Beiträge von Blaulix

    Ein klassische Meldung aus dem Bereich Sturz sieht z.B. so aus.


    Sturz 17-B-1-G: MÖGLICHERWEISE GEFÄHRLICHE Körperregion (Am Boden)

    67 Jahr(e) alt

    Weiblich

    Bei Bewusstsein

    Atmet

    1. Es ist gerade passiert

    2. Laut Meldung, fiel sie aus Bodenhöhe.

    3. Der Sturz erfolgte aus Unachtsamkeit.

    4. Es blutet etwas, aber nicht stark.

    5. Es wurden keine speziellen Umstände genannt.

    6. Sie ist vollkommen wach (Sie reagiert normal).

    7. Die Verletzung befindet sich am Kopf.

    8. Sie liegt noch auf dem Boden.


    Dazu dann die Einsatzmittelinfo (Wer kommt von wo und wie (SoSi J/N)) und was für Einsatzmittel kommen.


    Im Bereich der Feuerwehr dann eben Feuerrelevante Informationen.


    69-E-5-u Brand in Wohngebäude (Mehrfamilienhaus) (im Schlafzimmer)

    1. Es handelt sich um ein Wohngebäude (Mehrfamilienhaus).

    2. Der Anrufer ist im Gebäude.

    3. Der Anrufer kann das Gebäude verlassen.

    4. Der Brand ist im Schlafzimmer im Erdgeschoss Gebäuderückseite

    5. Es gibt mehrere Stockwerke/Etagen: 2 Stockwerke

    6. Es ist niemand im Gebäude eingeschlossen.

    8. Sonst ist niemand verletzt.


    Das geht natürlich nur wenn die Gegenstelle solche Dinge auch empfangen, verarbeiten kann. Dafür entfällt die verbale Kommunikation, die häufig fehlerbehaftet ist.

    Dann möchte ich als dem fahrenden Volk zugehöriger Kollege mal fragen, wozu es überhaupt die Kategorisierung in Stichworte gibt? Vernebelt das nicht schon die neutrale Herangehensweise im Einsatz? Schickt einen das nicht ab und an auf die völlig falsche Fährte? In den überwiegenden Einsätzen ist mein persönlicher Wunsch (und das seit vielen Jahren), gar keine geratene Diagnose bzw. Stichwort zu bekommen, sondern nur die Adresse und Informationen zu bekannten Gefahren an der Einsatzstelle, sofern vorhanden. Warum ich da bin, finde ich schon heraus.

    Extrem guter Einwand. Und genau daher ist die Abfrage "bei uns" Ereignis und Symptomorientiert, aber nicht Diagnoseorientiert. Dadurch werden auch die von dir genannten bekannten Fehlerketten bzw. Fokusierungsfehler vermieden. Stichworte sind eher taktisch gefordert um die richtigen Abläufe im Computer zu triggern.


    Ist wie Stress im Einsatz. Wenn die Leitstelle stressig und hektisch arbeitet und die Einheiten scheucht,, setzt sich das bei allen Einsatzkräften fort und es passieren mehr Fehler. Immer wieder faszinierend zu sehen.

    Dank der Drogenprobleme weltweit und vor allem in den USA, findet das in diesem Internationalen Protokoll Verwendung. Ebenso das je nach Lage die intoxikierte Personen nicht berührt werden sollen. Es gab diverse Tote bei Rettungsmaßnahmen.


    Wenn man das dann (auch das mit dem Alkohol) jemanden falsch erklärt, ist es nicht verwunderlich daß der Flurfunk ominöse Dinge sendet. Wie so oft beim "hab ich Mal gehört, die dürfen dieses oder jenes nicht fragen, sagen, schicken und da ist das Protokoll dran schuld."


    Der Alkohol vernebelt eher die richtigen Dispositionsgrundsätze.

    Die Aussage ist falsch, dass nicht danach gefragt werden darf weil es nicht statthaft wäre. Warum sollte das verboten sein? Alkohol ist nur keine Diagnose. Die Symptome stehen im Vordergrund. Es könnte auch etwas anders vorliegen das zu dem Zustand des Patienten geführt hat. Drum ist dies vielleicht falsch kommuniziert worden. Es ist schlichtweg nur nicht vorgesehen.


    Die Substanz Carfentanyl und andere Atemdepressive Substanzen sind wiederum interessant zu wissen, da sie stark Atemdepressiv machen. Es wird zwar auch hier wie beim dem Alkohol nicht explizit danach gefragt, doch ist es gewünscht das abzubilden wenn es durch den Anrufer genannt wird. Gefragt wird nur allgemein was er zu sich genommen hat oder ob Drogen oder Medikamente eingenommen wurden. Dies je nach Situation. Hintergrund hierfür sind medizinische und wissenschaftliche Erkenntnisse, sowie die daraus resultierenden Anleitung die Anrufer aufzufordern Naloxon zu verbreichen wenn dies vorhanden ist. Sie werden hierzu ggf. durch gezielte Anleitungen der Notrufannahme unterstützt. Ähnlich wie bei der Unterstützung eines Epipeneinsatzes durch ungeschulte umstehende, Notrufer etc.

    Jedes System, jeder Mensch kann ausfallen. Dafür gibt es Backups. Menschliche und technische. Das ist überhaupt kein Thema und ganz und gar nicht kritisch. Btw. Ein Mensch der jeden Tag das System nutzt, hat das System quasi fast komplett im Kopf und lernt es jeden Tag. Das ist ein interessantes Phänomen gewesen, wenn mal geplant abgeschaltet und kein Backup genutzt werden sollte. Trotzdem gibt es Backups. Weitere Leitstelle, PC´s, Tablets. Klappkarten werden nicht mehr hergestellt. Nochmal, es ist eine Checkliste. Piloten haben auch eine Checkliste und wenden sie täglich an, obwohl ich denke das fasst alle diese Checklisten auswendig kennen.


    Ein Supervisor Prinzip gibt es ebenso. Die alten Hasen. Ich denke die gibt es schon jetzt, überall. Es ist nur die Frage ob die immer aktivierbar sind. Ansonsten benötigt es einen Supervisor im Normalfall nicht für die Laiennotrufabfrage, sondern eher für professionelle Auftraggeber wie Krankenhäuser, Ärzte... (med. Fachpersonal) oder eigene Einsatzkräfte.


    Die Notrufabfrage darf natürlich durch dieses Personal durchgeführt werden. Es wird kein geltendes Recht gebrochen. Das ist logisch.


    Lücken im System (Sonderfälle) sind nach 40 Jahren Erfahrung des Abfragesystems nicht vorhanden oder im Promillebereich. Trotzdem wird es jedes Quartal besser und besser upgedatet. Menschliche Lücken sind dafür ... Das lasse ich jetzt mal aus. :-)

    Als Laie was Leitstellenarbeit angeht (und auch von einer Laienleitstelle disponiert) kann ich mir vorstellen, dass bei standardisierter Abfrage sogar ein Vorteil sein kann, keine große medizinische Vorahnung zu haben - dann fließt weniger eigene Idee mit in den eben deshalb standardisierten Prozess. Aber ich bin eben auch Laie...

    Das gilt nicht nur im medizinischen Bereich. Ebenso im technischen Bereich der Feuerwehr und sonstiger Einsätze, sowie bei der Polizei. Ebenso in der Triage der niederschwelligen medizinischen Indikationen. Auf Fakten und evidenzbasierter Triage lässt es sich gut ausruhen.


    Wenn man das dann sinnvoll miteinander verbindet hat man den "einen Ansprechpartner". 112, 999, 911, 110, 116117, 1459, 114, 144 oder unter welche Nummer auch immer.


    Daher glaube ich nicht das es diesen oder jenen Beruf in diesem Bereich geben wird. Den Triagisten, den Notrufannahmeberuf, den Berufsdisponenten in den jeweiligen verschiedenen Bereichen der Feuerwehr, Seenot, alpinen Rettung, Rettungsdienst, Krankentransport, Polizei usw.


    Leider ist es oft so das die notwendigen Strukturen sich untereinander nicht kennen oder gar mögen. Im schlimmsten Falle zu meinen es besser zu wissen, als der Experte. "80 Millionen Bundestrainer".

    Stammt hier aus dem Hause, weiß nicht wie es genau entstanden ist, steht für schnell eingelernte Telefonisten die weder zum System noch zur Gesprächsführung eine vernünftige Ausbildung erhalten haben und dementsprechend arbeiten...

    Verstehe. Also ein lokales und kein systemisches Problem.


    Das man der standardisierten Notrufabfrage nicht mehr nur mit Ängsten gegenüber steht, legt sich ja so langsam. Ich kann es ja verstehen wenn etwas neu ist.


    Und die Leitstellen die bereits verschiedene standardisierte System eingesetzt haben, erkennen sogar inzwischen was Evidenzbasiert heißt.


    Grüße nach Tirol :-)


    Quelle:

    https://link.springer.com/article/10.1007/s10049-020-00733-4

    Die standardisierte Notrufabfrage scheitert zumeist an den nicht standardisierten antworten bzw. in der folge an "Schnellbedampften" CallTakern.

    Es klappt bei uns ganz gut mit den Anrufern. Sogar bei schwäbischen... ;-)


    Was ist ein schnellbedampfter Mitarbeiter?

    Drum favorisiere ich immer noch folgendes Konzept.


    Personal mit dem Hilfsmittel der standardisierten Notrufabfrage einsetzen um die Anrufannahme durchzuführen. Dafür ist keine Vorausbildung erforderlich. Lediglich eine Schulung in Einsatzleit- und Telefonsystem und der regionalen Besonderheiten. Dauer max. 6 - 8 Wochen.


    Für die Fachabteilungen Feuerwehr, Notfallrettung. Krankentransport, 116117 etc. wird Fachpersonal benötigt. Wenn man sie Fachbezogen einsetzt, benötigen sie nicht in jedem Fachgebiet eine Ausbildung. So kann man je nach Vorausbildung gezielt und ebenso rasch einsetzen.


    Das spart eine langjährige Ausbildung für alle Disziplinen. Ebenso erkenne ich hier schneller eine Eignung oder eben keine Eignung.


    Das Konzept geht meist aber nur in größeren Leitstellen. Bei ein oder zwei Mann/Frau Leitstellen wird das schwierig.


    Das Personal kann sich gezielt spezialisieren und ggf. auch andere Bereich kennenlernen.

    Ein spannender Bericht einer Mitarbeiterin der Leitstelle Tirol. Es werden Fragen und Antworten zur standardisierten bzw. strukturierten Notrufabfrage erörtert.


    Eine sehr spannende Aussage im Fazit für die Praxis am Schluss des Artikels ist ....


    Zitat:

    "Aktuell bieten die Produkte von IAED (International Academies of Emergency Dispatch) das tatsächlich einzig umfangreich standardisierte Notrufabfragesystem, das einem kontinuierlichen Evaluationsprozess unterliegt, auf wissenschaftlichen Studien und Daten basiert sowie Weiterentwicklung und Anpassungen publiziert, auf die aktuelle deutschsprachige Produkte bisher nicht verweisen können."


    Spannend, weil sie ProQA mit den Protokollen Feuerwehr und Rettungsdienst der IAED (International Academies of Emergency Dispatch) vor Jahren kurz nach der Entlassung der beiden damaligen Geschäftsführern abgeschafft haben und anschließend NOAS+ eingesetzt haben.


    Hier der Link zum Artikel. Oben rechts kann man den Original Artikel aus dem Heft als PDF downloaden.


    Strukturierte bzw. standardisierte Notrufabfrage

    Author:

    Mag. B. Mayr M.A.

    Publication:

    Notfall + Rettungsmedizin

    Publisher:

    Springer Nature

    Date:

    Oct 28, 2020

    Copyright © 2020, Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature

    Frankreich hätte 7 Notrufzentralen? Da wäre die Quelle mal interessant.
    Und ein Pilotprojekt (vermutlich Niederösterreich) als „österreichisches System“ zu bezeichnen ist doch etwas gewagt.


    Das Niederösterreichische System, welches parallel in verschiedenen Bundesländern ausgebaut und genutzt wurde wird im ganzen Land ausgerollt. Daher Landesweit so richtig. Es sind diplomierte Gesundheits und Krankenpfleger welche mit dem System Low Code arbeiten. http://prioritydispatch.de/ Hier eine Beispielstellenanzeige. https://notruf-no.jobbase.io/j…5x6ft6r2wiw9ofaksl08yv77w


    Im großen und ganzen ist die Frage wieviele Standorte man benötigt berechtigt. Man kann da unterscheiden zw. der Leitstelle und ihren Standorten. Niederösterreich hat 4 Standorte. Wir haben 2,5. Sind aber alle trotzdem nur EINE Leitstelle.


    Provokant das mal anzuschubsen regt die Gemüter auf / an. Das ist gut so.

    Ein Klassiker. Erstmal ein paar Vorwürfe raushauen. Was wissen wir wirklich? Nichts was ausreicht... Also, keine Vorwürfe machen. Man weiß ja garnicht worüber.


    Die Pressearbeit ist schlecht. Was war es nun? NEF, RTW? Beides?


    Es gibt RTW, NEF mit Motorweiterlaufschaltungen die man sogar ohne Schlüssel fahren kann, Keylesssysteme uvm. Da muss ggf. noch nicht mal jemand etwas falsch gemacht haben.


    Ein Aufreger in Richtung der Person die das gemacht hat wäre ggf. angebracht. Aber vielleicht auch nicht. Wir wissen es nicht. Vielleicht war die Besatzung auch bockig und hat bewusst auf Zeit gespielt weil sie der Bürger genervt und sie ihre Position ausgenutzt haben. Wir wissen es nicht.


    Hauptsache ein Aufreger und Dramen schildern.


    PS: Es schneit! Wunderbar.

    Ich gebs auf. Da Blaulix sich ja größte Mühe gibt hier nicht auf konkrete Punkte einzugehen bzw. sie sogar bewusst überliest bin ich hier raus.
    ROC21 kann ja gerne weiter machen - wir stammen beide aus der selben Leitstelle.
    :mauer:


    Ich hoffte doch explizit auf alle Punkte eingegangen zu sein? Tut mir leid wenn ich etwas überlesen habe. Ich bin gerne bereit weiteres zu thematisieren.


    Gerne auch via PN, Telefonisch oder persönlich. Oder auch auf unserer Leitstelle.


    Hi Blaulix
    Es wäre gut wenn es sich mal rumspräche das menschliche Kommunikation sehr Komplex ist und sich nicht in starre Schemata pressen lässt. Ich weiss auch dass die Messbarkeit nicht gegeben ist, wenn einer von Äpfeln redet und der andere Birnen versteht.
    Beispiel aus meiner täglichen Arbeit: Meldung Krampfall auf dem Bildschirm, bei Ankunft hatte der Patient einen ,coughing fit, oder auch ,anger fit, bei einem Vorschulkind. Da frage ich mich schon was da schief gelaufen ist mit der strukturierten Abfrage und welche Qualität ich da messen will.


    Du hast recht dass wir da wohl unterschiedlicher Meinung sind, also deshalb ,no worries,



    Sicher lassen sich Kommunikationen auf verschiedenen Weise führen. Das System hat sich aber bewährt, sonst würden nicht in 3500 Leitstellen tagein tagaus Millionen Notrufe damit abgefragt werden.


    Ebenso hat ein QM ein System genau dafür Ressourcen vorhanden um nachzufragen warum ein Hustenanfall als Krampfanfall alarmiert wird. Wenn das nicht gegeben ist, hat das System keinen Sinn. Was kam bei dir für eine Rückmeldung raus? Genau diese Fälle sind Goldwert für den Vergleich.


    Und wir lieben unsere Rückfragen von Einsatzkräften oder auch eigenem Personal. Sie sind genial bei Fehlersuche behilflich. Und zeigen das sie mit dem System gehen, es verbessern wollen.

    I


    Weil genau das ein Haupt-Verkaufsargument von ProQA ist. Das System wird weltweit eben mit genau solchem Personal eingesetzt, also Personal das binnen weniger Wochen (6-12 Wochen sind keine Seltenheit) zum "Calltaker" ausgebildet wird. Und genau da liegt die Schwäche/das Problem.
    ProQA ist für genau solche Fälle super und auch ausgereift. Aber es ist eben weder kulturangepasst (und die deutsche Übersetzung ist mehr als holprig) noch auf medizinisch fachkundige Calltaker ausgerichtet.
    (Übrigens wurde, als das System aufkam in Deutschland und v.a. Österreich hinter vorgehaltener Hand immer noch ein ominöses "bald erscheinendes" ProQA Pro beworben-...Kam nur nie)


    Wohin das führt kannst du bei einer ganz einfachen Meldung sehen: Geh mal den Weg nach wenn ein Anrufer sagt "Da zittert einer"....


    Woher bezieht ihr eure Informationen? Was ist holperig übersetzt? Ich kann in meiner täglichen Arbeit damit nichts feststellen.


    Es gibt ureigens dafür lokale Sprach- und Kulturausschüsse.


    Und wenn da einer Anruft und sagt da zittert einer wird genau das hinterfragt. Das ist ja mehr als ein Hinweis auf die Hauptbeschwerde 12.


    Und es gibt und gab nie ein ProQA Pro. Es gibt weltweit ein System, eine Logik. In der regionalen Sprache. Das war in vielen Ländern eine große Herausforderung. Z. B. China, Malaysia etc. Bei den ganzen Dialekten.