Das ist der springende Punkt und eine Frage der Prioritäten.
Die oberste Priorität hat der Transport in die Klinik. Dafür werde ich gerufen. Ich entscheide Transport nötig: Ja/Nein.
Falls kein Transport nötig ist, behandele ich bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Palliativpatienten) Patienten nicht vor Ort.
Falls ein Transport nötig ist, wird dieser in die Wege geleitet.
Um auf den konkreten Fall zurückzukommen:
In aller Regel lege ich bei solchen Einsätzen als Komfortleistung einen Zugang im RTW und da kommt der springende Punkt:
Ich befinde mich bereits im Transport-Vehikel.
Oft ist die Infusion (500 ml VEL) bis zum Erreichen der Notaufnahme noch nicht ganz durchgelaufen.
Dass ich beim Patienten verweile und 500 ml probatorisch Durchlaufen lasse, spricht in meinen Augen, von einer anderen Intention:
Nämlich der Behandlung vor Ort. Und das ist aus mehreren Gründen in dem Kontext einfach Käse.
Das BRK hat hier verständlicherweise etwas dagegen. Ich glaube auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Der Rettungsdienst ist eine Transportleistung im SGB.
Andere Rechtslage bezüglich Abrechnung, andere Meinung des BRK.
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OK,
Da ticken wir sicher etwas unterschiedlich, aber ich kann deinen radikalen Standpunkt durchaus nachvollziehen und lobe ausdrücklich deine konsequente Haltung.
Nach meinem Erleben rufen die Menschen den Notruf eben oft nicht, weil sie einen Transport wünschen, sondern, weil sie Hilfe brauchen und es keine andere Option gibt oder sie keine kennen.
In der Tat behaupte ich, dass wir oft zu Patienten kommen, die besser zu Hause aufgehoben sind und eine ambulante Therapie benötigen
Und du hast sehr recht: Es ist nicht unser Job!
Trotzdem bin ich immer, unabhängig von meiner Zuständigkeit und erst Recht unabhängig von betriebswirtschaftlichen Erwägungen, an der aktuell besten Lösung im Sinne des Patienten interessiert und richte mein Handeln danach aus.
Wenn ein Patient jetzt zum Beispiel nur etwas Flüssigkeit braucht oder eine Tavor, dann soll er die haben. Als nicht-Arzt kläre ich das aber immer telefonisch mit einem Arzt ab (Hausarzt, Vertretungsdienst), wobei ich meine Idee kurz erläutere, dem Arzt aber immer die Möglichkeit lasse, die Delegation nicht vorzunehmen und selbst vor Ort zu kommen.
Natürlich "lernt" der Patient jetzt, dass er immer, wenn was ist, bei uns anrufen kann... Aber Volkspädagogik ist ebenfalls nicht mein Job. Und ich denke mir immer, dass ich glücklicher und zufriedener in meinem Job alt werde, wenn ich mich nicht über jede "Fehlfahrt" aufregen, sondern akzeptiere, dass wir das Mädchen für alles sind im Gesundheitssystem und ich einfach versuche, den Menschen die Lösung anzubieten die die beste ist. In RettungsDIENST steckt Retten, aber auch Dienen.
Und ich hoffe, und nehme es einfach mal an, dass du trotzdem noch die Koffer in die Wohnung mitnimmt, auch, wenn du eigentlich erst im Auto behandelst