Beiträge von hpcpr

    Es gibt Regeln, die man einhalten muss.


    Wenn man dies nicht macht, muss man die Konsequenzen tragen.


    Ausser natürlich in good old Germany.


    Man stelle sich vor, dass die Aufsichtsbehörden hierzulande so konsequent durchgreifen würden, wie in Schweden, Dänemark oder auch den USA.


    In den Verträgen werden klare Parameter festgelegt, bei deren Nichteinhaltung entweder spürbare finanzielle Strafen fällig werden (z.B. ein kompletter Jahresumsatz in der Region) oder der Vertrag wird gekündigt. Einer der Parameter könnte die Hilfsfrist sein, aber auch die Sicherstellung der Anzahl der Ressourcen, Besatzungsqualifikation, Einhaltung von Tarifverträgen, etc.


    Persönlich denke ich, dass dies ein MUSS wäre.


    Hinsichtlich des fehlenden Personals hätte ich noch einen Punkt.
    Man sollte nicht vergessen, dass sicherlich die finanziellen Rahmenbedingungen ein wesentlicher Faktor sind, um für gute Mitarbeitende attraktiv zu sein. Jedoch haben insbesondere die Anteile der neuen Arbeitnehmergenerationen, welche einen Anspruch an sich selbst haben, kein Interesse, für einen qualitativ mittelmässigen Arbeitgeber tätig zu werden. So lange sich aber die meisten Anbieter einer reinen "mee too"-Strategie bedienen und keine klare Differenzierung in der klinischen Performance herausarbeiten, werden sie dauerhaft Schwierigkeiten haben, die Stellen mit gutem Fachpersonal nachhaltig zu besetzen. Das gilt für Schweden, ebenso wie für Deutschland und ist vollkommen unabhängig davon, ob der Anbieter kommunal oder privat ist.

    Und noch eine persönliche Bemerkung: die Anzahl der Auszubildenden ist für die Struktur und Größe des Betriebes deutlich zu hoch.

    Auch wenn ich Euren Betrieb nicht kenne, so sehe ich wenn dann in der Struktur die Herausforderung.
    Die Größe ist hierbei nicht der primär ausschlaggebende Faktor.
    10 bis 20 Prozent Auszubildende ist z.B. bei uns durchaus üblich.

    Meiner Meinung nach dürfte man gerne jedes Jahr evaluieren, ob die Hilfsfristen eingehalten werden und, falls nicht, welche Ursachen das hat.

    Im Jahr 2016 sollte man eigentlich in Realzeit wissen, wo man in Sachen Hilfsfristen steht. High-Performance Systeme evaluieren den Bedarf täglich, analysieren ob es Patterns gibt und passen die Ressourcen dementsprechend kontinuierlich an.

    gibt es schon etwas neues ? Vielleicht wird ja der Abschluss des TvÖd übernommen :biggrin_1:

    Oder der Geschäftsführer einer DRK Rettungsdienst gGmbH in BaWü geht mit gutem Beispiel voran und kündigt einfach die Mitgliedschaft in der DRK-Tarifgemeinschaft, um in die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände zu wechseln. Dann würde das mit dem TVöD klappen.

    Was mich hier wieder wundert ist, dass es bei uns im Kreis seit ca. 3 Jahren ein neuer privater KTW-Anbieter aktiv ist, der seine Flotte in der Zeit von 1 auf 4 Fahrzeuge erweitert hat..... Schen sich offensichtlich zu rentieren...

    Hier im Lkr. (vielleicht der selbe) gibt es ebenfalls einen Anbieter, der gerade seine KTP-Kapazitäten massiv nach oben schraubt und weitere Standorte eröffnet. Wie die Anstellungsbedingungen aussehen, kann ich aber nicht beurteilen.

    Wie wahr.

    Das stimmt. Welche fallen dir denn neben dem NotSan und der Fahrzeugvorhaltung noch ein?

    Persönlich denke ich, dass ein wesentlicher Grund ist, dass man das Vertrauen der Mitarbeitenden zu grossen Teilen verloren hat.


    Man ignoriert weitestgehend die Bedürfnisse neuer Arbeitnehmergenerationen und versucht diesen tradierte Strukturen und Führungsformen überzustülpen. Viele Organisationen und Unternehmen in unserem Sektor stecken in dieser "Traditionsfalle" fest und je größer und schwerer das "Schiff" ist, desto länger dauert es den Kurs zu ändern. Leider wird oftmals noch nicht einmal das Ruder eingeschlagen bzw. nur so leicht, dass es für die Mitarbeitenden nicht genügend spürbar ist.


    Leider haben viele Organisationen und Unternehmen in den letzten 20 bis 30 Jahren versäumt Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden, nämlich Menschen zu helfen und einer Sinn erfüllenden Aufgabe nachzugehen, fördern und fordern.
    Leider ist eher das Gegenteil der Fall und man hat vieles unternommen, möglicherweise unwissentlich, um diese "Bestimmung" zu eliminieren. Das Resultat sind oftmals "Arbeitszombies" und keine Säulen, welche das Unternehmen tragen.


    Rein auf den Personalmangel bezogen, hat man sicherlich auf die lange abzusehenden Herausforderungen aus strategischer und taktischer Sicht nicht optimal reagiert bzw. nicht rechtzeitig agiert. Aus meiner Sicht wurden die Auswirkungen durch den Wegfall des Zivildienstes seit 2012 vollkommen unterschätzt, vor allem in Hinblick auf die Gewinnung von hauptamtlichem Personal. Die Einführung des NotSan macht dies aktuell nur erstmals wirklich sichtbar. Denn um Mitarbeitende weiterzuentwickeln, brauch ich erst einmal genug. Und ich sollte mir als Organisation oder Unternehmen schon längstens Gedanken machen, wie ich diese weiterentwickelten Mitarbeiter motiviere zu bleiben. Denn wie wir in der Schweiz sehen, ist ein vernünftiges Gehalt, gute Fortbildungsmöglichkeiten, faire Arbeitsbedingungen, etc. scheinbar nicht ausreichend.


    Ich bin auch davon überzeugt, dass es ein Fehler ist immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Bevölkerung wegen "Bagatellen" den Rettungsdienst ruft. Man darf hierbei nicht vergessen, dass man in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder gefordert hat, dass die Bevölkerung genau dies macht ("Im Notfall 112"). Wir können nicht erwarten, dass Laien einschätzen was ein "wirklicher" Notfall ist, denn dies ist oftmals sehr subjektiv. Man darf auch nicht vergessen, dass der Zugang zum System Rettungsdienst massiv vereinfacht wurde. Im Jahr 1992 gab es 1 Million Mobilfunkteilnehmer in Deutschland und im Jahr 2011 waren es 140 Millionen. Wie hat man seitens der Rettungsdienst-Systeme, -Organisationen und -Unternehmen darauf reagiert? Man hat einfach zugesehen und es geschehen lassen.
    Es wäre aber notwendig gewesen hier sich als Organisation oder Unternehmen proaktiv einzubringen.


    Die ganzen Themen rund um die demographische Entwicklung lasse ich jetzt mal außen vor, da ich sonst ein Buch schreiben müsste.


    Meine persönliche Überzeugung ist, dass die aktuellen außerklinischen Versorgungssysteme nicht mehr den Bedürfnissen der Gegenwart und der Zukunft entsprechen und dass nicht nur die notfallmedizinische Versorgung in vielen europäischen Ländern in Gefahr ist, sondern die medizinische Grundversorgung generell.
    Und ich bin davon überzeugt, dass die aktuellen sichtbaren Herausforderungen nur die Spitze des Eisbergs sind.


    Leider gibt es bei diesen sehr komplexen Herausforderungen, keine einfachen und schnellen Lösungen.


    Wenn man wirklich eine nachhaltige Lösung erzielen möchte, muss man anerkennen, dass die jetzigen Systeme, Organisationen und Unternehmen für ein anderes Zeitalter designed und konzipiert worden sind, und man eine nahezu disruptive Veränderung anstreben muss, um sich zukunftsfähig zu machen. Hierzu gehört neben den entsprechenden Investitionen vor allem viel Mut, Know-how und auch ein bisschen Verrücktheit.


    Aber gerade im Bereich der ausserklinischen Versorgung gibt es tolle Beispiele, dass so etwas funktionieren kann.


    Tut mir nur einen Gefallen und arbeitet konstruktiv an unserem Tarifvertrag mit, denn das ist das einzige was Ihr später an Freizeit und im Geldbeutel merken werdet.

    Nachdem, wie an anderer Stelle in diesem Forum zu lesen, für die neuen Arbeitnehmergenerationen zunehmend andere Faktoren als die genannten (Freizeit und Geldbeutel) eine Rolle spielen, würde mich interessieren, wie die Forderungen bzw. Vorschläge in diesen Bereichen aussehen. Was wird in Sachen Fortbildung, Weiterbildung, Gesundheitsförderung, etc. angestrebt? Wie sieht die Vision des Rettungsdienstes in Deutschland seitens Ver.di aus? Welche konkreten Ideen bringt Ver.di ein, um das ausserklinische Versorgungssystem nachhaltig weiterzuentwickeln? Welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten sieht Ver.di für den Notfallsanitäter?


    Herzlichen Dank schon einmal für die Antworten!

    Bemerkenswer ist das es dort eine 42 Std. Woche gibt und nach dem TVÖD bezahlt wird und nicht DRK RTV. Das hilft also scheinbar auch nicht unbedingt wenn die Wohlfühlaspekte im Betrieb zu kurz kommen.

    Wenn ich mir so manche Mitarbeitendenbefragung betrachte, würde ich sogar behaupten, dass die "Umfeldfaktoren" eine dominierende Rolle einnehmen. Dies verwundert eigentlich auch nicht, da dies den Profilen der neuen Arbeitnehmergeneration(en) entspricht. Nichtsdestotrotz muss das Lohnniveau so angesiedelt sein, dass sich damit am jeweiligen Lebensmittelpunkt ein angstfreies Leben im Hinblick auf die finanzielle Situation führen lässt. Denn nur ohne Angst vor finanziellen Engpässen kann ein Arbeitnehmer eine entsprechende Performance liefern.