Hmm, bin ich vielleicht auch etwas anders gewöhnt von der Klinik - da haben wir komplette Akteneinsicht und Zugriff auf alle Daten die wir brauchen.
Wenn Patienten zu uns kommen (auch ohne über Notaufnahme gekommen zu sein) ist der Arztbrief für uns eine wichtige Informationsquelle.
Und wenn ein Patient zu mir in den KTW kommt will ich halt auch wissen was er hat, genug gute Gründe dafür siehe bisherige Postings.
Dass ich nicht bevor jeder Patient einstigt ihm erst mal den Arztbrief aus der Hand reiße und druchlese ist doch klar, oder?
"Normale" Patienten frage ich einfach im Rahmen eines normalen Gespräches warum sie denn im Krankenhaus waren und das reicht dann auch meist, v.a. bei Entlassungen etc.
Wenn ich aber einen eingetrübten Patienten mit dem KTW ins cCT fahre und ich mir nicht mehr sicher sein kann ob das alles stimmt was er von sich gibt werde ich doch sehr dazu tendieren den Arztbrief zu lesen wenn ich mal wieder keine Übergabe vom KH bekommen habe.
Und schreibt nicht sowas ist ja ein RTW, da musst Du doch eine Übergabe bekommen etc. hab' ich doch oft genug erlebt *grr*
Ich vergess' ja auch mal die eine oder andere Information an KTW-Besatzungen weiterzugeben oder hab' manchmal einfach schlicht und ergreifend gar keine Zeit wenn ich auf Station am rennen bin und nicht weiss wo ich zuerst anfangen soll. Manches ist einfach ganz selbstverständlich geworden wenn Du einen Patienten 4 Wochen auf Station liegen hast - da denkst Du nicht immer dran alles mit zu übergeben wenn draußen der Bär tanzt.
Und ich bin auch froh wenn ich einen Patienten vom RD mit einer kurzen Zusamenfassung auf Station übergeben bekomme damit ich ihn ohne eben erst die ganzen Briefe durchlesen zu müssen besser einschätzen kann (kann ich erst noch schnell die Ventrikeldrainage von Hr. Datenschutz spülen oder braucht der neue Patient erst einen Sauerstoffanschluss?!?).
Das ist doch auch irgendwo mit gesundem Menschenverstand zu handhaben (oder??). Datenschutz soll Patienten schützen, nicht ihnen durch Unterlassung evtl. Schaden zufügen!
Schliesslich unterliegen wir auch der Schweigepflicht. Wenn der Patient einverstanden ist gibt's kein Problem, ansonsten Abwägung Schaden <-> Nutzen. Ich hab' noch nie einen Arztbrief aufgemacht wenn mir ein Patient das untersagt hat (hat nämlich noch keiner!). Würde ich mir auch schwerstens überlegen, das gibt dann nämlich wenn Du nicht einen guten Grund vorbringen kannst mal ggf. richtig Probleme.
Was mich - um mal zu dem Ursprung des ganzen zurück zu kehren etwas geschockt hat war, dass Ärzte den RS/RA die genauen Diagnosen nicht mitteilen "dürfen"! Und diese Aussage fand' ich einfach mal ein wenig schwierig - was ist nämlich "genau" und was "nicht genau", hier ist wiedermal ein wunderbares Graufeld geschaffen worden wo jeder sich auf etwas berufen kann der keine Lust hat eine Übergabe zu machen - und wieder mal zum potentiellen Schaden von Patienten
Die Grundidee mag sicher gut gewesen sein...