Beiträge von olleHoop

    Also das Muster-Curriculum der Bundesärztekammer sieht 15 Stunden für traumatologische Notfälle und 22,5 Stunden für alles von Reanimation über Internistische und neurologische Notfälle bis hin zur Psychiatrie vor.


    Wenn man ITLS und AHA ACLS mit zusammen 32 Stunden unterbringt, dann bleiben rechnerisch 5,5 Stunden für:


    Neurologie (60 min)
    Bewusstseinsstörungen (45 min)
    Psychiatrie und Krisenintervention (90 min)
    Intoxikation und Drogen (75 min)
    Respiratorische Notfälle (60 min)
    Gastrointestinale Notfälle (30 min)
    Geriatrie (45 min)
    Stoffwechselstörungen (45min)


    Mit einem Zeitumfang von 7,5 Stunden


    Also mit kleinen Abstrichen und ein bisschen Augenmaß passt das schon, zumal man vielleicht auch Punkte wie CRM oder Airway-Management mit den Kursen als abgedeckt ansehen kann.
    Ich finde es jedes Mal wieder spannend, wie minimal die Anforderungen an den Notarzt sind, und umso besser, wenn man etablierte Kurskonzepte einbindet, die für eine einheitliche Sprache mit dem Rettungsdienstpersonal sorgen

    Ausbildung. Er soll die Maßnahme ja nicht anstatt des Arztes ausführen, sondern darin ausgebildet werden. Wie soll man denn die Durchführungsverantwortung übernehmen, wenn man die Maßnahme noch nicht beherrscht? Eine Delegation ist in meinen Augen "leg mal einen Zugang in Zimmer 102"
    Aber der Begriff ist insgesamt hochgradig umstritten und sicher findet sich auch eine dementsprechende Definition, die eure Ansicht stützt.


    Und natürlich kann die aufsichtsführende Person haften, das ist auch in diversen Quellen so angegeben, z.B:

    Zitat

    Außerdem trägt der Arzt die volle Haftung auch für Pflichtverletzungen durch nichtärztliche Mitarbeiter bei der Durchführung delegierter Leistungen


    https://hess-anwaelte.de/aktue…chtaerztliche-mitarbeiter



    Ich will jetzt auch gar nicht gegen Juristen anreden, da ziehe ich eh den Kürzeren. Das Konstrukt ist bei uns durch einen Praktikumsvertrag über das jeweilige Haus gelöst, was laut Einschätzung der Justiziare von DRK und Krankenhaus hier die sicherste Variante ist. Ob die Berufshaftpflicht für eine nicht-originäre Tätigkeit im Rahmen einer freiwilligen Hospitation greift würde ich ebenfalls sehr genau nachfragen.

    Tatsächlich wurde mir dein Beitrag nicht angezeigt, Entschuldigung.


    Ansonsten gilt was oben steht: invasive Maßnahmen sind primär ärztliche Tätigkeit, im klinischen Umfeld triffst du dabei keine eigenverantwortlichen Maßnahmen, sondern wirst unter ärztlicher Anleitung und Aufsicht tätig. Damit haftet auch der anleitende Arzt

    Da es sich dabei allerdings um ärztliche Maßnahmen handelt, die unter Aufsicht durchgeführt werden, haftet der Arzt, respektive sein Arbeitgeber.
    Von irgendwelchen Gedankenspielen wie vorsätzlicher Patientenschädigung mal abgesehen.
    Das ist zumindest in allen Krankenhäusern der Fall, in denen ich bisher hospitiert habe. Oder siehst du das komplett anders?


    Klassisch dürfte hier ja der Zahnschaden beim Intubieren sein

    Wenn ein Praktikumsvertrag mit dem Krankenhaus geschlossen wurde, dann läuft das alles über das Krankenhaus.


    Ich wusste auch nicht, in welcher Situation ein Anästhesie-Praktikant eigenverantwortliche Entscheidungen trifft, für die er haftbar sein könnte

    Das liest sich wirklich verwerflich und schlimm, man könnte hier sogar von Betrug oder ähnlichem Reden!
    Die Frage ist doch aber ob es tatsächlich so verwerflich und ineffizient ist wie es wirkt? Lässt sich die entsprechende Diagnostik präklinisch nur schwierig darstellen (z.B. durch lange Wartezeiten und oder dem Gang von Arzt zu Arzt), dann kann es durchaus effizienter und auch wirtschaftlicher sein all das klinisch zu machen. Auch ist es ggf. effizienter und wirtschaftlicher die Diagnostik zeitnah und klinisch zu machen, wie dass der Patient bis zum präklinischen Termin immer und immer wieder (mit dem RD) in der Klinik aufschlägt.


    Definitiv, Abrechnungsbetrug ist Gang und Gebe und wird durch die zunehmende Übernahme der ambulanten Versorgung durch klinikeigene MVZ nur noch häufiger. Als effizient würde ich die Diagnostik im Krankenhaus auch definitiv nicht bezeichnen, schon gar nicht aus finanzieller Sicht als Beitragszahler


    Es mangelt ja aber nicht nur an normalen Betten, sondern und vor allem auch an IMC / Intensivbetten. Dass auch hier der Personalmangel die Lage verschärft ist keine Frage, die Betten zu kürzen bis das Personal (annähernd) reicht ist aber auch keine Lösung. Die Idee die Bettenanzahl annähernd gleich zu halten und das durch eine Fusion mehrerer Kliniken kann dabei durch aus eine Lösung sein, denn dann hat man potentiell mehr personaltechnische Reserven bzw. andere personelle Möglichkeiten und kann damit eine bessere Versorgung sicherstellen.


    Zu den IMC-Betten habe ich ja oben schon etwas geschrieben, auch hier halte ich ein Großteil des Problems für hausgemacht. Aber natürlich kann es nicht sein, dass wir im Frühjahr teilweise über 80km mit Patienten fahren mussten, um sie adäquat versorgt zu bekommen. Wie erklärst du dir, dass wir 30-50% mehr Betten als skandinavische Länder haben, und trotzdem keine besseren Ergebnisse erzielen? Ich denke nicht, dass der Bedarf für so viele Krankenhausbetten real besteht


    Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage das ist nicht das Problem, sonder die Folge eines Problems. Würde ein Krankenhaus z.B. auch in "Konkurrenz" zum niedergelassenen Arzt treten dürfen und können, dann würde sicher mancher Patient nicht aufgenommen werden. Auch wird entsprechend vorgegangen, damit man wirtschaftlicher Arbeitet (z.B. kein / geringeres Minus durch amb. Behandlungen & bessere Auslastung / Fallzahlen) und nebenbei auch um den Standort zu waren.


    Definitiv, ich stimme dir komplett zu. Die Krankenhäuser werden zum Betrug und zum Problemlösen gezwungen. Auch die Idee einer ambulanten Versorgung durch Fachärzte in Ambulanzen/Praxen direkt am Krankenhaus finde ich toll und würde unser System in meinen Augen verbessern. Leider wehrt sich da ja die KV massiv. Das System des niedergelassenen Facharztes hat für mich keinen Mehrwert und keine Zukunft, hier liegt extrem viel Potential vergraben. Aber dafür braucht es keine Krankenhausbetten


    und nicht dem Bedarf anzupassen ist aber keine Lösung, damit fährt man uns nur noch weiter an die Wand.

    Es darf natürlich keine Unterversorgung bestehen, aber wie geschrieben ist der reale Bedarf in weiten Bereichen viel geringer. Andererseits sind gerade mittelgroße Städte stark belastet, da viele Patienten aus dem Umland die regionalen Krankenhäuser meiden und sich in der nächsten oder übernächsten Stadt versorgen lassen. Hier muss oftmals wirklich die Anzahl der Betten nach oben angepasst werden. Oder die Qualität der regionalen Kliniken

    Dann bliebe das Problem was man jetzt schon hat, durch Schließungen und Zusammenlegungen werden Betten eingespart und das kann vor allem in dieser Anzahl zum echten Problem werden. Politisch und gerade wirtschaftlich gesehen mag eine Auslastung von 85% und mehr wirklich gut aussehen und ausreichend sein, tatsächlich wird man aber zu hochzeiten noch mehr Probleme haben den Patienten los zu werden wie jetzt und es werden auch mehr Patienten zu früh entlassen werden.


    Die reine Anzahl der Betten ist in erster Linie Statistik. Deutschland hat von den mitteleuropäischen Ländern die meisten Krankenhausbetten im Verhältnis zu den Einwohnern, und das bei insgesamt besserer Gesundheit der Bevölkerung


    Deutschland hat statistisch und reell viel zu viele Krankenhausbetten, die durch die kleinen und konkurrierenden Krankenhäuser auch künstlich belegt werden, indem Patientenakten manipuliert werden und die komplette Diagnostik, die ambulant erfolgen müsste, in einem stationären Aufenthalt erbracht wird. Das Problem, gerade in der Grippesaison, ist viel mehr der Krankenstand des Personals und die extrem dünne Personaldecke, so dass Betten und Stationen geschlossen werden müssen. Noch dazu kommt die erbärmliche Bausubstanz vieler Häuser ohne Einzelzimmer und Isolierungsmöglichkeiten. Da blockieren dann ganz schnell 3 Influenzapatienten ingesamt 9 Betten. Noch dazu erkranken 5 Pflegekräfte, und aus 200 Betten werden ganz schnell 120. Ein größeres Haus kann zudem durch einen größeren Personalpool und bauliche Reserven besser reagieren, und zusätzliche Betten während der Stoßzeiten betreiben. Eine Auslastung von 50-60% wegen einem Monat Dauerstress zu finanzieren ist meinen Augen irrsinnig


    Auf der anderen Seite besteht durchaus in Ballungsräumen und Spezielabteilungen teilweise ein reeller Mangel an Betten, aktuell fehlt aber sowohl der Geld vom Land für Baumaßnahmen, als auch das Personal für einen Ausbau der Kapazitäten. Da könnte man durch Schließung von verlustbringenden Kreiskliniken erhebliche Mittel mobilisieren
    Das Problem der kurzen Liegezeiten und "blutigen Entlassungen" resultiert eher aus den DRG, die die bezahlten Liegezeiten ganz klar begrenzen


    Im übrigen habe ich durchaus Verständnis und bin auch Befürworter in Ballungsräumen Kliniken bei Beibehaltung der gemeinsamen Bettenanzahl zu fusionieren, hierin kann ich durchaus positives entdecken. Auch auf dem Land wird man kleinst und klein Krankenhäuser ggf. zusammenlegen können und müssen, hier muss aber wie gesagt darauf geachtet werde, dass keine Betten verloren gehen und keine ewig lange Wegstrecken entstehen.


    Krankenhäuser auf dem Land, die teilweise ein Einzugsgebiet von <40.000 Personen haben, nehmen einfach jeden Patienten stationär auf, ohne das eine medizinische Indikation besteht. Es ist in unserem Kreiskrankenhaus durchaus üblich, dass Blutdruckeinstellung, Schwindelabklärung, Diabetesentgleisungen oder Rückenschmerzen im Rahmen von mehrtätigen stationären Aufenthalten "behandelt" werden. Hier gibt es wirklich erhebliches Potential für sinnvolle Rationierung.
    Viel wichtiger ist es in meinen Augen, dass keine einzige Stelle beim Personal verloren gehen darf, insbesondere in der Pflege, so dass ein Zentralkrankenhaus bei weniger Betten eine bessere Betreuung sicherstellt.
    Die reine Bettenanzahl ist nur Statistik, was wirklich zählt sind die Pflegekräfte, die Ärzte und weiteres Personal. Und die reichen bei Weitem nicht aus, um aktuell 8 Krankenhausbetten auf 100.000 Einwohner zu betreuen (mitteleuropäischer Spitzenreiter!). Insbesondere wenn man beachtet, dass mittlerweile auf Station zu einem Großteil echte Altenpflege betrieben wird und die medizinische Behandlung immer weiter in den Hintergrund rückt.

    Ich bin völlig bei dir, dass einige Bereich in Zukunft entvölkert werden. Wo früher 80% der Bevölkerung subsidäre Landwirtschaft betrieben hat oder im örtlichen Möbelwerk beschäftigt war, da wird es keine Zukunft für eine flächendeckende Bevölkerung geben. Aber der Großteil von Deutschland befindet sich in einem einstündigen Radius um eine Großstadt mit 200.000+ Einwohnern, ich denke schon, dass man diese Gebiete fördern und entwickeln kann. Dafür braucht es aber Investitionen in die Infrastruktur und finanzielle Anreize, um dort Entwicklungen anzuschieben. Wo es die letzten 30 Jahre bergab ging ist oft mittlerweile so viel abgebaut worden, dass dort natürlich niemand freiwillig hinziehen will


    Aber mit subventionierten Arbeitsplätzen, Zuganbingung mit entsprechender Taktung und zu günstigen Preisen sowie vernünftiger Abdeckung mit Internet und Telefon ließe sich schon viel bewegen. Ich glaube nicht, dass der größte Teil der Menschheit gerne mit 3 Kindern auf 85qm im 4. Stock ohne Balkon wohnt. In den USA ist diese Suburbanisierung sehr viel ausgeprägter als hier in Deutschland und ging jahrzehntelang sogar auf Kosten der Innenstadtbereiche, die zunehmend verfallen sind. Auch eine finanzielle Förderung von Eigenheimerwerb und Neubautätigkeit und eine Abkehr vom absurden Denkmalschutz leerstehender Dorfkerne spielt sicher eine Rolle. Das ist aber kein primär medizinisches Thema mehr. Wobei für mich die medizinische Versorgung untrennbar mit der Lebensqualität in der Fläche verbunden ist


    Das eine multizentrische Entwicklung mit flächendeckender Landbevölkerung durch entsprechende staatliche Steuerung möglich ist, zeigt zum Beispiel Israel

    Das sind dann Häuser die problemlos 6-12 Schockräume in Reihe betreiben können. Warum auch nicht? Der Skaleneffekt wird auch hier massiv wirksam, von der hohen Spezialisierung und Routine der Mitarbeiter ganz zu schweigen.


    Ich denke nicht, dass wir jemals solche Häuser hier haben werden, geschweige denn brauchen. Zum Glück leben wir in einem Land, in dem selbst in den schlechtestens Vierteln der größten Stadt eine Messerstecherei oder eine Schussverletzung eine absolute Ausnahme sind. Und der Verkehr ist auf dem sichersten Niveau jemals. Von daher sehe ich selbst bei einem gewissen Skaleneffekt auch in Zukunft keine derartigen Traumazentren in Deutschland. Mehr als aktuell wäre natürlich schon toll, aber mehr als 2-3 echte Schockräume wird wohl kein Haus hier jemals routiniert betreiben können.


    Gleichzeitig müssen wir ambulante Versorgungskonzepte schaffen die eine ambulante Versorgung 24/7 zulassen. Sind wir ehrlich? Mind. 50% der Patienten die ich als RD in die Notaufnahme fahre wären in einer ständig erreichbaren, vernünftig ausgestatteten Notfallpraxis genauso gut aufgehoben.


    Darin sehe ich auch einen Teil der Zukunft, vor allem in größeren Städten. Die strikte Trennung von ambulantem und stationären Sektor muss weg, es hilft nicht sich auf eine fiktive Trennlinie zu berufen und sich der Realität zu verweigern. Die Abklärung von semiakuten Beschwerden muss in der Zukunft im Krankenhaus angesiedelt werden, ebenso die fachärztliche Betreuung in Form von Ambulanzen. Niedergelassene Neurologen, Rheumatologen oder Gastroenterologen haben keinen Mehrwert fürs System


    Weniger Kliniken mag einerseits schon ganz sinnvoll sein, aber es mangelt ja jetzt schon laufend an Intensivbetten....
    Und leider hatte ich schon Patienten die mitten in einer Klage gegen Klinik xyz waren. Denen kann man ja schlecht zumuten in genau diese Klinik gebracht zu werden weil es die nächstgelegene und geeignete wäre...

    Hier mangelt es zum einen an Intensivbetten, weil regelmäßig 3+ Betten wegen Personalmangel gesperrt sind, weil die Notaufnahmen keine Akutbehandlung oberhalb der Flüssigkeitstherapie leisten können und weil aus finanziellen und personellen Gründen z.B. Alkoholvergiftungen und Kopfverletzungen unter Antikoagulation 24+ Stunden auf IMC überwacht werden
    Ich denke, dass größere Häuser eine bessere Staffelung der Versorgung hinbekommen und besser mit ihren Kapazitäten wirtschaften


    Und entweder es handelt sich um einen Notfall, der zeitnah behandelt werden muss -> nächstgelegenes Krankenhaus oder um einen elektiven Krankentransport -> T-Schein mit Einweisung oder private Bezahlung eines KTW. Zum Glück haben wir da eine gute Rückendeckung von unserem ÄLRD, denn diese Diskussionen führen wir in jedem 2. Einsatz.


    Fraglich finde ich übrigens die geforderten Fahrzeiten auch, denn hier stellt sich mir die Frage ob es da ggf. Schlupflöcher gibt bei denen dann 60 bzw. 90 Minuten ok sind oder ob es da um einen Durchschnittswert geht? Betrachtet man sich manche ländliche Region müsstes es bei einer entsprechenden Umsetzung der Pläne an einigen Standorten neue Regel oder gar Maximalversorger geben, über die folgen darf sich jeder selbst Gedanken machen.

    Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Aber aus 4 x 80 Betten in Kleinstkrankenhäusern könnte man 200 Betten in einem Zentralkrankenhaus machen, in Kombination mit einem fachärztlichen Konsiliardienst nach kanadischem oder amerikanischen Vorbild wäre so schon eine gute Versorgung in der Fläche möglich


    Die Hirnblutung erst mal in das nächste Krankenhaus zu fahren finde ich übrigens weniger verwerflich, denn 1. kann man diese hier ggf. erst diagnostizieren und 2. ggf. hoffnungslose Fälle rausfiltern und somit die Fachabteilung auch etwas entlasten. Verwerflich wie die Fahrt ins nächste KH finde ich die Zeit die es bis zur Diagnose und dann für den Sekundärtransport braucht, genau diese Punkte sind es doch die tatsächlich dem Patienten schaden.

    Einen Verdacht auf ICB ins nächstgelegene, ungeeignete Krankenhaus zu fahren empfinde ich als Kunstfehler und würde das auch entsprechend gerichtlich klären lassen, sollte das meinen Angehörigen jemals passieren


    ob man die Brustschmerzen ohne Hebung Nicht auch in ein Krankenhaus ohne Katheter, den Verdacht auf Stroke in eine Stroke Unit ohne direkte Möglichkeit der Thrombektomie und Die unklare Bewusstlosigkeit in eine Versorgungseinrichtung mit intensiv und CT,

    Dafür gibt es doch klare Leitlinien. Ein NSTEMI kann binnen 72 Stunden kathetert werden, fahre ich diesen in ein ungeeignetes Haus und verlege ihn anschließend entsteht ihm kein Nachteil. Für die Zuführung in ein Thrombektomie-Zentrum gibt es gute validierte Scores, z.B. die Los Angeles Motor Scale. Aber leider wird der Apoplex ja generell stiefmütterlich behandelt und die Diagnostik reicht bei vielen über FAST nicht hinaus. Sicherlich braucht es mehr klare Handlungsempfehlungen, welches Haus was kann und welche Symptome zwingend zu einer höheren Versorgungsstufe transportiert werden müssen. Aktuell ist da leider noch sehr viel persönliches Gusto dabei


    Das ist eine Forderung die realistisch nicht zu erfüllen sein wird. Sowohl ärztliches als auch pflegerisches Personal kann sich derzeit frei aussuchen, wo es arbeiten und damit auch leben möchte. Wie attraktiv die Käffer sind, bekommen die dort gelegenen Krankenhäuser aktuell schon ganz gut mit. Ein weiterer Ausbau von Kapazitäten auf dem platten Land wird daher schlicht und ergreifend nicht funktionieren (können).

    Nun, wenn man entsprechende Überkapazitäten abbaut und gleichzeitig die Ausbildung von medizinischem Fachpersonal und Ärzten erhöht, dann kann man sich das relativ bald nicht mehr ganz frei aussuchen. Natürlich sollten kleinere Krankenhäuser nicht nur die letzte Wiese sein, es muss auch aktiv etwas für die Attraktivität getan werden. Neben einer Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum stelle ich mir da vor allem finanzielle Anreize und Dienstpläne mit langen Frei-Blöcken vor. Klar, in der tiefsten sächsischen Provinz wird es weiterhin sehr düster aussehen. Aber im Großteil Deutschlands könnte das schon funktionieren


    Die grüne Wiese wird auch deswegen nicht funktionieren, weil Lokalfürsten oder die Stadtbevölkerung nicht auf "ihr Haus" verzichten wollen, auch, wenn es nur 10 km entfernt aufgebaut würde und dadurch für die ganze Umgebung die Versorgung zentralisiert und optimiert werden könnte.

    Das sehe ich auch als größtes Problem, dass die Politik zu viel Angst vor negativer Presse und Stimmverlusten hat. Stattdessen werden einfach die Anforderungen erhöht (G-BA-Notaufnahmenerlass) und die Vergütung verkürzt, so dass die Häuser zugrunde gehen. Das kann man dann wahlweise auf den unfähigen Vorstand oder, noch besser, auf einen privaten Konzern schieben

    Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren eine erhebliche Ausdünnung in der Krankenhauslandschaft erleben werden. Das finde ich grundsätzlich begrüßenswert. Schade, dass die Politik nicht den Mut hat, diese strukturiert zu planen. Stattdessen werden die Krankenhäuser durch Revierkämpfe und unerfüllbare Anforderungen langsam ausgehungert, und oftmals noch kurz vor der Schließung Geld in Neubauten und Geräten versenkt.

    Klar, gar nicht so selten wie du glaubst. Wie bereits geschrieben wird beispielsweise der Christoph 44 in Göttingen nahezu ausschließlich mit Assistenzärzten im Rahmen der Weiterbildung besetzt. Manchmal ist das auch bei Stationierung an kleineren Häusern wie z.B. in Wolfenbüttel teilweise üblich


    In der weit überwiegenden Anzahl dürften es aber sicher Fachärzte sein

    Das hängt stark von der Geographie ab, im Süden sind z.B. die Unfallchirurgen stark vertreten.
    Generell ist der häufigste Weg, eine Stelle in der besetzenden Klinik in der entsprechenden Abteilung anzunehmen und sich mit den entsprechenden Verantwortlichen "gut zu stellen"


    Zumindest in der Uniklinik Göttingen ist eine feste Rotation von 3-6 Monaten auf den RTH im Rahmen der Facharztausbildung Anästhesie vorgesehen, vielleicht auch ein guter Weg?

    Ich denke nicht, dass der Pool an geeigneten Leuten besonders groß ist, und viele Leute wirklich über Jahre hinweg Lust haben, Facharzt für Telefonmedizin zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass die Entlohnung vermutlich wieder nach TVÖD auf Assistenzarztniveau sein wird. Und dann kommt noch die Erkenntnis, dass dauerhaft wach ssin, Bildschirmarbeit und Multitasking deutlich anstrengender sind, als 24 Stunden Notarztwache.


    Naja, mal sehen was da so kommt, und hoffen, dass das hier nicht kommt

    Ich frag mich immer, welcher Arzt auf so eine Stelle scharf ist? Für ein Modellprojekt finden sich bestimmt leicht ein paar motivierte Leute, aber in der Fläche?

    Ich finde es interessant, wie oft die Diskussionen hier Richtung Notarzt-bashing gehen. Kennt jemand die Kollegen? Warum wird direkt davon ausgegangen, Dass es keine vernünftige PSA gibt, Nur weil sie aus der Praxis kommen? Kennt man die Performance dieser Kollegen vor Ort? Letztendlich war es ein News-Artikel Zu einer konkreten Gegebenheit.


    Meine Klischee-Beschreibung ist sicherlich einer sachlichen Diskussion nicht zuträglich, da hast du Recht. Ansonsten war meine Intention sicher kein Notärztebashing, schon gar nicht konkret auf die Kollen in Neu-Ulm bezogen. Es ging mir nur darum, dass ich in der Schaffung von Systemen mit hauptamtlichen Vollzeit-Notärzten eine Verschlimmbesserung und nicht das Optimum sehe.
    Das ist aber mich von den Systemgegebenheiten immer noch besser, als Alleinfahrer-NA aus einer Praxis heraus. Selbst wenn die Notärzte in Neu-Ulm die besten Notfallmediziner unter der Sonne wären, ist das in meinen Augen ein System, das made to fail ist

    Ich stelle mich doch als Notarzt ja auch nicht ins Forum und Ziehe bei jeder möglichen Gelegenheit Über die Performance so mancher Rettungsdienst-Mitarbeiter her ( und da gibt es auch tatsächlich sehr sehr viele Tiefflieger, Desinteresse, kaum fortgebildete usw Mitarbeiter


    Das wäre manchmal erfrischend und angebracht um die Wunschträumen Einiger von einem baldigen Paramedicsystem ein bisschen in den Kontext der Realität zu rücken. Der Unterschied ist aber: ein schlechter Rettungsdienstmitarbeit kann durch einen guten Notarzt weitestgehend kompensiert werden, andersherum funktioniert das nicht wirklich


    Manchmal wünsche ich mir deutlich mehr Kollegialität zwischen den Berufsgruppen.


    Kollegalität ist immer schön, ich würde mir aber auch umgekehrt wünschen, dass es innerhalb der Ärzteschaft weniger "Corpsgeist" geben würde, man schwarze Schafe gezielt entfernt und vor allem für eine Anhebung der Standards kämpft. Es kann in meinen Augen nicht sein, dass Notarzt fahren quasi die geringsten Anforderungen von allen Zusatzbezeichnungen hat und anschließend nie wieder eine Pflicht zur Fortbildung oder gar Rezertifizierung besteht.
    Und es ist in meinen Augen auch ein Unding, dass im Jahr 2019 weiterhin Notarztsysteme auf dem Stand von 1980 bestehen und sogar noch verteidigt werden
    Das ist in meinen Augen kein Ausdruck von Kollegialität, sondern von reaktionärem Denken

    Wenn diese Leute die entsprechende Ausbildung genossen haben und entsprechend vom Arbeitgeber Fort- und Weitergebildet werden:
    auf jeden Fall!


    Vielleicht in einer perfekten Welt mit dem Notarzt als eigener Fachweiterbildung und Einsätzen, die nur NACA 5-7 umfassen.


    In der Realität kommt es nach meinen Erfahrung bei den meisten, wenn sie die Klinik verlassen und Vollzeit-NA werden, zu einer schnellen Verschlechterung der Performance durch niedrige Skill exposure und einer Abkopplung von den aktuellen Entwicklungen in der Medizin und leider tut es den meisten auch nicht wirklich gut, wenn man immer Chef im Ring ist und es keinerlei Diskussionen mit einen bisschen Input von anderer Seite gibt. Klinische Fallbesprechungen und die damit verbundenen Diskussionen sind ein wichtiges Korrektiv für jeden Arzt, ich glaube das ist auch ein großer Teil des Problems, das zur schlechten Performance vieler Hausärzte führt.


    Für mich arbeitet der perfekte Notarzt überwiegend auf der Intensivstation eines Krankenhauses im Versorgungsbereich, ist natürlich bestens aus- und fortgebildet und macht genau so viele Dienste, dass er da richtig Bock drauf hat.


    Aber natürlich nehme ich immer noch lieber einen Facharzt für Anästhesie, der sich nicht mehr dem Kostendiktat in der Klinik unterwerfen möchte, als einen Hausarzt, der mit Schlappen aus seiner Praxis ausrückt