Ich arbeite seit einigen Jahren im gehobenen Dienst im Bereich des Bevölkerungsschutzes (kommunales Krisen- bzw. Kontinuitätsmanagement, Katastrophenschutz, Zivile Verteidigung) einer unteren Katastrophenschutzbehörde (also auf der Ebene eines Landkreises bzw. kreisfreien Stadt) als Teil einer Berufsfeuerwehr. Der größte Teil der Kolleginnen und Kollegen kommt aus dem technischen Bereich (akademische Ausbildung im technischen Bereich, Ingenieure). Allerdings hat der Bereich in den letzten Jahren auch enorm von dem Wissen der drei studierten Notfallsanitäter bzw. Notfallsanitäterinnen profitiert (wozu auch ich gehöre), als es eben um Probleme und Sachthemen ging, die eine Schnittstelle zum Rettungsdienst darstellen sowie beim medizinischen Katastrophenschutz. Solche Aufgabenbereiche werden beispielhaft bei uns "abgeladen" (was okay ist, dafür sind wir ja auch da). Was ich damit sagen will: Das eine (Fachkompetenz) schließt das andere (Führungsaufgaben im gehobenen oder höheren Dienst) nicht aus. Eher im Gegenteil; denn wie oft haben wir uns Retter genau darüber beschwert, dass eine entsprechende Kompetenz und Erfahrung in den Führungsebenen nicht vorhanden ist.
Das ist aber nicht vergleichbar mit dem von Bloodwyn76. Bei der Feuerwehr wird das feuerwehrtechnische Wissen in der Grundausbildung vermittelt. Mitarbeiter für die QE3 und QE4 bringen ein Studium mit, dass für die Feuerwehr dienlich erscheint. Zusätzlich bekommen diese dann noch ergänzend zur Grundausbildung den B4, bei dem Führungskenntnisse (Recht, Presse, Einsatztaktik im Verband etc.) vermittelt werden. Auch hat die Feuerwehr als operative Katastrophenschutzeinheit der Kommunen ein breiteres Aufgabenfeld, als es die Anbieter der reinen Notfallrettung haben. Ich denke mal, Bloodwyn76 hatte jetzt als Ziel den Rettungsdienst im Blick und nicht die (wenigen) Berufsfeuerwehren.
Ich habe Bloodwyn76 so verstanden, dass die NotSan eine fachlich intensive Weiterbildung (Bachelor) durchlaufen um danach dann noch einen Master im Bereich Führung/Leitung absolvieren (für den Bereich Rettungsdienst). Der Bachelor mit den intensiven medizinischen Kenntnissen ist aber für eine Leitungsaufgabe nicht unbedingt notwendig. Die notfallmedizinischen Kenntnisse und Erfahrungen bringt er ja durch die NotSan Ausbildung und Tätigkeit mit (es geht ja um erfahrene Kollegen).
Das liegt aber auch in der Natur der Sache, dass es mehr Indianer wie Häuptlinge gibt. Allerdings ist eine Beförderung im Beamtenbereich (bei einem entsprechenden Stellenplan) keine Seltenheit. Ich zitiere hier mal meinen aktuellen Chef (Brandoberrat, hD A14): "Im gehobenen und höheren Dienst kann man sich nur durch Freitod vor einer Beförderung retten."
Wer aber im gehobenen Dienst zeitnah Karriere machen will, sollte nicht im mittleren Dienst/QE2 starten. In meinem Beispiel ging es darum, dass als Grund für einen Weggang aus dem Rettungsdienst oft die fehlenden Perspektiven genannt werden. Bloodwyn76 hat hier eine mögliche Entwicklungsperspektive aufgezeigt. Ich habe darauf hingewiesen, das man damit, wenn diese (aus Sicht des engagierten NotSan) nicht absehbar zu erreichen ist, das Personal nicht halten kann. Möglicherweise wird sich an der Abbrecherquote nichts ändern oder sogar schlimmer werden, wenn durch die Aussicht auf eine Tätigkeit als medizinischer Bachelor, Personen eine Ausbildung beginnen, die sich sonst nicht beworben hätten.