Beiträge von Mowl

    Wären Menschen von Natur aus vernünftig, sozial und mündig, so bräuchten wir weder Gesetze noch Gerichte. Ist aber nicht so, daher werden wir uns auch fürderhin manchmal kopfschüttelnd den Stuss anschauen, den wir und andere so fabrizieren - auf der einen wie auf der anderen Seite des Schalters für das Horn...

    Ich denke nicht an eine lineare Proportionalität, sondern eher an Dämpfungseffekte bei sinkenden Konjunkturzahlen.


    Man kann - und das geschieht auch in dem mir bekannten Umfeld regelmäßig - Belastungsspitzen mit zweckbefristeten Arbeitsverträgen abdecken. Dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen; jedoch Mitarbeiter durch solche Zweckbefristungen von einem unsicheren Arbeitsvertrag in den nächsten zu Schleußen, anstatt ihnen eine bessere soziale Perspektive (und nach meiner Beobachtung auch eine höhere Motivation) durch eine Festanstellung zu verschaffen, halte ich ganz persönlich für unsozial. Und derlei geschieht durchaus schon länger in gewissem Umfang auch bei öffentlichen AG. Der andere Aspekt der Schönung der Statistik ist zwar wohl nur ein kurzfristiger Effekt und zudem schwer nachweisbar. Darüberhinaus denke ich, dass es eher ein Nebeneffekt ist. Den Politikern, die eine weitere Lockerung des Arbeitsmarktes zu gunsten flexiblerer Arbeitsverhältnisse (was immer das dann für die AN auch bedeuten mag) vorantreiben passt es dennoch in den Kram, wenn die Arbeitsmarktzahlen ihnen anscheinend Recht geben...

    Es sind nicht nur die Arbeitsbedingungen oder das Gehaltsgefüge - eine erhebliche Zahl junger Menschen hat keine Perspektive auf einen Job, weil die Gesellschaft mit all ihren Institutionen es versäumt hat, sie richtig zu integrieren. Und das meint bei Leibe nicht nur Migranten. Der Fachkräftemangel ist z.T hausgemacht, weil man Bildungspolitisch ein bischen an der Realität vorbeigerauscht ist bzw. kaputtgespart hat.

    Das Gesundheitswesen - und der RD ist überall nur ein recht kleiner Teil davon, sofern er überhaupt existiert - ist einer der ureigensten Politikschauplätze, denn im Gesundheits-, Sozial- oder Arbeitsmarktpolitischen Sektor werden Wahlen gewonnen oder verloren. Und überall, wo große Politik gemacht wird, sind Interessenverträter verschiedenster Coleur mit an Bord.
    Da bei uns der RD eine mehr oder weniger nebenbei ehrenamtlich gewachsene Struktur ist, in der es eben auf Grund dieser Historie auch heute noch schwierig bleibt, den wünschenswerten Grad an Professionalität zu erreichen, gibt's kaum Interessenvertreter, die sich darum kümmern. In Thailand z.B. fahren Freiwillige mit Pickups durch die Nacht und pfriemeln Traumapatienten von der Straße. Bei uns hat das noch vor ein paar Jahrzehnten nicht viel anders ausgesehen. Wer sich mit politischen Veränderungen befasst, muss halt Geduld mitbringen. Manchmal lohnt es sich sogar...

    VK-Retter: Von "es gibt Schnittstellenproblematiken und Personalengpässe in verschiedenen ZNA kreuz und quer in der BRD" auf "Deutschland ist ein notfallmedizinisches Entwicklungsland" zu kommen, um dann nach einem (deutsch) FA für Notfallmedizin zu rufen, ist im Kern ein unzulässiger Kausalschluss und damit grober Unfug!


    Es dient weder einer sachlichen Diskussion, noch befördert es die aus meiner Sicht durchaus wünschenswerte Optimierung und Weiterqualifizierung des Bereiches ZNA. Damit hat sich Fr. Dr. Hogan ein Eigentor geschossen. Darüber hinaus konnte man in der Vergangenheit bei dem Sendeformat in welchem der dieser Diskussion zu Grunde liegende Beitrag dargeboten wurde eine beunruhigende Tendenz zur "Angstmache" sehen; nicht nur im Bereich medizinischer Themen...


    Das Thema ist doch weder neu, noch bringt es etwas, dies in der genutzten Form in der breiten Öffentlichkeit zu diskutieren, weil die breite Öffentlichkeit keine Ahnung von den finanziellen, logistischen, medizinischen und juristischen Grundlagen hat. Wir werden in der näheren Zukunft genau die Medizin bekommen, die wir uns leisten wollen/können. Das zeichnet sich schon seit 10 Jahren ab, aber als die fetten Kühe da waren, hat man sie ohne Not geschlachtet und verfüttert (Sowas nennt man Wahlgeschenk). So ist das nunmal mit Politik. Gedacht wird immer nur in Vierjahreszyklen und Medizin-/Sozialleistungen zu kürzen hat halt noch jede Wahl verloren. Dann in einer Reportsendung nach dem Verbrennen von noch mehr Geld an der falschen Stelle zu rufen ist Populismus vergleichsweise billiger Machart und sonst nix...


    Schönen Tag noch

    Eigentlich hatte ich mich eines Posts in diesem Thread enthalten wollen, weil ich letzthin der Meinung war, alles relevante sei gesagt worden, aber ohne jetzt konkret Einzelpersonen antworten zu wollen fällt mir bei einigen Aussagen einfach nix mehr ein...


    Um mal mit dem leidigen Problem der Gesetzesnovelle zu beginnen: Gesetzgebungsprozesse in einer parlamentarischen Demokratie haben von der Geschwindigkeit her gedacht als beste Analogie die Tektonische Plattendrift verdient. Das involvierte Ministerium beruft eine Expertenkommission, die dem Referenten des jeweiligen Ministers beraten zur Seite steht. Dabei kommen i.a.R. Vertreter der Interessenverbände zu Wort, welche die Angelegenheit tangiert. Alle dürfen reden, die Politiker hören zu und backen danach einen Entwurf, dessen Aussehen wiederum nicht alleine von der Lobbyarbeit der Interessenverbandsemissäre abhängt sondern auch vom Geiste, der zum jeweiligen Moment gerade im betreffenden Ministerium herrscht. Und der ist davon abhängig, welcher Partei der amtierende Minister angehört. Eine Institution in unserem Lande ist in ihrer Funktion immer auch mit parteipolitischem Kalkül verknüpft. Wäre das nicht so, gäbe es auch keine Parteien - ob wir ohne jene Parteien, die wir im Moment haben besser dran wären, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt und ist gewiss von der Gesinnung des Betrachters abhängig.
    Fest steht aber, dass diese Prozesse Zeit brauchen. Kommt der Gesetzentwurf dann schließlich zum Entscheid ins Parlament , haben schon sehr viele Leute daran mitgewirkt und ob der Entwurf Gesetz wird hängt vom Verständniss und widerum der Gesinnung der Parlamentarier ab - und das diese NICHT bei allen Fragen Sachkompetent sind, sondern im Zweifel nach Fraktionsmeinung entscheiden, haben wir schon oft genug gesehen; man konnte am Fall Wolfgang Bosbach ja auch sehen, was passiert, wenn einer gegen die Fraktionsmeinung handelt und das auch öffentlich macht.
    Zum jetzigen Zeitpunkt also über die Meinung der beratenden Experten zu reden, ohne den noch daraus zu resultierenden Referentenentwurf zu kennen ist schlicht unsinnig, weil fruchtloses Geschwafel.


    Was nun das Engagement des durchschnittlichen RettAss in Fragen der Berufspolitik angeht so kann ich ein paar beeindruckende Fakten zum Besten geben: Die Organisationsquote der Kollegen in meinem Betrieb dürfte geschätzt bei knapp 10% Gewerkschaftsmitglieder und unter 2% Berufsverbandsmitgliedern liegen... Ich bin in beidem und auf einer Seite auch selbst aktiv tätig. Und aus Sicht des "anderen Berufsverbandes", dem ich als 3. Präsidiumsmitglied angehöre lässt es sich so formulieren. Selbst Leute, welche den Mitgliedsbeitrag zahlen, sind in der breiten Mehrheit nicht bereit, auch nur einen Finger für die eigenen Belange krumm zu machen. Und daran hat sich in den letzten knapp 6 Jahren nicht ein Jota geändert. Von daher kann ich Ghandi nur zu jedem einzelnen Wort beipflichten!


    Und ich erlaube mir daraus folgernd den Schluß, dass die Zustände als gar nicht so schlimm empfunden werden können; bzw. das vielen Kollegen die Bemühungen, wie sie manche Forumsmitglieder formulieren - nämlich den Ruf nach mehr Kompetenzen - eher suspekt sind und sie möglicherweise überhaupt keine Lust auf mehr Kompetenzen undd daraus resultierend auch mehr Verantwortung haben, weil sie sich in ihrer kleinen Nische eigentlich ganz wohl fühlen. Ich verweise hierzu auf einen Blogartikel von mir:


    "Engagement ist toll - aber für wen?




    Man
    darf getrost sagen, dass es erstaunlich ist, wie diffizil sich die
    Befindlichkeiten des Rettungsfachpersonals darstellen, wenn es um etwas
    so einfaches wie die Frage nach den Wünschen bezüglich der
    Fortentwicklung des eigenen Berufsbildes geht. Auf der einen Seite
    stehen jene, die lieber gestern als heute mit allem schönen und teuren
    aus der Pharmakiste um sich ballern würden, als wenn sie sich Kraft
    Studium das Recht dazu erworben hätten und auf der anderen Seite jene,
    die eigentlich am liebsten gar nichts ändern würden, damit es so bleibt
    wie es schon lange war - nämlich dass sie gar nicht mehr tun müssen als
    laden und fahren, denn was vor 25 Jahren gut war, tut es heute ja gewiss
    auch noch!




    Sicherlich
    finden sich dazwischen auch noch diverse Graustufenmodelle, aber im
    Großen und Ganzen genügen diese Stereotypen (leider) fast vollkommen, um
    zu beschreiben, wie sich die Rettungswelt einem aufmerksamen Beobachter
    darstellt. Hört man in der Diskussion auch am häufigsten jene
    Mitmenschen und Kollegen aus der ersteren Kategorie, die nicht allzu
    selten vor allem durch ihre haarsträubenden Ideen zu den möglichen
    Fähigkeiten ihres Berufsstandes "brillieren" so ist es doch die
    schweigende Masse, um die man sich eigentlich Sorgen machen sollte.




    Wir
    alle kennen diese Kollegen, oft genug sind es ja an sich ziemlich nette
    Typen, die morgens kommen und abends gehen, in der Zwischenzeit
    unaufgeregt und oft auch nicht sonderlich motiviert ihrem Job nachgehen,
    stets in der - durchaus auch lautstark zum Ausdruck gebrachten -
    Hoffnung, nicht allzu viel "arbeiten" zu müssen, wobei "arbeiten" hier
    das Reiten mit Lichterglanz und Glockenschall verbunden mit den am
    Notfallort gelegentlich nötigen Tätigkeiten meint. Wenn ich nun zu so
    jemandem hingehe und versuche, mich mit ihm über die Novellierung des
    RettAssGes zu unterhalten, wird er entweder nur müde abwinken und etwas
    sagen wie "bis das kommt, bin ich eh schon in Rente", selbst wenn es
    auch bei ihm noch weit mehr als 20 Jahre bis dahin sind, oder aber er
    wird mir auseinandersetzen, warum ER keine veränderten Rahmenbedingungen
    oder Regelkompetenzen braucht, denn die bedeuten für ihn
    höchstwahrscheinlich einen Mehraufwand, auf den er schlicht keine Lust
    hat...




    Die
    Dritte Variante, die auch nicht eben selten vorkommt beinhaltet, dass
    man relativ schnell bemerkt, dass er sich eigentlich nicht für
    (Berufs-)Politik interessiert, es ihm aber Kopfzerbrechen bereitet, weil
    er sich bislang keine ausreichenden Infos besorgt und deshalb irgendwie
    Angst vor den eventuell anstehenden Veränderungen hat; aber auch
    irgendwie keine Idee, wie man dieses Defizit beheben kann, weil er
    eigentlich nicht "zuviel" seiner kostbaren Lebenszeit an seinen Job
    verschwenden möchte. Bei einem Müllwerker könnte ich diese Einstellung
    ja verstehen, aber bei einem Rettungsassistenten...




    Sicher
    kann man nicht von jedem erwarten, dass er im Bezug auf Berufspolitik
    das gleiche Interesse und Engagement aufbringt wie jene, die sich in
    Foren und auch im Leben die Köpfe heiß reden und versuchen etwas zu tun -
    wenn aber dieses Desinteresse bzw. dieser Mangel an Flexibilität auch
    Kennzeichen der sonstigen beruflichen Verrichtung solcher weniger
    engagierten Mitläufer sind, müssen wir als Rettungsfachpersonal in
    seiner Gesamtheit uns ernsthaft fragen lassen, wie wir dazu kommen, mehr
    Kompetenzen zu fordern, wenn doch ein nicht unerheblicher Teil unserer
    Kollegen diese gar nicht will, bzw. noch nicht mal eine konkrete
    Vorstellung hat, was diese bedeuten würden; und nicht allein im
    juristischen Sinne. Und dabei meint Regelkompetenzen in meinem
    Verständnis weniger einen Freischein für pharmakologisches "Jugend
    forscht", sondern eine vernünftige Definition dessen, was heute
    zumindest bei den engagierten Kollegen sowieso schon oft genug Status
    quo ist.




    Vor
    dem Hintergrund dieser Betrachtungen erscheint die vor ein paar Jahren
    zynisch dahin geworfene Bemerkung eines von mir durchaus sehr
    geschätzten Kollegen, dass der Rettungsdienst ja doch bloß ein
    Sammelbecken für gescheiterte Existenzen wäre in einem neuen Licht - und
    einem wenig schmeichelhaften. Ist der Prozentsatz jener unter uns, die
    nur deswegen immer noch da sind, weil es für sie die leichteste und
    arbeitsärmste Alternative war, tatsächlich so hoch? Falls ja wäre es
    jedenfalls wünschenswert, wenn es bei der Firma Falck, vor der so viele
    Altgediente ja anscheinend eine Heidenangst haben, weil die doch
    "Heuschreckenkapitalisten" sind eine insgesamt etwas besser motivierte
    und engagiert Kollegenschaft gäbe, denn das wäre doch mal ein guter
    Grund für einen Wechsel.




    Denn
    wenn ich ganz ehrlich bin macht es mich ärgerlich und traurig zugleich,
    dass es anscheinend vielerorts Rettungsdienstkreise gibt, bei denen für
    einen nicht unerheblichen Teil der Mitarbeiterschaft Fortbildungen
    Kaffeesaufen und Schlafen bedeuten und die Fortschritt für etwas halten,
    dass ihre Existenznische bedroht. So lange es noch so viele solcher
    Kollegoiden gibt, besteht für mich jedenfalls kein guter Grund, mich
    weniger zu engagieren - allerdings nicht für den Verbleib solcher
    Personen im RD, sondern vielmehr um ihnen nach und nach den Sprung in
    ein für ihre kognitiven und sozialen Fähigkeiten besser geeignetes
    Betätigungsfeld zu ermöglichen und somit DIESEM Beruf endlich zu dem
    Grad an Professionalisierung zu verhelfen, den der Kunde eigentlich
    verdient hätte.








    Gute Nacht!




    PS: Ich weiß, dass es auch weibliche Kollegen gibt, aber so schrieb es sich einfacher - und NEIN, das ist keine Satire..."


    Wenn also tatsächlich so viele unter den Umständen leiden, warum sagen sie's dann nicht. Darüber hinaus jammern RettAss auf sehr hohem Niveau. Ich würde einfach mal einen Blick z.B. in den Zeitarbeitssektor wagen. Ich bin mir sicher, dass die Ernüchterung zum Thzema Arbeitsbedingungen nicht unerheblich wäre.


    Schönen Tag noch

    Also bei uns werden so genannte Fehleinsätze (Anfahrt RM ohne Transport) von den Kostenträgern mit einem Pauschbetrag / Einsatz abgegolten, der sich deutlich unterhalb der üblichen KTW-Marge bewegt. Bei einer Erstversorgung (wird eigentlich nur bei erfolgloser Rea abgerechnet) gibt's einmal den KTW-Satz und einmal die NEF+NA-Pauschale. Dem Kunden entstehen bei Fehleinsätzen keine Kosten, bei der EV wird lediglich der übliche Selbstbehalt von der Kasse in Rechnung gestellt. Da sich jedoch in der Politik und auch bei der Ärzteschaft mittlerweile die Ansicht herausprägt, das eine Abrechnung RD als reine Transportleistung gemäß SGB V wohl nicht mehr Zeitgemäß ist, wird sich dies in den nächsten Jahren wohl ändern. Vielleicht gibt's dann ja bundesweit gültige Regelungen

    Die FernUni Hagen ist eine staatliche Hochschule, die außerdem eben Fernstudiengänge in verschiedenen Fakultäten anbietet - u.a. Wirtschaftswissenschaften, Jura und Sozialwissenschaften. Die Betreuung ist m.E. recht gut und die Studienmaterialien von ordentlicher Qualität. Wie bei jedem Präsenzstudium gilt natürlich auch hier, dass man sich um viele Dinge selbst kümmern muss. Aber ein Studium in einem der "klassischen" Fächer bringt vermutlich wesentlich mehr, als irgendein halbbgarer Emergency Practitioner oder wie man den Schmuh auch immer nennen mag...
    Hallo Gnille!

    Butter bei die Fisch:


    Ich (DRK-TV, EG 8, Stufe 3, verheiratet, ein Kind) habe ein Brutto-Grundentgelt von 2481,14 EUR. Bei Durchschnittlich 21 Arbeitstagen je Monat mit 8,2h (wir arbeiten 41h/Woche) komme ich da auf ca 14,40/h brutto ohne Zulagen. Und für weniger sollte ein hauptamtlich beschäftigter RettAss im Stadt-RD bei durchschnittl. 7-8 Einsätzen je 8h-Schicht nicht arbeiten müssen. Ich weiß, das andere es auch nicht schön haben, aber gemessen an Arbeitsverdichtung, einsatzabhängigem Stress, sonstiger - teils sehr mäßiger - Gestaltung des Arbeitsumfeldes und den verschiedenen aus Dienstanweisungen, Gesetzen und Verordnungen resultierenden Verfpflichtungen ist es eben so angemessen!