Beiträge von Franka

    Sagt mal, wie steht es eigentlich um den Einsatz von (echter) künstlicher Intelligenz in Leitstellen? Ich höre immer nur von Abfrage-Algorithmen, die eher an einen riesigen Standard-Fragenkatalog erinnern als die echten Möglichkeiten der aktuellen Technologie zu nutzen. Ist das nur mein Eindruck? Sowohl in der Abfrage als auch in der Disposition gäbe es da doch irre Potenziale...? Woran scheitert es? An der schlechten Spracherkennung beim aufgeregten Anrufer...?

    Ja, weiß nicht, ist für mich eigentlich eine Art von Triage... In der Klinik werden die Patienten ja auch triagiert - und auch vor jedem Transport wird ein Patient (zumindest sieht das System es so vor) per se erst mal triagiert.


    These ist doch: COVID-Patienten waren auch telefonisch zu triagieren in "braucht einen Transport" oder "braucht IBU und eine Wärmflasche". Die ganzen Zwischenkategorien von "muss ich mir genauer anschauen, weil ich aufgrund des aktuellen AZ vielleicht ableiten kann, dass..." gibt es in der Darstellung oben ja nicht. Wenn wir in dem Bild bleiben heißt das, erweiterte Diagnostik oder Maßnahmen unter Arzt-Vorbehalt wird es vor Ort nicht geben. Lediglich die Entscheidung, ob der Patient transportiert werden muss oder IBU ausreichend ist. Die Entscheidung kann, so die These, aber auch am Telefon getroffen werden. Dann geht es doch nicht mehr darum, dass der Arzt sich "zu fein" ist, dem Infektionsrisiko auszusetzen. Dann geht es doch nur noch darum die knappe Ressource Arzt nicht einem unnötigen Infektionsrisiko auszusetzen. Zum Patienten "IBU reicht" fährt ja (zumindest denkt das System so) auch kein RTW. Nur zu "muss transportiert werden".


    Dass der Patient, der selbst gegoogelt hat und sich deshalb wirklich ganz sicher ist, dass er nicht nur COVID, sondern auch noch den äußerst gefährlichen transilvanischen Pockenvirusinfekt hat, im Anschluss doch noch einen RTW bekommt, weil er zusätzlich die 112 ruft, ist sicher die Schattenseite des Ausnahmefalls. Daran hätte allerdings auch der Bereitschaftsarzt leider eher nichts ändern können...

    Und vermutlich stimmt nicht die Hälfte davon... Der Halbsatz "die er dem Patienten verabreichte, ohne Rücksprache mit dem anwesenden Notarzt zu halten." könnte einfach nur unglücklich formuliert sein und meinen, "die er dem Patienten verabreichte, ohne Rücksprache mit einem Notarzt zu halten", um zu verdeutlichen, dass er es auf Anweisung mit einem Notarzt vor Ort ggf. gedurft hätte. Auch das Mitführen in der "privaten Box" scheint sich ja im Zuge des Verfahrens anders dargestellt zu haben, sonst wäre es vermutlich auch anders ausgegangen und nicht mit 3.000,--€ erledigt... Ich war auch nicht dabei, aber nicht zuletzt dank diesem Forum musste ich schon immer wieder feststellen, dass man nicht jeder Headline und jedem Bericht ohne weiteres vollen Glauben schenken darf...

    Sehr traurig, aber auch sehr spannend. Besonders interessant finde ich das Thema "hauptamtlicher Vorstand" bzw. Geschäftsführer im Vorstand - weiß dazu jemand mehr? Gibt es die Mustersatzung online oder weiß jemand einen Ortsverein, der sich genau an sie hält?
    Insgesamt scheinen die eine ziemlich komplizierte Struktur zu haben...
    Danke schon mal!

    Ich denke, mit der "Einpreisung" war gemeint: Geht Aicher davon aus, dass er sie neben dem Sanitätsdienst auch (regulär vergütete und erforderliche, wie krumel schreibt) Krankentransport leistet, verdient er evtl. damit auch ein Geld und kann den Sanitätsdienst etwas günstiger anbieten, da unterm Strich die Kosten aus Krankentransport und Sanitätsdienst aus dem (unterstellten) Defizit im Sanitätsdienst und dem (als privatwirtschaftliches Unternehmen wünschenswert-realistischem) Gewinn aus dem Krankentransport gedeckt sind. Auswirkungen auf die Krankenkasse würden sich damit nicht ergeben, ausschließlich ein Hin- und Herschieben von Geld.
    Personal? Respekt, wenn das on top auch noch klappt!

    Ich finde es traurig, dass immernoch darüber gestritten werden muss, wie viel Ehrenamt das Rote Kreuz oder sonst wer in seiner Kalkulation einplant.
    Mit Verlaub, aber dafür gibt es das steuerliche Konstrukt der Gemeinnützigkeit sicher nicht. Ich bin, genau wie bei all den anderen hier angesprochenen "Mega-Diensten" wie Rock im Park, Messe etc. eindeutig der Meinung, dass hier eine professionelle Dienstleistung abgerufen und verlangt wird. Die muss auch wie eine professionelle Dienstleistung entlohnt werden. Völlig egal, ob es dann am Ende des Tages das Rote Kreuz mit ehrenamtlichen Helfern abdeckt oder irgendein Privater. Wenn ich Secuity bestelle muss ich auch 20,--€/h bezahlen, wenn ich jemanden da stehen haben will - völlig egal, ob der das ehrenamtlich macht oder nicht. Wenn die Veranstalter endlich mal einen realisitischen Preis für die Leistung entrichten müssten (oder besser die HiOrg diesen auch verlangen würden - bitte keine "können sie aber nicht"-Diskussion, können sie wohl, machen sie nur nicht), dann könnte man das Geld, das gespart wird, weil Leute ehrenamtlich unterwegs sind, in deren Ausstattung, Ausbildung oder sonstige gemeinnützige Zwecke (nachhaltig) investieren - und nicht mit der Wiesn noch draufzahlen (für die Wiesn weiß ich das nicht, für andere ähnlich gelagerte Veranstaltungen und einen bestimmten Anbieter sehr wohl), nur "damit die Ehrenamtlichen auf die Wiesn können".


    Ganz davon abgesehen, bin ich gespannt, wie der Aicher das im Fall der Fälle arbeitsrechtlich machen will, Menschen in der Privatwirtschaft "ehrenamtlich", mit Gewinnerzielungsabsicht und ohne Mindestlohn einzusetzen.

    Hat sich jemand genauer damit verpasst? Wo soll die Reise hingehen, was verspricht man sich davon? Für mich klingt das auf den ersten Blick, als hätten wir damit demnächst noch weniger Fachkräfte in der Altenhilfe, weil in allen drei Einsatzfeldern hoher Fachkräftebedarf bzw. -mangel besteht und zumindest mittelfristig bestehen wird. Eine Aufwertung der Berufe oder eine höhere Aufstiegswahrscheinlichkeit, wie sie im Konzept einleitend prophezeit wird, kann ich nicht erkennen?!

    Also ich muss ehrlich sagen - ich fahre immer mit Helm, habe aber feststellen müssen, dass ich mich damit auch wesentlich sichere fühle und deshalb sicherlich auch schon das ein oder andere "Manöver" gefahren bin, das ich mich ohne Helm nicht getraut hätte. Ich glaube, dass ich durchschnittlich deshalb mit meinem Helm häufiger gefährdet bin als ohne- und ich glaube nicht, dass die Wirkung des Helmes in einer Unfallsituation das aufwiegt.

    Auch auf die Gefahr hin, mich damit seeeehr unbeliebt zu machen- ich sehe das Thema anders...
    Ich teile die Einstellung, dass es der falsche Weg ist, mit dem Vorfall an die Presse zu gehen, ich halte vor allem die so unreflektierte Kritik an den Busfahrer für unangemessen.
    Allerdings frage ich mich schon, ob wir als Rettungsfachpersonal wirklichverlangen können, dass in dem Fall die Busfahrer uneingeschränkt mitdenken und reagieren.
    Ich weiß nicht, ob das Fahrzeug zum Beispiel mit Sonderrechten dort abgestellt worden war, wenn das einfach nur dort steht würde ich mich auch erst mal aufregen und vielleicht noch hupen, aber ganz sicher nicht auf die Idee kommen, wieder rückwärts aus der Straße auszufahren. Außerdem kann ich nicht beurteilen, wie es zu der Situation kam. Ich stelle mir also vor: Busfahrer 1 fährt in die Straße ein, der RTW steht auf seiner "Fahrbahn" und er kommt nicht weiter. Zeitgleich kommt aus der Gegenrichtung ein zweiter Bus und kommt ebenfalls nicht am RTW vorbei. Beide Busfahrer nehmen die Situation wahr (vielleicht kann ich noch verlangen, dass die Busfahrer bemerken, dass die Situation ausweglos ist und einer von beiden zurücksetzen muss), vermutlich steht hinter dem ersten Bus inzwischen aber mindestens ein anderer Bus und vielleicht noch x weitere PKW. Wie soll der Busfahrer in dieser Situation reagieren? Soll er aussteigen und die Fahrzeuge hinter seinem Bus bitten, zurückzusetzen? Soll er ggf. den Verkehr ums Eck leiten, damit die Fahrzeuge gefahrlos ausfahren können? Wohlgemerkt müsste auf die Idee der Busfahrer der entgegengesetzten Fahrtrichtung kommen, sonst macht das überhaupt keinen Sinn- das ist aus meiner Sicht aber noch einmal eine wesentlich größere Transferleistung... Wann kommt dann der RTW? Soll der Bus dann eine Stunde am Straßeneck warten bis der RTW dann (zum Beispiel nach einer ausgiebigen Vesper, was- wenn wir ehrlich sind- durchaus auch denkbar wäre) wegfährt? Soll der Busfahrer einfach weiterfahren und es zulassen, dass der nächste Bus wieder in die Straße einfährt und das gleiche Szenario beginnt?
    Ich frage mich an der Stelle, ob wir das wirklich alles vom "sonstigen Straßenverkehr" verlangen können?! Ich gebe zu, bislang hat das auch in meiner Einsatzorganisation wenig Rolle gespielt, aber dieser Fall war mir ein gutes Beispiel dafür, künftig auch beim Standardeinsatz die "Parksituation" mehr in meinen "Überblick über die Situation" einfließen zu lassen. Ich kann auch beim VU die Pol rufen, ich kann die Pol rufen aus Eigenschutzgründen und und und... Wäre es hier nicht ebenfalls eine Alternative gewesen, zum Beispiel die Pol zu rufen, damit die die Straße für die Zeit des Einsatzes dicht machen? Ich stelle nicht in Frage, dass die Kollegen vielleicht genau an der Stelle parken mussten, aber ich sehe hier kein Versagen des sonstigen Straßenverkehrs. Ich sehe viel mehr uns hier in der Verantwortung für vorausschauendes Handeln.

    Lassen wir uns mal von den neuen Guidelines überraschen- ist ja schon bald wieder so weit! Ich möchte nach den allgemeinen Entwicklungen in den letzten Jahren (auch stabile Seitenlage etc.) immer noch nicht ausschließen, dass das irgendwann die (in erster Linie) leitlinienkonforme Möglichkeit zum BLS ist- hätte aber auch kein Problem damit... Wie die aktuelle Studienlage zu dem Thema ist, hab ich leider nach der VÖ der letzten Guidelines nicht mehr wirklich weiterverfolgt, aber damals gab es ja auch schon erste Hinweise auf einen äußerst geringen Einfluss der Ersthelferbeatmung auf das Outcome...
    Allein wenn ich mir anschau, wie viele TeilnehmerInnen nach zwei Tagen Erste-Hilfe-Kurs, intensivem Training und ständiger Wiederholung immer noch hin und wieder vergessen, den Kopf zu überstrecken (und das geht allen meinen AusbilderkollegInnen so, mit denen ich mich darüber bislang unterhalten konnte), ist das vielleicht auch die bessere Variante, bevor eben gar nichts passiert... Wie mag das wohl nach zehn Jahren "übungsfreiem Intervall" aussehen... Wie gesagt bin ich insbesondere in Deutschland gespannt wie das unter den bisherigen Qualitätsstandards und -ansprüchen der Hilfsorganisationen künftig in ein Kurskonzept von neun Unterrichtseinheiten passen soll...


    @ Harris- grundsätzlich teile ich Deine Einschätzung und würde auch von mir nicht behaupten, dass ich alles und jeden "ungeschützt" beatmen würde. Das ist allerdings, wie Du es auch selbst sagst, eine professionelle Einstellung - die hat der durchschnittliche Erstehelfer nicht. Was braucht der Erstehlfer denn wirklich? Er braucht einfache und eindeutige Handlungsrichtlinien, die ihm im Idealfall auch nach Jahren noch präsent sind, zum Beispiel weil sie besonders logisch, einprägsam und prägnant sind. Einprägsam sind aber gleichmaßen solche Presseartikel und "Negativbeispiele". Und nein, ich will damit nicht den Durchschnittsbürger entmündigen oder für doof erklären, aber wir reden trotz allem von extrem viel Input in kürzester Zeit, der über Jahre behalten werden soll...

    Ich will damit sagen, dass beim Durchschnittsbürger nur ankommt "oh mein Gott, da hat einer Aids bekommen, weil er nem anderen geholfen hat"- und genau solche Meinungen und Irrglauben sind es doch, die dazu führen, dass die Gesellschaft die Hemmschwelle vor dem Helfen nicht verliert- und das finde ich wiederrum traurig.
    Wir hängen in den Erste-Hilfe-Kursen noch bei "kann ich denn belangt werden, wenn ich falsch helfe", verkürzen jetzt noch noch die Erste-Hilfe-Ausbildung, ohne wirklich Inhalte zu streichen und haben entsprechend für solche Themen in Zukunft noch viel weniger Zeit und dann kommt auch noch einer daher und sagt, dass die Reanimation gefährlich sei. Klar ist das alles überzeichnet und sicherlich ist die Suche nach dem Helfer berechtigt und notwendig- trotzdem sind es aus meiner Sicht die falschen Signale, die dadurch in der Gesellschaft ankommen (ohne- und das muss ich leider zugeben- einen besseren Vorschlag zu haben)