Beiträge von max skinner

    Den Brenner kennst du aber schon, oder?


    Von Bozen nach Innsbruck fährt man ohne Verkehrschaos am Brenner ca 90min (für etwa 120km), je nach dem wie es so läuft (Grenzkontrollen oder Urlaubsverkehr). In entlegenere Gebiete braucht man (besonders im Winter) deutlich länger.


    Natürlich bringt der Hubschrauber da was!

    Ferndiagnosen sind schwer. Aber hier ist ja offensichtlich eine längere Diskussion (-->RTW verweigert den Transport) eskaliert. Das kann man sicher auch anders lösen, zb indem man den Patienten einfach mitnimmt. Man muss das ja anders sehen, selbst wenn man ihn jetzt nicht mitnimmt - die rufen wieder an.


    Und so ein Küchenmesser hat man nicht im Hosenbund, daher merkt man wohl wenn es so eskaliert, dass der Patient "was holen" geht. Und selbst wenn er dann mim Messer vor einem steht, da versuche ich doch eher zu beruhigen (---> Den Patienten mitnehmen, aber nur wenn er das Messer weglegt) als ihn mim Pfefferspray anzugreifen, denn:


    1) ist das in einem geschlossenen Raum nicht ganz ungefährlich
    2) weiß man nicht wie er darauf reagiert, manche reagieren kaum, dh
    3) riskiere ich einen noch böseren Patienten, vl mit einem bisschen eingeschränkten Sichtfeld, der blindlings auf mich zustürmt
    4) ist nicht sicher, ob ich das anschließende "zu Boden bringen" des Patienten gewinne, dh
    5) wenn ich schon den Spray nutze würde ich die Beine in die Hand nehmen und mich nicht auf den Nahkampf mit einem Messerträger einlassen. Der braucht nur blindlings herumfuchteln und einen Zufallstreffer landen....

    Ja, zumindest bei Offizialdelikten. Das ist natürlich mit Problemen verbunden.


    Ich hatte zb mal im Rahmen eines Falles von Gewalt in einer Beziehung (?) in einem Hotelzimmer ein massives Problem mit der Polizei. Ok sie waren zuerst wegen dem lautstarken Streit vor Ort, wir kamen wegen des Opfers, einer jungen Frau. In diesem Setting waren ganz offensichtlich Alkohol und Drogen im Spiel. Das Problem: Die Polizisten wollten den Raum (mit dem Opfer) nicht verlassen und haben uns andererseits Verboten die Patientin ohne einen begleitenden Polizisten mit in den RTW zu nehmen. Da wollte uns die natürlich nicht sagen ob und was sie genommen hat.


    Ich hab das ganze auf kreative Art und Weise gelöst, wir haben zuerst mal "Platz" gebraucht und die Polizisten ans andere Ende des Zimmers komplimentiert, dann hat es ein Kollege geschafft lautstark mit den Polizisten zu "eskalieren", das hat zwar in gegenseitigen Beschwerden über den offiziellen Weg geendet (Wir haben - beste Aktion ever - im Laufe des Streits über unseren Funk unseren Offizier (quasi OrgL/Dienstführung) und einen Offizier der Polizei angefordert weil wir von der Anwesenden Polizei bei der Arbeit behindert werden, sie fanden es nicht lustig) - aber ein Mitglied unserer Dreierbesatzung konnte daweil still und leise ein "vertrauliches" Gespräch mit der Patientin führen. Rausgekommen ist jedenfalls nix - aus Sicht meiner HiOrg waren wir im Recht und die Polizisten denken sich wahrscheinlich wir sind deppert.


    Ziel erreicht, der Job wäre ja sonst auch ziemlich faad.


    (ich bin übrigens persönlich ein sehr starker Polizei-Kritiker: Ich glaube da rennt extrem viel schief und wäre deswegen für Body-Cams für jeden Polizisten und flächendeckenden Videoüberwachung aller Bereiche von Polizeidienststellen. Liegt zb an solchen Vorfällen: http://derstandard.at/20000464…Watschen-fuer-die-Polizei )

    Ich sehe das ganz genau so.


    Ich habe in der Regel keine Probleme mit Drogenabhängigen, da kommt es sicher sehr stark darauf an wie man an die Sache herangeht. Mit den agressiven Patienten hab ich kein Problem, entweder sie sind nicht vital gefährdet und halt agressiv - dann kann sich der RD ja entfernen (Patient verweigert Untersuchung + Alles). Oder man hat den Eindruck sie gefährden sich selbst, dann wird man um die Polizei nicht herum kommen. In Österreich ist das teilweise ein Problem, es gibt noch keine rechtliche Grundlage für die zwangsweise Unterbringung von Patienten außerhalb des Seuchenrechts und psychischer Erkrankungen (Ob eine Intox jetzt eine psychische Erkrankung ist....da scheiden sich die Geister).


    Letztlich seh ich mich aber als "Freund und Helfer", dh ich muss mich nicht aufdrängen. Wirklich Probleme bekommt man meist erst dann, wenn man "zudringlich" wird. Wenn man mit den Leuten normal auf Augenhöhe spricht und ihnen die Situation auch verdeutlicht, dann hat man keine Probleme.


    Zb im öffentlichen Raum: Da sage ich den Leuten oft: "Hier können sie nicht bleiben, wenn sie einfach aufstehen und nach Hause oder außer Sichtweite gehen haben wir alle unsere Ruhe." Dann verstehen die Patienten das auch, gehen halt weg oder wenn sie nicht können fängt die Medizin an.


    Ich habe durchaus Kollegen die glauben sie sind die Polizei und wollen solche Patienten regelrecht "verhaften" bzw unbedingt in ein Spital mitnehmen. Das finde ich falsch. Unsere Einsätze können (und werden an Hotspots auch oft) von Sozialarbeitern ("Streetworkern") erledigt. Wenn irgendwo einer sitzt oder liegt muss man einfach hingehen, abchecken das die Person atmet und spricht, fragen ob alles ok ist und that's it.


    Nur weil ein besorgter Bürger oder ein unwilliger Security meint jemand soll da "weg" kann man nicht anfangen Leute von der Straße zu holen.


    Und zur Mitalarmierung der Polizei: das halte ich für maximal schlecht weil es das Vertrauen in den RD nimmt. Daraus resultieren Menschen die aus Angst vor Strafverfolgung dann eben nicht mehr anrufen.
    Oder es braucht eben Polizisten die "wegsehen", also schlicht wieder gehen wenn keine Bedrohung vorliegt. Nur weil man da zufällig in eine Wohnung kommt (in die man sonst nie kommen würde - zumindest nicht ohne richterlichen Beschluss oder Gefahr im Verzug) muss man ja nicht gleich alles verwerten (aus menschlicher Sicht, die Offizialmaxime ist mir durchaus bekannt).

    Wobei man das imho nicht von Sanitätern erwarten kann. Man sieht die Patienten eben nur kurze Zeit und hat somit nicht wirklich die Gelegenheit den Erfahrungsschatz aufzubauen. Wenn man im KH arbeitet und den Patienten vom anfiebern bis zum (hoffentlich nicht) septischen Schock beobachten kann ist das natürlich was anderes.


    Ich würde auch nicht sagen, dass man diesen Erfahrungschatz durch Famulaturen oder die Praktika in der Sani-Ausbildung aufbauen kann. Da muss man wahrscheinlich wirklich über längere Zeit auf einer passenden Station gewesen sein und die Patienten über Tage begleiten.


    Bei dem Thema geht sicher viel mit Bauchgefühl (klinischer Blick), aber den muss man sich erstmal erarbeiten (und das wird in der Präklinik nicht gelingen, alleine schon deshalb nicht, weil man in den seltensten Fällen erfährt was aus den Patienten wird...).

    Der erste 24/7 NAH in Österreich (Chr. 2 in Krems) wird ab 1.1.17 genau in dieser NAH/NEF Konfiguration unterwegs sein. Die Piloten sind dann aber nicht am NEF, die sind soweit ich weiß eher froh die Ruhezeiten einhalten zu können. So wie ich das verstanden habe ist nämlich der 24/7 Betrieb (insbesondere im Sommer) mit einem stark erhöhten Bedarf an Piloten verbunden. In der Nacht wird mit 2 Piloten geflogen und man rechnet mit 1-2 Einsätzen pro Nacht (Tagsüber sind es derzeit im Schnitt 3 (ca 1100 Einsätze pro Jahr)).

    Wie hoch sind die Häuser, wo du arbeitest?



    Ja, hast scho Recht - kann man in dieser absoluten Form vielleicht nicht immer durchhalten. Die Gebäude sind btw zu 60% Altbauten mit 4-6 Stockwerken (und keinem oder nur einem kleinen (Sessel ja, Trage nein) Lift) und 40% "Gemeindebauten" (sozialer Wohnbau) mit durchaus mehr Stockwerken (bis zu 10, 12), aber überwiegend gebaut in den 50er bis 70er Jahren und daher leider auch mit keinem oder zu kleinem Lift.


    Und ja, die Wiener Berufsrettung hat eine "Seiltechnik-Einsatzgruppe (STEG)" die kommen gernen und holen die Patienten über Balkone runter oder aus Baugruben raus.


    Btw gibts in Österreich keine verbindliche Norm für die Mindestgrößen von Liften. Das heißt es werden durchaus Häuser neu gebaut in denen auch der Bergestuhl nicht in den Lift passt.

    Eine Grundregel bei mir ist, dass kritische Patienten niemals mit dem Lift fahren. Die werden getragen und wenn es nicht alleine geht dann muss eben eine Tragehilfe kommen. Ich habe außerhalb von Krankenhäusern aber noch nie große "Bettenlifte" erlebt wo das ganze Team+Material+Trage (Mit Platz beim Kopf) hineinpassen würde. Würde ich so einen Lift vorfinden würde ich vielleicht anders entscheiden. Unter laufender Reanimation würde ich aber wls trotzdem nie Lift fahren (eher mit dem Spineboard/Vakuummatratze+LUCAS tragen).


    Ansonsten: Wenn der Patient im Lift fährt kommt unser Rucksack (1-Rucksack-System) mit dem Patient und dem Kollegen mit. Der Patient fährt niemals alleine!

    Eigentlich interessant - das internationale "mitspielen" scheitert an einer bürokratischen Diskussion über ärztliche Kompetenzen.


    Dabei wäre gerade die Bundeswehr geeignet die Sanis entsprechend innerhalb der eigenen inner- und außerklinischen Strukturen zu qualifizieren. Wie große die Schnittmenge zwischen entsprechend kompetenten Kampfsoldaten und qualifizierten/qualifizierbaren Sanis ist kann ich nicht beurteilen. Da wird schon mehr als überdurchschnittliche körperliche und geistige Fitness erforderlich sein....

    Nein, das ist falsch. Der Adiuvare Kurs ist ein normaler NFS+NKA+NKV Kurs der von diesem Verein unter dem Dach der Malteser durchgeführt wird. Der Kurs soll gut sein, der erste ist halt erst von ein paar Monaten gestartet, deswegen ist keine abschließende Beurteilung möglich.


    Der NKI+ in der Rettungsakademie ist was anderes, da soll es ua um erweiterte Medikamentenlisten und bestimmte invasive Eingriffe (Thoraxentpastungspunktion) gehen. Der Kurs ist auch nicht öffentlich, sondern ist eine interne Sache für langjährige NKI (Das sind dann ua die HEMS Leute vom C9 und die Lehrsanitäter aus der Rettungsakademie die die Fieldsupervisor-Fahrzeuge besetzen). Ein erster Vorgeschmack ist die arterielle BGA bei der Reanimation, machen die FISUs seit letztem Jahr....

    Vielen Dank max skinner für die Ausführungen. Ich wusste zwar, dass der NotSan (AT) ein paar Stunden weniger hat, als der RettAss...dass der Unterschied dann aber so gravierend ausfällt ist dann doch überraschend.
    Nimmt die Wiener Berufsrettung da eine Sonderstellung ein? Ich dachte in den Dokus wie "Nachtschicht auf der Donauinsel" und "Die drei von der 144" hätte ich was von drei Jahren gehört.


    Die Wiener Berufsrettung nimmt keine Sonderstellung ein. Tatsächlich ist es so, dass wir bei den JUH in Wien mehr dürfen als die "Berufsretter" (nämlich Ebrantil iv und den intraossären Zugang). Allgemein in ist es in Wien so, dass die gesetzlichen Möglichkeiten maximal ausgereizt sind. Dafür gibts auch die entsprechenden Rahmenbedingungen.


    Die mehrjährige Ausbildung bei der Berufsrettung kommt vl anders zustande (Hab die Doku ned parat). Sie könnten meinen, dass man dort mehrere Jahre als RS fahren muss bevor man den NFS machen darf, diese "Lehrjahre" als "Schani" des NFS (Assistenz) könnnte man bei großzügiger Interpretation als "Ausbildung betrachten.


    Außerdem läuft bei der Berufsrettung ein eher geheimes (es sind keine Infos zu bekommen was der genaue Inhalt ist) Projekt namens "NKI+". Da werden einige wenige Lehrsanitäter aus der Rettungsakademie in irgendeiner Form weiterqualifiziert. Was wie wo genau kann ich nicht sagen, auf die Straße wurde dieses Projekt noch nicht gebracht (Und gesetzlich ist auch nichts verankert).

    Da muss ich dich leider Entäuschen. Die Ausbildung sieht so aus (und wird meist als RS.de anerkannt):


    RS
    100h Theorie
    160h Fahrpraxis


    160h als fertiger RS im Rettungsdienst


    NFS
    160h Theorie
    160h Fahrpraxis
    160h Krankenhauspraxis


    NKA
    40h Theorie


    NKV
    10h Theorie
    40h Krankenhauspraxis


    500h als NKV im Notarztsystem


    NKI
    30h Theorie
    80h Krankenhauspraxis



    Somit kommt man auf 1100h Ausbildung - das sind knapp 7 Monate (wenn man die Praxiszeiten (160h zw RS und NFS und 500h zw NKV und NKI einrechnet).


    Teilweise ist es halt auch anders, viele Kurse dauern länger weil natürlich nicht verboten ist in einem Kurs mehr Stunden zu unterrichten als das gesetzliche Mindestmaß (Mein NFS hatte zb 240h Theorie). Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass solche "Extrawürsteln" einer Ausbildungsstelle für die Anrechnung helfen....


    P.S. Das Interessante ist, dass NFS.at mancherorts mehr dürfen als RettAss - wir in Wien zb Lorazepam iv beim Krampf (oder Midazolam per MAD oder Diazepam als Rektiole) + Ebrantil + Antihistaminika iv + io Zugang + paar Basis Medis mehr (Glucose, ALS Medis, ASS, Adrenalin i.m., ß2 Mimetikum)...