Colt, du hast meine Frage nicht beantwortet. Was soll gerade in SH denn so viel schlimmer sein als andernorts? Bitte erklär es uns Schleswig-Holsteinern doch mal. Solange erkläre ich dir gerne, dass das was du geschrieben hast sachlich vollständig falsch ist.
Den größten Einfluss auf die Rettungsdienstlandschaft in Schleswig-Holstein haben die öffentlichen Einrichtungen, allen voran die RKiSH. Insgesamt sind mit kommunalen Einrichtungen die vier Kreise der RKiSH Pinneberg, Steinburg, Dithmarschen, Rendsburg-Eckernförde, der Kreis Nordfriesland, der Kreis Plön, der Kreis Stormarn und die Berufsfeuerwehren (alle mit großem und führendem Anteil in ihren RD Bereichen, teilweise alleiniger Betreiber) Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster. Etliche der ansäßigen HiOrgs, die hier deutlich verhaltener Auftreten und vertreten sind als in manch anderem Bundesland, beschäftigen ebenfalls nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Damit ist es schlicht hinfällig, dass Mitarbeiter leicht los wird, die Arbeitsbedingungen lassen dies schlicht nicht zu. Sämtliche Arbeitgeber in SH, auch die besten, haben Schwierigkeiten ihre Planstellen zu besetzen. Die RKiSH, die zurecht als einer der besten und innovativsten Arbeitgeber bundesweit gilt, hat dauerhaft Stellen ausgeschrieben und führt in enger Folge Auswahlverfahren durch. Dort stellt man übrigens auch sofort unbefristet ein. Die anderen Arbeitgeber teilen sich überwiegend sowohl die guten Bedingungen als auch die Personalnot. Bei den meisten der genannten werden auch ausschließlich Rettungsassistenten eingestellt, dies wird von den Kassen so refinanziert. Rettungssanitäterstellen gibt es dort gar nicht, weswegen es auch schwer wird, auf eben so einer Stelle zu sitzen. Ein witziger "random fact": Die Landeshauptstadt Kiel hat genau einen (!) festangestellten Rettungssanitäter. Die Bedeutung der KTW Änderung für den hauptamtlichen Bereich überschätzt du ebenfalls. Es gibt derzeit in SH so gut wie keine KTW, was vermutlich zu gewissem Anteil daran liegt, dass hier bisher ein Rettungsassitent und ein Rettungssanitäter vorgeschrieben war. Wenn du im öffentlichen RD über das gesamte Land mehr als 15 KTW zusammen bekommst, wäre ich erstaunt. Das dürfte derzeit eher für die privaten Unternehmen außerhalb des öffentlichen RD und den erweiterten RD / KatS eine Rolle spielen.
Zur Umsetzung des NotSanG auch noch ein paar Fakten:
Schleswig-Holstein war das erste Bundesland gemeinsam mit Hessen, was mit den Ergänzungsprüfungen direkt nach Verabschiedung des NotSanG begonnen hat. Es gehört zu den wenigen Bundesländern die auch von Anfang an das volle Staatsexamen anbietet, sodass es hier das Problem der Diensterfahrungsregelung für die Ergänzungsprüfungen so gut wie nicht gibt. Die bundesweit erste Notfallsanitäterausbildung (Vollzeitausbildung, dreijährig) wurde im Februar 2014 durch die Berufsfeuerwehr Kiel begonnen. Viele Betriebe haben schon NotSan-Quoten um die 25 - 33 % erreicht.
Darum kann ich guten Gewissens sagen: Du weißt nicht, wovon du sprichst. Und das obwohl man viel davon hier im Forum, teilweise hier in diesem Thema, nachlesen kann. Reg dich übers NotSanG auf soviel du magst, aber tue es sachlich und schließ nicht von den Problemen deines RD Bereichs (und ggf. auch denen anderer) auf diejenigen, die es schon seit längerem besser machen!
Beste Grüße,
Johannes