Hallo GuK,
ich erlebe auch seit jetzt über 20 Jahren fast täglich, dass es immer jemanden gibt, der jemanden kennt, der irgendwas nicht kann. Altenpflegerinnen können keinen Blutdruck messen, Schwestern in der ambulanten Pflege können nicht lagern, Intensivschwestern sind überfordert wenn sie mehr als 2 Patienten betreuen müssen, .... usw. Schon unterhaltsam, was die jeweilige Berufsgruppe über die andere zu berichten weiss.
Schön ist es, wenn das Intensivpersonal kompetent im Bereich der Intensivpflege ist und auch so gesehen wird. Aber objektives (wobei wir beim Tellerrand wären) Personal weiss auch, diese kompetente Pflege richtig einzuordnen. Mach Dir mal den Spaß und stelle langjähriges, und in seinem Bereich auch kompetentes, Intensivpersonal für einen Dienst auf eine Normalstation mit 35 Patienten. Ich hatte vor wenigen jahren das Vergnügen, als ich als Leitung zusätzlich zur Intensivstation auch noch eine "halb-Normal-/halb-Überwachungsstation" mit "nur" 25 Patienten mitübernehmen "durfte". Nach wenigen Tagen fiel kurzfristig dort eine MA im Spätdienst aus, dazu noch an einem Feiertag. Klar, nach dem Motto "wer Intensiv kann kann auch bestimmt Normal" übernahm ich den Dienst. Ich weiss nicht wann ich mich das letzte Mal so deplatziert vorgekommen bin als in dieser Schicht. Zum Glück gabs eine gute Oberkurs-Schülerin
Von daher ist es doch meine überwiegende Erfahrung, dass nicht allein das Intensivpersonal als das non-plus-ultra der Pflege gesehen wird. Und schon gar nicht sich selbst sieht. Ausnahmen gibts natürlich immer.
Und wie Jörg schon sagt, "ist eine Hierarchie nicht per se schlecht". Vor allem dann, wenn sie sich an wirklicher Kompetenz orientiert und nicht allein an der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufgruppe. Und schon gar nicht an der Nähe zur Medizin. Das wird zwar gerne und oft unterstellt, in der Realität halten sich die wenigsten Pflegenden für "was besseres", nur weil sie "Medizin machen dürfen". Im Gegenteil, ich erinnere mich an diverse Diskussionen und Argumentationen schon vor der Zeit der "Unterbesetzung", als schon damals die Pflege sich gegen zuviele Übernahmen von ärztlichen Tätigkeiten gewehrt hat.
Und natürlich sind alle nach dem Examen weitgehend gleich. Sie gehen dann nur unterschiedliche Wege und qualifizieren sich dementsprechen weiter, schon allein durch die wachsende Erfahrung. Wer kennt nicht den heiss ersehnten Pfleger von der Urologie beim schwierigen Legen eines Blasenkatheters, die Dialyseschwester, wenn das Dialysegerät dauernd Alarm gibt, die Schwester der chirurgischen Normalstation wenn ich Fragen zur OP-Vorbereitung habe? Und dann eben auch die gerufene Intensivschwester, wenn's mit dem Heimbeatmungsgerät Schwierigkeiten gibt oder eben bei Notfällen.