Beiträge von Holmtown

    Klassische Rehpost ;)



    Interessant war damals die Diskussion in den sozialen Medien zum Alter des Fahrers. Es wurde in Frage gestellt, ob ein 21-Jähriger in der Lage ist ein Einsatzfahrzeug unter Einsatzbedingungen zu fahren.

    Bei uns in der Region gibt es bei den großen Anbietern keine Probleme RS Stellen zu besetzen.



    Da man eine Region nicht zwangsläufig mit einer anderen vergleichen kann, ist das ja nur bedingt allgemein anwendbar. Wenn kein Mangel an RS herrscht, wie sonst erklärt man sich, dass auch die RS-Stellen immer attraktiver ausgeschrieben werden? Nicht selten wird hier der RS Kurs und sogar der Führerschein bezahlt, dies war lange Zeit eine absolute Seltenheit. Dies ist keine Maßnahme die dafür spricht, dass aus einem unerschöpflichen Pool an Bewerbern geschöpft werden kann, sondern auch hier schon ein nicht zu unterschätzender Wettbewerb herrscht. Bei den FSJ/Bufdis kommt dazu, dass diese im Gegensatz zu den Zivis damals leichter spontan den Dienst quittieren können, wenn dann doch der ersehnte Studiumsplatz früher als erwartet gewehrt wurde. Ist also wieder ein hohes Risiko für den Arbeitgeber.





    Verstehe ich nicht, was du meinst.


    Den Statistiken nach schnellen die Einsatzzahlen in die Höhe, die Zahl der tatsächlichen Notfälle steigen im Verhältnis dazu aber moderater. Dies bedeutet, dass die Mitarbeiter immer seltener den Notfällen gegenüberstehen, für die sie eigentlich umfangreich ausgebildet wurden. Somit schwindet dort die Routine. Das meine ich damit :)

    Der Aufwand einen RS auszubilden ist deutlich geringer als einen NFS. Einen NFS muss ich 3 Jahre ausbilden ein, RS 3 Monate. Ein RS der 3 Jahre im Unternehmen verbleibt hat also die 10fache Dienstzeit seiner Ausbildungsdauer als vollwertiges Besatzungsmitglied gearbeitet. Bei einem NFS mit 3 Jahren Ausbildung hätten wir die selbe Quote also nach 30 Jahren. Selbst wenn die Realität der RS nach meiner Erfahrung so aussieht, dass sie im Schnitt 18 Monate tätig sind, haben wir nach Ausbildungsende noch 15 Monate Dienstzeit. Verglichen zum NFS wären es also 15 Jahre. Daneben beginnt die NFS-Ausbildung eigentlich nur einmel im Jahr, RS kann ich auch unterjährige Ausbilden - eigentlich startet jeden Monat ein RS-Lehrgang.


    Ich bin aber (mal wieder) überrascht, dass man mit dem Argument der Verschiebung einer angenommenen Personalknappheit bei RS, darauf Verzichtet eine längst überfällige Reform bei dne NFS zu unternehmen. Auch hier stellt sich ja die Frage, wie ist es denn mit PErspektive der NFS, wenn man für Notfälle ausgebildet wird, aber am Ende des Tages in einem MZF-System 80% Krankentransporte fährt? Neben dem Verlust der Routine in der handwerklichen Fähigkeiten, geht ja auch die Motivation flöten. Sollten hier also nach 3 Jahren Kollegen sich als NFS verabschieden, hat es gerade gereicht um einen Nachfolger auzubilden. Dann haben wir hier sehr viel Geld, Zeit und Ausbildung für ein personelles Nullsummenspiel investiert.


    Selbstverständlich ist der Ausbildungsaufwand geringer. Was du aber in deinem Rechenbeispiel nicht beleuchtest und was Kern meiner Argumentation ist, ist dass du ja erst einmal die (nun noch weiter) steigende Zahl an Personen finden musst, die bereit sind eine dreimonatige Ausbildung zu machen, um in einem perspektivlosen Job nur kurz zu arbeiten. Ich behaupte keineswegs, dass das MZF-System toll ist, ich lege lediglich dar, dass eine Abschaffung nicht das Personalproblem der Rettungsdienstbetreiber löst.


    Der Rettungsdienst ist übrigens nicht alleine mit der hohen Diskrepanz zwischen Ausbildungsinhalten und tatsächlicher Arbeitspraxis. Die meisten Berufsausbildungen vermitteln ein breitgefächertes Wissen und gehen intensiv auf komplexe Sachverhalte ein, welche aber in der täglichen Praxis eher selten vorkommen, da in der Regel das schnöde Tagesgeschäft regiert. Dies ist eher ein gesamtgesellschaftliches Problem. Beim Rettungsdienst fällt die ernüchternde Realität nur etwas härter aus, da der Frischling den actiongeladenen Heldenjob erwartet ;)


    Bei der mangelnden Routine bin ich voll bei Dir, allerdings müsste man dort dann auch gleich an der Klassifizierung der Notfälle ansetzen, da ein Großteil der "Notfall-Einsätze" heutzutage kaum zu irgendeiner Routine bei komplexen Maßnahmen am Patienten führen wird.

    Eine Trennung in Notfallrettung/Krankentransport reduziert außerdem deutlich die Anzahl an benötigten RA/NFS.


    Naja der Versuch das RA/NFS Problem über die Erhöhung der KTWs zu lösen verschiebt das Problem aber nur in Richtung einer Personalknappheit der RS. Zumal es insbesondere bei dieser Tätigkeit schwierig sein wird, Personal lange zu halten, da die Qualifikation des RS nun mal sehr perspektivlos ist bzw. durch Wegfall der Anrechenbarkeit noch perspektivloser geworden ist. Im Endeffekt führt das nur zu einer noch höheren Fluktuation im Unternehmen, sodass die Leitung noch mehr mit Personalangelegenheiten befasst/blockiert ist.

    Früher hat hier ein Kurs gereicht. Mindestens eine Klinik in München fordert von ihren "Bestandsleitungen" in der Pflege, dass sie sich nachqualifizieren (B.A. machen), wenn sie mittelfristig in der Leitung bleiben wollen. ALDI etc. das gleiche. Früher bist du als erfolgreiche Einzelhandelskauffrau intern geschult worden und bist zur Filialleitung aufgestiegen, heute nur noch als Hochschulabsolvent der eigenen dualen Studienausbildung.



    Mittlerweile hat man erkannt, dass Führung weit mehr bedeutet, als das was man mal eben in einem Kurs beibringen kann. Steigende Komplexität, Schnelllebigkeit etc. verlangen ganz andere Blickwinkel. Nicht umsonst unterscheidet man heute zwischen Fach- und Führungskräften. Die Leitung ist mittlerweile ein eigenes Berufsbild und nicht mehr nur ein Mitarbeiter der das Fachgebiet besonders gut beherrscht. Der besonders schnelle Kassierer oder medizinisch sehr versierte OP-Pfleger ist nicht automatisch auch gleich eine Führungskraft mit dem dafür nötigem Wissen und Gespür.

    Ich finde an dem Wort Ausbildung nichts Verwerfliches. Solange das Wort Berufsausbildung nicht in den Mund genommen wird ist doch alles in Ordnung. Das Wort Ausbildung wird in diversen Bereichen und unterschiedlichen Branchen für alle möglichen Arten von Qualifikationen verwendet und ist nicht als unumstößliches Synonym für Berufsausbildung gepachtet.