Beiträge von Johannes D.

    Ehrlich gesagt doch, es läuft deutlich anders ab. Sicherlich schickt man zu einem Notfall einen RTW und ein NEF, allerdings ist der Arzt deutlich flexibler, wenn er ein Fahrzeug ohne Transportkomponente hat, was hinterher fährt. Zumindest nach persönlichem Empfinden erfolgt ein nicht unerheblicher Teil der Transport als "Arzt im Bedarfsfall abkömmlich". Diese Patienten kann der NAW-Arzt dann entweder gar nicht begleiten, oder aber es kommt sowas dabei raus, wie es oben beschrieben ist. Und mit Verlaub, das ist einem Patienten einfach nicht zumutbar. Ich bin gewiss kein Freund unserer Gesellschaft von Wutbürgern und Anspruchsdenken, aber ein Notfallpatient, gleich welcher Kategorie, sollte nicht einen zweiten Notfalleinsatz mitfahren und am Strassenrand warten müssen. Das geht einfach mal gar nicht...


    Den NAW als RTW zu rechnen ist auch Unfug, denn er kann letztlich so nicht eingesetzt werden. Sicherlich bindet ein Notarzttransport im NEF System zusätzlich einen RTW, aber ein NAW kann kaum zu normalen RTW Einsätzen disponiert werden, weil man sich gerade im ländlichen Gebiet dann seinen einzigen Doktor auf weiter Flur verbaut. Von daher sollte das im Bedarfsplan auch so nicht gerechnet werden. Und wenn man ehrlich ist, eine Arztbegleitung ist auch nur in einem relativ geringen Prozentsatz der Fälle erforderlich, wenn man jetzt davon ausgeht, dass alle Transporte, wo ein Arzt abkömmlich ist, von vorneherein vom RTW solo gefahren werden, bleibt wohl gar nicht mehr so viel übrig. Man darf auch nicht verachten, dass ein kleines schnittiges NEF wesentlich praktischer als Arzt und Materialtransporter ist, denn der grosse NAW. Wobei das in Österreich wohl nicht so sehr ins Gewicht fällt.


    In Hamburg gibt es auch NAW, allerdings werden die vorrangig für arztbegleitete Sekundärfahrten genutzt, da macht das System natürlich Sinn. Im Primäreinsatz fungiert der NAW dann meist als NEF und begleitet auch tatsächlich den RTW in Krankenhaus. :rtw: :rtw:


    Viele Grüsse,
    Johannes

    Zu der BF-Stufenausbildung sei mir nochmal ein kurzer Exkurs verziehen, hier habe ich noch einen interessanten Link gefunden:


    Feuerwehrmagazin: Duale Ausbildung bei den Feuerwehren Hannover, Hildesheim, Salzgitter und Bremerhaven.


    Vielleicht lohnt es sich auch, das Thema zu separieren?


    Viele Grüsse und gute Nacht!
    Johannes


    @Johannes D:


    Die "Stufenausbildung" zum Brandmeister, die es als Versuchsmodell gibt, ist mir bekannt - aber ich meine mich dran erinnern zu können, dass man da einen Ausbildungsberuf mit 3 Jahren Ausbildungsdauer kreieren wollte. In den ersten 12 Monaten sollten Grundkenntnisse in Metall- und Holzbearbeitung und weiteren handwerklichen Fähigkeiten vermittelt werden, im 2. und 3. Ausbildungsjahr sollte dann die Brandmeister- bzw. die Werkfeuerwehrmann-Ausbildung erfolgen. Ich meine, darüber mal in einem Feuerwehrmagazin was gelesen zu haben, dass dies ein Projekt war, welches von BF'en und Werkfeuerwehren gemeinsam erdacht worden war. Wie gesagt, beschwören will ich da nichts, aber so habe ich die Fakten in Erinnerung...


    Mein Fehler, es sind in dem Fall wohl tatsächlich 3 Jahre. Da bin ich scheinbar durcheinander gekommen. Beispiele für die Stufenausbildung sind nach kurzem Googlen Düsseldorf und Grevenbroich, allerdings hatte ich noch 2-3 Feuerwehren aus dem Pott im Ohr, konnte dazu aber auf die Schnelle keine Quelle finden. Düsseldorf wurde ja bereits verlinkt, Grevenbroich findet man hier. Das es früher was besonderes war, wenn Rettungsassistent als feuerwehrnützlicher Beruf zugelassen war, habe ich mal gehört... ;-) Bis ich aber wiederfinde, welche es noch waren, möchte ich etliche auf "ein paar" korrigieren.

    Der Vergleich hinkt aber nur ein bisschen, da es in etlichen Berufsfeuerwehren den Brandmeister als eigenständige Ausbildung ohne vorherige Berufsausbildung gibt. Die Eingangsvoraussetzung ist dann allerdings der Realschulabschluss und die Ausbildungszeit beträgt in diesem Fall 24 Monate, da zusätzlich Grundlagen in verschiedenen handwerklichen Disziplinen vermittelt werden. Allerdings gibt es mancherorts auch die "klassische" Brandmeisterausbildung als 24 monatige Ausbildung.


    Es ist aber schon auffällig, dass dies genannten Beispiele alles Tätigkeiten im Bereich der BOS sind, oder nicht?

    Moin,


    ich möchte erstmal klarstellen, dass ich keinerlei Interesse habe, irgendjemanden zu beleidigen. Auch hasse ich die Firma KBA nicht, mein Kontakt und meine Meinung zu dieser Firma beschränkt sich darauf, dass ich überzeugt bin, an mir wäre mal ein KTW mit dieser Aufschrift vorbeigefahren...


    Ich schliesse mich der allgemeinen Kritik über die Art der "Etablierung", wenn man es denn überhaupt so nennen will, dieses vermeintlichen Rettungsmittels an. Eine korrekte Etablierung läuft über Bedarfsermittlungen, Ausschreibung und Beauftragung. Dies ist ein Prozess den andere private Anbieter regelmässig fordern und auch einklagen. Meine Frage ist, warum sollte es in diesem Fall in Ordnung sein, dass dieses System so umgangen wird? Würdet ihr als Rettungsdienstanbieter nicht gegen so eine Vergabe vorgehen, wenn der Landkreis das so mit einem eigenbetrieben beflügelten NEF so praktiziert hätte?


    Das Konzept NEH erscheint mir weniger nach einem innovativen Konzept für ein neuartiges NEF, denn nach einem Konzept wie gültige Rechtsnormen und Vorschriften für einen RTH umgangen werden sollen. Warum genau benötigt ein NEH nicht die selben techn. Voraussetzungen wie ein RTH. Es soll ja ein RTH ohne Transportkomponente sein, oder habe ich da etwas wesentliches falsch verstanden. Ich beziehe das auf medizinisch-technische Ausstattung, die Maschine (Stichw. JAROPS) und Personal (HCM vs. RettAss).


    Es wird hier oft als Heilmittel gegen den Notarztmangel propagiert. Wie soll denn dieses Problem bei nicht flugtauglichem Wetter und Nachts gelöst werden? Wie soll dies gewährleistet sein, wenn der Hubschrauber für andere Zwecke (Blut- und Organtransporte) eingesetzt wird?


    Diese Fragen wurden alle mehr oder weniger direkt schon gestellt. Ich habe sie hier nochmal zusammengetragen, damit einer der Befürworter vllt. doch noch darauf eingeht. Insbesondere du, Rosthy, hast ja darum gebeten. Vom Kollegen Goka wäre noch sehr interessant zu erfahren, auf welche Statistiken er sich denn so vehement bezogen hat, da sie sehr fern der Realität wirken. Allerdings erwarte ich von ihm inzwischen nur in regelmässigen Abständen Fragen, ob es denn nichts mehr dazu zu sagen gibt. Daher kann ich mir die Frage danach wohl sparen...


    Viele Grüsse,
    Johannes

    Rosthy, was tut die Normung eines First Responders in dem Zusammenhang zur Sache? Selbst wenn irgendwo Unrecht geschieht, was mit Sicherheit der Fall ist, gibt mir das ja nicht das Recht, selbst Unrecht zu tun. Auch sollen mit dem First Responder im Gegensatz zum NEH keine Rettungsmittel ersetzt werden (in dem Fall NEF, weiter hergeleitet RTH). Sollte man den NEH als "RTH Ersatz" sehen, könnte man hier sogar das bewusste Umgehen von Vorschriften und Normen vorwerfen. Aber es wäre auch interessant, wenn die "Pro NEH" Fraktion denn mal zu den ganzen offengebliebenen Fragen Stellung beziehen könnte, statt permanent nur Polemik zu verbreiten...


    Drittermann, du machst es dir auch ein wenig zu einfach. Der Geltungsbereich der RD Gesetze umfasst die gesamte Notfallrettung nicht nur die kostenpflichtige. Relevant könnte hier aber durchaus sein, dass solche Strukturen in aller Regel im Einvernehmen mit Entscheidungsträgern geschaffen wurden und nicht eigenmächtig. Im Allgemeinen ist es dann auch deutlich einfacher auf Kooperation zu treffen. Mit ist allerdings hier in der Gegend auch kein FR System bekannt, das ist ja generell eher ein Phänomen im Süden der Republik (mit anderen RDGes)?

    Moin!


    Ich bin nicht sicher, ob die 3 Jahresregel irgendeine wirkliche Gültigkeit hat oder eine Soll-Bestimmung ist, dazu können andere viel kompetenter Antworten als ich. Es wird aber mit Sicherheit erhebliche Probleme bereiten, einen Abschluss mit solcher Zeitdifferenz beurkunden zu lassen. Davon abgesehen, fühlst du dich denn fit genug, den M4 Lehrgang (RS Abschluss) einfach so zu machen? Du hast nur 1 Woche Zeit und wirst nach heutigem Stand geprüft, sprich theoretisches Hintergrundwissen, Reanimation, Fallbeispiele. Meinst du, dass du das schaffst?


    Ich würde dir auf jeden Fall dringend zum erneuten Lehrgangsbesuch raten. Es hat sich innerhalb meiner vergleichsweise sehr kurzen Dienstzeit seit 2005 sehr viel getan, ich schätze mal seit 1998 noch sehr viel mehr. Es wird sicherlich auch schwer werden ein Krankenhaus / eine Lehrrettungswache zu finden, die dir unter den Umständen guten Gewissens einen Praktikumsplatz stellt.


    Viele Grüsse,
    Johannes

    Bei einem Einsatz der ungewöhnlich ist müssen Strategien abgesprochen werden. Die Feuerwehr muss die Bedürfnisse und Notwendigkeiten des Rettungsdienstes bei der Rettung erfahren und der Rettungsdienst muss die technischen Möglichkeiten und Grenzen der anwesenden Feuerwehr kennen. Daraus ergibt sich dann die Herangehensweise. Soetwas fängt simplen Begriffen wie "schnell" und "schonend" an. Dieser Prozess der Strategiefindung ist aufwendig und bindet Ressourcen. Der Rettungsmittelhalteplatz ist zu organisieren, die Landeplätze zu bestimmen. Es müssen generell erstmal die Hubschrauber besorgt werden und Betten für die Patienten organisiert. Auch für ein Krankenhaus ist ein Patient mit einer derartigen Pfählungsverletzung nicht alltäglich und ein geeignetes Haus muss gefunden werden.


    Die Einsatzleitung des Rettungsdienstes ist in diesen Aufgaben ausgebildet und erfahren. Obendrein dürften die Kollegen am Patienten genügend Dinge zu tun haben, sodass sie froh sein werden, wenn ihnen jemand diese Aufgaben abnimmt. Dein Argument der Bindung von LNA / OrgL kann ich nicht ganz nachvollziehen. MAnVs treten ja auch nicht auf wie am Fliessband und wie schon mehrfach erwähnt, kann man jemanden aus der Gesamteinsatzleitung auch wieder entlassen und er kann bis dahin viel Gutes getan haben.


    Immer dran denken, wer beim Planen versagt, plant sein Versagen!

    Es gibt Gegenden, da ist es gar nicht unüblich bei "komplizierten" Einsätzen, die die Zusammenarbeit mehrerer Fachdienste erfordern, Führungskräfte auch unterhalb der üblichen Schadensgrenzen zu alarmieren. Für den Rettungsdienst ist das dann halt der LNA / OrgL, bei der Feuerwehr gern auch mal ein B-Dienst. Ich finde es durchaus sinnvoll. Sollte sich tatsächlich in der Zeit eine Lage ergeben, die deren Anwesenheit erfordert ist der Weg zu ihrem Einsatzfahrzeug sicher auch nicht weiter als am Stütz. Ich sehe das Problem nicht, die anwesenden Notärzte / RettAss können sich so auf die Patientenversorgung konzentrieren und die Helmstreifenträger organiseren den Einsatz.

    Ein bisschen harte Worte dafür, dass er so Unrecht nicht hat. Es wird vermutlich der Versicherungswert des Fahrzeugs erstattet. Allerdings muss man auch ehrlich davon ausgehen, dass das den Neubeschaffungswert eines äquivalenten Fahrzeugs nicht deckt, vom Aufwand und Stress ganz zu schweigen. Ich denke allerdings auch nicht, dass jemand deswegen weniger bereitwillig anhält und Hilfe leistet. Die Hemmschwelle ist ja ohnehin recht hoch. Ich kann mir aber sehr wohl vorstellen, dass jemand sich dreimal überlegt das Unfallopfer in seinen PKW zu lassen, wenn er von diesem Vorfall gehört hat.


    Ich muss allerdings auch mal ganz ketzerisch sagen, dass es mir nicht einleuchtet, warum er dies tun sollte. An einer Unfallstelle ist der Sitzplatz in einem Fahrzeug auf der Fahrbahn sicher nicht mindergefährlich, denn ein Sitzplatz abseits der Fahrbahn, der Rettungsdienst kann den Patienten bei einer plötzlichen Zustandsverschlechterung viel besser und zügiger retten ;) und wenn ich ganz ehrlich bin, ich möchte Unfallopfer auch gar nicht unbedingt in meinem Privatwagen haben. Das mag etwas unsensibel klingen, aber der Comfort des Sitzplatzes stellt keine ernsthaft lebensrettende Massnahme dar und ist für eine weitere Behandlung eher hinderlich. (Es wird hier erstmal von erträglicher Witterungs ausgegangen.) Ich denke einfach nicht, dass der Sitzplatz "kriegsentscheidend" ist, von daher sehe ich das Problem nicht, wenn Ersthelfer dies in Zukunft nicht mehr machen... mir persönlich sind auch von rettungsdienstlicher Perspektive frei erreichbare Patienten lieber.

    Ich meine mich zu erinnern (nicht 100% sicher), dass die einfach zu einer günstigen Zeit "da" waren. Das Klinikum Braunschweig hatte die meiner Erinnerung nach für die internen Fahrten zwischen den Standorten (zentrale Blutbank) genutzt und daher hat die Firma sich dann bei der folgenden Ausschreibung gut profilieren können. So oder so ähnlich lief es, ich erinnere mich jedenfalls, dass mein damaliger Dienstherr diese Fahrten auch gern haben wollte. Darum waren die frühen Generationen der Fahrzeuge auch mit Blaulichtern ausgerüstet, die nachträglich mit einer Art Schraubzwinge montiert waren...


    Man muss allerdings betonen, dass man zu der Zeit in der Stadt auch generell nicht viel vom Ehrenamt im professionellen Bereich gehalten hat. Es gab nur eine Hiorg, die EAler eingesetzt hat und das auch nur in sehr begrenztem Ausmass. Aber ich glaube, ich schreibe hier ganz schön OffTopic :pfeif:

    Ich glaube, ich kann diese Frage beantworten. Ich kenne besagtes Unternehmen noch aus meiner Zivildienstzeit in Braunschweig. Die Fahrzeuge sind als Fahrzeuge des Rettungsdienstes eingetragen, da sie zum Beispiel im Auftrag der Leitstelle Kreuzblut von Einsatzstellen abgeholt und dringliche Blutfahrten erledigt haben. Letztlich lässt die StVO diese Interpretation ja durchaus zu... wichtig ist die Zulassung als Fahrzeug des Rettungsdienstes.

    Moin,


    also wenn du den Herold für Innere lesen willst, was sicher keine schlechte Wahl ist, dann kommst du am Aktories für Pharma eigentlich nicht vorbei. Allerdings wirds schwer als RA Pharma auf dem Niveau auch nur entfernt zu brauchen. Informativ ist es allemal, setzt aber gewisse Vorbildung im Bereich der Physiologie und Biochemie voraus. ;-)


    Viele Grüsse,
    Johannes

    Moin,


    ohne jetzt böse klingen zu wollen, aber lieber VK Retter, du hast etwas den Schuss nicht gehört. Ich zumindest finde, dass du die falschen Dinge im ganz falschen Thema diskutierst. Das geringste Problem an diesem Einsatz war wohl die Versorgung der Leichtverletzten oder irgendwelche Warnschutzkleidung in einer ohnehin vollständig abgesperrten Strasse. Bei uns hier in Hamburg muss man nach so einem Einsatz auch sicher nicht wegen einem Anschiss zum WAF, allerhöchstens zur Einsatznachsorge. Vllt sehen hessische BFs das anders, aber bei uns legt man Wert auf die Einsatzkräfte und auf deren Einsatzbewältigung. Zur Fachdiskussion ist so ein Szenario einfach falsch.


    Ansonsten die besten Genesungswünsche an die Kameraden, die Verletzten und mein Beileid den Hinterbliebenen.


    Grüsse,
    Johannes


    PS: Danke Jörg für die deutlichen Worte!

    Eben. Ein deliranter Patient darf fixiert werden, der Alki zum ausnüchtern auf einer Liege/Matratze auf dem Boden liegen, aber der (extrem) adipöse Patient nicht? Als Gegenargument gelten hier höchsten noch die Rücken des Pflegepersonals - den rückenschonend arbeiten ist auf dem Boden ja wohl eher nicht.


    Mal ganz abgesehen davon sehe ich durchaus einen Unterschied in adipositas per magna und einem Sportler/Nutzer von alltäglichen Verkehrmitteln.
    Auch wenn ich D noch der Grundsatz gilt jeder Patient wird unabhängig von der Ursache seiner Beschwerden gleich behandelt, man sollte sich mal Gedanken darüber machen wo es sinnvoll ist Grenzen zu ziehen. Die Studienlage ist da ja recht eindeutig - wenn man sich z.B. mal Adipositas per magna und Gelenkersatz ansieht, oder Wundheilungskomplikationen, oder Nachbeatmungstage, oder Intensivtage, o.ä....
    Denn das alles kostet auch Geld. Und zwar deutlich mehr als ein Supersize-Bett!!


    Entschuldige mal, aber das ist ziemlich deplaziert, was du hier schreibst. Den genannten Adipositasgrad wird man nur sehr schwer durch eine einfache ungesunde Lebensweise. Und mit der gleichen Argumentation kann man Raucher und jeden anderen, der irgendwas ungesundes tut, verdammen, und ja, dazu gehören auch Risikosportarten. Ups, das dürften wir alle sein. Was machen wir jetzt?


    Unser Job ist es Patienten zu behandeln, dazu gehört auch, Achtung vor ihnen zu haben. Und daher kriege ich bei solchen Hetztiraden gegen Patienten mit erheblichen Übergewicht immer etwas Magenkrämpfe...

    Es gibt sicher das ein oder andere Beispiel für eine positiv gelaufene Ausschreibung, wo auch mitarbeiterverträglich agiert wurde. Aber insgesamt sieht die Realität nunmal anders aus. Ein Beispiel aus einem alten Wirkungsbereich von mir. In einer kleineren Grossstadt wurde der Rettungsdienst traditionell von einer bunten Mischung aus Hilfsorganisationen, Privaten und der Feuerwehr bestellt. Qualitätskontrolle gab es durch den ÄLRD und gemeinsame Konferenzen der beteiligten Organisationen. Zudem wollte ohnehin gerne jeder besser als der andere sein. Fahrzeugerweiterungen und -kürzungen wurden gleichmässig über alle Organisationen verteilt.


    Dann kamen die vor einigen Jahren die ersten Ausschreibungen. Zunächst konnte der Status Quo beibehalten werden, aber zunehmend wurden Fahrzeuge zu den günstigeren Anbietern umverteilt, zunächst mit ehrenamtlichen Kalkulationen. Auch wenn die Stadt das mit neuen Ausschreibungskriterien (ausschliesslich haupt- und nebenamtliches Personal) waren schon zwei private Anbieter verschwunden. junge Arbeitnehmer wanderten zunehmend in andere Rettungsdienstbereiche ab, schnell gab es auf kaum einer Wache noch Mitarbeiter, die weniger als 8 Jahre bei der jeweiligen Firma waren. Selbst erfahrene Mitarbeiter nahmen neue Jobs mit weiten Pendelstrecken in Kauf. Ein Wachleiter mit seiner halben Belegschaft wechselte die Stadt, neue Mitarbeiter wurden zu Dumpinglöhnen eingestellt. Wer blieb letztlich übrig? Neue Mitarbeiter, die aus persönlichen Zwängen keine Wahl hatten, diejenigen Mitarbeiter die aus persönlichen Gründen (Familie, Haus, etc) nicht umziehen konnten und eben die ewig gestrigen. Die Qualität im RD Bereich hatte sich spürbar verschlechtert, nicht zuletzt weil fast die gesamte Führungsetage gewechselt hatte und weil die verbliebenen Mitarbeiter wegen drastischer Einschnitte (neue TV, wo sie noch möglich waren, drastische Anhebung der Wochenarbeitszeit, ungünstigere Schichten etc pp) vollkommen demotiviert waren.


    Ich gebe zu, ich bin letztendlich aus anderen Gründen bei einer Berufsfeuerwehr gelandet, aber das Beispiel ist eher repräsentativ dafür, welche Folgen Ausschreibungen wirklich haben. Wer glaubt, dass Verbesserungen durch Existenzängste bei Mitarbeitern erreicht, hat in meinen Augen den Schuss nicht gehört. Tut mir wirklich Leid.

    Johannes D.: Deine Theorie kann ich aus meiner Erfahrung über die letzten 14 Jahre nicht bestätigen. Meiner Meinung nach steigt die Qualität mit der Qualifikation, nicht mit dem Arbeitsvertrag und auch nicht unbedingt mit der Dauer der Anstellung.


    Und deiner Meinung nach erwerben Zivis dann die selbe Qualifikation für ihre 6-12 Monate Dienstzeit, die ein langfristig angestellter Hauptamtlicher durchschnittlich erwirbt? Das halte ich nicht für plausibel. Sicherlich wird nicht jeder, der als Rettungssanitäter angestellt wird, sich selbstständig zum RettAss weiterbilden, aber ich denke der Prozentsatz ist bedeutend höher als 0 - denn im Zivildienst ist es schon rein zeitlich unmöglich. Und ich finde Berufserfahrung ist nicht vollständig zu unterschätzen. Sicherlich bringt Erfahrung ohne Qualifikation nichts, aber Qualifikation ohne Erfahrung ist auch nicht unkritisch.