Beiträge von ROC21

    Hi Blaulix
    Es wäre gut wenn es sich mal rumspräche das menschliche Kommunikation sehr Komplex ist und sich nicht in starre Schemata pressen lässt. Ich weiss auch dass die Messbarkeit nicht gegeben ist, wenn einer von Äpfeln redet und der andere Birnen versteht.
    Beispiel aus meiner täglichen Arbeit: Meldung Krampfall auf dem Bildschirm, bei Ankunft hatte der Patient einen ,coughing fit, oder auch ,anger fit, bei einem Vorschulkind. Da frage ich mich schon was da schief gelaufen ist mit der strukturierten Abfrage und welche Qualität ich da messen will.


    Du hast recht dass wir da wohl unterschiedlicher Meinung sind, also deshalb ,no worries, :hi:


    Und der/die Abfrager/in ist qualifiziert für die Abfrage mit einem standardisiertem Vorgehen. Um so das optimale Ergebnis zu erreichen. Nicht um das Gehirn auszuschalten. Dazu bekommt der Abfrager regelmäßiges Feedback ob das auch so klappt. Das hört sich immer so an, als wäre ein Profi in der Abfrage mit System niemals so gut wie jemand ohne System oder mit etwas Struktur wo er jedes mal abweichen kann wenn sich sein Bauch meldet. Das ist nicht nachvollziehbar warum das auf keinen Fall tatsächlich besser sein kann. Genau so wie es niemals sein kann das ein Pilot ohne Checkliste abhebt.


    Da hast du ein schlechtes Beispiel gewaehlt mit dem Piloten.
    Stell dir mal vor die Ausbildung eines Piloten waere nur das richtige Abarbeiten von Checklisten, also genau das was ProQA call taker lernen. Ich glaube keiner kann behaupten dass das Sicher waere. Piloten lernen waehrend ihrer Ausbildung jede Menge Sachen, da ist nicht nur das sichere Fliegen drin, sondern auch jede Menge Physik, Wetterkunde, Funk- und Flugtechnik. Ohne Zweifel, erhoehen die Checklisten die Sicherheit aber keiner kaeme auf die Idee wegen den Checklisten die Flugausbildung zu streichen.


    Merkwuerdigerweise ist es genau das was bei ProQA passiert, die (sehr) kurze Ausbildung beschraenkt sich auf das Abarbeiten der Checklisten. Im Einzelfall bedeutet das, dass der Calltaker keine Ahnung hat von dem was er da abfragt. Das gleiche gilt fuer den Anrufer wenn er mit standartisierten Texten abgefragt werden. Die allermeisten haben noch nie einen Patienten mit Atemnot gesehen oder einen richtigen Krampfanfall.
    Das ist ein semantisches Problem, weil vermutlich beide eine unterschiedliche Vorstellung von der Bedeutung des Begriffes "Atemnot" oder "Krampfanfall" haben. Das heisst nur eine Person die diese Begriffe in den richtigen Kontext, z.B aus eigener Erfahrung, bringen kann, kann diese Problematik aufloesen. Das ware in diesem Fall ein qualifizierter Calltaker, der ist in der Lage ist etwaige sprachliche Widersprueche aufzuklaeren.


    Aus den o.g. Gruenden bleibe bei meiner Beurteilung das ProQA den falschen Ansatz liefert.

    ProQA hat ein strukturelles Problem und der Denkansatz ist falsch.
    Nämlich dass der Anrufer tatsächlich einen medizinischen Notfall meldet und nicht nur denkt dass es sich um einen Notfall handelt oder etwas anderes im Sinn hat. Während ein qualifizierter Abfrager mit Hilfe einer strukturierten Abfrage, letztendlich selbst noch entscheiden kann welches Rettungsmittel mit welcher Priorität geschickt wird, hat der Calltaker in ProQA keine Entscheidungskompetenz mehr. Daher entscheidet das Program auch über das Einsatzstichwort und folglich auch über die Priorität.
    Diese Abhängigkeit des Calltakers ist auch so gewollt, nicht umsonst wird das Produkt damit beworben das jeder mit ein bischen Training effektive Abfrage machen kann. Eine qualifizierte Person wird eher als störend und Haftungsrisiko empfunden.


    Brustschmerz als Stichwort ist so ein Beispiel, wo meiner Meinung nach die Sensitivität nicht über Zufall liegt. Dh das die Chancen zu einem kardialen Ereignis unter dem Einsatzstichwort Brustschmerz alarmiert zu werden weniger als 5% liegt. Signifikant ist für mich dass das Aspirin protokoll sehr häufig auch dann aktiviert wird, wenn es sich gar nicht um einen Herzinfarkt handelt. Oft können weder der Calltaker und auch der Anrufer nicht einschätzen was ein Brustschmerz eigentlich ist, das Endet dann häufig mit Aspirin für akute epigastrische Beschwerden.


    Hier der Abstract eines Journalartikels der genau das Grundproblem mit ProQA beleuchtet.


    Association between ambulance dispatch priority and patient condition


    „ Objective: To compare chief complaints of the Medical Priority Dispatch System in terms of the match between dispatch priority and patient condition. Methods: This was a retrospective whole-of-population study of emergency ambulance dispatch in Perth, Western Australia, 1 January 2014 to 30 June 2015. Dispatch priority was categorised as either Priority 1 (high priority), or Priority 2 or 3. Patient condition was categorised as time-critical for patient(s) transported as Priority 1 to hospital or who died (and resuscitation was attempted by paramedics); else, patient condition was categorised as less time-critical. The ?2 statistic was used to compare chief complaints by false omission rate (percentage of Priority 2 or 3 dispatches that were time-critical) and positive predictive value (percentage of Priority 1 dispatches that were time-critical). We also reported sensitivity and specificity. Results: There were 211473 cases of dispatch. Of 99988 cases with Priority 2 or 3 dispatch, 467 (0.5%) were time-critical. Convulsions/seizures and breathing problems were highlighted as having more false negatives (time-critical despite Priority 2 or 3 dispatch) than expected from the overall false omission rate. Of 111485 cases with Priority 1 dispatch, 6520 (5.8%) were time-critical. Our analysis highlighted chest pain, heart problems/automatic implanted cardiac defibrillator, unknown problem/collapse, and headache as having fewer true positives (time-critical and Priority 1 dispatch) than expected from the overall positive predictive value. Conclusion: Scope for reducing under-triage and over-triage of ambulance dispatch varies between chief complaints of the Medical Priority Dispatch System. The highlighted chief complaints should be considered for future research into improving ambulance dispatch system performance.“

    Bundesgesundheitsministerium: "Damit der Bund alle insoweit erforderlichen Regelungen treffen kann, erfolgt eine Grundgesetzänderung, mit der dem Bund die entsprechende Gesetzgebungskompetenz eingeräumt wird"


    Das Problem mit dieser Ankuendigung ist geschickt im letzten Satz versteckt: Die derzeitige Grosse Koalition haelt gerade mal knappe 53% der Stimmen im Bundestag. Wie da die Bundesregierung eine 2/3 Mehrheit im Parlament hinbekommen will ist mir schleierhaft. Und dann muss dass noch durch den Bundesrat, wo die Laender dann Kompetenz an den Bund abgeben...


    Ich halte das Projekt fuer nicht durchfuehrbar, weil es eine gewisse zielgerichtete Kooperationsbereitschaft unter den Hauptakteuren voraussetzt. Da ist auf absehbare Zeit nichts zu holen, wenn ich mir das Jahr 2018 so ansehe. Und keiner weiss wie der Bundestag nach der naechsten Wahl aussehen wird.

    In Sydney ist eine Gruppe Paramedics, die einen Mann mit Kreislaufstillstand reanimierte, von aufgebrachten Familienangehoerigen bedroht worden. Unter anderem kam es zu Handgreiflichkeiten, auch soll die Herausgabe von Medikamenten und eines Defibrillators gefordert worden sein.
    Die Crew musste sich aus Eigenschutz in der Wohnung verbarrikadieren, bis ein grosses Polizeiaufgebot zur Hilfe kam.
    Der Patient ist verstorben.
    Overdosing man dies after ‘stupid’ family members attacks paramedics

    Die Fahrzeuge sind fuer diese Art von Transport zugelassen.
    Was nutzt es, wenn der Patient vor Fahrtantritt durchsucht wird und ihm die Schnuersenkel abgenommen werden und dann einen Sicherheitsgurt hat?
    Letztendlich ist es eine Sache der Gueterabwaegung und eine Frage der Prioritaeten.
    Bei fast taeglichen Angriffen auf ambulance crews hier, weiss ich wo die liegen.
    Traurig genug, dass das schon fuer viele als normal erachtet wird und meinen das gehoere zum Beruf!

    Verhaltensauffällige Patienten, die eine Gefahr fuer das Rettungsdienstpersonal darstellen gehoeren in ein Polizeifahrzeug und nicht in den RTW, auch wenn sie zur "Abklaerung" in die Klinik sollen und keine vitale Bedrohung vorliegt, die nur innerhalb eines RTWs behandelt werden kann.
    Anspucken birgt ein Gesundheitsrisiko fuer den Angespuckten und ist deshalb nicht nur eine Bagatelle oder schlechtes Benehmen.
    Ich bin der Meinung, dass jeder Paramedic das Recht hat am Ende seiner Schicht körperlich und auch geistig unversehrt nach Hause zu gehen. Da die eigene Sicherheit immer im Vordergrund steht, haben Menschen die Beleidigen, Spucken, gewalttätig sind oder Gewalt androhen den Verweis und eine Reise mit der Polizei verdient.
    So praktiziere ich das schon seit Jahren, der Patient kann im Paddy Wagon der Polizei reisen: durchsucht, sicher aufbewahrt und getrennt von allen Helfern. Eine Kamera ueberwacht den Patienten und wir folgen meist fuer alle Faelle; wobei noch wir noch nie eingreifen mussten.


    Die Verpruegelung in dem Video durch den EMT sieht fuer mich nach enormer Frustration aus, ist aber auf keinen Fall entschuldbar. Das war schon mehr wie eine reflexhafte Reaktion die eine Backpfeife nach sich zieht.


    Nein. Es geht darum, dass der Kollege hier Heilkunde ausüben wollte, ohne dazu gesetzlich ermächtigt zu sein oder dass hierfür ein Rechtfertigungsgrund bestand.


    Es geht darum, dass, bezugnehmend auf den Zeitungsartikel, es eine schlechte Entscheidung war, weil die Abwaegung aller Risiken fehlt. Leider ist die Einschaetzung des Kollegen nicht ueber die Risikoabschaetzung fuer den Patienten hinausgegangen und er hat nicht an andere Risiken, auch das arbeitsrechtliche Risiko gedacht oder etwaige Probleme mit der Reputation des Arbeitgebers bedacht. Da sind viele Betriebe, gerade in den Zeiten von Facebook und Twitter, sehr empfindlich.
    Aus eigener Erfahrung bin ich immer wieder ueberrascht, wie leichtfertig Kollegen die Reputation, ihren Lebensunterhalt und die eigene Gesundheit und die des Patienten aufs Spiel setzen, fuer Angelegenheiten die oftmals mehrere zufriedenstellende Loesungen anbieten, aber dann letztendlich das eigene Ego im Weg steht und keine Selbstreflektion der eigenen Handlung zulaesst.
    Dass der Arbeitgeber sich entschieden hat, aufgrund der mangelnden Einsicht und Selbstreflektion, den Arbeitnehmer zu entlassen halte ich fuer gerechtfertigt.

    Nach wie vor glaube ich, dass eine NREMT-Registrierung nicht die Chancen erhoeht einen Job im Ausland zu bekommen. Ich wuerde mich Bodo anschliessen, dass PHTLS, PALS, etc Kurse da sinnvoller sind.


    Fuer dem Australasienraum: Ende des Jahres wird in Australien die Registrierung fuer Paramedics eingefuehrt (Aequivalent der NHS Registrierung). Das wird dann den Standard setzen in der Region, sei es im oeffentlichen oder aber auch im privaten Bereich. Abgesehen von Regelungen die den Bestandschutz von derzeit in der Industrie beschaeftigten betreffen, muss dann fuer die Zulassung zur Registrierung ausschliesslich ein Bachelor of Paramedic Science nachgewiesen werden.


    Ich kann mir vorstellen, dass die NREMT-Registrierung dann gar keine Rolle mehr spielen wird, ausser vielleicht als Einnahmequelle fuer die Anbieter...


    Im privaten Bereich (offshore, mining) spielt die alleinige Paramedic Qualifikation schon jetzt eine immer mehr untergeordnete Rolle: da ist die eierlegende Wolllmilchsau gefragt.
    Das heisst dann Emergency Service Officer, und der hat neben der Paramedic Qualifikation, noch Ausbildung im Feuerwehrbereich, als Wachmann, als Sicherheitsbeauftragter, in der Arbeitsmedizin, etc. Deswegen glaube ich das Kurse in diese Richtung, abgesehen vom PHTLS etc., auf alle Faelle die Chancen erhoehen einen Job ausserhalb des regulaeren Rettungsdienstes zu bekommen (also global gesehen) ;)


    Der Weltreisende kann da sicher bessere Informationen geben als ich.

    Dass ein guter Chef auch mal unbequem sein muss, streitet ja keiner ab. Aber man darf von einer Führungskraft auch etwas Menschlichkeit erwarten, zumindest wenn man sich "Aus Liebe zum Menschen" auf die Fahnen schreibt.


    Mein Anwalt sagte mal so schoen: "Es gibt leider kein Recht drauf, dass der Chef sich nicht wie ein Ar***loch verhaelt!"
    Da hilft der DRK Spruch oder sonstige sinnentleerte Weisheiten auch nicht weiter. Vielleicht sind die Erwartungen einfach zu hoch??


    Wenn's ganz schlimm wird, kann man immer noch mit den Fuessen abstimmen. Was du ja offensichtlich getan hast :cool_1:

    Naja, eigentlich werden ja erstmal Verträge für ein Pilotprojekt unterschrieben, wenn ich den Bericht richtig verstehe. Alles andere sind nur die Zahlen für die Umsetzung der Pläne.
    Mich persönlich würde es nicht wundern, wenn wir nach einem Jahr die Meldung "Rettungsdienst Milliardendeal geplatzt!" hören würden.
    Das hört sich einfach zu gut an!

    Wenn die Zusammenfassung von LFX richtig ist, dann wäre zumindest eine Veränderung der Arbeitsweise doch sinnvoll?



    Sent from my iPhone using Tapatalk


    Genau, die Betonung liegt auf WENN!
    Vielleicht ist es aber auch nur eine einseitige Betrachtung der Angelegenheit. Und dann würde ich hpcpr uneingeschränkt zustimmen.