1. es ging keinesfalls nur um Hausärzte, sondern um "niedergelassene Ärzte", beim reanimationsfall war es ein Orthopäde...
2. QM in Arztpraxen ist verpflichtend (nicht freiwillig), zentraler Bestandteil des QM ist die Notfallversorgung.
3. ich halte den Beitrag für gemeingefährlich, suggeriert er doch dem Laien ggfs.: wenn der Doktor sich einen Notarzt in die Praxis holt, dann kann er nix und es könnte gut sein dass man der Patientensicherheit damit einen Bärendienst erweist. Oftmals wird der Notarzt jedoch geholt, nicht weil der Doc überfordert ist, sondern weil der Pat. bis zum KH überwacht werden muss, wie soll das der Ottonormalpat. nach diesem reisserischen Bericht verstehen? Selbst wenn der Arzt "überfordert" sein sollte, was sollte denn bitte die Alternative sein? Wie viele Ärzte werden sich evtl. jetzt scheuen die lauten roten Retter ins Haus zu holen?
4. wenn ich in zwei Autos mit insgesamt mind. 4 Leuten anrücke mit lauter Geräten die Biep und Bup, usw. machen und auch dazu noch den ganzen Tach nix anderes mache, dann kann ich ein schön breites Kreuz vor mich hertragen wie eine Monstranz und mich entsprechend aufführen. Ich könnte aber auch mal kurz innehalten und versuchen in die Schuhe des Hausarztteams zu schlüpfen. Die Arzthelferinnen sind keine Rettungsprofis, echte, kritische Notfälle kommen eher selten vor, auch der Arzt ist ggfs. irgendwann mal vor Jahren mit einem kritischen Notfall konfrontiert gewesen. Selbst wenn sich alle "schulen" und fit halten, bei einem echten Notfall kommen die ins schlingern, denn "Schule" und "tägliche Praxis" sind halt zweierlei paar Schuhe. Das würde aber auch jeder von euch, wenn ihr schon entsprechend lange draussen seit, nicht euer Arbeitsgerät und eure Kollegen habt. Andere Szenarien kommen möglicherweise aber genauso oft vor, nämlich dass ein aus Sicht des erfahrenen Hausarztes nicht kritischer Notfall von hypertrophen Rettungsmenschen "upgegradet" wird (mir jetzt schon 2 mal passiert, dass kreislaufstabile, normofrequente neu entd. Vorhhofflimmerer, die von mir per RTW eingewiesen worden sind zum NEF nachbestellen geführt haben, beide male initial in der TAA, nach Beloc frequenznormalisiert, jederzeit beschwerdefrei selbst in der TAA). Auch der erhöhte RR braucht keinen Händchen haltenden Hausarzt neben sich, so keine zentrale Symptomatik besteht.
5. es bestehen evtl. Interessenskonflikte in der Berichterstattung, was ist nämlich die Lösung? Genau: teure Kurse von tollen Anbietern, die meist keinerlei Idee davon haben wie ein niedergelassener Arzt arbeitet, mit welchen Schwierigkeiten dieser in diesen Situationen zu kämpfen hat. Wie sieht dann der tolle Kurs aus? Der Arzt kommt (evtl. mit Team, aber oft alleine) zum BLS/ALS Kurs am Phantom, alle drücken und beuteln mal ein bisschen, dann werden wenn es schlecht läuft noch heroische Intubationen geübt usw....
Was bringt das? Meiner Meinung nach: genau gar nix. Warum? Arzt und Team müssen gemeinsam in ihren Räumlichkeiten mit ihren Materialien üben, alles andere ist Quark mit Soße. Alleine schon bei den Materialien geht es nämlich los, niedergelassene Ärzte (um mal von den Hausärzten als beliebte Sparringspartner weg zu kommen) haben so einen unterschiedlichen Background an Erfahrung mit Notfällen, dass man da einfach schauen muss: was kann ich persönlich und mein Team sicher umsetzen, habe ich schon mal mit einem Larynxtubus gearbeitet, habe ich Intubationserfahrung usw.. Es geht weiter mit den Räumlichkeiten und dem Team, Trainings machen nur in den eigenen Räumlichkeiten mit dem gesamten Team Sinn, weil: wie beginnt der Notfall? Hol doch mal den Notfallkoffer/rucksack. Mach ich, wo ist der denn? Zieh doch mal xy auf, mach ich, wo ist das denn und wie geht das denn? To be continued...
Das alles wird einem aber in den tollen (und teuren) Schulungen die es ja zuhauf gibt und die auch regelmäßig ausgebucht sind, ganz und gar nicht vermittelt und es wird auch nicht darauf hingewiesen! Der Arzt geht da hin und denkt: jetzt habe ich aber einen ganz tollen Kurs besucht...
Wie kann man es verbessern? Man sollte die Kollegen stärken und nicht klein machen. Notfallmedizin ist Chef und Teamsache, Kurse sind schön, aber wichtig ist das regelmäßige Training in der eigenen Praxis und dazu braucht es höchtens initial mal einen Profi der mit einem mal Empfehlungen, die Praxisräume und das Material durch geht. Ansonsten braucht es einfach nur ein billiges Phantom und regelmäßige Übungen, auch ganz ohne Profis (jetzt habe ich aber was gesagt :))