Paramedic Selbstmorde und Mobbing in West Australien
Derzeitige Diskussion ob eine schlechte Unternehmungskultur zu den kürzlichen Selbstmorden beigetragen hat.
Paramedic Selbstmorde und Mobbing in West Australien
Derzeitige Diskussion ob eine schlechte Unternehmungskultur zu den kürzlichen Selbstmorden beigetragen hat.
@ Krumel
Es macht die Sache nicht einfacher, wenn man jeden einzelnen noch persönlich gekannt hat.
Und natürlich waren persönliche Probleme vorhanden. Aber es sieht so aus als mangelnde Unterstützung oder auch einfach Empathie gegenüber den betroffenen Personen vom Management an der Tagesordnung war und ist.
Daran wird sich wohl auch nichts ändern, solange man es zulässt, dass der mögliche beteiligte Arbeitgeber sich quasi selbst untersucht und damit den Bock zum Gärtner macht.
Traurig ist das, weil so wohl noch mehr Selbstmorde zu erwarten sind.
Ich glaube schon, dass es ein Thema ist.
Wir hatten allein 5 Suizide von hauptamtlichem Personal über die letzten 15 Monate. Die letzten 2 innerhalb der letzten 3 Wochen.
Die Selbstmorde haben verschiedene Untersuchungen ausgelöst.
Leider sind die Berichte nicht wie versprochen veröffentlicht worden...
Das sagt eigentlich schon alles!
Aber wenn Paramedics dieselben Ressourcen und Skills wie Ärzte hätten, wären sie dann nicht Ärzte? :unknown:
Das denke ich nicht.
Wir reden hier von praeklinischer Versorgung mit einem relativ kleinen nützlichen Skillset und nicht von der Ausübung der Heilkunde.
Es gibt genug einzelne Untersuchungen zum Vergleich Arzt - Paramedic. Daher kommen ja die zunehmenden Überlegungen, Ärzte auf Rettungsmitteln einzusetzen.
Soweit ich das übersehen kann, gibt es noch keine Studie die das wirklich belegt.
Der von Dir zitierte Artikel entbehrt jeglicher Beweiskraft: der Autor hat keine medizinische oder HEMS-Erfahrung. Weiterhin zitiert er eine Studie aus einem Aviation Journal, was auch nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist. Und er liefert keine direkte Quelle oder Link, die direkten Zugang zu dieser Studie ermöglicht. Mich macht stutzig, dass in dieser Studie mit fast 30 Jahren alten Zahlen aus UK argumentiert wird….ich glaube wir hatten das schon mal im Forum an anderer Stelle.
Persönlich würde ich es begrüssen qualifizierte Ärzte auf dem Hubschrauber hier zu haben. Der Grund ist aber nicht, dass Paramedics nicht das gleiche Resultat liefern können. Eher in der Grundeinstellung der HIOrg, wo das Mittelmaß eben gerade gut genug ist und sich ein Arzt mit ziemlicher Sicherheit auf die oft sinnlosen Guidelines und betrieblichen Vorgaben, die eine sinnvolle Patientenversorgung einschränken, nicht einlassen würde.
Es ist doch immer das Gleiche: es werden Äpfel mit Birnen verglichen, auf der einen Seite ein Dr. mit Training und Skills und auf der anderen Seite Paramedic/Flightnurse mit limitierten Skills.
Kein Wunder, dass da ein arztbesetztes Rettungsmittel vermeintlich besser abschneidet.
Ein fairer Vergleich ist nur dann möglich, wenn beide Gruppen über das gleiche Training und Resourcen verfügen würden. Das sieht auch der Autor des Artikels so:
"Flight paramedics need physician-level skills to make a difference when it comes to acute trauma patient care."
Das wäre doch mal was für eine nette Studie!
Jörg
Welcher anderer Notfall wäre bei dir so zeitkritisch das 2 oder 3 min den nachgewiesenen Unterschied ausmachen würden? Mir fällt da nur noch eine Bolus-Aspiration ein, wobei auch hier wieder der Ersthelfer ins Spiel kommt.
Was ich sagen wollte ist, in Bezug auf die ursprüngliche Diskussion zur Verlängerung der Hilfsfrist und der folgenden Empörung in der Öffentlickeit und auch im Forum, daß die Hilfsfristen nichts über die Qualität eines Rettungsdienstes im Sinne einer guten Versorgung und eines guten outcome aussagen. Es geht hier eher um ein subjektives Sicherheitsgefühl, dass sich für eigene Interessenvertretung nutzen lässt...
Deshalb mein "deshalb", auch wenn es vielleicht aus deiner Sicht keinen Sinn macht. Über 10 Jahre im Ausland hinterlassen eben ihre Spuren, auch in der kompetenten Nutzung der Muttersprache :unknown:
Ich bin völlig deiner Meinung, daß es um ein Gesamtpaket gehen sollte. Jedoch spielt aus meiner Sicht, die Hilfsfrist eine untergeordnete Rolle.
Spannend finde ich, daß Deutschland auf dem Weg ist, mit Notarzt und Notfallsanitätern, 2 flächendeckende ALS Systeme zu unterhalten.
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Das Problem ist, dass ohne strukturierte Abfrage nahezu keine statistische Auswertung der Indikationsstellung möglich ist, um eine Basis für eine Qualitätsoptimierung der Disposition zu haben.
Wenn man sich die internationale Evidenz zum Thema Hilfsfristen und Ressourcennutzung ansieht, dann kristallisieren sich ein paar Punkte heraus:
- Die wenigsten Hilfsfristen basieren auf wissenschaftlichen Daten
- Es gibt nur sehr wenig Indikationen, in denen Hilfsfristen einen Unterschied bei der Ergebnisqualität für den Patienten machen
- Noch weniger Indikationen, aus diesen ohnehin schon wenigen Indikationen, brauchen direkt einen ALS Provider
- Wenn es um eine Reanimationssituation geht, dann ist es egal, ob man eine ALS Komponente nach 8, 10 oder 12 Minuten vor Ort hat. Wichtig ist, dass innerhalb von 5 Minuten suffiziente BLS Massnahmen durchgeführt werden
- Generell kann man feststellen, dass 15 Minuten oder mehr in keinster Weise als Option für Einsätze mit höchster Priorität in Erwägung gezogen werden. Die untersuchte Zeitspanne liegt in den meisten Fällen zwischen 4:00 und 10:59 Minuten.
- Eine klarere Abgrenzung der Einsatzindikationen in Prioritätsstufen schont Ressourcen, senkt Kosten und rettet trotzdem Leben
- Für einen Grossteil der "Notfälle" würde eine BLS-Einheit (2 RS) ausreichen, ohne eine Minderung der Ergebnisqualität für den Patienten zu verursachen
- ALS Provider müssen fokussiert für kritische Notfälle eingesetzt werden, damit sie ihre Skills aufrecht erhalten können
- Der Rettungsdienst hat den Mythos "schnell da, ist gut" geschaffen und ist auch dafür verantwortlich, diesen in der Bevölkerung verankerten Mythos zu zerstören
- Man sollte Systeme nicht auf die Ausnahmen der Ausnahmen ausrichten, sondern auf 95% des Tagesgeschäfts
Edit: doppelte Aufzählung
Ich kann Mathias nur voll zustimmen, ob 8, 12, 15min, oder Einhaltung in 90, 95, 99%: das sind alles rein politische Zahlen, die durch keine Untersuchung gestützt sind.
Diese Zahlen werden doch nur beim berufspolitschen Gerangel genutzt, um die eigenen Interessen in Stellung zu bringen.
Wie Mathias schon sagte, ist es viel wichtiger dass bei den wirklich zeitkritischen Einsätzen, das ist die Reanimation, schnellst möglich BLS durch Laien angewandt wird.
Da hilft nur flaechedeckende regelmäßige Erste Hilfe Ausbildung.
Deshalb ist die ganze Aufregung um die Hilfsfrist ziemlich nutzlos.
Hat jemand eine Ahnung, ob man mittlerweile angefangen hat Patienten für die Studie zu rekrutieren? ?-(
Die 8000 Patienten sollten ja schnell zusammen kommen.
Das hat man sich hier auch gedacht.
Bei 1500 Reanimationen pro Jahr, haetten es ueber den Studienzeitraum von 3 Jahren mindestens 4000 Patienten sein sollen.
Uebriggeblieben sind dann 500 bei denen es brauchbare Daten gegeben hat.
Das war eine Doppelblindstudie.
Man oeffnet halt verschiedene Ampullen, bis man die gewuenschte Wirkung am Patienten erzielt. Ich hab auch gehoert, das man am Geschmack erkennen konnte ob Adrenalin in der Flasche war oder nur Wasser.
Die Manipulationsmoeglichkeiten waren vielfaeltig.
Man sollte den Einfallsreichtum des Bodenpersonals nicht unterschaetzen!
Der trial wurde letztendlich nur in Western Australia durchgefuehrt.
Am Ende war die sample size zu gering um eine Aussage treffen zu koennen, was den ganzen Versuch in Frage stellt. Gerade in Bezug auf ethische Bedenken.
Die ethische Diskussion wird mit Sicherheit einige Probleme bereiten. Vor allem, wenn man die durchfuehrenden Paramedics nicht in diese einbindet. Hab das selber erlebt: Vor allem der Einfallsreichtum, wenn man will, dass der Patient Adrenalin und nicht das Placebo bekommt....
Natuerlich nicht.
Man kann den Patienten auch fixieren :smile_1:
Unkontrollierte Psychatriepatienten stellen ein grosses Risiko fuer Fluggeraet und Besatzung dar. Man muss sich nur vorstellen der obige Patient haette, anstelle aus dem Hubschrauber zu springen, den Piloten angegriffen.
Daher finde ich ist Sedierung durchaus eine Option.
Das ist hier auch regelmaessig der Fall, vor allem bei Flying Doctor Transporten.
Hat leider die unangenehme Nebenwirkung, dass diese Patienten entweder beim Transport mit dem RTW manchmal nicht wach genug werden, um direkt an die Psychatrie uebergeben zu werden, oder aber zu schnell wach werden und dann Probleme bereiten.
Wir benutzen keine mechanische Fixierung, im Ernstfall ist das Midazolam oder Ketamin.
Solche Patienten sollten eigentlich aus Sicherheitsgründen sediert sein...
Bei uns ist seit mehr als 2 Jahren das Einsatzprotokoll auf dem iPad im Einsatz. Das System ist mittlerweile recht stabil. Zur Zeit wird die Einbindung der Monitor-Daten auf das Gerät eingeführt, was recht kompliziert ist, da keine direkte Kommunikation zwischen dem Monitor und iPad möglich ist. Alle Datenströme deshalb werden auf den Servern zusammengebracht.
Jeder Paramedic hat sein eigenes Gerät, was die ganze Einführung sehr erleichtert hat und auch dazu führt, dass nur sehr wenig Geräte beschädigt werden. Ein weiterer Vorteil ist der mobile Zugang zum Internet und die Einbindung von email, clinicial guidelines, Rundschreiben.
Ich finds eigentlich ganz gut, es hat unsere audits sehr erleichtert, vor allem kann man jetzt komplexe Daten ohne größere Probleme vergleichen und klinische Indikatoren besser überwachen.
Passend dazu:
Drei Mitarbeiter des bayerischen Flüchtlingslagers Zirndorf sind zu Geldstrafen verurteilt worden, weil sie einem schwerkranken Kind nicht halfen. Die Eltern hatten vergeblich darum gebeten einen Rettungswagen zu rufen. Auch hier verlangten die Mitarbeiter einen Krankenschein.
[url='http://www.tagesschau.de/inland/urteil-zirndorf102.html']Mitarbeiter des bayerischen Flüchtlingslager Zirndorf wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt.
Ohne jetzt das amerikanische Rechtssystem verteidigen zu wollen: Das FBI hat ausfuehrlich zu dem Fall Stellung genommen.
Danach finde ich das Urteil durchaus nachvollziehbar, da es sich wie schon weiter oben genannt um das Anlasern eines Rettungs- und Polizeihubschraubers, fruehere Straftaten und dem Verstoss gegen Bewaehrungsauflagen geht.
Zum Vergleich, auch in DE kann das Steinewerfen von einer Bruecke unter Umstaenden als versuchter Mord geahndet werden.
Nur um es klar zu stellen, für Patienten.
Persönlich sehe ich da grosses Missbrauchspotential. Gerade im volunteer Bereich mit teilweiser recht hoher Fluktuation wird es recht schwierig die Kontrolle zu behalten.
Über die Jahre hat es immer wieder Berichte über manipulierte BTM Ampullen gegeben.
Andererseits gibt es doch viele Gegenden in denen qualifizierte Hilfe durchaus einige Stunden entfernt ist. Da man anscheinend das nicht Professionell lösen will oder kann, wird halt die einfachere Lösung präsentiert.
Ambulance Victoria autorisiert die intranasale Gabe von Fentanyl durch First Responder. Diese können nach einem 96 Stunden Kurs und einem 8 stuendigem Zusatztraining in Zukunft Fentanyl selbstständig verabreichen.
Ein Wunder, dass die Menschheit so lange überleben konnte.
Ich hatte selbst vor nicht allzu langer Zeit eine aeltere Patientin mit Erbrechen fuer die der Sohn die Rettung gerufen hatte.
Die Adresse war genau gegenueber dem Eingang zum Emergency Department, also weniger als 50m...
Die Oma war gut gelaunt als wir nach einer halben Stunde eintrafen. Von Uebelkeit keine Spur!
Auf meine Frage, warum er (der Sohn) denn die Ambulance gerufen hat, kam die Antwort, er sei Steuerzahler und er habe schliesslich ein Recht den Rettungsdienst zu rufen.....
Wir haben die Dame im Rollstuhl ueber die Strasse gerollt, direkt in den Warteraum.
Herzlichen Glueckwunsch an alle Beteiligten.
Lasst euch nur nicht den Erfolg kleinreden, denn das ist genau der richtige Weg!