Als jemand, der gerade in besagter KV-Leitstelle sitzt und die Übergaben von der FW sieht, kann ich bestätigen, dass die Feuerwehr einiges abgibt und das auch sinnvoll ist.
Als Jemand der schon mehr als einen Tag im Berliner Rettungsdienst gefahren ist, kann ich aber auch sagen, dass das Ergebnis der Abfrage / Disposition immer noch verbesserungswürdig ist und die FW noch seeehr viel mehr abgeben könnte.
Steinigt mich, aber mein subjektiver Eindruck ist, dass hier insgesamt recht gute Arbeit geleistet wird, was das abarbeiten von Lappalien angeht. Das ist aber nur möglich, weil hier die Mitarbeitenden neben dem standardisierten Abfrageprotokoll weitergehende Fragen stellen und sich die nötige Zeit nehmen können um dem tatsächlichen Problem auf den Zahn zu fühlen. Höhertriagieren als das Protokoll vorgibt ist immer möglich, eine Herabstufung geht nur über eine telefonische Beratung eines Arztes. Angebliche Atemnöte oder Brustschmerzen, die sich als ein leichter Husten entpuppen werden hier aber idR. nicht blind beschickt. Ist hier alles goldig? Nein. Wird das System ad absurdum geführt, wenn nur der kleinen Prozentsatz eingeschätzt werden kann der es durch die Warteschleife geschafft hat? Ja. Aber meiner Meinung nach stimmen die Ansätze. 5 weitere Mitarbeitende pro Schicht in der KV Leistelle könnten wahrscheinlich schon eine spürbare Verringerung der Alarmierungszahlen bei der FW zu Folge haben. Just my 2 Cents. Erfahrungen können je nach Standort und Standpunkt variieren.
Idealerweise bekommt jede anrufende Person die Hilfe die sie benötigt, und keine höherwertige Ressource.
Wenn die Abfrage perfekt nach Plan funktioniert, das Ergebnis aber nicht perfekt ist, finde ich, dass man durchaus fordern darf das Abfragesystem anzupassen.
Irgendwann müssen wir uns auf gesellschaftlicher Ebene eingestehen, dass wir nicht jeden Notfall zu 100% am Telefon erkennen können, das durchschnittliche Outcome aber profitieren würde wenn nicht alles sicherheitshalber mit einem RTW mit Blaulicht zu beschickt würde. Politisch extrem schwieriges Dillemma, welches in der BILD kaum differenziert erklärt würde. Der Status Quo mit täglichen „Ausnahmezustand“ wegen fehlenden (oder zu oft geschickten) RTW sorgt jedenfalls täglich für Verzögerungen bei tatsächlichen zeitkritischen Notfällen.
Kennt jemand zu der Thematik irgendwelche Untersuchungen?