Dummerweise: Hat sich der Express jetz auch eingemisch: Dementsprechend: Wird es jetzt noch: unsachlicher.
Express
Jo, da das Blatt wohl ein Straßenverkäufer ist und kein Zeitung mit Abonnementenbestand, bin ich bei den Schlagzeilen mal etwas vorsichtiger. Wir kennen die Fakten von beiden Seiten nicht, wir wissen nicht, was dokumentiert und wirklich gemessen wurde. Die Patientin laufen zu lassen ist, abhängig vom Krankheitsbild ist sicher nicht grundlegend falsch. Sollte die Patientin wirklich nicht untersucht worden sein, keine Vitalparameter erhoben worden sein, dann wäre das natürlich für die Kollegen echt doof. Das der RTW / KTW die Patientin nicht trägt wirkt reißerisch, denn der Bürger erwartet genau das von uns immer noch. Der Rettungsdienst ist dazu da, Menschen die nicht mehr laufen können in die Klinik zu bringen!
In unserer Republik nimmt die Lust auf Regress oder der Schrei nach "Gerechtigkeit bzw. Vergeltung" immer mehr zu. Dies st eine Lebensweise die man aus den klagefreudigen USA immer wieder in Filmen vorgelebt bekommt. Gerichtssendungen die dann auf den "Qualitätssendern" RTL RTL2 und Super RTL etc ausgestrahlt werden tun ihr übriges. Ich bekomme nur Recht, wenn ich das auch einklage. Die Gesellschaft wandelt sich! Wir entwickeln uns weiter, nur wo hin, und ob das gut ist, weiß noch keiner!
Leider würden mir in meinem Dunstkreis aber auch auf die Schnelle mehr als 5 Kollegen einfallen, die bspw. zu einer gestürzten älteren Dame mit den Händen in der Hosentaschen den Satz prägten: "Ja was ist! Können Sie nicht aufstehen?" Dabei ist das verkürzte, nach außen rotierte Bein klar erkennbar, auch ohne sich zur Patientin auf den Boden zu bewegen. Dann weiter: "Aber das tut nicht weh oder? Sie wollen doch keinen Notarzt, sie waren doch im Krieg" Von daher kann ich mir leider schon vorstellen, ohne das jetzt näher bewerten zu wollen, dass man Mitarbeiter findet, die wenn das Umfeld noch etwas schwierig ist, jegliche Profession verlieren. Gerne genommen, wenn es sich um Patienten oder Angehörige handelt, die die "Google-Diagnose" schon liefern und einen mit den Worten begrüßen "Meine Mutter hat einen Ileus, die muss sofort mit Blaulicht in die Klinik - und wer von Ihnen ist bitte der Arzt?"
Fazit von mir: Solche Fälle wird es genauso geben, wie Ärzte die einen schlechten Tag haben und etwas übersehen, umgekehrt hätte eine fitte RTW Besatzung auch die Patientin in einem Schockraum anmelden können und der aufnehmende Arzt in der Klinik hätte die Notwendigkeit nicht gesehen und dort hätte man nach zwei Stunden den "Fehler" bemerkt. Dann hätte jetzt die Klinik die schlechte Presse. Fehler passieren, das Ziel muss es sein, jeder für sich so selbstkritisch und überlegt zu handeln, diese Fehlerquellen zu minimieren. Ich finde das RDG in Baden- Württemberg dazu ganz gut. Hier gibt es eine Transportpflicht, wenn der Kunde also wegen einem nichts in die Klinik will und er ist an den Vertreter des Hausarzt nicht zu vermitteln, dann kommt er mit mir mit. Ich persönlich delegiere solche Patienten nie per Angehörigen an den ÄBD oder ÄND sondern rufe da selber an, übergebe am Telefon die nötigen Informationen und lasse den Durchschlag des Notfallprotokolls, wie auch des ggf. obligatorischen geschriebenen 12 Kanal EKGs dort.