Beiträge von Elliot

    Möglicherweise hatte der Kollege ja auch eine Motivation jenseits eines finanziellen Interesses. Zumal er diese Tätigkeit seit Jahren unter einem gänzlich anderen Geschäftsführer ausgeübt hat.
    Ich verstehe natürlich was du meinst und habe eigentlich eine ähnliche Sicht auf solche Dinge. Aber das ändert ja jetzt nichts am eigentlichen Sachverhalt.


    Fakt ist, dass die Zustände in Rottweil sich innerhalb von zwei Jahren, sprich seit Amtsantritt der neuen Führung katastrophal verschlechtert haben. Die Fluktuation ist stark gestiegen. Aber es gibt eben auch Leute, die ihr gesamtes Herzblut in einen Rettungsdienst gesteckt haben. Die in einer Region ein Kind gebaut, ein Haus gepflanzt oder einen Baum gezeugt ( :biggrin_1: ) haben und deshalb nicht einfach aufgeben und wegziehen wollen.


    Dass ein guter Chef auch mal unbequem sein muss, streitet ja keiner ab. Aber man darf von einer Führungskraft auch etwas Menschlichkeit erwarten, zumindest wenn man sich "Aus Liebe zum Menschen" auf die Fahnen schreibt.

    Das Problem ist, dass man den Rottweilern eine Geschäftsführung vor die Nase gesetzt hat, die fachlich und menschlich mehr als eine Schwäche offenbart (um es vorsichtig zu formulieren).
    Sie verkörpert den Prototypen der Baden-Württembergischen DRK-Vetternwirtschaft. Der Ehemann, Leiter einer Hinterlandbereitschaft und Orstvorsteher einer Gemeinde im Landkreis, ist ein Freund des DRK-Präsidenten und ehemaligen Oberbürgermeisters Rottweils.


    Sie kam von den "Sozialen Diensten" einer Gemeinde im Nachbarlandkreis. Diese waren bankrott und wurden von ihr durch eiserne Sparpolitik saniert. Durchaus achtenswert. Danach kam sie nach Rottweil und führte den Sparkurs fort. Nur ist der DRK Kreisverband durchaus solvent. Es besteht ein Kapital im siebenstelligen Bereich. Ein kostendeckendes Wirtschaften in der Zukunft hätte komplett ausgereicht. Vor diesem Hintergrund erscheint es erschreckend wenn die Geschäftsführung dann einen extremen Sparkurs fahren möchte, bei dem kein Geld für Beckenschlingen locker gemacht werden kann, Mitarbeiter teilweise auf den Kosten ihrer Weiterbildung zum Notfallsanitäter sitzen bleiben, beim Fuhrpark massiv eingespart wird und wir die RTW und NEF nur noch abends tanken sollten.
    Ihre Führungsphilospohie ist einfach. Einfach "nein" sagen. Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen Mitarbeiter eine Nebentätigkeit aufnehemen wollten und man ihnen das verwährte, gleichzeitig forderte man verstärkt ehrenamtliches Engagement.


    Kurz nach ihrem Antritt forderte sie einen Leitstellendisponenten (die Leitstelle ist zeitweise nur mit einem Mann besetzt) im Dienst dazu auf eine Lampe im Flur der Geschäftsräume zu reparieren. Als er ihr sagte, er könne seinen Platz nicht verlassen, unterstellte sie ihm eine schlechte Arbeitsmoral. Nicht wissend, dass er ehrenamtlich als Dienstplaner tätig war.
    Er war der erste von zwei Dienstplanern, die unter ihr ausbrannten und das Handtuch schmissen. Als nur noch einer übrig war, setzte sie einen Rettungssanitäter (der nur wenige Monate im Betrieb war) als Dienstplaner ein.


    thh: In der Sache ging es darum, dass der Betriebsrat diesem Mitarbeiter das Dienstplanen untersagte und der bisherige Dienstplaner dem Neuen die Adminrechte entzog.


    Zu ihren miesen Beliebtheitswerten hat auch geführt, dass sie in Abwesenheit der Mitarbeiter über diese lästert. So versuchte sie den Rettungsdienstleiter und seinen Stellvertreter gegeneinander auszuspielen oder zog über den damaligen Assistenten der Geschäftsführung her.


    Im Rettungsdienst Rottweil gibt es vier Rettungswachen, eine fünfte wird durch Personal des Nachbarkreises besetzt. Diese vier Wachen haben alle einen eigenen Charakter und sind sich sicher nicht in allem einig, aber, dass zu der Geschäftsführung gut 130 Rettungsdienstler einer Meinung sind ist bezeichnend. In der Verwaltung (ca. 20 Personen) sind ihre Zustimmungswerte zugegebenermaßen etwas besser.

    Wie angespannt indes die Lage bei meiner ehemaligen Arbeitsstelle ist, kann man hier nachlesen. Die vergiftete Atmosphäre, seit Antritt der Geschäftsführerin war auch ein tragender Beweggrund für meinen Weggang.


    http://www.nrwz.de/118025


    Die Aussage des Präsidenten zum Betriebsratsvorsitzenden ist beachtlich...ich glaube nicht, dass der Betriebsrat und die Mitarbeiterschaft jemals so geschlossen hinter einer Forderung standen wie in dieser Sache: Die Geschäftsführung muss zurücktreten, vorher kehrt keine Ruhe ein.


    Aus internen Kreisen weiß ich, dass die Funktionsträger (Wachenleiter, OrgL, Desinfektoren, Dienstplaner) einen geschlossenen Rücktritt in Erwägung ziehen. Ich bin gespannt, wie das ausgeht.


    Edit: Letzter Absatz berichtigt.

    Um nochmal die Thematik Morphin-Algorithmen in Rettungsdiensten wie Mittelhessen oder der RKiSH aufzugreifen: Ich male mir aus, dass dort ein Verstoß gegen das BtmG grundsätzlich die gleichen Folgen wie andernorts hätte. Im Falle einer Klage allerdings ein Organisationsverschulden nachzuweisen wäre und der betroffene Rettungsdienst bei korrekter Anwendung der Algorithmen(!) keine Regressansprüche formulieren könnte bzw. diese aussichtslos wären.


    Wie sieht hier die Rechtslage aus?

    Ich finde es birgt für Rettungsdienste in denen die Kompetenzen des nicht-ärztlichen Rettungsdienstes derart beschnitten sind einige Chancen zur Weiterentwicklung.


    Vielleicht könnte sich der Berliner Rettungsdienst ja durch einen Journalarzt wie bei der Wiener Berufsrettung qualitativ mausern.


    Wenn der Arzt natürlich nur für die Abfrage eingesetzt werden sollte, würde sich mir der Sinn auch nicht vollständig erschließen.

    Mal ne rein praktische Frage? Wie wird das denn finanziell honoriert? Arbeiten von zu Hause ist ja so keine Bereitschaftszeit, sondern Rufbereitschaft. Ich weiß, dass das bei Ärzten etwas anders ist, weiß aber nicht wie...


    Hallo,


    die Vergütung beläuft sich auf ca. 640 Euro pro 24 h plus 80 Euro pro Einsatz zusätzlich. Wobei unter der Woche der erste Einsatz nicht extra vergütet wird.


    Grüße

    Das Argument ist mir bekannt. Ich sehe das allerdings aus mehreren Gründen anders:
    Grundsätzlich haben wir in Deutschland im Rettungsdienst ein Notarzt-zentriertes System. Mit dem Anspruch jedem lebensbedrohlich kranken oder verletzten Menschen schnellstmöglich einen Arzt zur Hilfe zu schicken.
    (So sagt es übrigens auch das Baden-Württembergische Rettungsdienstgesetz: "Jede Verzögerung ist zu vermeiden")
    Dass der Trend sich in letzter Zeit mehr in Richtung eines Mischsystems (ähnlich der Schweiz) bewegt steht auf einem anderen Blatt.


    Außerdem finde ich es interessant wie sich gerade oftmals Ärzte, die sonst gegen erweiterte Versorgungsmaßnahmen wie bspw. Analgesiekonzepte sind, in Situationen wie dieser dann argumentieren man hätte gut geschultes nicht-ärztliches Personal, das die Zeit bis zum Eintreffen des Arztes problemlos überbrücken könne.


    Natürlich sind wir uns einig, dass nur ein kleiner Anteil unserer Einsätze wirklich lebensbedrohlich für den Patienten sind, aber in diesen Fällen möchte ich nicht der Patient sein, der vier Minuten länger auf den Notarzt wartet weil dieser im Feierabendverkehr die Rottweiler Heerstraße (3km) einmal hoch und wieder runter gefahren werden muss, um zum Patienten in der anderen Richtung zu kommen.


    Ich denke ein Rettungsdienst mit arztbesetzten Rettungsmitteln ist einem Paramedicsystem überlegen, aber nur solange gut ausgebilde Ärzte so schnell wie möglich zum kranken Patienten gelangen.

    Ich arbeite im Rettungsdienst Rottweil. Dass Notärzte bei uns abgeholt werden ist keine Ausnahme, sondern am Wochenende und werktags nach 16:00 Uhr die Praxis.


    Beim Abholen der Ärzte müssen bis zu 3 km gefahren werden. In einem anderen Fall muss das NEF regelhaft durch eine Spielstraße. Wie man meinem Geschreibsel zwischen den Zeilen entnehmen kann, halte ich diesen Zustand für absoluten Unfug. Das Komfort-Argument kann ich verstehen, wiegt man es aber gegen die Behandlungsverzögerung und einer damit verbundenen möglichen Schädigung des Patienten auf, sollte die Entscheidung leicht fallen.


    Das Nicht-ärztliche Personal ist sich in dieser Frage geschlossen einig.
    Und leider entsteht hier der Eindruck, dass das Landratsamt seiner Aufsichtspflicht nicht in dem Maß nachkommt, wie es zu wünschen wäre.


    Interessant ist auch, dass tatsächlich einige Notärzte des Rottweiler Standorts damit drohen im Falle einer zukünftigen 'Stationierung auf der Wache' ihre Tätigkeit als Notarzt einstellen zu wollen. Allerdings auch auf anderen Wachen als Notarzt fahren und dort selbstverständlich auf der Wache ihren Dienst versehen.


    Dass der Präsident dem Tübinger Institut für Katastrophenmedizin den "Schwarzen Peter" zuschiebt finde übrigens schade. Das Institut stellt tagsüber an Werktagen den Notarzt an einem der drei Notarztstandorte und in unregelmäßigen Abständen auf einem weiteren Standort. Das Institut ist sehr beliebt, da überwiegend fitte, motivierte Anästhesisten im Einsatz sind. Die gerade wegen ihrer Beliebtheit bei ein paar der etablierten Ärzte Futterneid entstehen lassen.