Und bitte nicht falsch verstehen: Ich bin keineswegs gegen unser Notarztsystem. Die Tatsache, dass bei uns der Arzt zum Patient kommt und nicht andersrum, finde ich persönlich sogar sehr gut.
Ich bin auch sehr wohl dafür, dass die Notärzte entsprechend entlohnt werden und - auch die Freelancer, die nicht parallel noch in einer Klinik oder Praxis arbeiten - von dem Einkommen gut leben können.
Wenn ich von Bayern spreche, dann finde ich das Ganze nur eben ne ziemliche Lachnummer. In Bayern darf jeder Arzt fahren, der Schein für's Notarztfahren ist ein Witz und die fehlende Fortbildungspflicht verschärft das Ganze noch. Dann kann sich jeder die Karre auch noch schön mit nach Hause nehmen und hat, ganz nebenbei bemerkt, auch noch nicht mal eine gesetzliche Hilfsfrist. Des Weiteren kann jeder Patient einzeln abgerechnet werden, egal ob man nun wirklich was gemacht hat, oder nicht (Und ja, da finden sich teilweise durchaus noch überall irgendwelche mutmaßlichen "Patienten", die man mal kurz anschaut und die Karte einliest!). Über sowas würde man sich anderswo aber gewaltig freuen...
Eine pauschale Vergütung (die dann im Übrigen auch für die flächendeckend guten Versorgungsstandards sorgt), damit auch in einsatzärmeren Gebieten kein Notarztschwund stattfindet, muss her. Die darf auch ruhig überdurchschnittlich gut sein, nur eben fair, so dass auch der Dorf-Notarzt mit einem Einsatz pro 24 Stunden sein Geld verdienen kann! Damit wäre dann auch die Streitgeschichte mit der KVB im Übrigen größtenteils hinfällig...
Eine entsprechend gute Qualifizierung der im Notarztdienst tätigen Ärzte und eine Fortbildungspflicht, klar festgelegte Standorte (NA-Wache/Rettungswache und eben nicht die kilometerweit entfernte, eigene Wohnung) und mit kompetenten Fahrern besetzte NEF's, dann wären wir hierzulande schon mal einen großen Schritt weiter.
Aber bei einem (für vereinzelte Standorte) derart lässigen System ist es doch kein Wunder, dass das früher oder später abdriftet, die Ärzte händeringend alles abrechnen, was sich abrechnen lässt. Dass das nichtärztliche Personal und auch die Kassen irgendwann Alarm schlagen ist da auch kein Wunder. Und die Tatsache, dass die Ärzte in einsatzärmeren Gebieten die Flucht ergreifen, wundert mich auch kein Stück weit!
Jetzt, nachdem das alles irgendwann mal zu viel wird, hört man dann auf einmal genau die Ärzte am lautesten motzen, die in ihrem "Von-zuhause-Notarztdienst" einen sehr lukrativen Nebenverdienst gefunden haben und eigentlich damit ein recht lockeres Leben führen können. Und es geht jedes einzelne Mal ausschließlich nur darum, mehr Geld pro Patient zu bekommen, beziehungsweise die Alarmierungszahlen auf keinen Fall runterzuschrauben. All das wird dann der Bevölkerung und Politik unter dem Deckmantel der "optimalen Patientenversorgung, die nur durch Notärzte zu gewährleisten ist" verkauft...