Beiträge von Johannes D.

    Es ist ein erheblicher Unterschied, ob man nach Abschluss eines Ausbildungsabschnitt für sich beansprucht, erfahren zu sein oder ob das Ziel eines Ausbildungsabschnitts ist, Erfahrung zu vermitteln. Ich hätte gedacht, dass das einem Sprachwissenschaftler klar ist. Ich habe die Formulierung bewusst so gewählt.

    Um Medikamente anzuwenden braucht es in aller erster Linie Fachwissen und nicht Erfahrung. Für die Vermittlung von Fachwissen ist die Rettungsdienstschule zuständig. Für die Vermittlung von praktischer Erfahrung ist das praktische Jahr da, wo der Prüfling idealerweise unter Anleitung eines erfahrenen LRAs arbeitet und lernt, sein erworbenes Wissen richtig umzusetzen. Von daher ist die Aufgabenverteilung hier schon gewahrt...

    Ani: Siehst du! Und um das sicherzutellen ist das Abprüfen im Rahmen des Aufziehens durchaus sinnvoll. Denn in einer praktischen Prüfung sollte vom Prüfling nicht verlangt werden einen Vortrag zu halten. Aber durch Befragung des Patienten die KI abzuklären durchaus... Letztendlich sehe ich es im Realeinsatz aber auch ähnlich wie du. Das Vorbereiten von Medikamenten kommt irgendwo auf der Liste der Maßnahmen zur Bekämpfung der akuten Langeweile, wenn sich der Notarzt verfahren hat... Ansonsten zieht man auf, was man geben möchte. Im Allgemeinen ist eine Ampulle ein zeitlich zügig überwindbares Hinderniss einer Applikation und meistens kann man Sinnvolleres tun. Im Rahmen einer Prüfung kann es aber wirklich sinnvoll sein.

    BTW: Johanniter Akademie Hannover: Ich habe damals eine Prüfung RettAss abgenommen, in der ein Team bei einer anaphylaktischen Reaktion eine Notkoniotomie durchgeführt hat was, nachdem das Team den Raum verlassen hat, zum Applaus der Mitprüfer geführt hat. Ich habe das sehr kritisch betrachtet, wurde aber überstimmt. Anwesend war auch der Schulleiter dieser Institution, der es als sehr gut empfunden hat.


    Ich stimme dir zu, dass es nicht die Johanniter Akademie gewesen sein dürfte. Dort vertrat man bereits zu meiner Ausbildung liberalere Meinungen. Allerdings war lediglich von einer Hannoveraner RD Schule die Rede, und davon gibt es nach meinem letzten Kenntnisstand 4 (JUH Akademie, BF, Blindow und Basix Teamwork oder so ähnlich). Daher würde ich das nicht den Johannitern in die Schuhe schieben wollen. Allerdings bin ich nicht sicher, ob es klug ist solche Details aus einer Prüfung unter direkter Erwähnung des Schulleiters hier einzustellen. Nunja, musst du letztendlich selbst wissen.


    @Ani: Beim Medikamentenaufziehen in Rettungsassistentenprüfungen ist wohl von einigermaßen standartisierten Notfällen auszugehen, wenn man mal ehrlich ist. Natürlich entscheidet der Arzt über Antiarrhythmika. Aber bei den üblichen Standartnofallbildern darf die übliche medikamentöse Therapie nach der Ausbildung einfach kein Geheimnis mehr sein.

    Moin,


    ich kenne mehrere Schulen in Norddeutschland, die die NK-Medikamente zwingend erwarten und darauf bestehen, dass erweiterte Medikamente vorbereitet werden, und deren Indikation / Dosis / Kontraindikationen / Nebenwirkungen gekannt werden. Sollte dies auch in der praktischen Prüfung nicht geschehen, so wird sich das in aller Regel negativ aufs Prüfungsergebnis niederschlagen. Die eigentliche Applikation wird allerdings nicht erwartet, aber der Unterschied ist eher gering. Die rechtliche Situation ist aber natürlich auch Teil des Unterrichts. Letztendlich ist es also eine Frage der Formulierung. Wurde erwartet, dass ein Medikament aufgezogen und das Wissen um dessen Applikation kundgetan wird, oder wurde tatsächlich das simulierte Spritzen erwartet?


    Ketanest ist doch schon in einigen Kreisen als "freigegebenes" Medikament in den Algorithmen enthalten. Ich kenne die Situation in Ba-Wü nun nicht, allerdings wird auch immer für das gesamte Bundesgebiet ausgebildet. Das Wissen über dieses Medikament zu vermitteln und zu prüfen halte ich perse nicht für falsch. Es ist ja davon auszugehen, dass im Unterricht detailiert auf die Problematik der Medikamentengabe eingegangen wurde. Im Rahmen einer Prüfung eine Applikation zu erwarten halte ich für schwierig, da die Prüfung dann leichter angefochten werden kann. Allerdings kann eine solche Aussage auch einfach dazu dienen, dass der zukünftige Prüfling motiviert wird, sich mit Pharmakologie zu beschäftigen. Auch das könnte ich mir sehr gut vorstellen und im Zweifelsfall wäre auch die Frage, ob es hier vielleicht die Einzelmeinung eines Dozenten ist.


    Viele Grüße,
    Johannes

    Harris sei ganz beruhigt, es kostet in Hamburg wie in fast allen Städten eine nicht unerhebliche Gebühr, ich habe gerade nochmal einen Bekannten gefragt. Und ja, sowohl für FFler als auch für den BFler.


    @Mr Blaulicht: Dies ist ein Problem des Sanitätsdienstbereichs, nicht des Rettungsdienstes. Im Zweifelsfall muss man das Ganze ebenso kommerziell aufziehen, wie Sicherheitsdienste, Catering und den Rest. Dann muss man das qualifizierte Personal schlicht und ergreifend einkaufen. In Bereichen, in denen der Rettungsdienst in öffentlicher Hand ist, finden solche Sanitätsdienste ja auch statt. Es scheint hier also Lösungen zu geben.


    @Shavakur: Man kann sich Sachen auch schön reden. Sicherlich hast du in gewissem Umfang recht, dass die Bereitschaft zu billig Löhnen zu arbeiten ein riesiges Problem sind. Auch diese Diskussion habe ich mit bereits häufiger mit Kollegen geführt. Das macht das ehrenamtliche Engagement aber nicht besser, denn kostenlos ist noch schlimmer als zu billig. Mir sind Aushilfen, die von dem Ertrag die Haushaltskasse aufbessern oder Studenten, die damit ihren Lebensunterhalt zehnmal lieber, wie Ehrenamtliche, die einfach nur Stellen zerstören. Ansonsten sehe ich persönlich den TVöD als richtungsweisend für die Bezahlung. Aber Tarife ändert man durch Mitgliedschaft in Gewerkschaften, Tarifverhandlungen und Streiks. Der fehlende Fortschrittswille des Rettungsfachpersonals wurde an anderen Stellen ja zur Genüge kritisiert.

    Da die Anzahl solcher Großveranstaltungen in der Regel halbwegs planbar sind, kann man sowas, insofern man es sich entsprechend bezahlen lässt, durchaus in der Personalreserve berücksichtigen. Freelancer sind im deutschen RD ja eher die Ausnahme, aber eine gewisse Anzahl von Teilzeitkräften / Aushilfen wird immer notwendig sein. In der Regel sollte man es damit hinbekommen, wenn nicht, was spricht dagegen einen Dienst in so einer Größe zwischen mehreren Anbietern zu teilen? Dann muss man den Dienst eben gemeinsam mit Anbietern aus dem Umland besetzen, oder die nächste Großstadt mitanfragen. Es gibt da tausend Möglichkeiten, das muss man nur wollen. Und dabei ist natürlich die Finanzierung das Hauptproblem. Wenn man es bezahlt (wie die anderen Dienstleister auch), dann wird sich auch jemand finden, der es sich bezahlen lassen möchte. Es gibt übrigens durchaus einige private Rettungsdienste, die Sanitätsdienste mit bezahlten Arbeitskräften betreiben.


    Und ich muss dir auch widersprechen. Die Dienstleistung Sanitätsdienst kann nicht maßgeblich für berufspolitische Forderungen des Rettungsdienstes sein. Damit stelle ich nicht in Frage, dass die Sicherheit bei Veranstaltungen gewährleistet sein muss und das natürlich der Sanitätsdienst eine wichtige Aufgabe ist. Aber er ist nicht der Rettungsdienst und hat damit auch erstmal recht wenig zu tun, zumindest unter berufspolitischem Gesichtspunkt.

    Moin,


    Rivendel, wenn du dieses Zitat von mir bringst, muss ich meine Ergänzung hier nochmal ins Feld führen, da ich den Eindruck hatte, dass es missverstanden wurde:


    Moin,
    [...] Und bevor das falsch rüberkommt: Sie sind nicht zum Koffertragen da, sondern zum Lernen. Dabei wird man auch Einsätze führen, trotzdem würde ich das nicht als Teamchef (neudeutsch: Leader) bezeichnen wollen. Gegen echte Praktikanten habe ich eigentlich nie etwas, solange sie volljährig sind. Und mit letzterem möchte ich keine neue Diskussion lostreten. Ich verstehe auch weiterhin nicht, was gegen den bisherigen gut fortgebildeten, regelmäßig Dienst schiebenden EAler als geringfügig Beschäftigten / Aushilfe sprechen sollte... [...]
    Viele Grüße,
    Johannes


    Es ging mir um "vollwertige" Besatzungsmitglieder auf Position des Dritten. Diese Forderung wurde anfangs ja mal gestellt, ich weiß nicht mehr von wem und wie genau. Gegen Praktikanten im eigentlichen Sinne habe ich nichts, gegen defakto Vollkräfte als Dritten schon. Dies lädt wieder zum Ersetzen ein. Natürlich sollten EA Praktis keine Plätze belegen, die für Praktikanten im Rahmen einer regulären Ausbildung benötigt werden. Ich gebe aber zu, dass dies falsch rüberkam.


    Zu deiner Ahnung zur Feuerwehr: Du liegst in der Tat komplett daneben. Ein bis zum Gruppenführer ausgebildeter Freiwilliger Feuerwehrmann hat ein paar Wochen absolviert, ein Berufsfeuerwehrmann hat eine anderthalbjährige Ausbildung BI-BIII hinter sich. Es dürfte sich von selbst verstehen, dass zwischen den Kursen fachlich Welten liegen, allein durch die Ausbildungszeit bedingt. Aber auch die Arbeitsplatzproblematik bei der Berufsfeuerwehr ist nachgewiesen. So wurde in etlichen Großstädten (zum Beispiel Hamburg) eine Nachtausdünnung angeordnet, da in dieser Zeit verstärkt auf Freiwillige Feuerwehren zurückgegriffen werden kann. Dies ist aus berufspolitischer Sicht der Berufsfeuerwehren sicher nicht unproblematisch. Das ist hier aber nicht die Baustelle. Die Vergleichbarkeit des Systems Feuerwehr mit dem System Rettungsdienst sehe ich aber, ähnlich wie Daniel nicht. Die Begründung hat er ja größtenteils schon geliefert.


    Viele Grüße,
    Johannes

    Moin,


    Jörg, ja deine Meinung hat mich wirklich interessiert. Und wir sind in vielen Punkten sehr viel näher beeinander als ich gedacht hätte. Ich sollte vielleicht einen Punkt nochmal etwas erklären. Meine Ablehnung gegen den EAler als dritten Mann bezog sich nicht auf ein Praktikum, sondern lediglich auf den Anspruch als vollwertiges Besatzungsmitglied zu fungieren. Praktikanten im Sinne eines weiterbildenden Praktikums sind immer sinnvoll und lobenswert. Und bevor das falsch rüberkommt: Sie sind nicht zum Koffertragen da, sondern zum Lernen. Dabei wird man auch Einsätze führen, trotzdem würde ich das nicht als Teamchef (neudeutsch: Leader) bezeichnen wollen. Gegen echte Praktikanten habe ich eigentlich nie etwas, solange sie volljährig sind. Und mit letzterem möchte ich keine neue Diskussion lostreten. Ich verstehe auch weiterhin nicht, was gegen den bisherigen gut fortgebildeten, regelmäßig Dienst schiebenden EAler als geringfügig Beschäftigten / Aushilfe sprechen sollte...


    Aber recht hast du, etwas Entspannung täte der Diskussion gut.


    @Condorp: Menno! ;-)


    Viele Grüße,
    Johannes

    Dann kam es wohl nur falsch rüber, du wirktest dem Thema gegenüber gelinde gesagt ablehnend eingestellt. Aber mein Eindruck mag mich trügen. Ich finde den Titel zumindest abwerten. Was spräche gegen "Ehrenamt im Rettungsdienst - Problematisch?" oder "Ehrenamt im Rettungsdienst - Probleme für das Hauptamt", was erstmal neutral ist? Ich finde nicht, dass es in diesem Thema wirklich darum geht, ob der KatS und die FF Jobs verhindern. Außerdem finde ich "killen" bei dem Problem unangemessen flapsig. Es würde dem Thema auch gut tun, wenn der Titel ergebnisoffen wäre, auch wenn die Mehrheiten hier scheinbar recht deutlich erkennbar sind.

    Moin,


    Rivendel, dass du meine Argumente nicht verstehst mag daran liegen, dass du sie vermischst. Ich habe nie behauptet, dass ich persönlich mit Ehrenamtlichen arbeiten müsste. Das wäre dreist gelogen. Ich bin seit einiger Zeit im öffentlichen Dienst tätig und da ist das Ehrenamt raus. Daher ist auch Der_Tobis Aussage zum Ausspielen von Ehrenamt und Hauptamt gegeneinander schlicht falsch. Wie denn? Wir haben keines.


    Es geht hier um Stellenverhinderung und vor allem (Thema des Threads) um den Zwang einer ehrenamtlichen Tätigkeit neben dem Beruf. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sich ein Hauptamtler nebenbei in der SEG engagiert oder Sanitätsdienste macht, bis ich hier in die Metropolregion Hamburg gezogen bin, habe ich dies selbst die meiste Zeit getan, nur eben nicht für meinen Arbeitgeber (öD, kein Ehrenamt). Ich halte es aber verwerflich dazu gezwungen zu werden. Von daher ist mein Argument, dass Aushilfen meist motiviert und gerne in den SEGen die Fachkompetenz stellen, in keinster Weise widersinnig. Auch wird ein Arbeitgeber sich eher schwer tun einen Ehrenamtler vor die Türe zu setzen, und das ist sein einziges Instrument, als eine Aushilfe / einen Hauptamtlichen zu disziplinieren. Hier sei nur mal das Instrument der Dienstanweisung und der Abmahnung genannt. Das Arbeitsrecht ist eher hilfreich denn hinderlich.


    Und ja, es ist richtig, in den Regionen, in denen ich tätig war, habe ich relativ wenig mit Ehrenamt im RD zu tun gehabt. Dennoch halten sich die Vorurteile, dass wir alle dies ja nur als Hobby machen und keine richtige Ausbildung haben vehement. Und daran sehe ich maßgeblich die Hilfsorganisationen Schuld, die genau das leben und propagieren. Das hat erst nachgelassen seit "Rettungsdienst Kreis Xxx" auf meinem Auto steht. Als öffentlicher Rettungsdienst wird man eher als berufliche Fachkraft wahrgenommen. Dies mag beim Bürger ein eher geringes Problem sein, was man durch persönliches Auftreten kompensieren kann, aber es ist im politischen Bereich ein großes Problem, wenn man dieses Berufsbild, nicht die Hobbytätigkeit, weiterentwickeln will. Und dabei ist es mir persönlich egal, ob dem Huber Seppl sein Dorfkrankenwagen, den er doch schon immer am Wochenende besetzt hat, weggenommen wird. Daher sehe ich die laufenden Rekommunalisierungen (siehe anderer Thread) auch als große Chance für den Beruf des Rettungsassistenten als solchen.


    Übrigens trifft es tatsächlich mein Erleben, dass in Bereichen ohne Ehrenamt und vor allem ohne Ehrenamtsquoten im RD das Lohngefüge deutlich mitarbeiterfreundlicher ist. Ansonsten würde ich diese Argumentation hier auch nicht anbringen. Das trifft auch das Erleben vieler Kollegen, die aus dem Bayrischen nach Norden ausgewandert sind. Aber ich kann nicht ausschließen, dass dies eine überraschende Anhäufung von Einzelfällen sind. Denn eine gebietsvergleichende Lohnstatistik ist mir für den Rettungsdienst nicht bekannt. Interessant wäre dabei ja insbesondere NRW, wo beide Systeme auf engem Raum vorkommen.. Rettungsdienste in öffentlicher Hand und HiOrgs mit Ehrenamtsquote jenseits des Vorstellbaren.


    Viele Grüße,
    Johannes


    @cp: Das wir beide nochmal einer Meinung sind! Unglaublich, aber es freut mich, insbesondere in dieser Sache, immens.

    dann solltest du den Thread mal lesen, genau das wird behauptet und zwar mehrfach.


    Es wäre einer Diskussion zuträglich, wenn du einige Stellen exemplarisch aufführen würdest. Bisher wurde dem Ehrenamt nur fehlende Routine, sofern nur sehr selten gefahren wird vorgeworfen und dass es der Professionalisierung des Berufsbildes im Wege steht. Das sind etwas deutlich anderes. Übrigens sprach ich nicht von Hamburg sondern von meinem letzten Rettungsdienstbereich, ich wohne lediglich in Hamburg (Ich vermute diese Anspielung war auf mich gemünzt). In Hamburg spielt das Ehrenamt leider tatsächlich eine gewisse Rolle, wenn auch eine sehr Untergeordnete.


    Im Rettungsdienst ist es eben nicht optional, dass Stellen besetzt werden, daher verhindert eine von Ehrenamtlichen besetzte Stelle tatsächlich und unabstreitbar eine echte hauptamtliche Stelle. Denn es gibt Bedarfspläne und es ist schlicht vorgeschrieben, wieviele Rettungsmittel ein Betreiber stellen muss und wie diese besetzt werden müssen. In deinem Argument der Bezahlbarkeit hast du völlig übergangen, dass es Kreise gibt, die einen finanzierbaren Rettungsdienst auf die Beine stellen, völlig ohne Ehrenamtliche. Weiterhin muss man ehrlich sagen, dass das Ehrenamt im Rettungsdienst ein eher punktuelles Phänomen ist. In weiten Teilen Deutschlands spielt es nur eine geringe oder gar keine Rolle mehr. Beachte mal wie großflächig derzeit rekommunalisiert wird. Kommunale Rettungsdienste arbeiten grundsätzlich nicht mit Ehrenamtlern.


    Es ist auch so, dass Ehrenamtliche bei Lohnverhandlungen eher ein Problem denn eine Hilfe sind. Ehrenamtliche Mehrarbeit durch Hauptamtler wird vorausgesetzt, Überstunden als Ehrenamt verbucht etc. pp. Genau darum ging es hier ja in diesem Thema, wie dir vielleicht auffällt. Es ist daher keine unbewiesene Behauptung, sondern schlicht und ergreifend ein Fakt. Unbewiesen ist allenfalls, dass Arbeitgeber Ehrenamtliche gern als Argument heranziehen, um den Lohn direkt zu drücken. Aber ich denke jeder, der lang genug im Rettungsdienst ist, kennt Kollegen, denen genau das passiert ist.


    Auch das Argument der SEGen und des Katschutzes zieht nicht. Im Katastrophenschutz benötigt man meines Wissens nach nur eine geringe Anzahl an rettungsdienstlich qualifiziertem Personal, im wesentlichen werden bei den Einheiten nach Bundes- / Landesvorgaben Sanitätsqualifikationen verlangt. Man muss einfach berücksichtigen, dass auch hier der "richtige" Rettungsdienst dabei sein wird, der KatS ist nicht auf sich allein gestellt. Und SEGen, nun diese Einheiten braucht es bei den derzeitigen Strukturen im RD in der Tat. In dem von mir angesprochenen Kreis waren diese aber durch die bezahlten Aushilfen, Studenten etc auch qualifiziert zu besetzen. Und das ganz ohne boshafte Verpflichtungen zur ehrenamtlichen Mehrarbeit.


    Im Rettungsdienst bringt das Ehrenamt aus meiner Sicht mindestens die folgenden Nachteile mit:
    1. Es verhindert Stellen.
    2. Es schadet der Professionalisierung des Berufsbild, in dem der Rettungsdienst als Hobby dargestellt wird.
    3. Schlechte Disziplinarmöglichkeiten, der Arbeitgeber hat letztendlich kaum eine Möglichkeit, das Verhalten eines Ehrenamtlers zu steuern.


    Weitere Nachteile können vielerorts in Aus- und Fortbildung zu finden sein, da häufig mit dem Argument der Machbarkeit von Haupt- und Ehrenamt nicht das selbe eingefordert wird.


    Vorteile durch das Ehrenamt sehe ich nicht. Man erwartet auch nicht, dass Krankenpflegestellen ehrenamtlich besetzt werden, das ist letztendlich nichts anderes. Und nein, für alle Probleme des Rettungsdienstes gebe ich dem Ehrenamt nicht die Schuld. Aber für sehr viele, insbesondere für schlechte Arbeitsbedingungen.


    Gruß,
    Johannes

    Moin!


    Ich bin zwar nicht angesprochen, teile diese Meinung aber und misch mich daher mal ungefragt ein:


    Ehrenamtliche Mitarbeiter im Bereich des Rettungsdienstes zerstören Arbeitsplätze, egal ob nun haupt- oder nebenamtlich, und sie schaden obendrein der Gehaltsstruktur. Ich habe 5 Jahre in einem Kreis gearbeitet, der es perse untersagt hat, ein Rettungsmittel außerhalb der Alarmierung von SEG / KatS ehrenamtlich zu betreiben. Da dies Teil der Beauftragung war, war die Strafandrohung hoch genug um es durchzusetzen. Und entgegen aller Erwartungen ist der Rettungsdienst nicht kollabiert, es gab (Edit: bezahlte) Aushilfen und weiterhin Ehrenamtliche für die SEG. Weil die bezahlten Aushilfskräfte motiviert waren.


    Gehaltsverhandlungen zu Zeiten des Fachkräftemangels werden auch leichter, wenn das Argument wegfällt, dass man froh sein könne, überhaupt bezahlt zu werden. Schließlich gibt es ja wenigstens fünf Leute, die das sofort umsonst machen würden. Ich gehe sogar so weit, dass Ehrenamt auf einem Rettungsmittel gar nichts zu suchen hat, auch als Dritter nicht. Wer nebenbei etwas Rettung fahren will, kann dies als Aushilfstätigkeit machen. Warum denn bitte umsonst? Gibt es da ein vernünftiges Argument? Das einzige, was ich bisher gehört habe ist, dass die Ehrenamtsentschädigungen ja steuerfrei wären und man es dann dem Arbeitgeber nicht anmelden muss (wo ich mir nicht einmal so sicher wäre). Und das Ausnutzen rechtlicher Grauzonen ist kein Argument fürs Ehrenamt, sondern dagegen. Ansonsten hört man noch, dass man nicht genug Zeit hätte, es als richtigen Nebenjob zu betreiben. Dann kann man es aber auch lassen, weil Routine bekommt man nicht von zwei mal im Jahr mitfahren, am besten dann auch noch als erster Mann auf dem Wagen.


    Mir ist klar, dass diese Meinung unpopulär und vermutlich auch sehr radikal ist. Aber Rettungsdienst ist kein Hobby, sondern ein Beruf. Damit wir endlich weg vom Status eines Hilfsarbeiterjobs kommen, muss zu erst das Ehrenamt mal 12 Schritte zurücktreten. Niemand will dem Ehrenamt seinen Sanitätsdienst, seine SEG und seinen KatS wegnehmen, aber bitte nehmt nicht dem Hauptamt seine Stellen weg, es richtet Schaden an! Und um das vorweg zu nehmen, wenn diese Bereich ehrenamtlich nicht zu bestellen sind, es gibt viele Geschäftsmodelle mit denen auch sowas abgedeckt ist. (Siehe private Sandienstanbieter, MHW usw.)


    Viele Grüße,
    Johannes

    Es ist ein bisschen mysteriös, dass man diese Geschichte zu fast jeder Rettungsdienstschule schonmal gehört hat. Es ist allerdings schon richtig, dass bei computerausgewerter Reanimationsprüfung der Puppenhersteller einen grossen Unterschied macht. Daher ist es schon unfreundlich, einfach die Puppe zur Prüfung zu wechseln. Allerdings wird das kaum eine Schule machen, da sie in der Regel kein Interesse am übermässigen Durchfallen der Prüflinge hat und zum anderen ist es dennoch durchaus machbar die Prüfung zu bestehen.


    Zur eigentlichen Frage: Die Möglichkeit des Ausgleichens wir in aller Regel von den Schulen unterschiedlich gehandhabt. Hier besteht tatsächlich ein gewisser Spielraum, der durchaus auch rechtens ist. Die Prüfungskomission entscheidet über Durchfallen und Benotung. Eine Anfechtung auf juristischem Wege setzt meist an anderen Punkten an. Ansonsten würde ich nicht jeden urbanen Mythos glauben, den mir ein BF Praktikant auf der Leitstelle erzählt, diese Geschichte soll angeblich in sovielen Städten passiert sein... ;-)

    Es wird in HH zwar jeder Kollege in 24 Monaten zum Brandmeister und anschließend zum Gruppenführer (B3) ausgebildet. Aber trotzdem werden die Kollegen nach der Ausbildung zur Zeit (soweit ich weiß) für ca. 8 Jahre nach A7 bezahlt. Nach den durchschnittlich 8 Jahren steht eine Beförderung nach A8 an und erst frühestens ein Jahr nach der Beförderung nach A8 kann man nach A9 befördert werden (also zum Gruppenführer, zu welchem ja die B3 Ausbildung befähigt). Eine tatsächliche Beförderung nach A9 (Gruppenführer) findet aber in der Regel erst viele Jahre nach einer Beförderung nach A8 statt. Also arbeiten auch in HH sehr wohl die meisten Kollegen im Tätigkeitsfeld und der Besoldungsstufe A7 und A8. Nur der Aufstieg wird durch die regelhafte Ausbildung zum Gruppenführer erleichtert.


    Hier in Köln ist es z.B. so, dass man sich nach einigen Jahren als Brandmeister (A7) intern für eine B3 Asubildung qualifizieren muss und erst anch erfolgreichem Auswahltest werden ca. 10 - 15 Kollegen pro Jahr zur B3 Auswahl ans Institut der Feuerwehr nach Münster geschickt.


    Ich habe mich auf die Ausbildung bezogen, nicht auf die Bezahlung. Das Einstiegsgehalt von A7 ist natürlich korrekt, der Rest den du zu Beförderungen geschrieben hast, war bis Ende letzten Jahres richtig. Die Feuerwehr Hamburg hat das Laufbahnverlaufsmodell abgeschafft und versucht derzeit ein neues, für den Beamten wohl deutlich schlechteres, Modell einzuführen. Da sich dieser Vorgang derzeit in der Schlichtung befindet, wird momentan gar nicht befördert. Bisher ist ein offizieller Beförderungsstopp allerdings nicht ausgesprochen worden. Er wurde von der Amtsleitung bislang lediglich angedroht, die geplanten Beförderungen zu Ende März wurden allerdings verschoben.


    Die Funktion des Fahrzeugführers (so wird der Gruppenführer bzw eigentlich Staffelführer bei der BF HH genannt) ist in Hamburg übrigens keine A9 Funktion, sondern eine Funktion des gehobenen Dienstes und wird normalerweise durch die Wachabteilungsführervertreter (BI-BRA) wahrgenommen. Lediglich die Fahrzeugführervertreter kommen aus dem mittleren Dienst, sind dort aber nicht A9 sondern A9Z (Hauptbrandmeister mit Amtszulage) eingestuft. Dennoch wird jeder Kollege hier zum B3 ausgebildet, sollte diese nicht bestanden werden, wird der Beamte auf Widerruf nicht mit einem B1 übernommen. Daher bleibt es bei meiner Aussage, dass man mit einem B1 bei der BF HH nicht arbeiten kann.