ärztlicher Expertise, sondern einfach um sinnbefreiten Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Freunden der Telemedizin sei übrigens der Eintrag "Biophone" in der englischsprachigen Wikipedia ans Herz gelegt. Nach Lektüre dieses Beitrages ist klar, dass Herr Spahn uns vermutlich weniger in die 80er des vergangenen Jahrhunderts befördern würde...sondern eher in dessen 70er.
Wie verhält sich Deine Kritik dazu, dass ein "Absegnen" nur dann erforderlich ist, wenn Notfallsanitäter ohne vorliegende SOP handeln wollen, also im - aus Sicht des Gesetzgebers - Normalfall auf Grundlage einer SOP handeln dürfen?
Ausübung der Heilkunde (und nicht nur "heilkundlicher Maßnahmen")
Worin liegt aus Deiner Sicht der Unterschied?
Früher oder später wird (nicht nur) der Notfallsanitäter ganz offiziell die Heilkunde ausüben
Das macht er ja schon, und das ganz legal. Kann man in einer seit letztem Jahr öffentlich verfügbaren Stellungnahme mit ausführlicher Begründung lesen. Und damit schließt sich der Kreis dann wieder zum Einstieg: Wieviel juristisches Engagement soll es denn (noch) sein?