Beiträge von joe-gando

    Ein paar Punkte, nachdem schon vieles gesagt wurde:


    - Die (notfall-)medizinische Ausbildung der Ärzte im Studium ist mangelhaft, und sehr der Eigeninitiative überlassen. Wer nicht will, kommt um nahezu alle praktischen Übungen und das nätige notfallmedizinsche Wissen drumherum.


    - Der FA für Notfallmedizin - so er denn kommen mag (oder nun da ist) - zielt auf die Versorgung wirklicher Notfallpatienten ab - den Einsatzbereich sehe ich eher in einer ZNA oder bspw. auf dem NEF. Die Versorgung der klassischen KV-Notdienst-Patienten kann ein sonst niedergelassener Allgemeinmediziner wunderbar übernehmen und ggf. gezielt einweisen. Motivierte Kollegen anderer Fachdisziplinen schaffen das teilweise sicher genau so gut.


    - Viele der Ärzte, die nun (oder auch schon seit längerer Zeit...) zum Dienst gezwungen werden umgehen das recht elegant, und entlohnen einen Kollegen entsprechend, der dann den Dienst übernimmt. Die Dienstzeit-Modelle lassen sich teilweise für einen Praxisinhaber mit Familie auch schwer in seinen Alltag integrieren.


    - Die Fortbildungsmöglichkeiten, die den Ärzten als Vorbereitung auf den KV-Notdienst offenstehen, sind sehr gut. Man muss sich nur dazu aufraffen, und dann auch eine gewisse Routine entwickeln. In diesem Bereich besteht enormer Fortbildungsbedarf - sei es das klassische Notfalltraining, oder bswp. ein 40-60 stündiger Fresh-Up-Kurs.


    - Ich habe das in meiner RD-Zeit auch immer recht kritisch gesehen - vor allem wenn der KV-Notdienst dann vermeintlich komische Medikationen verordnet oder vollkommenen Quirl eingewiesen hat. Manchmal ist es aber vielleicht einfach besser auf Nummer sicher zu gehen - und auch mit Bezug auf Medikamente das zu verwenden, was man eben selbst kennt.


    - ...und manchmal macht "der" KV-Dienst einfach auch nen Riesenscheiß - genau so wie "wir"...

    Auch die Rechtsmediziner warnen da ja regelmäßig davor, sich hier (vor allem im präklinischen Setting) zu weit vorzuwagen. Es gibt sehr eindrucksvolle Statistiken, wie oft man dann auch wirklich eine entsprechende Fehldiagnose stellt, oder eben einfach "natürlich Tod" angekreuzt wird (!).


    Das Lazarus-Phänomen ist da noch eine der kleinsten Tücken...

    Ich hatte das erste und einzige Mal vor ca 5 Jahren mit incentivemed zu tun, da ich an einem Seminar teilgenommen habe. Sicherlich hat sich seitdem einiges verändert, aber zum damaligen Zeitpunkt hätte ich sicherlich keine Empfehlung aussprechen wollen...

    Anschauen ist sicher ein guter Punkt - ich denke, mit der Dualen Reihe fährt man eigentlich ganz gut. Preislich ist das noch in einem Rahmen, der durchaus zu verschmerzen ist, und inhaltlich ist das absolut ausreichend und "zitierfähig". Ich persönlich würde - wenn man sich entscheiden muss - eher die Duale Reihe Anatomie als einen Atlas empfehlen. Die Abbildungen sind dort ebenfalls ausreichend, und der Text gibt viel her.
    Für das reine "Lernen" kommt da aber auch wieder sicher die Frage des Lerntyps.

    Prinzipiell (da ich spät dran bin):


    Ohne Abitur ist ein Medizinstudium inhaltlich sicher zu packen.
    Die Aussage, dass die Inhalte der Naturwissenschaften unter dem Leistungskurs (Profil-/Neigungsfachniveau) sind, kann ich aber nicht bestätigen. In Chemie war mein Grundkurs-Wissen beispielsweise in der ersten von zehn Vorlesungen nach ungefähr 7 Minuten erschöpft, das Bio-Wissen aus dem Profilfach hat etwas mehr gebracht, aber reicht bei weitem nicht aus. Von Uni zu Uni werden andere Schwerpunkte gelegt, das kann man im Voraus ja auch ein wenig herausarbeiten.


    Wer akribisch und lernwillig an das Studium herangeht und sich (im Laufe des Studiums) die richtigen Techniken angewöhnt packt das in den meisten Fällen wohl auch. Viel wichtiger ist im Voraus die Frage, ob und zu welchen Bedingungen man einen Platz bekommen kann, und ob man bereit ist für 5 (-6) Jahre in das Studentenleben "umzuswitchen", nachdem man zuvor einige Zeit hauptamtlich gearbeitet hat.


    Falls man in der Wartezeit an Langeweile leidet würde ich empfehlen sich ein wenig mit den Standardwerken der Vorklinik zu beschäftigen - wenn man da mal den Bogen raus hat bringt einem das ja auch bedingt was für die tägliche RD-Arbeit...



    Die Aussage, dass die Wartezeit in keinster Weise verschenkte Zeit ist, kann ich nur unterstreichen.

    Ich bin zufaelligerweise mit einem der zukuenftigen London-One-Paramedics in einer Ambulance unterwegs gewesen, wo wir das Thema auch hatten. Aktuell scheint es in der Tat noch keine konkrete Planung diesbezueglich zu geben. Einige Medikamente (mehr als im bundesdeutschen Durchschnitt...) sind ihm wohl freigegeben, Ketamin darf er (Stand heute) wohl nicht anwenden (dafuer gibt es ja Entenox:)). Ohne von einer halbstuendigen Unterhaltung jetzt irgendwelche wertenden Rueckschluesse taetigen zu wollen hatte ich dennoch das Gefuehl, dass er medizinisch ueberdurchschnittlich fit war und menschlich einen sehr netten Eindruck machte - wie es in GB oft der Fall ist.

    Das sind doch aber auch wieder Einzelfälle von irgendwelchen wilden Einzelkämpfern, die man in allen Bereichen des (Gesundheits-)System findet.


    In einigen Fällen habe ich das nachkommende NEF auch schon angesprochen (Standort anders als durch die Leitstelle alarmiert, "Entgegenfahren", seltene Krankheitsbilder, ...) - in der akuten Situation sehe ich das genau wie Johannes: Nach Abwägen der Risiken und Gefahren fällt man die Entscheidung, eine entsprechende Maßnahme durchzuführen - unabhängig davon, welcher Notarzt nun nachkommt, und wie "weit" dieser ist. Wenn ich bei einem persistierenden Krampfanfall einen Zugang zur Vene (oder Nase) des Patienten habe und mit einem adäquaten Benzo ausgestattet bin ist das für mich der Moment, wo der Patient damit versorgt werden muss...

    Nun bist du auch im Club der deutschen Nichtswisser gelandet, Stefan :ironie:


    In den Physio-und Pathophysiologiebüchern sind die Informationen diesbezüglich etwas mager, wie so oft. Ich denke, neben der reinen Geschwindigkeit hat die Morphologie des linken Ohres ( :-] ) weitere Einflussfaktoren. Durchmesser,Länge, Volumen, Elastizität vs Volumenelastizitätskoeffizient, Wandbeschaffenheit (etc) bewirken ja einerseits eine Änderung der Strömungsgeschwindigkeit, zusätzlich kann sich ja aber auch der Fluss ändern (zB turbulente Strömung, Verwirbelungen, etc). Durch das Oberflächenrelief (==>Trabekel) wird das ja noch verstärkt. Im Lancet findet sich 2009 eine interessante Erklärung, die tiefgründig auf die Hintergründe der Virchow-Trias mit Fokus auf den linken Vorhof (+Ohr) eingeht.


    Wer mehr wissen will (auch tolle Bilder zur Therapie):
    https://www.inkling.com/read/t…-47/left-atrial-appendage
    http://content.onlinejacc.org/article.aspx?articleid=1127925 (hier auch etwas mehr zu Fließgeschwindigkeiten, und einige interessante Links...)

    ...es sind aber auch nicht wenige Rettungsassistenten, die ein Teil der Medikamente bereits jetzt schon bei notwendigem Bedarf einsetzen.


    Ja - Mike hatte oben ja aber schon das "dürfen" in "müssen" umgewandelt - und das sollte bitte mit dem jetzigen Ausbildungsstand nicht vom Großteil getan werden.


    Jeder, der aktuell ein Medikament gibt muss sich eben im Einzelfall über die Risiken und Alternativen im Klaren sein und wissen was er tut, und für sein Handeln klar die Verantwortung übernehmen. Häufig geht das gut, manchmal braucht es ein wenig Glück, und hin und wieder ist es ein Wunder, dass der Patient überlebt. Eine weitere Freigabe von Medikamenten oder die Erhöhung der NA-Alarmierungs-Schwelle würde ich zum jetzigen Zeitpunkt sicher nicht als positive Entwicklung sehen:bye: