Beiträge von dr.mabuse

    Ein Gericht wird wahrscheinlich Probleme machen wenn ein Patient durch erkennbar groben Unfug zu Schaden kam, unabhängig von einem vorgelegten Ausweis und wird ggfs. auch eine Mithaftung von RFP sehen, falls eben wirklich eindeutig durch RFP erkennbar und verhinderbar Schaden ensteht. Wenn der offiziell bestellte und als solcher mit AUsweis und roter Jacke fahrende Notarzt dem Patienten mit Myokardinfarkt und RR von 280/120 mmHG 20 mg Adrenalin pur spritzen will und der RA führt das aus, dann wird es trotz Ausweis und offizieller NA Funktion evtl. auch für den RA brenzlig, weil diese Aktion auch für den RA erkenntlicher Unsinn ist. Das wird wohl kein Gericht interessieren, dass der NA aber einen Ausweis hatte, eine rote JAcke an und für den RA erkenntlich als NA tätig ist.

    Ein interessanter Artikel zumThema aus medizinethischer Sicht: http://www.heise.de/tp/artikel/36/36553/1.html
    Ich bin auch nicht dafür jeden Lebensbereich zu regeln, jeder von uns macht tagtäglich so viel ungesundes/unvernünftiges, wo ist da die Grenze? Eine neuere kanadische Studie hat übrigens bei Erwachsenen keine Unterschiede zwischen Provinzen mit und ohne Helmpflicht für Erwachsene gefunden, aber eine Studie macht ja keinen Frühling.

    Was nen Artikel. Und schickt man kein RTW u. NEF dann ist aber auch was los... Keinen kann man es recht machen...


    Es gibt gerade als HA viele "erwartete" Todesfälle (Palliativpatienten und da zähle ich auch die 95j.Oma mit Demenz im Endstadium dazu), soll man da überall jetzt nen NEF-einsatz draus machen? Ein paar Fragen mehr am Telefon schaden nicht. Im Zweifel (Olga) natürlich besser mal ein NEF hinschicken, aber zu jeder Todesfeststellung?

    Ehrlich gesagt geht mir diese Abwiegelei was das angeht etwas auf die Nerven. Was mich vor allem massiv nervt ist die hier landläufig anzutreffende Meinung: "Da ist nix zu machen, die Sterben ehh alle". Zahlen wie die von Medic One, Rochester,... belegen, dass dies eben nicht so ist. Wenn ein einziger Patient mit gutem Outcome mehr das KH verlässt, wäre das schon alle Zeit und alles Geld wert.
    Die 100-Meter Läufer haben bei 9,70 Sekunden auch nicht gesagt: "Mehr ist da glaube ich nicht mehr drinnen - Lass uns einfach damit aufhören"...

    Hat hier zumindest doch kein Mensch ernsthaft behauptet, oder? Wenn man sich die Meldung oben im Text so mal schnell durchliest, dann ist aber trotzdem glaube ich vielen nicht auf Anhieb klar, dass hier eine Subgruppenanalyse stattgefunden hat.
    Aus Public Health Sicht würden mich übrigens nicht nur der Anstieg der Geretteten mit gutem neurologischen Outcome interessieren, sondern auch ob die Zahlen von Apallikern, oder Patienten mit schwerstwiegendem neurol. Defizit parallel angestiegen sind. Auch ist von Interesse wie es den geretteten Menschen in zB 1 Jahr geht. Beispiel: es könnte sein, dass zwar ein wenig mehr Menschen mit guten neurol. Outcome bei besserer Reanimation überleben und gleichzeitig könnte die Anzahl der Menschen mit schwerstem neurol. Defizit stark ansteigen, da wird es aus PH Sicht schon schwierig einen Benefit für die Allgemeinheit zu konstruieren (nicht für den "Einzelnen", aber um den kann es aus PH Sicht nicht gehen). Weiterhin könnte es sein, dass von den primär Geretteten zB 98 % innerhalb eines kurzen Zeitraumes nach der Entlassung trotzdem sterben. Leider alles Fragen die sich in so kurzen Meldungen und mit den begrenzten Daten nicht beantworten lassen.


    P.S: das ist kein Plädoyer für "ist eh alles egal", sondern für einen kritischeren Umgang mit klinischen Daten und für mehr patientenzentrierte Forschung unter Beachtung von patientenrelevanten Endpunkten ("Krankenhausentlassung" ist kein alleinig patientenrelevanter Endpunkt, selbst ein Anstieg der reinen Anzahl der Geretteten mit gutem neurol. Outcome wäre es alleine nicht). Alles leider teurer und aufwändiger als die einfacher zu erhebenden Parameter wie ein ROSC, oder eine KH-entlassung. So lange wie gute patientenrelevante Daten fehlen bleibt einem natürlich nichts anderes über als zu spekulieren und zu hoffen, dass mehr ROSC, mehr KH-entlassungen usw. nach Reanimation wirklich auch mehr Benefit für den Menschen bedeuten.

    Es handelt sich um eine Statistik für beobachtete Kreislaufstillstände mit der zusätzlichen Einschränkung: der erste abgeleitete Rhythmus sollte eine VT, oder ein Kammerflimmern sein. Die guten Zahlen können bei diesen Subgruppen nicht unbedingt verwundern, erst recht weil King County anscheinend ein Leuchtturm in den USA ist. Interessanter aus Public Health Sicht wären jedoch die Zahlen der Patienten die mit einem guten neurologischen Outcome bei beobachtetem Kreislaufstillstand (ohne Einschränkung auf den initial abgeleiteten Rhythmus) entlassen werden und auch noch mindestens 1-5 Jahre später leben. Trotzdem sicher gute Zahlen, keine Frage.




    Ein weiterer Nachtrag noch: ich finde es auch unprofessionell wenn sich eine kollegial verbundene Gemeinschaft wie die im "RD arbeitenden" gefühlt ständig gegenseitig angeblich mangelnde Qualität vorwerfen. Neulich habe ich mich schon über die in irgendeinem SPON Kommentar schreibenden ärztlichen Kollegen massiv geärgert, die gegenseitig in aller Öffentlichkeit über die Qualität als NA der jeweiligen anderen Facharztrichtung herzogen.
    Genauso blödsinnig sind die dann durch haarsträubende Einzelbeispiele wild belegten Vorwürfe gegenüber "den Ärzten", oder umgekehrt (kommt hier ja eher selten vor :)).

    (vollkommen an den Haaren herbeigezogene) nächste Totschlagargument von wegen Minderwertigkeitskomplex nicht. Es ist ein bisschen zu einfach, Kritik damit zu begegnen, dass man irgendwie persönlich wird.

    Meiner Meinung nach gibt es diese Minderwertigkeitskomplexe wirklich bei einigen Menschen. Es gibt sie auch beim Facharbeiter gegenüber dem Ingenieur, oder in ähnlichen Konstellationen (z.B. beim RS gegenüber dem RA). Es kann sehr gut für das eigene Ego (oder das "Gruppenego") sein, zB als RS über manchen unfähigen RA (oder als Ass.arzt über den OA, oder als Ehrenamtl. gg. den HA) herzuziehen, weil es den anderen vermeintlich herunterholt von seinem (imaginären) Sockel.
    Ich habe damit niemanden persönlich als Individuum angreifen wollen und möchte die Beobachtung auch nicht ausschliesslich auf RFP beschränken, es ist einfach nur menschlich.
    Ich bin davon überzeugt, dass Professionalität und Qualität im deutschen RD zwar ausbauwürdig sind (das ist ja immer richtig), aber sowohl auf ärztlicher als auch auf nichtärztlicher Seite im Großen und Ganzen überhaupt nicht so schlecht sind wie es hier manchmal erscheint.

    klar kann das auch von extern kommen, nur ist das so ungefähr wie wenn der Esel seinen Esel-Kollegen Langohr schimpft. Klar kann und darf der das, von mir aus, wenn es irgendwie hilft? Ich find es echt müßig, aber ich beklage mich auch nicht, weder über nichtaerztliches RFP, noch über die Kollegen, weil der Alltag mir zeigt Blinzen gibt es überall, auch mit der tollsten und einheitlichsten Ausbildung wird es sie immer geben. Diese ewigen Meckereien über Ärzte sind anscheinend eine Form der Gruppenidentitaet und auch immer ganz gut um mal die eigenen Minderwertigkeitskomplexe lozuwerden. Ich habe als junger Rettungssani auch oft alles besser gewusst und gekonnt, irgendwann mit der Zeit nimmt man sich nicht mehr so wichtig und wird toleranter und gelassener. Dann regt man sich nicht mehr über vermeintlich unfähige Leute auf, sondern fragt sich öfter mal ob deren Problemlösung evtl. sogar einen Lerneffekt haben kann, auch wenn sie unkonventionell war, bzw. ignoriert Unfähigkeit einfach, ohne sich ein Ei darauf braten zu müssen.

    Und wo ist da jetzt der Unterschied? Die Tätigkeit als NA hat nichts mit einem Facharztstatus zu tun. Die Zusatzbez. Notfallmedizin berechtigt zum Fahren als Notarzt, vor 15 Jahren war es die Fachkunde Rettungsdienst. Die Zusatzbez. Notfallmedizin ist schwieriger zu erlangen wie die alte Fachkunde. In manchen Ländern kann man die Fachkunde unter best. Voraussetzungen in die Zusatzbez. umschreiben lassen, bzw. einfach mit der alten Fachkunde weiterfahren. Also mir fallen da schon erheblich viele Parallelen ein. Auch wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen, dass die Qualität des nichtärztlichen RFP erheblich divergiert, auch da sehe ich durchaus Parallelen.
    So sehr unterscheiden wir uns gar nicht, im Guten wie im Schlechten :)


    Und Erste Hilfe Kurse mit einer Puppe für alle Teilnehmer sind auch nicht mehr zeitgemäß.

    Das sagst Du, aber die Realität und die Häufigkeit der für niedergel. Ärzte angeb. Kurse sieht deutlich anders aus (erste Hilfe Kusre sind das aber nicht, sondern ACLS Kurse, zumindest auf dem Papier...).
    Was kosten Deine Dienste? (Gerne auch per P.M.)
    P.S. auch wir machen nie nur Reanimationen, sondern wir variieren die Szenarien und die Orte z.B. Kollaps auf dem Praxisklo usw., es braucht dazu eigentlich nicht zwingend einen externen Rettungsguru, sondern engagierte Kollegen mit RD-erfahrung auf lokaler Ebene, gut ist es wenn die auch niedergelassen sind, weil ich die Erfahrung mache, dass nicht niedergelassene Kollegen oftmals zu Massnahmen (und Ausstattungen) raten die zwar professionell richtig sind, aber die Abläufe in einer durchschnittlichen Praxis überfordern.

    Naja mit dem Argument ist dann ja jede Diskussion über das Thema schon im Keim erstickt.

    Nö, das Argument sagt nix anderes als: wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen, angesichts der "Adelung" vieler RA und der unterschiedlichen RA qualität durchaus berechtigt, oder nicht? Zumal viele Deiner Kollegen erneut Adelungen fordern, bzw. einfache "Überleitungen" zum NFS. Vielleicht haben da Ärzte und nichtärztl. RFP ja mal Gemeinsamkeiten, auch wenn es weh tut...

    Meine Erfahrung mit kommerziellen Kursen ist recht schlecht. Sehr häufig sind diese Kurse extern, da dürfen die Kollegen alle mal an einer Puppe drücken und beschnaufen. Das war es dann. Das Training muss jedoch in den Arztpraxen mit dem kompletten Team stattfinden und am besten von Kollegen geleitet werden die auch niedergelassen sind und sich mit den speziellen Bedingungen in der Niederlassung auskennen (das fängt schon damit an, dass Equipement passend zu den Praxen auszuwählen und nicht einfach nur irgendeinen fremdbestückten Notfallkoffer hinzustellen, die meisten Komplettnotfallrucksäcke oder Koffer sind zumindest in Teilen ungeeignet für eine Praxis). Ein niedergelassener Kollege kann häufig die Fähigkeiten und die Kompetenzen eines Praxisteams besser einschätzen, die Abläufe müssen je nach Praxis individuell zugeschnitten werden. Auch da gilt: weniger ist mehr. Da braucht es absolut keine Buchstabenkurse, sondern enfach einen auf die Praxis zugeschnittenen Notfallplan und ein regelmäßiges Training der Basics (drücken, Larynxtubus, beschnaufen, AED wenn vorhanden) im Team.
    Die hier geäußerten Beschwerden, dass Praxen gar nicht (oder nur mit 5 Jahren Abstand) üben kann ich in meinem Umfeld nicht bestätigen, die meisten üben regelmäßig, werden aber schlecht beraten, bzw. schaffen es nicht sich selber eine gute Struktur zu geben, weil sie oft gar nicht wissen worauf es ankommt. Die meisten Kurse sind zudem einfach wirklich verdammt teuer (erst recht wenn sie in den Praxisräumen stattfinden, wie es ja sinnvoll wäre) und eine durchschnittliche Hausarztpraxis ist wahrlich keine Gelddruckmaschine. Wir selber haben deshalb eine eigene Puppe angeschafft und üben regelmässig unsere eigenen Abläufe, mittlerweile haben sich schon 2 Nachbarpraxen angeschlossen. Eigentlich wäre so eine Struktur am besten für alle, da kostengünstig und niedrigschwellig.
    Man darf insgesamt aber nicht vergessen, dass es Kollegen gibt die mittlerweile 30 Jahre ambulante Medizin betreiben und trotzdem noch nie mit einer Reanimation konfrontiert waren, diese Kollegen von der Sinnhaftigkeit eines Reanimationstrainings zu überzeugen ist ein hartes Brot, ein Herz- Kreislaufstillstand in einer Praxis ist und bleibt nun mal ein seltenes Ereignis (auch wenn wir Rettungsprofis das gerne vergessen).

    was für halbgare Schlussfolgerungen mal wieder. Was hätte der NFS in diesem Szenario am Outcome der Pat. geändert? Genau, null komma nix. Auch heutzutage wartet der RA mit der Reanimation wohl kaum bis der NA erscheint und ist diesbez. auch abgesichert, selbst wenn der NA 15 min später ankommt. Mir scheint Herr Piper ist da nicht so ganz auf der Höhe der Zeit und schildert ein Erlebnis von vor 20 Jahren, als er mal NA gefahren ist, anscheinend ist er auch der Meinung, dass das Niveau auf dem Stand von 1985 stehen geblieben ist (wobei auch damals wahrsch. das RD-Team doch auch schon vor Eintreffen des erleuchteten Herrn Piper angefangen haben wird). Wenn, dann ist der Orthopäde und sein Team hier das entscheidende Glied in der Kette gewesen.


    medic, zum Thema Pharmasponsoring:
    die arme Pharmaindustrie, mir kommen die Tränen, werden von den niedergelassenen Ärzten erpresst Notfalltrainings zu sponsoren...
    Wenn die Pharmaindustrie sich davon nichts verspräche, genauso wie von den Häppchen und den Mittagessen, dann würden sie es wohl kaum machen...

    Es sind politische Forderungen, welche untermauert werden sollen und keine wissenschaftlichen Fragestellungen, die hier beantwortet werden. Natürlich sind das Suggestivfragen, was denn sonst? Wenn VERDI eine Umfrage macht um politsche Forderungen durchzusetzen, dann wird wohl auch keiner darauf kommen jetzt eine neutrale wissenschaftlich korrekte Doppelblindstudie zu verlangen.
    Über den Sinn und Unsinn solcher Umfragen (beliebt sind sie aber bei allen politischen Lobbygruppen) kann man ja streiten, nur sollte man eine politisch intendierte Umfrage nicht mit einer wiss. Abhandlung verwechseln.

    Einen Mythos muss man dann doch mal entschärfen, nämlich den des schlechten Ansehens: http://www.dbb.de/fileadmin/pdfs/themen/forsa_2012_.pdf , hier schön zu sehen, Krankenpfleger/schwestern sind im Ansehen auf Platz 2, noch vor den Ärzten :)
    Ein hohes Ansehen macht also keine guten Arbeitsbedigungen. Ich glaube schon, dass mehr Geld für die Pflege gerechtfertigt wäre, aber trotzdem nur einen Teil der Probleme lsöen würde. Ich glaube in Deutschlands Krankenhäsuern wird Personal nach wie vor teilweise äusserst ineffizient eingesetzt. Schwestern/Pfleger sind hier häufig mit Aufgaben beschäftigt für die man keine 3j. Ausbildung braucht, für qualif. Aufgaben ist dann kaum Zeit , ausserdem schluckt der ausufernde Papierkrieg/Dokumentationswahn viel Zeit.

    Rein juristisch eine nachvollziehbare Sache, aber im klinischen Alltag leider ein nur dadurch aufzulosendes Dilemma, in dem zukünftig ausschließlich der durchführende Arzt selber aufklärt. Dies ist aber im deutschen KH alltag praktisch nicht durchführbar. Für mich ein realitatsfernes Urteil. Hier ging es ja anscheinend um eine OP, da ist die Frage der Indikation ja schon meist nicht 100 % ig eindeutig beantwortbar, wie viele kleine diagn Eingriffe (zB Gastros usw) werden täglich gemacht, wo der Stationsassi im ersten Jahr die Aufklärung macht. Wie soll der wirklich prüfen können ob es nun eine beinharte Indikation gibt? Da wurde mal wieder das schwächste Glied mit verurteilt. De facto mal wieder ein Grund mehr um gefühlt immer ein Bein im Knast zu haben.

    Einmal ist der HI-Patient nach allen Regeln der notärztlichen Kunst vorversorgt und muss lediglich noch transportiert werden, ein anderes mal wird für diesen Patienten ein Krankenwagen angefordert, der sich dann im ungünstigsten Fall auch noch um eine geeignete Zielklinik kümmern soll.


    Leider verliert man über diese Fälle kein Wort und sie brennen sich auch nicht ins Gedächtnis ein, während die anderen Fälle jahrelang weiter erzählt werden.