Ich denke das "mit auf Augenhöhe" ist ein übler Fehlschluss, der aus der Pflege in den RD rüber geschwappt ist.
Indem ich einen neuen Studiengang erfinde, werde ich nur gefühlt die Augenhöhe erreichen. Ich halte es eine Mogelpackung für´s Ego.
Man kann auch ohne dieses zwanghafte "auf Augenhöhe" respektvoll und gut miteinander arbeiten und umgehen. Indem man zB respektiert, dass es unterschiedliche Verantwortungs- und Entscheidungsbereiche gibt, für die es unterschiedliche Ausbildungen und Ausbildungshöhen gibt.
Es wird viele sehr gute NFS geben, die schlichtweg nicht die Voraussetzungen für ein Studium mitbringen. (alleine teilweise schon die Bildungsvoraussetzung, analytische Fähigkeiten, Abstrahierungsvermögen, Textverständnis, Verständnis für sehr komplexe Sachverhalte. Nicht jeder der will kann auch).
Der Unterschied zwischen einem guten NFS und einem mäßigen Arzt wird in vielen Situationen nicht unbedingt auffallen (genauso wie im Stationsalltag). ABER: Oft sind das sehr gute Anwender, die genau ihre Abläufe beherrschen, weil sie genau darin mehr Erfahrung haben. Sobald aber etwas anders ist, oder eine Lage nicht genau in das Schema passt oder hintergrundwissen gefordert ist, kommt derjenige oft an seine Grenzen.
Nur weil der Arzt den genauen Ablauf auf einer Station, auf einer Rettungswache etc nicht kennt, oder nicht 100% die Leitlinie, heisst das nicht dass er keine Ahnung hat oder dumm ist oder sonstwas. Oft hat er ein entsprechendes Hintergrundwissen und auch eine breitere Ausbildung.
Es sind zwei unterschiedliche Fähigkeitsprofile.
Alleine an den Ausbildungszeiten sollte man das doch merken: 3 Jahre praxisorientierte Ausbildung vs. 6 Jahre Studium plus +- 2 Jahre klinische Erfahrung.
Ich hab in der Klinik ne Weile gebraucht um das zu verstehen und jetzt in der täglichen Arbeit, ist es fast noch extremer.
Meiner Meinung nach braucht man in der Masse keine studierten NFS (und da auch bitte nicht den Fehler machen 1:1 mit anderen Ländern vergleichen- gibt es da überhaupt Berufsausbildungen wie bei uns oder ist das in einer Art "Studium" angesiedelt). Als Zusatzqualifikation für Ausbilder, Führungspersonal etc. durchaus. DA bräuchte man auch wieder das mit der Augenhöhe.