Beiträge von Harris NRÜ

    Sollte NRW da besonders auf der Bremse stehen, dürften eher die Interessen der Feuerwehren eine gewichtige Rolle spielen.

    Das sollte nicht überraschend sein. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, wollten die Feuerwehren ihren Grundausbildungslehrgang B1/B2 in die NotSan-Ausbildung integrieren bzw. Teile davon anerkennen lassen für die NotSan-Ausbildung. Das war bei der RettAss-Ausbildung ja schon so. Ich bin froh, dass das nicht so gekommen ist.

    Ich denke schon, dass Einheitlichkeit im Rettungsdienst vieles vereinfachen und verbessern würde. Einfaches Beispiel aus meiner vergangenen Leitstellenzeit, in der ich auch für die Koordination von Intensivtransporten des gesamten Bundeslandes verantwortlich war; Verlegung eines COVID-Lungenversagers:

    • Der eine ITW hat kein Beatmungsgerät mit einer Turbine (Arzt lehnt deswegen ab, aufgrund der schwierigen Beatmungssituation)
    • Der andere ITW kann keine Bauchlage
    • Der nächste ITW kann nur 180 kg
    • ... usw.

    Sowas nervt einfach nur. Anstatt im Bundesland einen einheitlichen ITW zu beschaffen, bilden sich an jedem Standort Arbeitsgruppen um für sich den nächsten ITW zu planen.


    Nächstes Beispiel: Sekundärtransport RTW aus Landkreis A mit NEF aus Landkreis B: Es wird der Defi des NEF benötigt wegen bestimmter Ausrüstungsgegenstände. Tja, anderes Modell wie im RTW, kann dort nicht fixiert werden.


    Nächstes Beispiel: Krankenhaus aus Landkreis A kann nicht das elektronische Notfallprotokoll des RTW aus Landkreis B empfangen.


    Es gibt so viele Beispiele. Ja, sicher. Einheitlichkeit regelt nicht alles. Und Stillstand verursacht es nur dort, wo einheitlich kein Interesse an Fortschritt und Qualität gelegt wird (ist ja auch eine Form von Einheitlichkeit). Jedoch würde Einheitlichkeit vieles einfacher machen. Mir ist die Ablehnung daher zu pauschal.

    Mahlzeit,

    kann jemand was zum B. Sc. "Management in der Gefahrenabwehr" an der FOM sagen?

    Zur FOM (und der Organisation der FH) nicht, jedoch zum Professor Goersch. Ist ein super sympathischer Typ, kennt auch die Basis (selbst noch als NotSan sowie beim THW tätig). Er kümmert sich gut um seine Studenten. Ich kann die Jahre als Student bei ihm absolut nichts Negatives über ihn sagen. Das sehen auch meine ehemaligen Kommilitonen so, von denen ich einige in meiner Dienststelle auch noch um mich herum habe. Zu mindestens bei ihm kannst Du nichts falsch machen.

    Ich kann mich da nur wiederholen: Wenn das Rea-Telefon nicht besetzt werden könnte, muss dies der Belegschaft mitgeteilt werden, da anderweitig Hilfe organisiert werden muss. Das kommt zumindest in meinem Haus bei aller Personalknappheit nur in seltensten Einzelfällen vor und dann meist durch Parallelalarme. Mir wird tagesaktuell als Bürger nicht mitgeteilt, welche RTW gerade mal wieder nicht besetzt sind. Auch dürfte der Fahrzeugausfall dem Ausfall eines Rea-Teams in der Klinik schon nach einem Tag erreich sein.

    Also mir wird als Bürger auch nicht mitgeteilt, wenn in meinem Dorfkrankenhaus wieder Betten gesperrt werden, weil nicht genug Personal vorhanden ist oder das CT (mal wieder) kaputt ist. Allerdings werden die entsprechenden Stellen informiert, die das wissen müssen. Genau so wie beim nicht besetzten RTW oder NEF.


    Da habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt. Alle Mitarbeiter mit direktem Patientenkontakt bekommen eine regelmäßige BLS- oder je nach Bereich auch eine ACLS-Schulung, welche regelmäßig wiederholt werden muss. Leider ist der Erfolg sehr bescheiden, da das AN-Engagement je nach Interessensschwerpunkt nur sehr gering ist.

    Hat man sich denn mal Gedanken darüber gemacht, woran das liegen könnte und wie man das ändern könnte? Ich selbst habe auch schon kund getan, wo ich Defizite habe (dieses wird geringfügig umgesetzt; alles andere kostet zu viel Geld). Auch meine Frau hat als Hebamme ihrem Arbeitgeber Kenntnis gegeben, wo sie und ihre Kolleginnen Defizite haben und um Fortbildung gebeten. Interessiert in dem Krankenhaus niemanden. Es werden genau null Fortbildungsangebote gemacht. Die Pflege und die Hebammen müssen sich komplett selbst kümmern, in ihrer Freizeit und unbezahlt. Du bist daher in der Tat in einer glücklichen Situation (was Dein Fortbildungsangebote betrifft).


    Allerdings gehört für mich auch ein gewisses Maß an Eigenverantwortung dazu, sich auch selbstständig auf dem aktuellen Stand zu halten. Das wird dann doch nicht immer alles in der Arbeitszeit machbar sein. Ich hatte das schon mal der NFS-Fortbildung geschrieben: Von einem Azubi oder Schüler wird auch erwartet, dass er in seiner Freizeit bei Lücken trotz Unterrichtsbesuch diese selbstständig zuhause nacharbeitet und schließt.

    Da stimme ich Dir absolut zu. Allerdings darf diese Erwartungshaltung nicht dazu führen, dass Arbeitgeber sich komplett aus ihrer Verantwortung herausziehen, was Angebot, Qualität und Einheitlichkeit sowie was den Mindeststundenumfang nach Gesetzeslage betrifft.

    Ich würde jetzt einfach mal behaupten, dass in den seltensten Fällen U-Bahn-Stationen eine Feuerwache mit einer derartigen Rettungsdienst-Besatzung in ihrer Nähe haben. Im Gegenteil wird bei den meisten mit einer deutlich längeren Wartezeit zu rechnen sein, wenn wir hören, wie oft RTW nicht besetzt sind oder wie häufig die ohnehin schon deutlich längere Hilfsfrist im Vergleich zum Rea-Team-Eintreffen in einem Krankenhaus nicht eingehalten werden kann. Von daher ist dein Beispiel vielleicht nicht ganz passend. Falls Rea-Teams nicht besetzt sind, sollte das in der Klinik kommuniziert werden, alles andere wäre tatsächlich schon fahrlässig.

    Ja, das dachte ich mir bei Dir schon, dass mein Beispiel so gar nicht vergleichbar ist. 8o Es war absichtlich so gewählt, weil ich Deine Antwort schon kannte. Daher: Wenn ich mal so überlege, wie oft ich von den Pflegekräften und Hebammen im meinem Bekanntenkreis höre, dass die Intensivstationen keine Sollstärke haben, wie oft die Anästhesie bei einer Notsectio sich irgendwie aufteilen müssen, weil sie eigentlich gerade im OP sind, wie oft kranke Kinder im Wochenbett belassen werden, weil die Kinderklinik überbelegt ist, wie oft Pflegehilfskräfte als Pflegefachkräfte gezählt werden, wie oft die Pflegedienstleitung drum bittet, das niemand mehr krank werden soll, weil die Sollstärken schon so nicht mehr gehalten werden können, wie oft dies, wie oft das ... Ich habe da so meine Zweifel. Aber das bekommt in der Öffentlichkeit niemand so sehr medienwirksam mit, wie der Rettungswagen, der "mal wieder viel zu spät" gekommen ist ...

    Würde ich so auch unterschreiben Die Realität zeigt, dass wir uns glücklich schätzen können, wenn ein inzwischen größerer Teil des Pflegepersonals den Kreislaufstillstand als solcher überhaupt erkennt und das Rea-Team korrekt alarmieren kann.


    Ich würde inzwischen sogar so weit gehen, dass ich dem Krankenhaus-Betreiber zubillige, dass er bei der hohen Fluktuation den Großteil des Personals anweist, in einer Rea-Situation lediglich den Notruf zu wählen, das Rea-Brett unter den Patienten zu legen und zu drücken. Es ist ja nicht so, dass nicht wirklich alle regelmäßig in BLS bzw. ACLS geschult werden. Der Erfolg in der Umsetzung ist aber sehr übersichtlich.

    Wenn Krankenhausbetreiber aufgrund der hohen Fluktuation sein (Pflege-) Personal anweist, nur noch den Notruf zu wählen und man ihnen kaum noch zutraut einen Kreislaufstillstand zu erkennen, wieso verlangen wir dass dann von einem Lehrer, der ein medizinischer Laie ist? Nur weil er Beamter ist und nicht so häufig die Stelle wechselt? Das kann nicht ernsthaft so gewollt sein!


    Auch der Rettungsdienst leidet unter einer schlechten Personalbindung. Trotzdem schaffen wir es, jeden Mitarbeiter jedes Jahr mindestens 30 Stunden fortzubilden. Weil wir es müssen! Ich frage mich, warum wir das (beispielsweise) beim Pflegepersonal und bei den Hebammen nicht schaffen? Die müssen sich regelhaft komplett selbst drum kümmern, weil die Arbeitgeber sich einen scheiß kümmern. Warum gehört es nicht zur Onboarding-Strategie, eine neue Pflegekraft im Rahmen der Einarbeitung erst mal einen BLS+AED Kurs zu verpassen? Ich habe einfach keine Lust mehr mir Ausreden anzuhören, was angeblich alles nicht mehr geht. Wir haben ein Wollen-Problem in Deutschland!

    Krankenhäuser halten dafür ganze Rea-Teams vor, welche sogar einen "richtigen" Defibrillator mitführen. Ich halte ein solches Vorgehen auch für sinnvoll, sofern die Teams jeden Einsatzort in einem definierten Zeitraum erreichen, da das Pflegepersonal auf Normalstation sehr oft mit den Basismaßnahmen ausreichend "beschäftigt" ist, so dass auch vermeintlich einfache Dinge wie das Rea-Brett vergessen werden.

    Richtig. Wahrscheinlich würde man einer "normalen" Krankenpflegekraft eine Basis-CPR aber als ausreichende Qualität zubilligen, wenn ein Krankenhaus eine erweiterte Therapie zum Beispiel durch ein Rea-Team in sehr kurzer Zeit garantiert.

    Irgendwie eine merkwürdige Argumentationskette. Gut, meine Pflegezeit liegt 25 Jahre zurück. Auch hatte diese nur 4,5 Jahre gedauert. In meiner (kurzen) A&I Tätigkeit war auch ich Teil des Rea-Teams einer ICU. Wir haben eigentlich immer 4-5 Minuten gebraucht, um eine periphere Pflegestation in einer anderen Etage zu erreichen (zu mindestens, wenn ein »Notfallwagen« benutzt wurde). Oder anders: In einer U-Bahn-Station, 150 Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt, gibt es je zwei AED pro Ebene. Diese kann von sechs RTW, zwei HLF und einem NEF innerhalb von 2-3 Minuten erreicht werden. Trotzdem stellt man dort AED zur Verfügung. Klar, die RTW, usw. könnten alle weg sein. Auch das Rea-Team eines Krankenhauses kann gebunden sein (oder gar nicht mehr "team"fähig sein, aufgrund des Sollstandes beim Personal). BLS-CPR durch Pflegepersonal sollte heutzutage nicht nur zugebilligt werden, sondern sollte Standard sein. Und wenn Laien in U-Bahnhöfen defibrillieren sollen (und auch können, telefonisch habe ich Laien dazu schon einmal angeleitet), dann kann man das auch von einer Pflegekraft erwarten. AED ist Teil des BLS.

    Die Erfahrungen mit Schulen und auch mit größeren Firmen sagen mir (leider), dass häufig nicht direkt vom Ort des Notfalls angerufen wird, sondern dieses über interne Telefonketten passierte. So ganz war man hier noch nicht im Handyzeitalter angekommen, was die Notrufabfrage (und die telefonische Anleitung) erschwerte. Denn der Anrufer war nicht vor Ort, kann keine Nachfragen beantworten, "sollte nur anrufen". Verbinden ging dann häufig auch nicht, die Telefonnummern des Infogebers nicht schnell greifbar. Rückrufbitten wurden nur selten umgesetzt. Solche Notrufe sind frustrierend und können nicht einfach in die Schublade "blöde Leitstelle" einsortiert werden.


    Ich hatte das schon einige Male angemerkt, dass es für Deutschland irgendwie peinlich ist, dass in jeder U-Bahn-Station, in jeder Lagerhalle, in jedem Bahnhof, usw., AED zu finden sind, aber im Altenheim, auf Normalstation eines Krankenhauses und auch in Schulen oft vergeblich zu finden sind. Ich kenne keine Schule in meinem Ausrückebezirk, wo ich schon mal einen AED in der Ausrüstung des "Krankenzimmers" oder des Sanitätsdienstes gesehen hätte.

    Ich würde mich gar nicht mit der Ärztin / dem Arzt des Krankenhaus streiten. Wenn meine Bitte nicht umgesetzt wird, dann soll der Rettungsdienstträger sich damit rum ärgern. Und wenn dieser von mir verlangt, dass ich einen T-Schein besorgen soll, dann bekommt er von mir die Rückmeldung, dass ich dieses versucht habe, jedoch keinen Erfolg hatte. Mehr als Fragen bzw. drum Bitten kann ich nicht. Soll der Träger doch Moskow-Inkasso beauftragen oder sich um sinnvolle Lösungen kümmern (wie in anderen Teilen Deutschlands, wo man für Notfalleinsätze keinen T-Schein benötigt). Deswegen fange ich jedoch keinen Krieg mit dem Krankenhauspersonal an.

    Nun ja, wie will man denn ex-post in der Klinik die Situation ex-ante beurteilen können/wollen.... Wenn die Rettungsdienste die zahlreichen Krankenhausentlassungen ”wegen fehlender medizinischer Indikation” unterlassen würden und gemäß SOP den Transport dann auch nicht durchführen würden, dann wäre wohl mal ordentlich Stimmung in der Bude...Soweit mir bekannt, werden Kliniken in Deutschland für ausgestellte Transportverordnungen (weder für die nachträglich erstellten VO für die Zuführungen durch den Rettungsdienst, noch für die vielen sinnfreien Entlassungen mit dem KTW) nicht in Regress genommen.

    Das geht ja (leider) nicht so einfach. Hier in meiner Ecke soll jeder Mist mit einem KTW gefahren werden, vor allem auch, weil die Krankenhäuser und Arztpraxen keine Lust haben sich mit dem System Krankenfahrten (Sondermietwagen) auseinanderzusetzen (dutzende unterschiedliche Zentralen, Verfügbarkeiten und Dienstzeiten). 19222 ist da so schön einfach, Kreuzchen an der richtigen Stelle - quasi "Fire-and-Forget"-System. Das ganze System rund um diesen T-Schein (oder anders: die Krankentransportrichtlinie und das SGB) haben es nicht geschafft, den Alltag sinnvoll zu regeln und Missbrauch zu verhindern. Das beweisen auch immer komplexere Handlungsanweisungen und Priorisierungen zum Thema Krankentransport, die mittlerweile Kurzroman-Format über ein dutzend Seiten angenommen haben. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich meine, dass das auch die Regierungskomission zur Reform der Notfallversorgung dieses in ihrem Bericht und in den Vorschlägen irgendwo erwähnt hatte.

    Beim Arzt, also in einer Praxis, werde ich aufgeklärt, wenn eine Maßnahme privat in Rechnung gestellt werden soll (muss) und muss dafür vor der Behandlung unterschreiben. Das passt irgendwie nicht bei einer Maßnahme, die normalerweise die gesetzliche Krankenkasse übernimmt, bereits erfolgte und dann, wenn nach der erfolgten Maßnahme irgendjemand sein Willi nicht gegenzeichnen will, plötzlich privat getragen werden soll. So ganz ohne vorheriger Aufklärung und Unterschrift, dass das passieren könnte. Ich würde hier den Widerspruch wählen.