Beiträge von Dienstwagen

    Zu dem Thema gehören mehrere Punkte. Neben der Bezahlung, der Arbeitszeit, dem Fahrtweg und den Krankentransporten geht es meiner Meinung auch darum, ob man das spezielle Einsatzspektrum einer Großstadt ertragen kann. Nach meinen Erfahrungen gehören dazu viel Schlepperei, viele Bagatellen, häufige Einsätze mit Alkohol, Drogen und Gewalt, wenig Entscheidungsspielraum aufgrund der hohen NEF-Verfügbarkeit und sehr hohe Einsatzzahlen. Ich halte das für kein Zuckerschlecken.
    Am Stadtrand ist es interessanterweise in vielen Dingen anders. Vom arbeiten her ist die Landrettung immer noch unschlagbar.

    Ich glaube nicht, dass man das von Sebastian beschriebene Problem alleine auf mangelnde Fortbildungen zurück führen kann. Sicherlich sind da viele AG einfach schlecht, aber ich denke es liegt eher an einer bestimmten Sorte Mensch, die eine gewisse Affinität zu blinkenden blauen Lichtern hat. Man sieht sich Kraft Amtes als geil und nicht aufgrund der Fachkompetenz.
    Erfreulicherweise werden mit dem NotSan mehr von diesen Leuten ausgesiebt. Wir können nur hoffen, dass der brauchbare Teil irgendwann die Überhand bekommt.

    Schließlich wurde auch in den vergangenen Jahren fast nirgendwo auf die stetig ansteigenden Zahlen reagiert. Es wird immer nur an die Bürger appelliert, man solle sich überlegen, ob der Anruf in der Leitstelle nötig ist. Offenbar sind die Bürger davon aber immer häufiger überzeugt.

    Dem Bürger wurde jahrelang eingebläut immer brav den Notruf zu wählen. Genau das macht er jetzt. Wir können uns darüber nicht beschweren. Man könnte die hohe Bekanntheit und Inanspruchnahme der Nummer auch als Vertrauensbeweis deuten.
    Und mal ganz ehrlich: Das Gesundheitssystem ist für Laien wirklich undurchsichtlich. Was wann in Frage kommt und in welchen Fällen man wohin kann, ist auch für Profis manchmal schwer einzuschätzen. Gerade die Frage ob die eigene Erkrankung gerade dringlich ist oder doch Zeit hat, bewegt viele Leute. Ich denke eher man müsste die Leute da an die Hand nehmen. Das System kann nicht funktionieren, wenn nur ein geringer Prozentsatz der Leute es richtig benutzen kann. Also entweder das System vereinfachen, was aufgrund seiner Komplexität schwierig ist, die Bürger intensiv über die Möglichkeiten informieren oder eine Art Lotsendienst bereitstellen. Ich halte letzteres für am sinnvollsten und sehe hier eine zukünftige Kernaufgabe des Rettungsdienstes und der Leitstellen - ob wir das wollen oder nicht.

    Passiert da auch mal mehr als ein erhobener Zeigefinger? Angeblich waren die nämlich schon zweimal da und passiert ist nix...

    Was ich so von Gewerbeaufsichtsämtern erlebt habe ist eher beschämend. Die Unfallversicherungsträger sind meistens ein bisschen mehr auf Zack, verstehen sich aber grundsätzlich auch eher als Partner und naja... irgendwie habe ich die bisher immer sehr nachlässig erlebt. Schade für diejenigen, die sich an die Vorgaben halten, wenn andere ständig damit durch kommen. Das traurigste daran ist allerdings, dass es sich im Arbeitsschutz ja um Minimalvorgaben handelt. Im Sinne guter Arbeit sollte es sich dabei um eine Selbstverständlichkeit handeln und eher das Bestreben da sein, die Arbeitsqualität nach individuellen Gesichtspunkten zu verbessern. Aber ich schweife in utopische Träume ab...

    Für mich ist diese Akademisierung ein leichtes Reizthema. Es geht schlichtweg am Sinn eines Studiums vorbei, wenn man damit handwerklich arbeiten soll. Das Problem ist natürlich mal wieder multifaktoriell. Klar ist der Anspruch an Abiturienten irgendwo da, etwas "sinnvolles" mit dem Schulabschluss anzufangen. Wer will schon ein Leben lang der Meinung sein, er hätte mehr aus sich machen können. Letztendlich ist das bei vielen Studiengängen aber irgendwie mehr Schein als Sein.
    Ich denke das Problem liegt in der Gesellschaft. Meiner Meinung nach ist die Arbeit eines engagierten Hilfsarbeiters mehr wert, als wenn ein Studierter sich bocklos durch den Tag pfuscht. Letztendlich sind es einfach unterschiedliche Aufgaben, die unterschiedliche Anforderungen haben. Danach sollte man gehen. Es wird ganz gut ersichtlich, wenn man sich die verschiedenen Arbeitstypen anschaut (siehe hier , ganz unten).


    Am schlimmsten sind aber Akademiker in Führungspositionen. Menschenführung ist in vielen Studiengängen kaum bis gar nicht Bestandteil. Sowas muss man lernen und dafür braucht es kein Studium. Alleine die fachliche Komponente ist natürlich wichtig, wenn es darum geht wichtige Entscheidungen zu treffen. Aber letztendlich kann eine Führungskraft nicht von allem eine Ahnung haben und sollte eigentlich dafür sorgen, dass die Experten eine gute Lösung finden können.

    So hat Maverick aber überhaupt nicht argumentiert.

    Ich sehe das Argument von Johannes zwar auch durchschimmern, aber tatsächlich hat Maverick anders argumentiert. Ich sehe an dem ganzen allerdings einen kleinen Haken.


    Seine Aussage: "Eine Verlängerung der RS-Ausbildung ist nicht notwendig, um gute Beifahrer für den RTW darzustellen".


    Seine Begründung: "Ich fahre regelmäßig mit guten RS, die bei der Bundeswehr CFR Charlie sind und jährlich 4 Wochen Fortbildung genießen".


    Maverick hat quasi eine Bedingung geschildert unter der es möglich wäre qualifizierte RS zu bekommen, was in sich auch plausibel klingt. Daraus jetzt aber auf eine Übertragbarkeit auf alle RS zu schließen ist schlichtweg ein Logik-Fehler. Damit das passt, müsste ja auch jeder RS die genannten Bedingungen erfüllen und das ist schlichtweg nicht möglich.

    Mein AG hat sowohl Verfüger-Dienste, als auch Rufbereitschaften.
    Die V-Dienste sind verblockt und sind zum einen als Puffer in der Jahresplanung gedacht und auch für mittel- bis kurzfristige Personalausfälle. In der Regel arbeitet man also. Bei Kurzfristigkeit gibt es 115-135% extra.
    Die RBs sind für spontane Ausfälle gedacht und gehen immer von 6 Uhr bis 6 Uhr Folgetag. Natürlich gibt es nicht mehr als einen Einsatz pro RB. Pauschal kriegt man 2 Stunden unter der Woche und 4 an Wochenende und Feiertag. Zusätzlich gibt es bei Einsatz die Stunden mit 130% und die Fahrzeit hin und zurück auch jeweils als Überstunden. Können wir dann aufs Arbeitszeitkonto nehmen oder auszahlen.
    Wenn ich mir das ganze auszahlen lasse, bin ich da bei knapp 300-350€ brutto.
    Die V-Dienste werden in der Jahresplanung normal als Dienst gerechnet, die RBs nicht. Ist realistisch, denn in der Regel gibt es bei ersterem auch Dienste und bei zweiterem wurde ich bisher nur 4 von 14 RBs gezogen.

    Nochmal: Mir ist das NEF mit RettAss oder NotSan als Fahrer auch lieber. Aber ich glaube einfach, dass wir dafür in Zukunft vielleicht nicht genügend Personal haben werden. Und dann finde ich die Lösung mit einem RS als Fahrer des NEF besser, als RTW still zu legen.

    Mir ist es auch am liebsten, dass wir auch in Zukunft so viel Fachpersonal haben werden, dass alle vorhandenen RTW-Schichten und auch alle NEF-Fahrerdienste verbindlich und immer mit RA/NotSan besetzt werden können. Dafür muss auch berufspolitisch alles gemacht werden, dass dies klappt. Das soll dann so auch im Gesetz stehen.

    Der Markt reguliert sich durch Angebot und Nachfrage. Es war lange Zeit so, dass das Angebot an RAs deutlich höher war, als die Nachfrage. Ich bin mit vielen Kollegen gefahren, die unter miesen Bedingungen arbeiten mussten, einfach weil die AG es mit den Leuten machen konnten. RA als RS anstellen ist ja noch eine der netteren Varianten.
    Jetzt läuft es endlich mal anders rum und dann kommt so eine Forderung! Ich bin ehrlich gesagt etwas fassungslos. Endlich ist es mal soweit, dass wir mitreden können, dass AG nennenswerte Bemühungen um Fachpersonal starten und dann kommen Kollegen um die Ecke und meinen "ach nee, wenn ihr es nicht hinbekommt, dann setzt doch RS aufs NEF".


    Das ist doch genau das Gegenteil von "berufspolitisch alles tun". Ich weiß auch nicht, was du da in welches Gesetz schreiben willst...

    Wenn alle ernsthaften Anstrengungen doch nicht gereicht haben, was machen wir dann?
    Lassen wir dann lieber RTW-Schichten ausfallen, oder überlegen wir, ob der NEF-Fahrer auch nur RS sein kann? Das ist doch das Ziel dieser parlamentarischen Anfrage. Zu klären, ob dafür die Qualifikation RS ausreichend wäre.

    Dafür sollte es erstmal ernsthafte Anstrengungen gegeben haben. Die einzigen Anstrengungen, die ich an manchen Stellen so mitverfolge sind rumweinen und versuchen irgendwelche Gesetze zu ändern. Wieviele Zeitungsartikel gab es in den letzten Monaten zum Thema "böser NotSan, wir finden doch kein Personal" und "bitte, bitte macht doch diese ach so kurze Übergangsfrist länger". Ich kenne verschiedene Betriebe die es trotz dieser "Widrigkeiten" geschafft haben kontinuierlich ihr Personal zu NotSan fortzubilden. Dann gibt es Kreisverbände, die ihre Rettungswachen aus "Mitarbeiterfreundlichkeit" schon nach 30 Jahren renovieren. Das Blockheizkraftwerk direkt ein Zimmer neben dem Ruheraum bleibt aber.
    Meiner Meinung nach ist es der erste wichtige Schritt zur Verbesserung unseres Berufsbildes, dass solche Organisationen auf die Fresse fallen. Dem entgegen zu kommen mit "ihr könnt doch auch RS aufs NEF setzen" ist einfach nur ein Schuss ins eigene Knie.


    Bezüglich der grundsätzlichen Frage schließe ich mich Johannes Meinung an.
    Es liegt noch sehr viel Verbesserungspotential in der Frage wie man den Notfallsanitäter zum richtigen Patienten bringt. Aktuelle Praxis ist es doch, dass wir oft genug bei Pseudo-Notfällen stehen und Transporte durchführen müssen, weil wir gesetzlich verpflichtet sind. Das ist sicherlich eine schwierige Situation und eine Diskussion für sich. Der erste und unstrittigste Ansatzpunkt sollte aber sein, dass ein Notfallsanitäter auch zu Notfällen fährt und nicht über die Hälfte seiner Arbeitszeit Krankentransporte fährt.

    Ich frage mich die ganze Zeit, was das für eine Verletzung sein kann. Es sieht ja eigentlich gar nicht so dramatisch aus in dem Video. Ohne Gründe kommt man aber auch nicht auf die ITS...



    Ansonsten ist das Bild nicht übermäßig gut. Was auch immer da schief gelaufen ist. Immerhin haben die Kollegen die Hilfsfrist gehalten. :pfeif:

    Hat es wohl etwas zu bedeuten, dass dieser Thread direkt über "Hannover stellt zwei N-KTW in Dienst" steht? Lustiger Zufall jedenfalls.



    Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn die Kostenträger tatsächlich kein maßgebliches Interesse haben, gegen diesen Betrug vorzugehen. Schließlich ist klar, wer für 116 RTW (nach Jahresbericht FW HH ) diese Geräte letztendlich bezahlen müsste. Das würde sich in den nächsten Jahren in massiven Mehrkosten niederschlagen. Zumal ich den Nutzen an vielen Stellen auch nicht sehe. Über ein 12-Kanal EKG und ein gescheites Ampullarium reden wir dabei selbstverständlich nicht.


    Naja ich sehe schon die nächste Überschrift: "Hamburg stellt 116 N-KTW in Dienst" :biggrin_1:

    Zitat

    Diese qualifizierte Hilfeleistungspflicht einer Notfallsanitäterin und eines Notfallsanitäters lässt sich aus der allgemeinen Hilfeleistungspflicht nach § 323 c Strafgesetzbuch (StGB) ableiten.

    Ist das wirklich so? Dachte uns betrifft die Garantenstellung nach §13 StGB und nicht die unterlassene Hilfeleistung.
    Sehe ich es richtig, dass es falsch ist aus dem rechtfertigenden Notstand eine Verpflichtung zur Durchführung heilkundlicher Maßnahmen für NotSan abzuleiten?

    Es geht weiter
    https://www.welt.de/print/die_…t-Chef-der-Feuerwehr.html


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    Sinnvoll fände ich eine Unterlassungsklage gegen das DRK. Ist ja wohl unmöglich zu behaupten, dass gerade der Verein einen guten Ruf hätte!

    Auch wenn es etwas OT ist, aber ich könnte immer heulen wenn ich mir anschaue wie katastrophal die Zustände in den deutschen Stadtstaaten sind - oder zumindest auf mich wirken. Ich meine das wirkt echt mehr als befremdlich. Dabei könnten B, HB und HH doch so schnell nötige Veränderungen herbeiführen. Sie hätten die Infrastruktur für gute und beste Aus-, Fort- und Weiterbildung; sie haben einen statt dutzende ÄLRD; man könnte den Rettungsdienst komplett in Eigenregie übernehmen oder transparent ausschreiben - die Günstlinge dann aber an die kurze Leine nehmen und nicht zuletzt stelle ich mir Gesetzgebungsverfahren in einem Senat wesentlich schnelllebiger vor als in Flächenländern mit zig Kreisen.


    Aber vielleicht ist das nur meine larmoyante Naivität. :mauer:

    Also meiner Auffassung nach ist es doch in Hamburg genau so, dass man seinen RD eben fest im Griff behält und sich dagegen sperrt, dass sich andere da rein drängeln. Darum dreht sich ja die ganze Diskussion. Ich kann es auch nur unterstützen, dass die Feuerwehr da vehement gegen vorgeht, weil ich es ähnlich sehe, wie du.

    Wäre es Dir lieber, dass alle HiOrg tun und lassen können was sie wollen, während vom Steuerzahler teuer erkaufte Fahrzeuge rum stehen, aber vom Steuerzahler nicht bezahlte Fahrzeuge sich das Stück vom Kuchen abholen, was die Steuerzahler wieder wiederum bezahlen sollen? Diese Nicht-Bedarfsplan-RTW dürfte es überhaupt nicht geben.

    Werden die RTW nicht von der Krankenkasse bezahlt?

    Der Artikel trifft durchaus sehr gezielt ein bestehendes Problem. Wenn der RD bei allem sofort hilft, merkt man sich das natürlich. Ob es jetzt das richtige Mittel ist, interessiert den Bürger kein bisschen. Man kann dem Patienten nichts vorwerfen - das Problem ist systematisch. Jahrelang wurde den Leuten eingebläut immer brav die 112 zu wählen - es könnte ja ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. Jetzt ist es plötzlich nicht mehr richtig? Sicherlich gibt es Fälle die eindeutig überflüssig sind, aber für Jemanden der sich medizinisch nicht auskennt und sonst immer gesund ist, wirkt schon eine kleine Abweichung vom Normalzustand bedrohlich.
    Ich würde es tatsächlich ganz deutlich hinterfragen, ob es flächendeckend eine wirkungsvolle Stärkung der Gesundheitskompetenz gibt. Ich habe bisher nicht den Eindruck gehabt, dass die Leute ausreichend über mögliche Krankheiten informiert sind. Es geht hier um staatliche Risikokommunikation. Wen das interessiert kann sich gerne mal die Bevölkerungsschutz 4/2012 organisieren. In einem Artikel beschreibt Hans-Peter Weinheimer das Problem recht gut. Deutschland ist ein recht krisenarmes Land. Demnach würde nur der sterbende Wald interessieren und nicht das Risiko dafür.


    Es wäre denkbar, dass es einen positiven Effekt hätte, wenn man hier schon proaktiv an den Bürger herantritt. Das gehört für mich verpflichtend zur Schulbildung und sollte meiner Meinung nach über Erste Hilfe hinaus gehen. Leider sterben die Omas aus, die Kindern und Enkeln noch erklären können, was man am besten bei einer Erkältung macht.