Beiträge von pillenhaendler

    Wenn ich durch meine Umgebung - Arbeitskollegen, Verwandtschaft, Wohnort - blicke, sehe ich deutlichst mehr Aussagen und Handlungen, die ich eher dem rechten denn dem linken oder religiös motivierten Spektrum zuordnen würde.

    Sei es Hetze gegen Ausländer, Asylbewerber, Flüchtlinge, Fremde, Homosexuelle etc., entsprechende Aufkleber oder Schmierereien, Wünsche nach einer Rückkehr von Teilaspekten des NS-Staates, Zeigen oder Andeuten entsprechender Symbole usw.

    Entweder lebe ich also in einer rechten "Blase" oder rechtslastiges Gedankengut ist in der Gesellschaft einfach deutlich weiter verbreitet und tiefer verwurzelt als linkslastiges.

    Der Mitarbeiter muss nicht therapieren, sondern beurteilen, ob ein Notfall vorliegt.

    Die Aufgabe des Leitstellendisponenten ist aber nicht nur die Notrufabfrage - er ist z.B. auch mein verlängerter Arm zu den Kliniken und umgekehrt der erste Ansprechpartner für Kliniken und Ärzte in Belangen Rettungsdienst. Und da halte ich es schon für vorteilhaft, wenn man einigermaßen auf Augenhöhe kommunizieren kann.

    Ich merke z.B. qualitativ einen himmelweiten Unterschied zwischen ILS-Mitarbeiter, dessen einziger Kontakt zum Rettungsdienst das Wachpraktikum während des RS-Lehrgangs war einerseits und zu den aus dem Rettungsdienst stammenden Disponenten bzw. denen, die neben ihrer ILS-Tätigkeit auch regelmäßig (auch in verantwortlicher Position) im Fahrdienst unterwegs sind andererseits.

    Vorneweg bemerkt: Das Bayerische Rettungsdienstgesetz lässt diese Möglichkeit ausdrücklich (noch) zu eigentlich gar nicht mehr zu - es wird davon jedoch keineswegs regelmäßig Gebrauch gemacht. Zumindest für meinen Rettungsdienstbereich kann ich sagen, dass es (im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Vorhaltung) vielleicht einmal pro Jahr vorkommt und dann auch nur, um die Zeit bis zum Eintreffen eines qualifizierten Betreuers zu überbrücken.

    Die ILS ist darüber informiert und disponiert den RTW zwischenzweitlich mit dem Einsatzwert eines KTW, d.h. entweder wird bei einem Notfall gleich ein RTW und/oder NEF parallel alarmiert oder die Möglichkeit zur Nachforderung wird widerspruchsfrei angenommen.

    Ich halte die Pressemitteilung übrigens persönlich für sehr unglücklich.

    Und was wenn die Polizei vom RD gerufen wird, aber zum Eigenschutz und nicht mit dem Stichwort "ey guckt euch mal die Drogen hier an" - und dann "zufällig" die Drogen findet? (Ja, arg konstruiert, aber trotzdem...)

    Das ist meiner Ansicht nach nicht konstruiert, sondern tatsächlich der Regelfall.
    Der Patient möchte freiwillig nicht mit, ist aber eigen- und/oder fremdgefährdend. Der Patient wird darauf hingewiesen, dass dann die Polizei anrücken muss und dann zwangsläufig gewisse Dinge sehen wird, der Patient möchte immer noch nicht mit...


    Nebenbei: Hatte früher einen Kollegen, der immer meinte, es sei seine erste Pflicht als Sanitäter, alle "Auffälligkeiten" unverzüglich der Polizei zu melden. War überraschenderweise auch der Kollege, der immer Probleme mit dem entsprechenden Patientenklientel hatte und überdurchschnittlich häufig körperlich angegangen wurde...

    Wo findet man diese Angaben?

    Ich erinnere mich düster, dass auf den Erlangener Notfallmedizinischen Tagen (oder war's ein DINK...?) vor einigen Jahren einmal eine diesbezügliche Studie von einem Neurologen aus den Rhön-Kliniken Bad Neustadt an der Saale vorgestellt wurde. Leider finde ich mit den Stichworten gerade nichts - vielleicht klingelt's bei jemand anderem.

    Das Fazit ging ebenfalls sehr deutlich in die von Bourke angedeutete Richtung, was ich selbst sehr eindrücklich fand.

    Ich lese die Beiträge gerade mit steigendem Interesse, weil mich die Diskussion gerade sehr an einen konkreten Fall erinnert, den ich zur Besprechung vorstellen möchte.


    Vorbemerkungen:

    1. Ich bin (noch) "nur" Rettungsassistent, war aber der deutlich erfahrenere Kollege. Wir haben den Einsatz auf "Augenhöhe" abgearbeitet und jeder von uns beiden hatte ein unausgesprochenes Vetorecht.

    2. Der Kollege ist mit der Veröffentlichung einverstanden.


    Der Fall:

    Alarmierung des bayerischen RTW, besetzt mit NotSan (schulische Ausbildung, grob zwei Jahre Berufserfahrung als NotSan) und RettAss (ich, 27 Jahre Berufserfahrung) zum Notfalleinsatz "RD 1 - R1000 Bewusstsein" in unmittelbarer Nähe der Rettungswache.

    Vor Ort ein ca. 50jähriger, männlicher, bewusstloser Patient, von Ehefrau auf dem Wohnzimmerboden in eine Art stabile Seitenlage verbracht. Puls tastbar, Atmung vorhanden, jedoch bradycard und bradypnoeisch. Nachforderung Notarzt.

    Der Patient wird in Rückenlage verbracht und nach Ausschluss eines A-Problems von mir assistiert beatmet.

    Parallel Anbringen von Monitoring und Erheben der Anamnese.

    Anamnese: Pat. hatte in den vergangenen Wochen immer wieder über Schwindel und "Schwarzwerden vor den Augen" geklagt, sei auch schon zwei-, dreimal kollabiert, aber immer wieder schnell wieder okay gewesen. Keine Medikation, keine Vorerkrankungen, keine Risikofaktoren.

    Monitoring: SpO2 nicht zuverlässig ableitbar, Druck hypoton (genaue Werte habe ich leider nicht mehr im Kopf, RR sys. aber jedenfalls < 80), HF 28, breite, deformierte Kammerkomplexe - im Ausdruck AV-Block III.° erkennbar.

    10 for 10: kritischer Patient, hämodynamisch und respiratorisch instabil. Leitliniengerechte Therapie wäre nun externes Pacing, dies ist allerdings ausdrücklich dem Notarzt vorbehalten. Rückfrage bei ILS, welcher Notarzt kommt? Rückmeldung: Notarzt kommt aus Crailsheim, hat sich noch nicht gemeldet (Nachbarbundesland mit Analogfunk, d.h. vor Kanalwechsel nicht ort- und erreichbar) - erfahrungsgemäß braucht der NA dann mindestens noch 15 Minuten. Load and go ist keine Alternative, da nächstes geeignetes Krankenhaus 25 Fahrminuten entfernt. Im Konsens beschließen wir, den Patienten zu pacen.

    Daraufhin wird der Patient deutlich vigilanter und versucht sich die Elektroden aufgrund des Schmerzreizes zu entfernen. Pacing wird gestoppt, Pat. wird wieder bewusstlos und ateminsuffizient.

    Erneutes 10 for 10: Abwartendes Nichtstun bis zum Eintreffen des Notarztes inakzeptabel, Analgosedierung erforderlich. Konsensgespräch: Piritramid (für NotSan in enger Indikationsstellung (hier nicht vorliegend) zur Analgesie freigegeben) ist aufgrund der bereits vorliegenden Atemdepression kontraindiziert, zur Analgesie in diesem Fall vermutlich off-label und als BTM rechtlich heikel, alternativ stehen Propofol oder Esketamin/Midazolam zur Auswahl. Aufgrund der positiven Kreislaufwirkung und der höheren Erfahrung wird zweitere Kombination gewählt.

    Der Patient wird mit einer körpergewichtsadaptierten Dosierung analgosediert, woraufhin er das wieder begonnene Pacing gut toleriert. Der Blutdruck steigt über syst. 100, die assistierte Beatmung kann zugunsten einer O2-Maske eingestellt werden.

    Ca. 5 Minuten später trifft die Notärztin (FÄin Anästhesie) ein, die von der komplexen Situation erst einmal überrumpelt ist. Nach Übergabe wird der Patient schließlich doch noch problemlos intubiert und transportiert.


    Es erfolgt unsererseits der Wunsch nach einer Nachbesprechung, die durch die Notärztin auch gerne und ausführlich durchgeführt wurde:

    Die Diagnose AV-Block III.° war natürlich richtig, die Schrittmachertherapie indiziert, eine Analgosedierung ziemlich sicher notwendig.

    Sie hätte selbst vor der Schrittmachertherapie einen Versuch mit hochverdünntem Epinephrin versucht und die Narkose mit Propofol plus Fentanyl plus ggf. Katecholamin geführt, dies sei aber Facharztniveau und von uns keinesfalls zu verlangen.

    Ansonsten waren ihrer Ansicht nach die angewandten Maßnahmen adäquat, korrekt durchgeführt und vermutlich lebensrettend.


    Das Nachspiel:

    Ein halbes Jahr später wird der Kollege zum Einzelgespräch mit dem zuständigen ÄLRD geladen. Der Arbeitgeber war an dem Gespräch nicht beteiligt.

    Das Gespräch dauerte fast anderthalb Stunden, es ging nur sehr am Rande um die medizinischen Details sondern nur darum, dass der Kollege (nota bene: den ÄRLD interessierte nur der Kollege als verantwortlicher NotSan. Ich wurde, trotz meines Widerspruchs, als Erfüllungsgehilfe gesehen, der nur auf seine Weisungen reagierte.) Maßnahmen anwandte, die er nicht erlernt hatte und auch nicht sicher beherrschen konnte. Er hat seine Kompetenzen aufs Äußerste überschritten und starke Zweifel an seiner Eignung zur Berufsausführung aufkommen lassen. Eine "strenge persönliche Beobachtung" wurde angekündigt. Alternativen zum Vorgehen wurden trotz mehrmaliger Rückfrage nicht genannt.

    Letztendlich war's vermutlich nur ein sehr kräftig erhobener Zeigefinger - ob berechtigt oder nicht sei erst einmal dahingestellt.

    Weitere Konsequenzen hatte es bislang nicht, in der Zwischenzeit durfte er bereits mehrere andere Routine-Stellungnahmen schreiben (unser ÄLRD liest sehr gerne...)


    Jetzt die Frage: Juristisch und medizinisch korrekt?


    PS: Bin jetzt erst mal unterwegs, d.h. kann erst spät abends auf Rückfragen antworten.

    Kleine Insiderinformation noch von einem Mitglied aus der Beschaffungs-Arbeitsgruppe: "Wir reden von einem Auftragsvolumen von rund 1000 Stück über die nächsten zehn Jahre. Nicht jeder Anbieter war in der Lage, dies zu garantieren."

    Nach dem angekündigten Wechsel von PhysioControl auf Corpuls kommt nun der nächste große Paukenschlag:

    https://www.brk.de/aktuell/pre…zclRAeXcrmnMnQJI4Si8eKSsg

    Der MAN TGE 3.140 wird zukünftig den Ford Transit als KTW ersetzen, anstelle von 2er BMW Gran Tourer wird zukünftig mit dem MB Vito 119 CDI erstmals ein Van als NEF eingesetzt.

    Außerdem werden ab Jahresmitte ausschließlich elektrohydraulische Stryker-Tragen ausgeliefert (der elektrische Trageneinzug mit Stollenwerk-Tragen hat sich nicht bewährt)

    interessanterweise gibt es ja in Bayern ein recht aktuelles Schreiben des Innenministeriums das die Kreuzverwendung von RTW im KTP Bereich bis auf wenige Ausnahmen (nicht disponibel, Transporte zum KH, Dialyse/Ambulanzhinfahrten mit Termin) verbietet. Nach dem Schreiben dürfte zb ein RTW auch grundsätzlich (!ohne Ausnahme!) keine Heimfahrten mehr durchführen.

    Das ist ein schöner Papiertiger. "Nicht disponibel" wird die Fahrt schon dann, wenn z.B. bei der eigentlich nicht zeitkritischen Heimfahrt/Ambulanzrückfahrt/Verlegung das abgebende Haus androht, ansonsten mangels Betten oder Overcrowding abzumelden.

    Wenn diese Einsätze bzw. unnötigen KH-Einweisungen durch REF oder was auch immer vermieden werden könnten, warum nicht.

    Joa, grundsätzliche Zustimmung. Nur: Wie will man Personal für diesen Job motivieren? Die von dir aufgezählten Beispiele zählen für uns alle wohl zu den nervigsten und unangenehmsten Einsätzen im Rettungsdienst.

    Und jetzt soll ein Kollege 24/7 fast nur das machen: Rausfahren um mit den Angehörigen über den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu lästern, der trotz dreimaligem Anruf nach 10 Stunden immer noch nicht bei der 87jährigen Oma mit 39,7 Fieber ist, danach zum alkoholkranken Sozialfall, der zuverlässig jede Nacht um drei aus Langeweile den Rettungsdienst ruft und im Anschluss noch ins Pflegeheim um zu beurteilen, ob der als gezogen gemeldete DK wirklich gezogen ist?

    Ein Rettungsmittel wird man am Ende auch nur im zweiten Fall einsparen können, denn sowohl beim fieberhaften Infekt wird's auf eine Krankenhauseinweisung rauslaufen und auch den DK wird jemand neu legen müssen - das Pflegepersonal im Heim offensichtlich nicht (sonst hätten sie ja nicht den Rettungsdienst gerufen) und der REF-NFS mangels fachlicher und rechtlicher Kompetenz auch nicht.

    Ich verstehe die angesprochenen Probleme, ich kenne die angesprochenen Probleme.

    Ich sehe nur nach wie vor nicht, wie ein REF diese lösen soll.

    Zum einen habe ich (ich kann jetzt nur von meinen Erfahrungen sprechen) regelmäßig das Problem mit der KVB (ÄBD), dass sie entweder überhaupt nicht kommen und den Einsatz an den Rettungsdienst abgeben, die Wartezeiten sehr lange sind (was die Patienten/Angehörigen irgendwann dazu bringt, die 112 zu rufen) und am Ende dann doch eine Einweisung rausschreiben (mögliche Gründe dafür hat ja auch Hilope genannt).

    Das geht schon damit weiter, dass wir trotz zahlreicher Beschwerden und Eingaben als Rettungsdienst keinen privilegierten Zugang zur 116117 bekommen, sondern uns jedesmal beim Anruf die ganzen Ansagen anhören und durchklicken müssen, um dann in der Warteschlange zu landen, aus der wir nach 30 Minuten rausfliegen.

    Die KVB wird dieses (in meinen Augen gewollt) dysfunktionale System nicht plötzlich umstellen, nur weil es ein REF gibt - "oh ein REF ruft an, da müssen wir schnell einen Arzt schicken."

    Anekdote am Rande: Ich habe bei der KVB einen Arzt zur Leichenschau bestellt. Sichere Todeszeichnen, kein Notarzt vor Ort. So kommuniziert. Fünf Minuten später ruft mich die Leitstelle an, was los ist - die KVB hat zum Einsatzort RTW und NEF zur Reanimation bestellt.Zum anderen bleibt das erwähnte und auf allen Ebenen bestehende Problem der Defensivmedizin. Die Leitstellen trauen sich nicht zu sagen "Nö, da schicken wir kein Auto", der Rettungsdienst traut sich vielfach nicht, zu sagen "Da brauchen sie nicht ins Krankenhaus, da gehen sie die Tage mal zum Hausarzt" und von Maßnahmen brauchen wir erst gar nicht anfangen. Selbst wenn der REF-NFS ein urologischer Halbgott ist und den Tiemann mit geschlossenen Augen rückwärts in der Harnröhre versenkt: Es gibt schlichtweg keine gesetzliche Grundlage, die es ihm erlaubt. Er ist kein Arzt, kein Heilpraktiker, kein examinierter GuK. Und selbst wenn: Soll dann das REF böse gesagt noch Kathetertaxi machen? Denn wenn sich rumspricht, dass die 112 auch DK wechselt, am Ende billiger ist als der Pflegedienst (oder mangels Abrechenbarkeit gar kostenlos??) und notfalls sogar mit Blaulicht kommt, beginnt in manchem Pflegeheim das Grinsen.

    "Akute Situation, die zeitnah therapiebedürftig ist und nicht bis zum Eintreffen des ÄBD warten kann, trifft es eher.

    Und was soll da das REF bezwecken?


    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich verstehe dich, ich verstehe das Problem und ich erlebe es auch in jedem Dienst.

    Aber mir ist immer noch nicht klar, welche Ressource das REF groß schonen soll.


    Denn am Ende steht doch immer folgender Entscheidungsbaum:

    1. Es ist eine zügige Intervention nötig, die nicht das Eintreffen des ÄBD abwarten kann: Ich benötige RTW + NEF.

    2. Es ist ein (zügiger) Transport ins Klinikum nötig: Ich benötige RTW oder KTW.

    3. Es ist nur eine nicht-zeitkritische, ärztliche Intervention nötig: Ich benötige den ÄBD und im zweiten Schritt womöglich immer noch RTW oder KTW.

    4. Es liegt keiner der oben genannten Punkte vor. Nur in diesem Fall spare ich tatsächlich Ressourcen, das ist aber gleichzeitig auch der rechtlich schwierigste Fall, da der REF-NFS für die Feststellung, dass der Patient keiner weiteren Behandlung und ärztlichen Vorstellung bedarf, die Verantwortung übernehmen muss.

    Der Fall, dass der Disponent eine vitale Bedrohung annimmt oder zumindest nicht ausschließen kann, aber am Ende doch keine vorliegt dürfte unbestritten deutlich häufiger vorkommen als das Vorliegen und Verkennen einer solchen.

    Im ersten Fall hilft das REF aber meines Erachtens aber auch nicht weiter, denn der Disponent wird schon alleine aus Gründen der persönlichen Haftung beim Verdacht auf vitale Bedrohung weiterhin RTW+NEF disponieren (müssen) und das REF lediglich im Sinne eines First Responders noch zusätzlich vorausschicken, wenn dadurch ein Zeitvorteil entsteht.

    Das ein "Markt" für ein solches Konzept besteht, möchte ich gar nicht abstreiten. Nur habe ich Zweifel am Lösungsweg.

    Es nimmt Druck aus dem System und dürfte auch preiswerter sein.

    Daraus könnte aber auch ganz schnell ein Schuh werden, wenn im Gegenzug dann "vollwertige" Fahrzeuge gestrichen werden. In Bayern werden ja bekanntlich alle Standorte regelmäßig im berühmten TRUST-Gutachten analysiert. Dies hat "bei mir" unlängst zu einer größeren Vorhalteerhöhung im Bereich der RTW geführt, da festgestellt wurde, dass die Hilfsfristen regelmäßig überschritten wurden. Nun - das ist jetzt allerdings bislang nur Hörensagen - mokieren sich die Kostenträger, dass die Auslastung der RTW zu niedrig ist und man doch vermehrt RTW zum Krankentransport einsetzen sollte, um in der KTW-Vorhaltung Stunden einzusparen.

    Sind aber alles mehr oder weniger nicht Ausbildungsinhalte eines NFS. [...] aber die rechtliche Ausgestaltung würde mich interessieren, wenn zum Beispiel beim DK-Legen dieser falsch positioniert oder eine Verletzung verursacht wurde.

    Oder ich bei der angesprochenen Beratung falsch liege. Weil Allgemeinmedizin nicht Inhalt der Notfallsanitäter-Ausbildung ist.

    Aus einer umfangreichen rettungsdienstlichen Erfahrung verknüpft mit dem Willen, ein Leben lang dazu zu lernen.

    Das ist die optimistische Variante :)
    Aber ganz ehrlich: Ist sie auch realistisch? Ja, es gibt solche Kollegen (und in meiner gottgegebenen Arroganz halte ich mich selbst für solch einen ;)) - das sind aber genau diese, die sich meiner Einschätzung nach nicht ohne weiteres auf ein "REF" setzen würden. Die mutmaßlich angeführten Gründe: 1. auf Dauer zu anspruchslos, 2. man ist nur Flickschusterer im weitenteilst dysfunktionalen System der ambulanten hausärztlichen Versorgung mit entsprechendem Frustrationspotential, 3. man ist unklaren Haftungsrisiken ausgesetzt, 4. Bezahlung?

    Interesse hätten wohl eher die (größtenteils älteren) Kollegen, die von der modernen präklinischen Notfallmedizin zunehmend fachlich (oder körperlich) überfordert sind und darin einen ruhiges Auskommen bis zur Rente sehen. Aber sind die dafür wirklich geeignet?

    Ansonsten könnte man hierfür auch spezielle Schulungen entwickeln.

    Sehr gerne.


    Jetzt kommen nur leider wieder die ollen Totschlagargumente: Wer soll es zahlen, wer organisiert es, ist es Pflicht und wenn ja: gibt's dann mehr Gehalt?
    Bitte mich nicht falsch verstehen: Ich bin voll bei dir. Nur kenne ich den bayerischen Rettungsdienst lange und gut genug, um die Erfahrung gemacht zu haben, dass der von dir angeführte Wille, ein Leben lang dazu zu lernen" in der Regel in keinster Form honoriert wird und am Ende häufig in Frust umschlägt, weil der "keine Ahnung, keine Lust"-Kollege bei gleichem Gehalt besser durch's Leben kommt.

    Versteht mich nicht falsch: ich gehe davon aus die meisten NotSan sind dazu in der Lage.

    Ich frage mal provokant: Wirklich?

    Die Ausbildung des NotSan ist auf das Erkennen und Therapieren (potentiell) lebensbedrohlicher Krankheitsbilder fokussiert. Woher soll das notwendige Wissen über das riesige Spektrum an akuten, chronischen (und eingebildeten) Krankheitsbildern unterhalb dieser Akutschwelle kommen?


    Meine persönliche Meinung, Teil 1: Das deutsche Gesundheitssystem ist arztzentriert. Am Ende wird immer ein Arzt eine Entscheidung treffen, ob, wo und in welchem Ausmaß Therapie erforderlich ist. Das "REF" wird am Ende mangels eigener Erlaubnis zum Ausüben der Heilkunde nur die Entscheidung treffen, welcher Arzt (Hausarzt, Bereitschaftsdienst, Klinikarzt, Notarzt) dies sein wird. Ob es dafür noch einmal eine gesonderte Ressource vor Ort benötigt oder dies nicht auch von einem entsprechend geschulten Call-Taker übernommen werden kann - ich zweifle.


    Meine persönliche Meinung, Teil 2: Wenn man das Konzept unbedingt möchte, würde ich auf den Beifahrersitz noch eine(n) MFA setzen.

    Im Norden Bayerns nicht besser.

    Gestern ein Trauma mit dem Heli nach Mainz geflogen (Luftlinie 175km) und einen internistischen Patienten nach Fulda (200km Autobahn) gefahren.

    Anmeldung mit Covid geht nur noch als Zwangsbelegung.

    Und die Facebook-Timeline quillt über mit Artikeln wie

    https://www.nordbayern.de/poli…tandig-geimpft-1.11532050

    wo 95% der ArschlIdioten nicht über das Lesen der Clickbait-Überschrift hinauskommen und als Beleg für ihren Die-Impfung-wirkt-nicht-und-alle-Geimpften-werden-sterben-Scheißdreck nehmen.

    https://www.brk.de/aktuell/presse/meldung/neue-medizingeraete-auf-bayerns-rettungsmittel.html


    Stryker/Physio Control hat den Liefervertrag mit dem bayerischen Rettungsdienst verloren: Die bayerischen Rettungsmittel werden zukünftig mit Medizinprodukten von GS ausgestattet: In den kommenden Jahren wird das Corpuls 3T schrittweise das LP15 ersetzen. Auch die Lucas auf den NEF und die AED auf den KTW werden durch Geräte von Corpuls ersetzt.

    Das ist in meinen Augen ein gewisser Paukenschlag: Der Rettungsdienst Bayern galt für Stryker als Referenzkunde, es wurde ein flächendeckendes Servicenetz ausgebaut und (zumindest laut einem Vertretet) Preise nahe an der Schmerzgrenze ausgehandelt.

    Bereits vor einigen Wochen habe ich schon entsprechende Gerüchte gehört: Man sei von der Innovationsträgheit bei Stryker genervt. Zugesagte Anpassungen der Firmware wurden immer wieder verschoben, bei wichtige Funktionen (v.a. im Hinblick auf Telemetrie und Telenotarzt) immer wieder auf das immer noch nicht angekündigte Nachfolgemodell des LP15 verwiesen.

    Vor Jahren habe ich mal mit einem Physio-Vertriebler darüber gewitzelt, der meinte nur brottrocken: "Wenn GS in Bayern nur eine Ausschreibung gewinnt, kaufen wir sie am nächsten Tag" - mal gucken.

    Grundsätzlich kann ich persönlich sowohl mit dem LP15 als auch mit dem C3 arbeiten, nur bei den externen Reanimationshilfen ist mir der Lucas tausendmal lieber als das Corpuls cpr.

    Höre ich so zum ersten Mal. Wird gezahlt, nur damit die Feuerwehr sich mit einem RTW sicherer fühlt? (Ich kann das Bedürfnis eines Bereitstellungs-RTW verstehen und finde das absolut okay, letztlich ist er aber nur sehr selten notwendig.)

    Und wie viel wird abgerechnet? Einmalig die Pauschale oder pro Stunde? Wenn pro Stunde, wie teuer ist dann so ein RTW?

    Soalnge ein hauptamtlich besetzter Rettungswagen aus der öffentlich-rechtlichen Regelvorhaltung eingesetzt wird, gibt es in Bayern genau 0,00 Euro.