Ich glaube, für die Qualität ist es dienlich, wenn es nur noch größere Krankenhäuser gibt,.
Allerdings sehe ich auch das Risiko, dass es in ländlichen Gebieten zum einen zu langen Transportzeiten, zum anderen auch zu einer Unterversorgung von "kleineren" Dingen kommt.
Ideal wäre in meinen Augen ein Netz von Einrichtungen nicht-stationärer Krankenversorgung (kann man wie auch immer nennen, MVZ, Poliklinik, Notdienst-Praxis oder auch immer). Diese sollte relativ zeitnah erreichbar sein, adäquat besetzt sein und ausgedehnte Öffnungszeiten haben. Diese Praxis sollte kleinere Wundversorgung, Röntgendiagnostik, kleine Labordiagnostik usw ermöglichen und als Anlaufpunkt dienen können, wenn man entfernt von Krankenhäusern wohnt. Idealerweise wäre hier auch die Anversorgung von Notfällen, die Organisation von Kliniktransporten (auch z.B. Shuttle-Transfer zu den großen, weiterentfernten Kliniken, um Notfallrettung und Krankentransprt zu entlasten, Hubschrauberlandeplatz nach entsprechenden Vorschriften für Notfälle), aber auch die Vorstellung von Rettungsdienst-Patienten, bei denen vmtl. eine ambulante Behandlung ausreichend ist, möglich. Selbstverständlich gibt es hier auch Telemedizin (Fragen an Fachärzte, Demonstration von EKG/Röntgenbildern, Vorplanung im Krankenhaus bei dringlicher Weiterversorgung). Desweiteren können die Polikliniken auch nach der Entlassung aus den Krankenhäusern die dort begonnene Therapie weiterführen (z.B. komplexe Verbände, Verlaufskontrollen, ...)
So etwas ähnliches hatten wir in einem Teil Deutschlands schon - die Polikliniken der DDR - https://de.wikipedia.org/wiki/Poliklinik . ggf. könnte nach der Schließung von "landkrankenhäusern" diese in eine solche Poliklinik überführt werden - zum einen kann Infrastruktur weitergenutzt werden, zum anderen ist der Bevölkerung die Schließung eines Krankenhauses leichter zu vermitteln, wenn dort weiterhin eine medizinische Anlaufstelle bestehen bleibt.
Neben diesen Polikliniken gibt es noch niedergelassene Allgemeinmediziner / allgemeinmedizinisch tätige Internisten / Pädiater für die Basisverorgung - der klassische Hausarzt. Dieser kann auch bei unklarheiten auf das Know-How, medizintechnische Ressourcen und Telemedizin auf die Polikliniken zurückgreifen, für die Patienten, die er breiter abklären will, aber eine Klinikaufnahme nicht nötig erscheint.
Niedergelassene Fachärzte gibt es so nicht mehr, diese sind entweder in den Polikliniken oder an den Krankenhäusern angesiedelt und werden nicht direkt, sondern nur nach Überweisung vom Allgemeinmediziner, zugänglich, von Folgeterminen und ähnlichem abgesehen.
Die Krankenhäuser haben alle ein großes Portfolio, haben die Basisdisziplinen vor Ort und kommunizieren/Partizipieren mit den Polikliniken. Eine gewisse Spezialisierung wird es auch weiterhin geben (nicht jedes Haus muss eine Kardiochirurgie haben oder sehr aufwendige Strahlentherapie anbieten können, aber HKL, CT, MRT, Traumaversorgung, neurologische Expertise.... sollte überall vorhanden sein). Alles ist vernetzt - sowohl in richtung Telemedizin, als auch Zugriff auf medizinische Daten. Es darf keine Doppeluntersuchungen mehr geben.
Damit dieses System funktioniert, wird natürlich auch andere Infrastruktur notwendig. Hier denke ich an entsprechende Transportorganisation von Patiententransporten, die kein Rettungsmittel verfügen - z.B. Sammeltaxi von der Polyklinik zum Krankenhaus für die Patienten, die dort z.B. zum Augenarzt oder zum kardiologischen Kontrolltermin müssen), anderes System der Pflegedienste (auch kurzfristig, niederschwellig ermöglichung von ambulanter Krankenpflege/Haushaltshilfe und Sozialdienst postoperativ oder nach Krankenhausaufenthalt, damit entlassene Patienten nicht in ein Versorgungsloch fallen).
Die Finanzierung muss gerecht ablaufen, das Gesundheitssystem soll nicht dazu dienen, Profite zu generieren, so dass Aktionäre von unseren krankenkassenbeiträgen Dividenden bekommen. Strukturen wie Kassenärztliche Vereinigung, diverse Krankenkassen usw müssen kritisch hinterfragt und vmtl. abgeschafft oder deutlich verschlankt werden. Es sollte nicht mehr so viele Krankenhausträger (Land, Städte, Kirchen, Privatkonzerne.... alle mit unterschiedlichen Interessen) geben.
So ein System funktioniert nicht, wenn man mal hier und mal da anfängt, sondern es muss der ganz große Wurf zu einem Stichtag werden. Daher glaube ich , dass es ein sehr schwieriger und steiniger Weg bis dahin ist, sehe aber darin großes Potential, um wirklich was für die Gesundheitsversorgung zu tun und noch kosten zu sparen. ich bin sehr gespannt ...