Und wenn die zweite Anlaufstelle nach google das vernünftig regeln würde?
Kleiner Tipp: Eine oft benutzte Abkürzung dafür ist ILS...
Die 2. Anlaufstelle ist meistens schon zu spät. Wenn ich mich schon im Internet belesen habe, dass meine stechenden Rückenschmerzen neben der Muskelverspannung auch von einem Herzinfarkt herrühren könnten, dann ist das jetzt meine Angst, und alles andere was da steht habe ich auch plötzlich. Stirn ist schweißig, die Atmung ist irgendwie auch nicht so doll, wenn ich so dran denke und der mit Opas Messgerät ermittelte Blutdruck ist mit 160sys ja auch super hoch...
Hier kann der Disponent doch nur von einem Notfall ausgehen, wenn er ein konkretes Hilfeersuchen ablehnt und damit falsch liegt steht er zurecht im Schussfeld der Justiz.
Eine Info-Seite mit Chat oder ähnlichem ist da unverbindlicher, es kann eher eine Beratung stattfinden, wenn der Patient sich meldet, weil er Rückenschmerzen hat, nicht weil er denkt, dass er einen Herzinfarkt hat.
Zum anderen ist die 112 eine Notrufnummer und sollte es auch bleiben. Nicht auszudenken, wenn man mit der laufenden Reanimation für 3 Minuten in der Warteschlange hängt, weil der Disponent Aufklärungsarbeit leistet, dass man an Brechdruchfall als 19-Jähriger schon nicht versterben wird.
Außerdem halte ich Disponenten, wie Rettungsdienstmitarbeiter generell, aktuell nicht für qualifiziert in der Ab- und Aufklärung bei Nicht-Notfallpatienten.
Die ganze Ausbildung und auch der Erfahrungsschatz drehen sich um Notfallbilder, und auch differentialdiagnostisch denkt man an andere Notfälle. Durch die sehr geringen Zeiten in der Notaufnahme und ohne Einblick in die ambulante Medizin kennt man einfach unfassbar viele Krankheitsbilder nicht.
Unsere Neurologie bekommt mehrere Schlaganfall-Schockräume im Jahr mit Patienten, die an einer peripheren Facialisparese leiden. Wenn das RTW-Team aufgeklärt wird sind die Augen immer groß.
Hier sind erfahrene niedergelassene Ärzte und Pflegekräfte weitaus besser geeignet, während sie bei der Behandlung von Notfallbildern oft bescheiden abschneiden.
Spannend finde ich Konzepte in England, die auf Community nurses oder speziell weitergebildete Senior Paramedics setzen.
Auch die ambulante Pflege könnte Rettungsdienst und niedergelassene Ärzte massiv entlasten, wenn man außerhalb der Grundpflege Kompetenzen ausbilden und zusprechen würde. Aber das schweift jetzt wohl sehr weit ab!
Ich war im Frühjahr im Rahmen einer Famulatur einen Monat in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Auch wenn die spannende Medizin oft woanders stattfindet, so war dieser Einblick unglaublich interessant und bereichernd, gerade im Bezug auf die Tätigkeit im Rettungsdienst. Man sieht viel, lernt viel und versteht vieles danach besser.
Wer die Möglichkeit hat sollte in meinen Augen unbedingt mal einen Blick über den Tellerrand werfen. Anstatt der x-ten Woche Anästhesie und der Maslow'schen Bedürfnispyramide oder der Staatordnung der BRD hätte ich 80 Stunden Hausarztpraxis oder Bereitschaftspraxis auch für die NotSan-Azubis gut gefunden.
Es gibt auch Info-Telefonnummern der Krankenkassen, diese werden sogar gut genutzt. Ich möchte gar nicht wissen, was da auch alles aussortiert wird.
Sicherlich ein Anfang, aber die Erreichbarkeit beschränkt sich auf die Kernarbeitszeit und welche Qualifikation hat das Personal?