Beiträge von münchner82

    Das geht ja nicht so einfach, schließlich ist das DRK die Hilfsgesellschaft der Behörden der Bundesrepublik und durch das DRK Gesetz auch zum Katastrophenschutz verpflichtet.


    Sekunde, so einfach ist das nicht. Das DRK-Gesetz regelt primär den Status des DRK im Hinblick auf das Genfer Abkommen (auch für JUH und MHD). Nachdem Katastrophenschutz per Grundgesetz eine Länder-, keine Bundesaufgabe ist, kann das auch nicht ohne weiteres auf Bundesebene geregelt werden. Das ZKSG spricht hier von "nach Landesrecht im Katastrophenschutz mitwirkenden Einheiten und Einrichtungen", die auch im Zivilschutz (wiederrum eine Bundesaufgabe) mitwirken.Wer Katastrophenschutz machen muss, wird daher auf Länderebene geregelt. Das Bayerische Katastrophenschutzgesetz (BayKSG) nennt hier zum Beispiel:



    Zum Artikel, der so wunderbar nebulös ist: Grundliegend stellt der Bund als ergänzendes Ausstattungssoll des Katastrophenschutzes bereits 204 Fahrzeuge nach Berlin und finanziert auch deren Betrieb (Wartung, Führerscheine, RettSan-Ausbildungen, etc.). Die Kernfrage ist daher: was möchte Berlin on top noch an Katastrophenschutz betreiben und wer zahlt das dann? Da können dann die genannten 80.000 Euro für das DRK sehr viel oder auch nur sehr wenig sein - nichts genaues weiß man nicht.


    War es nicht in NRW so, dass die Fahrzeuge der Einsatzeinheiten nach dem Drittelprinzip betrieben werden, 1/3 vom Bund, 1/3 vom Land und 1/3 stemmen die Organisationen?

    [...]Das einzige woran ich mich echt gewöhnen muss - ich bin wieder auf dem Land, nicht in der Stadt. Und hier passiert vieles sehr langsam, was ich aus München im Bereich KatSchutz längst kannte wird hier teilweise als die absolut neuste Erfindung gefeiert. [...]


    Da würden mich Details interessieren, ich hatte uns Bayern jetzt für nicht so fortschrittlich gehalten.

    In den Untiefen von Augengeradeaus findet man dazu eine Diskussion , in der das Muster (damals noch H135) diskutiert wurde. Ein User hat einen (selbstgestrickten) Auszug aus der damaligen Leistungsbeschreibung gepostet:


    Bei den Aussagen dieses Users sollte man etwas Vorsicht walten lassen (er arbeitet für einen anderen Hubschrauberhersteller und lässt in den Posts kein gutes Haar an Airbus), aber die Masse der Forderungen klingt schlüssig. Damit wird das neue Muster ein RTH mit Zusatzausstattung.

    dens Der GW-Rett des BRK München ist IMHO ein grandioses Konzept, weil es eine Lücke füllt. Das Fahrzeug unterstützt den Rettungsdienst an der Einsatzstelle mit Material, bis die SEGen eintreffen.
    @Harris_NRÜ Die stärkere Einbindung von RTW begrüße ich auch. Ich meine, dass in den NRW-Behandlungsplätzen auch die Versorgung der roten Patienten in RTWs erfolgt, nicht im Behandlungszelt. Tief in der Mottenkisten habe ich noch eine Erinnerung an den SEG-RTW aus Esslingen (http://www.schnelleinsatzgruppe.de/segesslingen/index.htm):

    Ein spannendes Konzept. Man könnte z. B. auch KTW-B erwägen, die anstatt dem Behelfstragetisch weiteres Sanitätsmaterial mitführen.

    Das, was der Kunde schreibt, hat mit Katastrophenschutz wenig bis gar nichts zu tun. Der "richtige" Katastrophenschutz in den Versorgungsstufen 2 und 3 ist nämlich Ländersache, die hier eigene Konzepte ausrollen und sich nicht auf den Fahrzeugen des Bundes ausruhen sollte. Der Beitrag des Bundes in Versorgungsstufe 4 (Sonderschutz mit Hilfe von Spezialkräften) ist der Anteil des Zivilschutzes, welcher gemäß ZSKG auch im Katastrophenschutz verwendet werden darf. Das ist aber konzeptionell eine "on top"-Fähigkeit, welche zusätzlich zu den bestehenden Katastrophenschutzformationen existiert (zumindest in der Theorie).Unter dem Strich sagt der Artikel: "der Bund ist so böse, weil er nicht genug investiert". Prinzipiell ist das erst einmal korrekt, die Beschaffungen des BBK verlaufen deutlich schleppender als geplant. Wenn man in den Bereich der Medizinischen Task Forces schaut, so war nach der Auslieferung der ersten Fahrzeugtypen erst einmal eine Pause, die bis heute dauert. Bei einem Konzept von 2008 und einem Pilotbetrieb seit 2010 dürfte man ansich erwarten, dass die fehlenden Fahrzeuge (GW-Behandlung, Führungskraftwagen, Logistikfahrzeug, etc.) immerhin konzipiert - wenn schon nicht bestellt - sind. Aber Fehlanzeige. Tatsächlich klafft auch noch in den MTF-Konzepten im Bereich "Logistik" - mitunter einer der wichtigsten Aspekte beim überörtlichen Einsatz von Verbänden noch eine Lücke. Hier steht nämlich noch sehr wenig bis gar nichts. Möglicherweise gab es BBK-intern Umwälzungen, aufgrund derer die Konzepte nicht mehr so vehement verfolgt werden, wie es in der Anfangszeit war. Wer weiß.


    Deutlich prekärer stellt sich tatsächlich die Lage im Bereich der Feuerwehren dar. Der Bund hat sich entschlossen, eben nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip Fahrzeuge in der Landschaft zu verteilen, und beschafft daher deutlich weniger rote Fahrzeuge. Für manche Feuerwehr bzw. Kommune, die nun keine Gratisfahrzeuge mehr erhält, ist das natürlich eine dumme Situation wenn man nun selbst in der Pflicht steht. Gefühlt kommt auch aus dieser Richtung gefühlt mehr Kritik als aus dem weißen Geschäft (wo auch weniger Fahrzeuge als im Kalten Krieg beschafft werden). Daher scheint der Autor des Artikels auch eher aus dem Bereich der Feuerwehren zu kommen, innerhalb der Hilfsorganisationen ist man meiner Ansicht nach eher froh über das, was man bekommen hat; anstatt sich über das zu ärgern, was man nicht erhält.Allgemein findet auch im weißen Katastrophenschutz eine Veränderung zu weniger Einheiten mit höherer Qualifikation statt. Diesbezüglich bin ich geteilter Meinung; einerseits begrüße ich eine Professionalisierung in der Tätigkeit, anderseits halte ich im Katastrophenschutz eher eine flächendeckende Vorhaltung von Sanitätshelfern/Einsatzsanitätern für sinnvoller. Gefühlt hält auch im KatS die große Medizin Einzug, mit Thoraxkathetern und chirurgischem Material auf dem GW-San. Dabei treten aber die Basics wie Blutstillung und Freihalten der Atemwege - IMHO die relevanten Dinge in einer Großschadenslage, der Rest kann dann in der Masse im Klinikum erfolgen - eher in den Hintergrund, obgleich hier neue Mittel wie Notverband und Tourniquet hier die Arbeit auch "niedrigqualifiziertes" Personal erleichtern. Das macht die Fahrzeuge groß und schwer und auch diese schiere Masse an Rettungssanitätern, die sich der Bund für die MTFs wünscht, muss man erst einmal finden/ausbilden.


    Mein Wunsch wären hauptamtlich besetzte Gerätewagen mit Material, die schnell KatS-Material an die Einsatzstelle verbringen können. Das Personal wird dann dezentral aus der Fläche gestellt, welches auch dezentral zum Einsatz kommen kann. Das ist auch im Hinblick auf sinkende Helferzahlen vielleicht ein guter Weg.

    Die Zahl mag sich sehr hoch anhören, aber ansich ist sie das nicht. Wenn man den Einsatzbericht der AAU herunterbrigt, gab es 130 Trageneinsätze (also RD-Einsätze) pro Tag. Statistisch befanden sich pro Tag 400.000 Personen auf dem Oktoberfest. In der selben Zeit finden im Leitstellenbereich München (Stadt + Landkreis) 600 RD-Einsätze statt, verteilt auf 1.750.000 Einwohner. In Summe macht das ca. einen Einsatz pro 3.070 Wiesnbesucher und 2.900 Einwohnern im Leitstellenbereich.


    Ich weiß, das ist ein bisschen Milchmädchenrechnung. Aber wir reden beim diesjährigen Oktoberfest von 6.300.000 Besuchern insgesamt und 250.000 Personen gleichzeitig auf der Festwiese. Da relativieren sich die Zahlen etwas.
    Gemäß der Polizei sind dieses Jahr die Straftaten um 9 % gesunken. Besonders stark ist der Rückgang im Bereich der Sexualdelikte, das empfinde ich als erfreulich.
    In Summe scheinen auch die Einsatzzahlen des Sanitätsdienstes gesunken zu sein (Zahlen aus 2017 in Klammern):
    Trageneinsätze: 2.068 (2.284)


    Gesamtzahl Patienten: 6.164 (6.981)

    Ok, ich kenne es von den Volksfesten eher, dass diese für Rettungsmittel nicht direkt befahrbar sind. Wenn die räumlichen Gegebenheiten eine halbwegs sichere Zufahrt ermöglichen, ist das natürlich etwas anderes. Sollte ich mir eines Tages vielleicht mal vor Ort anschauen, allerdings bin ich glaube ich für den Bierpreis schlicht zu geizig :scare3:

    RTW fahren regelhaft nicht in das Festgelände ein, sondern übernehmen im Bedarfsfall den Patienten am Rande der Festwiese auf einem der definierten Stellplätze. Das Befahren der Festwiese ist streng reglementiert (wer, wie, etc.) und im Regelbetrieb nur NEFs vorbehalten.

    Sehr interessanter Artikel!


    Definitiv! Der erste Absatz fasst die Situation sehr schön zusammen:

    Zitat

    Für den Kreisverband München des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) war es eine Frage des Selbstverständnisses: Die medizinische Versorgung auf dem größten Oktoberfest der Welt konnte nur ihre Sache sein. Mehr als 130 Jahre lang waren sie dafür zuständig. Der Auftrag galt als gesetzt. Bis im April erstmals der Privatanbieter Aicher Ambulanz den Zuschlag bekam – für 2018 bis 2021. Das Rote Kreuz war ausgebootet, intern löste das ein mittelschweres Erdbeben aus.

    Mein subjektiver Eindruck nach vielen Gesprächen ist, dass Aicher für Ehrenamtliche eine sehr interessante Möglichkeit für das Engagement geschaffen hat: Oktoberfest mit Bezahlung, da überlegen schon einige, dort teilzunehmen.
    Bezüglich der Gefahr eines Weggangs: gefühlt ist ohnehin ein guter Teil der Ehrenamtlichen bei zwei oder der mehr Hilfsorganisationen registriert, so dass man überall die interessanten Dinge abgreifen kann (was ich ablehne).

    Dazu gibt es auch eine Stellungnahme der AAU (rote Hervorhebungen durch):

    Ich stimme hier der Firma Aicher zu: das Verhalten des BRK ist einfach nur noch ekelhaft.

    So wie ich die Standpunkte verstehe, befand sich der Disponent im Graubereich zwischen "sicher für den RTW" und "sicher für den Hausarzt" und hat die für ihn logische Entscheidung getroffen. Das zeigt IMHO sehr schön das Spannungsfeld, in dem sich die Leitstelle befindet: Entscheidungen mit dürftigen Informationen und unter Zeitdruck zu treffen (ganz im Sinne von Clausewitz), abgerundet durch ein Gegenüber mit einer klaren Erwartungshaltung. Menschen telefonieren hier mit Menschen, Reibereien sind da leider vorprogrammiert.


    Was ich jedoch schwierig finde, ist dieses oftmalige "Zur-Zeitung-Gerenne", wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Man hätte den Fall auch erst einmal mit der ILS selbst aufarbeiten können. Die Chancen von der Lose-Lose-Situation wegzukommen, hat das so nicht verbessert.

    Zum Oktoberfest gibt es immer eine Vorhalteerhöhung des Rettungsdienstes durch den RZV, um das zusätzliche Einsatzaufkommen zu bewältigen. 2017 waren das in Spitzenzeiten 25 Fahrzeuge (16 RTW, 6 KTW, 3 NEF). Diese Fahrzeuge stehen dann rund um das Festgelände auf Abrufplätzen und werden auf Notfälle in der Peripherie des Oktoberfestes disponiert (die Festwiese selbst wird i. d. R. durch den Sanitätsdienst bedient) oder übernehmen Abtransporte von den Sanitätsstationen in die Kliniken.
    Von den Kritikern des neuen Anbieters für den Sanitätsdienst wird immer wieder angeführt, dass die Firma Aicher nicht mit der hundertdrölfzig Jahre langen Erfahrung und Kompetenz des BRK konkurrieren kann. Deswegen würde dann zukünftig jeder neue Patient immer und sofort an die Oktoberfest-Rettungsmittel zum Transport ins KH abgeschoben werden, da der AAU die Kompetenz zur vor-Ort-Behandlung fehle. Quasi ein Versuch der Stimmungsmache beim RZV und den Durchführenden des Rettungsdienstes gegen den neuen SanD-Anbieter.

    Keine Ahnung, wie Herr Zellner das schaffen möchte. Möglich wäre dies nur durch eine Änderung des BayRDG, das eine Vergabe an Private erlaubt:


    Zitat

    Art. 13 BayRDG


    Der Zweckverband für Rettungsdienst und
    Feuerwehralarmierung beauftragt mit der bodengebundenen Durchführung von Notfallrettung, arztbegleitetem Patiententransport und Krankentransport nach Maßgabe der Abs. 2 bis 5 freiwillige Hilfsorganisationen oder private Unternehmen.


    Da die Privaten aber allein in München einen guten Teil des Regelrettungsdienstes stellen, wäre wohl ein plötzlicher Ausschluss nicht haltbar. Immerhin haben sich damals Aicher und MKT erfolgreich in die Vergabe geklagt :nea: